Alternative Neukonstruktion der Mana-Maschine, Ideenthread.
15.11.2010 um 06:38
7. Baphomet
Die Templer wurden der Ketzerei angeklagt: Sie huldigten dem Baphomet – man klagte sie an, sie seien Muslime geworden. Das nun gerade nicht, so die Fiebags, aber den Baphomet hätten sie schon angebetet: Der nämlich sei die Manna-Maschine gewesen.
Es brauchte weder Blasphemie noch eine Manna-Maschiene, um den französischen König gegen sich aufzubringen: Er war geld- und machtgierig und von wüsten Ressentiments zerfressen: Bevor er sich an die Templer machte, hatte Phillip der Schöne bereits die Juden aus Frankreich vertrieben, um sich deren Vermögen anzueignen. [12] Wir müssen den Geschichten um den Baphomet keinen Glauben schenken, vermutlich glaubte Philipp selbst nicht daran: Er war ein Tyrann, der mordete und vertrieb und das heuchlerisch mit seiner “Rechtgläubigkeit” rechtfertigte. Doch Zeitgeschichte ist bei den Fiebags ausgeklammert, weil der Kontext ihre Schlussfolgerungen negiert.
Im Übrigen ist – auch wenn Johannes Fiebag immer wieder dagegen polemisiert hatte – längst erwiesen, was das Wort Baphomet bedeutet, nämlich Mohammed – ganz so, wie ich das festgestellt hatte. Wie Jörg Dendl herausgefunden hat, taucht das Wort Baphomet zum ersten Mal in einem Bericht von Anselm von Ribemont aus dem Jahre 1098 auf. [13] Der französische König hat den Templern also vorgeworfen, Muslime geworden zu sein. Das ist natürlich eine reine Erfindung, denn die Templer blieben immer Christen. Es braucht aber keine Manna-Maschine mehr, um zu erklären, warum die Templer einen Baphomet angebetet hätten – das Ganze sollte eigentlich nur zeigen, dass sie vom Glauben abgefallen und Heiden geworden wären.
8. Arthus und der Gral
Wie wurde der Gral in die Geschichte von König Arthus und seiner Tafelrunde eingeflochten? Muss man die Gralsritter mit den Templern gleichsetzen oder den Gral mit der Manna-Maschine?
“In einem walisischen Gedicht des 10. Jahrhunderts, ‘The Spoils of Annun’ aus dem Zyklus ‘Das Buch des Taliesin’, stielt Arthur einen diamantbesetzten Zauberkelch aus Annwn, der Unterwelt der Kelten”. [14]
Zweihundert Jahre vor den Templern ist Arthus also schon im Besitz der heidnischen Version des Grals, von der Manna-Maschine, welche die Templer angeblich erst 1127 entdeckten, kann noch keine Rede sein.
9. Der Koran als Quelle Wolframs
Dass der Koranbericht über den Brot erzeugende Tisch Jesu die Quelle der Gralserzählung Wolframs gewesen sein könnte, war bisher nur eine Vermutung von mir, nun aber kann es mit Sicherheit als Fakt akzeptiert werden. Wir erinnern uns: Zu der Quelle von Wolfram (welche die Fiebags für eine Aufzeichnung aus vorgeschichtlicher Zeit halten) gibt es mehrere Angaben:
Es muss
ein “heidnisches” Buch sein,
aus Toledo stammen,
zu seinem Verständnis ist eine Kenntnis des Arabischen und des christlichen Glaubens nötig,
der Verfasser Flegetanis war Jude (“aus Salomos Geschlecht”) und
Naturwissenschaftler, schließlich stand das Buch
in Verbindung mit den Tempelrittern (“Templeisen”).
Die erste Übersetzung des Korans, die Europa überhaupt erreichte, wurde im Jahre 1143 auf Veranlassung des Zisterziensermönchs Petrus Venerabilis für Bernhard von Clairvaux angefertigt. Petrus Venerabilis begab sich in den Jahren 1142 und 1143 nach Spanien, um dort christliche Gelehrte für das Projekt zu gewinnen. Schließlich arbeiteten drei Übersetzer an dem Werk, der Mönch Hermann von Carinthia, der Mönch Robert von Chester (Robertus Ketenensis, Robert von Ketton) und Petrus von Toledo (Petrus Alfunsis, Petrus Toletanus), ein 1106 zum Katholizismus konvertierter Jude. Robert von Chester übersetzte später wichtige naturwissenschaftliche Bücher aus dem Arabischen ins Lateinische (darunter al-Khwarizmis Algebra, einen arabischen Ptolemäus-Kommentar sowie astronomischge Tafeln). Als die Arbeit abgeschlossen war, schickte Petrus Venerabilis das Manuskript an Bernhard von Clairvaux. [15]
Somit stellt sich heraus, dass
der Koran aus christlicher Sicht als “heidnisches” Buch – in arabischer Sprache sowieso – galt,
einer der Übersetzer aus Toledo stammte, das Übersetzungswerk selbst in Spanien angefertigt wurde,
der Koran sowohl die Geschichten des Alten wie des Neuen Testaments referiert (darunter den Bericht vom Brote erzeugenden Tisch Jesu, der vom Himmel herabgesandt wurde, und der somit mit Wolframs Gral völlig übereinstimmt),
der Übersetzer Petrus von Toledo ein gebürtiger Jude war,
ein weiterer Übersetzer, nämlich Robert Ketenensis (wurde etwa Fra(ter) Ketenensis verballhornt zu Fla-Getanis?) ansonsten naturwissenschaftliche Manuskripte übersetzte,
und der Adressat dieser allerersten christlichen Koranübersetzung niemand anders war als Bernhard von Clairvaux. “Der Orden [= die Templer] wurde im Jahr 1128 … gegründet. … Maßgeblich daran beteiligt waren Bernhard von Clairvaux … und Hugo de Payens”. [16] Bernhard von Clairvaux schrieb sogar die Ordensregeln für die Tempelritter.
Somit ist nicht nur erklärt, was die Quelle für die Gralsversion Wolframs war. Wir wissen nun auch, warum er seine Gralserzählung mit den Templern in Verbindung brachte. Erneut muss keine Manna-Maschine – deren ehemalige Existenz im Untergrund des Jerusalemer Tempels ohnehin eher unwahrscheinlich ist – gefunden werden, um das scheinbare Problem Gral und Templer zu lösen.
10. Glooskap und die Templer in Amerika
Als Beleg für die Flucht der Templer aus Frankreich nach Neuschottland, wo sie auf Oak Island die Manna-Maschine versteckten (warum eigentlich?), wird von Prä-Astronautik-Autoren immer wieder auf die Legenden der Micmac-Indiander über Glooskap und die Felszeichnungen hingewiesen, die Schiffe und Ritter zeigen. Glooskap jedoch war kein Mensch, sondern ein Schöpfergott, und die Petroglyphen stammen nachweislich aus den letzten drei Jahrhunderten:
“Die Rumpfform und Takelagen dieser Schoner gehören zur Nautik des 19. Jahrhunderts. Ein Schiff mit Gaffersegel entspricht gar der holländischen Bauart des 17. Jahrhunderts. … Mit großer Wahrscheinlichkeit stammen einzelne Schiffsdarstellungen auch von weißen Siedlern. Vielleicht wurden sie von jenen paar heimwehkranken Franzosen gezeichnet, die sich 1710 und 1755 auf der Flucht vor den Engländern zu den Micmac geschlagen … hatten.” [17]
Tatsächlich nahm der Schiffsbau im 18. und 19. Jahrhundert eine so rapide Entwicklung, dass die dargestellten Schiffstypen auf wenige Jahre präzise eingegrenzt werden können.
11. Wo überall die Gralsburg stand
Ob in Glastonbury, im Trifels oder in anderen Burgen – an zahllosen Orten wurde die Gralsburg und damit der Aufenthaltsort des Grals im Mittelalter und in Sagen und Traditionen lokalisiert; nur eben weder in Jerusalem noch in Oak Island, wie die Fiebags schreiben. Ich habe einige Plätze, an denen der Gral versteckt lag, in meinen bisherigen Artikeln gelistet, hier nun ein neuer:
“Der von Bergen umgebene Ort Murbach [bei Guebwiller in den Vogesen, Frankreich] liegt in einer Landschaft, die mit einem alchimistischen Zaubertopf vergleichbar ist. [...] Einige Autoren gehen soweit zu behaupten, dass sich der heilige Gral eine Zeit lang in Murbach befunden hatte.” [18]
Charles Fort schrieb einmal: “Man misst einen Kreis, indem man irgendwo beginnt”.
Wo immer man die Gralsthesen der Fiebags untersucht, jedes Mal findet man Wunschdenken, mangelhafte Recherche, grobe Verzerrung. Der ganze Komplex Manna – Schechina – Tempelritter – Baphomet ist zur Gänze geklärt und bedarf keiner These einer “Manna-Maschine”, die durch Wiederholung eben auch nicht glaubwürdiger wird.
Anmerkungen
[1] mit meinem Wissen:
www.alien.de/fischinger/Artikel22.html
www.ufo-student.de/Ausgabe2/brezeln2.htm
www.ufo-student.de/Ausgabe2/brezeln\_lit.htm
natürlich: www.mysteria3000.de/archiv/ps/manna.htm
ohne mein Zutun:
www.dlvs.de/artik/u\_m.htm
[2] Finkelstein/Silberman 2003, S. 61-85
[3] Däniken 1979, S. 147
[4] Keller: 1955, S. 124
[5] Warraq 1998, S. 170, 379
[6] Hierfür gibt es aber weder in der Bibel noch in der Kabbala Hinweise, im Gegenteil: “Es war nichts in der Lade außer den zwei Steintafeln, die Moses am Berg Horeb hineingelegt hatte”, so 1 Könige 8: 9.
[7] Däniken 1979
[8] Phillips 1958, Mandel 1978
[9] Koestler 1977, S. 76
[10] vgl. Wise/Abegg/Cook
[11] Fiebag 1989, S. 323
[12] Koestler 1977, S. 192
[13] Jörg Dendl o.J.
[14] Devereux 2000, S. 18
[15]
www.marioschumann.de/gesch01.htm
www.fut.es/~apym/12.html
[16] Fiebag 1989, S. 217
[17] Schumacher 1999, S. 37
[18] Landspurg 1994, S. 149
Literaturverzeichnis
Däniken, Erich von (1979): Prophet der Vergangenheit. Düsseldorf 3430119952
Däniken, Erich von – Hrsg. (1979): Neue Beweise der Prä-Astronautik. Rastatt
Dendl, Jörg (2000): Wallfahrt in Waffen. München
Devereux, Paul (2000): The illustrated Encyclopedia of Ancient Earth Mysteries. London
Fiebag, Peter und Johannes (1989): Die Entdeckung des Grals. München
Finkelstein, Israel und Neil A. Silberman (2003): Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel. München
Keller, Werner (1955): Und die Bibel hat doch recht. Düsseldorf
Koestler, Arthur (1977): Der dreizehnte Stamm. Wien
Landspurg, Adolphe (1994): Orte der Kraft – Schwarzwald und Vogesen. Straßburg
Mandel, Gabriel (1978): Das Reich der Königin von Saba. München
Phillips, Wendell (1958): Kataba + Saba. Frankfurt am Main
Schumacher, Yves (1999): “Der Traum der schwimmenden Insel. Mysteriöse indianische Felszeichnungen in Nova Scotia”, in: Neue Zürcher Zeitung, 19. August 1999, S. 37
Warraq, Ibn – Hrsg. (1998): The Origins of the Koran. Amherst
Wise, Abegg, Cook- Hrsg. (o.J.): Die Schriftrollen von Qumran. o.O.
Über den Autor
Ulrich Magin
arbeitet als Lektor in einem süddeutschen Verlag und ist bekannter Erforscher grenzwissenschaftlicher Phänomene, denen er mehrere Bücher widmete, die sich mit Themen wie Ley-Lines oder dem sog. Abduktionsphänomen befassen.