Der Begriff Pest stammt aus dem Lateinischen und bedeutete ursprünglich schlicht ansteckende Krankheit oder Seuche. Die Ursache des Massensterbens kannten die Menschen nicht, die Vermutungen reichten von giftigen Dünsten bis zu Brunnenvergiftungen.
Seit der Entdeckung des Erregers Yersinia pestis Ende des 19. Jahrhunderts ging die Medizingeschichte davon aus, dass diese Bakterien für die Epidemien des Schwarzen Todes verantwortlich seien, hauptsächlich in Form der durch Bisse des Rattenflohs übertragenen Beulen- oder Bubonenpest.
Allerdings breitete sich der Schwarze Tod schon bei seinem ersten Auftreten in Europa zwischen 1347 und 1352 rasend schnell aus, die Überlieferungen berichten, dass Reisende die Krankheit von Dorf zu Dorf und Stadt zu Stadt brachten.
Das spricht für eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch. Zudem war die Wanderratte, die Trägerin des Rattenflohs, zum Zeitpunkt des ersten Auftretens der Seuche noch nicht nach England und auch nicht nach Island zugewandert – dennoch wütete der schwarze Tod.
Die Sterberate betrug fast 100 Prozent, während an der Beulenpest durchschnittlich nur weniger als die Hälfte der unbehandelten Infizierten sterben. Und nicht zuletzt spricht die Genmutation CCR5-delta 32 für eine Viruserkrankung wie HIV/AIDS oder ein hämorrhagisches Fieber, denn das Bakterium Yersinia pestis wird von Veränderungen des Rezeptors CCR5 nicht ausgebremst.
Als der Schwarze Tod im 14. Jahrhundert auftauchte, betrug die Rate der Genmutation in der Bevölkerung 1:20.000. Heute trägt in Europa jeder Zehnte CCR5-delta 32 in sich. Wer die Genvariation hatte, überlebte viel eher den immer wieder durch die Lande ziehenden Schwarzen Tod und konnte es deshalb seinen Nachfahren vererben.
Hämorrhagische Seuchen traten nach dem großen Ausbruch des Schwarzen Todes in London 1665-1666 nicht mehr im restlichen Europa, aber noch bis 1800 in Schweden, Kopenhagen, Russland, Polen und Ungarn auf. Die Präsenz der hämorrhagischen Seuche sorgte dort für einen kontinuierlichen Selektionsdruck auf die Mutation CCR5-delta 32 und erklärt, warum man sie heute häufiger in Skandinavien und Russland findet.