"In seltener Einstimmigkeit hoffen Verteidigung und Anklage nun darauf, dass die Gutachter Pistorius nicht für schuldunfähig erklären. An seiner Tat selbst gibt es ohnehin keine Zweifel: Der 27-Jährige hat von Anfang an zugegeben, in der Nacht zum Valentinstag 2013 seine Freundin Reeva Steenkamp durch eine geschlossene Toilettentür erschossen zu haben. Der 27-Jährige beteuert, in Panik gehandelt zu haben. Er habe einen Einbrecher hinter der Tür vermutet. Der Staatsanwalt beschuldigt ihn des kaltblütigen, gezielten Mordes.
Auch nach über 30 Verhandlungstagen scheint noch völlig unklar, zu welchem Schluss Richterin Thokozile Masipa kommen wird: In dem verwirrenden Indizienprozess wird es letztendlich um die Glaubwürdigkeit des Unterschenkel-amputierten Profisportlers gehen. Das psychiatrische Gutachten wird dabei eine entscheidende Rolle spielen.
Am Montag werde sich aber erst mal zeigen, ob die Experten nach ihren 30-tägigen Untersuchungen im Weskoppies Psychiatric Hospital überhaupt ein gemeinsames Resultat präsentieren, betont der Rechtswissenschaftler Prof. Stephen Tuson von der Universität Witwatersrand. Es sei gut möglich, dass Pistorius unterschiedlich beurteilt werde - sowohl was seine Schuldfähigkeit zur Tatzeit als auch was seine derzeitige Verhandlungsfähigkeit angeht. Dann würden die Gutachter einzeln im Zeugenstand ihre Sicht erläutern müssen.
Viele Südafrikaner fänden es absurd, wenn der "blade runner" für nicht voll schuldfähig erklärt werden würde. "Fast jeder in Johannesburg oder Kapstadt hat so etwas wie eine Angststörung angesichts der vielen Kriminalität hier", formuliert eine Hotelmanagerin in Constantia, was viele ihrer Landsleute denken."
http://www.t-online.de/nachrichten/panorama/justiz/id_70022692/pistorius-prozess-geht-weiter-psychiater-legen-gutachten-vor.html (Archiv-Version vom 23.07.2014)