@NoSleep Veröffentlicht am 11.03.2014
"Jung, ungebunden, abgebrannt?" Die Stellenanzeige klingt, als wäre sie für ihn geschrieben: Tommy (Andreas Buttler) ist gerade 22 Jahre alt, hat einen Haufen Schulden am Hals und will den Mief der elterlichen Wohnung hinter sich lassen. Klar, daß er der Sache nachgeht. So stößt Tommy zu einer Drückerkolonne von Kalle (Heinz Hönig-Honigbaum alias Heinz Hoenig). Von dem versprochenen Abenteuer und der beschworenen Freiheit ist im Alltag der Klinkenputzer nichts zu spüren: Die Unterkunft im Mehrbettzimmer stinkt vor Dreck, Schichten von zwölf Stunden sind normal, Lohn gibt es nur in den seltensten Fällen. Und wer aufmuckt, wird von Kolonnenführer Erich (Herbert Raule) auf Linie gebürstet. Bald schon weiß Tommy: Er muß hier raus. Aber wie soll er das anstellen? Schließlich geht es ihm wie den Kollegen: Wer verschuldet, vorbestraft oder auch nur arbeitslos ist, nimmt solche Erniedrigungen in Kauf. Mit ungeschönten Bildern und in authentischer Sprache beleuchtete Regisseur Uwe Friessner 1986 ein Kapitel moderner Sklaverei. In keinem Moment driftet der Film in eine Sozial-Soap ab. Statt dessen riecht man förmlich den Mief der Absteigen. Dieser Effekt ist vor allem einem Darsteller-Ensemble zu verdanken, das sich aus Laien und Profis zusammensetzt. In imposanten Auftritten als brutaler Boß: Heinz Hönig-Honigbaum, der inzwischen mit gekürztem Nachnamen und ergrautem Haupthaar zu einem Star des deutschen Films avanciert ist.
https://www.youtube.com/watch?v=iUBjRmfrG34