Die Drei ??? und...
06.07.2011 um 14:58
Die kahlen Wände des Korridors waren genauso kalt wie einige Stunden zuvor. Die beiden Jungen hatten sich unbemerkt in das Gebäude schleichen können. Sie wollten keine Aufmerksamkeit erregen.
Bob sah sich in dem Flur um: -"Keine Menschenseele. Ist das normal?" Ihre Schritte hallten an den Wänden den Gang entlang.
-"Das kann ich dir nicht sagen. Aber warum sollten hier auch viele Menschen sein? So. Hier ist es."
-"Und jetzt? Willst du warten bis einer da raus kommt Just?"
-"Mh..Das scheint mir in der Tat nicht angebracht. JENNIFER?"
-"Was? Bist du verrückt? Du kannst doch hier nicht rumschreien? Bob hatte ihn mit entsetztem Gesicht an der Schulter gepackt. Justus schaute nur irritiert:
-"Warum denn nicht? Glaubst du etwa, dass das einen von den Toten stört?"
-"Ach was? Wen haben wir den da? Nur zu zweit? Wo habt ihr den denn euren dritten Mann gelassen, der hatte wohl doch Angst?"
Jennifer Jaspers schien nicht überrascht von dem plötzlichen Besuch.
-"Peter ist beim Zahnarzt." Merkte Bob an. Der erste Detektiv schob sich zwischen die beiden:
-"Guten Tag nochmal. Entschuldigung, aber, wir hatten das noch nicht geklärt und ich würde Unannehmlichkeiten gern verhindern. Welche Anrede würden sie... oder du.. denn nun bevorzugen?" Justus begann trotz der Kälte leicht zu schwitzen. Das Gespräch war ihm unangenehm, er war nervös.
-"Von mir aus können wir uns duzen. Hier unten bin ich froh, wenn überhaupt mal jemand mit mir redet..." Justus war sichtlich erleichtert: -"Ja, womit wir gleich beim Thema wären. In letzer Zeit scheinen die Leichen ja doch den Kontakt zu dir zu suchen. Wenn man das so sagen kann."
Die junge Pathologin hielt den Blick des ersten Detektives konstant: -"Allerdings. Obwohl ich nicht weiß, ob mir das nun lieber ist. Aber im Ernst. Ich denke, wir sind uns alle im klaren darüber, dass da jemand seine Finger im Spiel hat. Irgendwer möchte mir eine Nachricht zukommen lassen."
Justus hatte die Frau während sie redete genau beobachtet. Nun kratzte er sich am Kopf: -"Am Telefon sagtest du, dass dir jemand das Leben nehmen will, oder dass du das glaubst. Wie kommst du denn darauf? Ist etwas vorgefallen?"
Jennifer verschränkte wieder die Arme vor der Brust: -"Ha! Ob etwas passiert ist? Und ob! Letzte Woche war ich in Raum 022. Das ist ein Raum, der noch kälter ist, als der normale Obduktionsraum. Hier werden spezielle Fälle behandelt, Wasserleichen, oder solche, bei denen die Verwesung bereits im fortgeschrittenen Stadium ist. Aufgrund der Temperatur, darf man allerdings nicht länger als 15 Minuten in diesem Raum arbeiten, ohne eine Pause einzulegen, in der man sich aufwärmt. Na ja, und als ich diese Pause dann einlegen wollte, kam ich nicht wieder aus dem Raum. Jemand hatte die Tür hinter mir verriegelt."
Bob sah sie mit kraus gezogener Stirn an: -"Vorschrift ja...? Na gut, aber, die Tür könnte ja auch zugefallen sein, oder jemand hat sie versehentlich verschlossen, weil er nicht wusste, dass sie da drin sind...? Schon mal darüber nachgedacht?"
-"Ja, ich weiß, das ist das erste woran man denkt. Aber, nun ja, eine weitere Vorschrift besagt, dass eine solche Tür immer von innen zu öffnen sein muss. Damit eben so etwas nicht passiert. Jemand hat die Tür von außen mit einem Aluminium Rohr verriegelt und diesen in dem Regal neben der Tür verkeilt; so, dass ich mich nicht befreien konnte."
Der erste Detektiv verstand Bobs kurze Anmerkung am Anfang des Satzes. Sofort ging er darauf ein: -"Es scheint viele Vorschriften zu geben, die für die Arbeit in einer solchen Einrichtung wohl unerlässlich sind. Unterläuft einem da nicht leicht ein Missgeschick? Ich meine, so viele Regeln, an die man sich halten muss, bekommt man die denn bereits im Studium vermittelt oder sind die überall anders?"
Die Mittzwanzigerin warf die Stirn in Falten: -"Selbstverständlich! Ohne die geltenden Vorschriften zu berücksichtigen und diese in seinem Studium noch einmal zu erfassen kommt man nicht bis zum hippokratischen Eid. Es wird von jedem Medizinstudenten erwartet! Es sind immerhin gesetzliche Auflagen! Was denkst du denn?"
Justus hob resignierend die Hände und zog die Brauen hoch: -"Verzeihung Jennifer, bitte versteh mich nicht falsch! So war das nicht gemeint. Im Gegenteil, du scheinst diese Sachen sehr ernst zu nehmen, jedenfalls erstellt sich mir der Eindruck, dass du bei diesen Sachen sehr genau bist."
-"Absolut! Als Pathologin muss ich mir meiner Verantwortung schließlich bewusst sein." Sie lachte etwas überheblich: -"Und um auf deine Frage zu kommen, nein, ha! Ein Missgeschick ist mir während meiner gesamten Laufbahn nicht passiert. Ich bin für Perfektion bekannt. Nicht wahr Trish?"
Hinter den Jungen war eine weitere Frau aufgetaucht. Sie war im selben alter, war allerdings ein dunklerer Typ. Ihre dunkelbraunen Locken fielen auf die Schultern. -"Allerdings. Hier Jenny, ich habe dir die Akte mitgebracht, die du von oben wolltest. Wer sind die Jungs?" Jennifer holte tief Luft: -"Die sollen sich hier was ansehen, ist schon gut! Du hast nichts verpasst." Sie lachte. Trish lächelte milde. Sie begann leiser zu reden und senkte den Kopf leicht: -"Hör mal Jenny, wenn das wegen dieser Sache ist, dann denke ich du solltest wirklich..." -"Trish! Ich habe gesagt, dass ich mich darum kümmere, okay?" Jennifers Miene hatte sich in Bruchteilen von Sekunden verdunkelt. Sie hatte eine deutliche Sprache gesprochen. Sie sah ihre Kollegin streng an, die nun ein wenig besorgt schien: -"Ja ist ja gut. Ich bin dann wieder oben. Pieps mich an, wenn was ist. Auf wiedersehen ihr beiden, hat mich gefreut!"
Sie verschwand im Aufzug.
Jennifer wandte sich wieder den beiden Detektiven zu. Sie hatte nun wieder ein freundlicheres Gesicht und seufzte: -"Trish. Nichts für ungut. Sie ist ein bisschen, na ja... übereifrig. Assistenzärztin eben. Ich war genauso. Allerdings hege ich zu meinen Assistenzärzten ein kollegialeres Verhältnis. Vielleicht, weil das ganze bei mir noch nicht so lange her ist.." Sie sah verträumt auf die Stelle, wo Trish bis vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte. Dann schien sie sich aus ihrem Tagtraum zu lösen: -"Wie dem auch sei, was wolltet ihr denn noch wissen?"
Bob hob den Finger und kramte wieder in seiner Tasche herum: -"Ich hätte da noch etwas, das mich interessieren würde. Und zwar, wollte ich noch mal fragen, was es mit diesem Datum auf sich hat, was auf den Umschlägen war. Kannst du damit irgendetwas anfangen? Ist das vielleicht, ein Geburtstag, oder ein Hochzeitstag, oder auch mal abgesehen von der Jahreszahl, vielleicht ein Todestag?"
Die Ärztin sah den dritten Detektiv unbeeindruckt an: -"Nein. Ich habe mir auch schon den Kopf zerbrochen über dieses Datum. Ich weiß es nicht."
Bob, schien etwas enttäuscht: -"Ja... gut. Und die Rätsel? Sagen die dir etwas? Ich meine, irgendwas?"
-"Also, wenn ich da irgendeinen Einfall hätte, hätte ich euch ja wohl kaum eingeschaltet."
Wieder schaltete sich Justus ein, um ein wenig zu schlichten: -"Jennifer, was Bob meint, ist, dass die Botschaften offensichtlich dir zugespielt werden. Jemand will dir also etwas mitteilen. Da das ganze in Rätseln geschieht, kann man davon ausgehen, dass dieser jemand will, dass nur du diese Information erhälst. Also vermuten wir, dass du wahrscheinlich den Schlüssel kennst, ohne es zu wissen."
Die Frau kniff die Augen etwas zusammen: -"Verstehe. Nun ja. Ich weiß zwar wirklich nicht, was das bedeuten könnte, aber ich werde mir nochmal Gedanken machen."
Der erste Detektiv lächelte: -"Ausgezeichnet. Du rufst uns dann an, wenn du etwas in Erfahrung bringst? Wir müssen jetzt Peter von Zahnarzt abholen, der wartet sicher schon...! Auf wiedersehen, Jenny!"
Jennifer hob wortlos aber lächelnd die Hand. Sie wartete, bis sich die Aufzugtüren mit einem mechanischen Geräusch vor Justus und Bob schlossen.