"Erscheinung des Bösen"?
05.01.2005 um 13:07Ich habe vor kurzem das Buch "Bekenntnisse eines Suchenden" - (Juan Arias im Gespräch mit Paulo Coelho) gelesen, und möchte eine Stelle daraus mit euch teilen, bzw. diskutieren:
(J.A.)"Wann wurde dir bewusst, dass die Sekte eine Inkarnation des Bösen war?"
(P.C.)"Eines Tages, noch bevor ich ins Gefängnis kam- ich habe die Telefonnummern von Zeugen, die du befragen kannst-, war ich bei mir zu Hause, und plötzlich wurde alles dunkel.
Ich war an dem Tag mit etwas ganz Konkretem beschäftigt, ich weiß nicht mehr, womit. "Die Frau ohne Namen" (seine damalige Weggefährtin, anonym) war nicht da, und ich dachte, es müsse die Wirkung einer bestimmen Droge sein, die ich früher genommen hatte. 1974 hatte ich die Drogen bereits aufgegeben, und ich nahm nur noch ein bisschen Kokain, aber keine Psychopharmaka mehr."
"Und was ist konkret mit dir geschehen?"
"Es war sehr früh am Morgen. Plötzlich war alles ganz dunkel, ich hatte das Gefühl, ich würde gleich sterben. Es war eine physische, sichtbare Dunkelheit. Das entsprang nicht meiner Vorstellung, das war ein berührbares Phänomen. Mein erster Gedanke war: Das ist der Tod."
"Wie war diese Dunkelheit? Konntest du was sehen?"
"Ja, denn die Dunkelheit füllte nicht den ganzen Raum aus, nur einen Teil. Es war, als würde die Kerze, die da stand, rußen und als erfüllte der Ruß die ganze Wohnung- ein tiefschwarzer Rauch, der sich einige Augenblicke lang verdichtete und mir fast die Sicht nahm, vor allem aber ein Gefühl von Panik hervorrief."
"Gab es noch andere Phänomene? Oder war da nur der Rauch?"
"Nein, gleichzeitig gab es noch eine Reihe von Geräuschen, die ich nicht beschreiben kann und die das Aufwallen dieses schwarzen Rauches begleiteten, und das war zweifellos das allerschlimmste."
"War jemand bei dir, oder warst du allein?"
"Ich war allein. Die Wohnung gehörte mir, ich hielt mich für reich, ich war glücklich. Doch diese Dunkelheit, die die Hälfte des Raumes vom Boden bis zur Decke einnahm, erfüllte mich mit Schrecken und führte dazu, dass ich jegliche Kontrolle verlor. Ich geriet in Panik, denn ich spürte die Gegenwart des Bösen. Anfangs stellte ich eine Verbindung zwischen diesem Ereignis und der Frau her, mit der ich damals zusammen war. Gemeinsam hatten wir Erfahrungen mit Suggestion gemacht, dabei hatte ich für mich sehr positive Dinge erlebt, die für die anderen vielleicht nicht ganz so positiv gewesen waren."
"Wie hast du angesichts dieses merkwürdigen Phänomens reagiert?"
"Ich kann mich nicht daran erinnern, ob ich jemanden aus der Gruppe angerufen habe oder jemand mich angerufen und mir gesagt hat, dass mit ihm das gleiche passierte wie mit mir. Da begriff ich, dass es sich um etwas Teales handelte, nicht um eine Halluzination. Zudem war diese Person diejenige, die die Sekte am besten kannte. Wir konnten den Guru nicht erreichen. Er hatte kein Telefon. 1974 war es in Rio noch sehr schwierig, eines zu bekommen. Ich war vollkommen verwirrt und verschreckt. Ich versuchte zu reagieren und sagte mir: Ich muss das verdrängen, an etwas anderes denken, mich ablenken, damit die angst weggeht. Doch die Dunkelheit war immer noch da, sie verschwand nicht. Da habe ich mich in der Not darangemacht, die Schallplatten meiner Sammlung zu zählen und danach meine Bücher. Doch die Dunkelheit ging und ging nicht weg."
"Und als du damit durch warst, alles zu zählen, was du im Haus hattest, was hast du da gemacht?"
"Als Angst von mir Besitz ergriff, sagte ich mir, die einzige Lösung sei, in eine Kirche zu gehen, doch es war so, als hinderte mich eine Kraft daran, das Haus zu verlassen, und ich hatte ein ganz starkes Gefühl von Todesnähe. In dem Augenblick kam meine Frau, mit der ich damals zusammen war und die derselben Sekte angehörte wie ich. Und wir erfuhren allmählich, dass alle dasselbe Erlebnis durchmachten, auch Raúl. Ich spürte die Gegenwart des Bösen als etwas Sichtbares und Fühlbares. Es war, als würde das Böse zu mir sagen: "Ihr habt mich gerufen, hier bin ich.""
"Wie lange gehörtest du damals jener Sekte an?"
"Etwa zwei Jahre. Ich erinnerte mich daran, wie bei anderen Gelegenheiten, als meine Frau und ich auf Drogen waren, Milch trinken und das Gesicht nass machen geholfen hatte. Doch in dem Moment getrauten weder sie noch ich uns bis ins Badezimmer, weil wir diese grauenhafte Dunkelheit hätten durchqueren müssen. Schließlich haben wir es doch bis ins Bad geschafft, haben unsere Gesichter benetzt und uns danach etwas besser gefühlt. Wir haben uns sogar geduscht, aber als wir wieder herauskamen, war die bedrohliche, mysteriöse Dunkelheit immer noch da. Da ist mir die ganze Religiosität meiner Kindheit wieder eingefallen. Das Problem war nicht so sehr, zu wissen, dass ich sterben würde, sondern festzustellen, dass diese geheimnisvolle Energie existierte und dass sie real, sichtbar war."
"Wurde in bestimmten Ritualen dieser Geheimgesellschaft das Böse angerufen?"
"Immer wieder, aber dabei verstand ich unter dem Bösen die große Rebellion, nicht das Böse an sich."
"Handelte es sich um eine Art satanische Gesellschaft?"
"Im Vergleich zu dem, was man dort erlebte, waren satanische Rituale, die ich sehr gut kannte, gar nichts. Das war viel gefährlicher."
"Gefährlicher als die Kirche Satans"
"Sehr viel gefährlicher, weil es sich um eine philsophischere, strukturiertere, in ihren Wurzeln viel gefährlichere Sekte handelte. Wir führten alle konventionellen Rituale der Magie durch, doch es war das reich der puren Macht. Manchmal erzielten wir durch die Anrufung des Bösen sehr konkrete Ergebnisse, doch niemals ein so sichtbares Phänomen wie diese Dunkelheit, die meine Wohnung erfüllte."
"Wem gegenüber verpflichtet ihr euch durch diese Rituale und diese Anrufungen?"
"Niemandem und nichts. Wir hatten alle Macht: Das Spiel des Teufels besteht wie das des Kokains darin, dich glauben zu machen, du hättest alle Macht. Daher stelle ich das Kokain mit diesen Praktiken gleich, weil dir das Kokain die gleichen Gefühle von Herrschertum, vollkommener Sicherheit vorspiegelt. In Wahrheit bist du selbst der Sklave."
"Kehren wir zu dieser Erfahrung zurück. Wie hat sie geendet?"
"Es war Samstag gegen zehn Uhr morgens. Ich habe schließlich die Bibel zur Hand genommen, sie irgendwo aufgeschlagen und bin auf eine Stelle des Evangelium gestoßen, an der Jesus jemanden fragt, ob er glaube. Der andere antwortet ihm: "Ja, ich glaube, doch mit Hilfe meiner Ungläubigkeit." Ich habe diesen Abschnitt gelesen und einen Schwur getan, ähnlich dem, den ich kurz darauf in bezug auf die Drogen tat. Ich habe mir gesagt: "Für mich ist für immer Schluss mit dieser Sekte." Und da ist alles verschwunden.
Ich habe später mit meinen anderen Freunden aus der Geheimgesellschaft gesprochen, und alle hatten das gleiche Erlebnis gehabt."
(Ein Guru erklärte ihm später angesichts seines Austrittsgesuches, dass es sich um ein Initiationsritual gehandelt habe.)
Ich hoff ich hab beim Abschreiben nicht zuviele Tippfehler eingebaut.
Jedenfalls heftig, was ein Bestseller Autor, dessen Bücher Millionen von Menschen teilweise sehr stark beeinflussen, im Gespräch mit einem spanischen Journalisten so alles erzählt, was meint ihr?
(J.A.)"Wann wurde dir bewusst, dass die Sekte eine Inkarnation des Bösen war?"
(P.C.)"Eines Tages, noch bevor ich ins Gefängnis kam- ich habe die Telefonnummern von Zeugen, die du befragen kannst-, war ich bei mir zu Hause, und plötzlich wurde alles dunkel.
Ich war an dem Tag mit etwas ganz Konkretem beschäftigt, ich weiß nicht mehr, womit. "Die Frau ohne Namen" (seine damalige Weggefährtin, anonym) war nicht da, und ich dachte, es müsse die Wirkung einer bestimmen Droge sein, die ich früher genommen hatte. 1974 hatte ich die Drogen bereits aufgegeben, und ich nahm nur noch ein bisschen Kokain, aber keine Psychopharmaka mehr."
"Und was ist konkret mit dir geschehen?"
"Es war sehr früh am Morgen. Plötzlich war alles ganz dunkel, ich hatte das Gefühl, ich würde gleich sterben. Es war eine physische, sichtbare Dunkelheit. Das entsprang nicht meiner Vorstellung, das war ein berührbares Phänomen. Mein erster Gedanke war: Das ist der Tod."
"Wie war diese Dunkelheit? Konntest du was sehen?"
"Ja, denn die Dunkelheit füllte nicht den ganzen Raum aus, nur einen Teil. Es war, als würde die Kerze, die da stand, rußen und als erfüllte der Ruß die ganze Wohnung- ein tiefschwarzer Rauch, der sich einige Augenblicke lang verdichtete und mir fast die Sicht nahm, vor allem aber ein Gefühl von Panik hervorrief."
"Gab es noch andere Phänomene? Oder war da nur der Rauch?"
"Nein, gleichzeitig gab es noch eine Reihe von Geräuschen, die ich nicht beschreiben kann und die das Aufwallen dieses schwarzen Rauches begleiteten, und das war zweifellos das allerschlimmste."
"War jemand bei dir, oder warst du allein?"
"Ich war allein. Die Wohnung gehörte mir, ich hielt mich für reich, ich war glücklich. Doch diese Dunkelheit, die die Hälfte des Raumes vom Boden bis zur Decke einnahm, erfüllte mich mit Schrecken und führte dazu, dass ich jegliche Kontrolle verlor. Ich geriet in Panik, denn ich spürte die Gegenwart des Bösen. Anfangs stellte ich eine Verbindung zwischen diesem Ereignis und der Frau her, mit der ich damals zusammen war. Gemeinsam hatten wir Erfahrungen mit Suggestion gemacht, dabei hatte ich für mich sehr positive Dinge erlebt, die für die anderen vielleicht nicht ganz so positiv gewesen waren."
"Wie hast du angesichts dieses merkwürdigen Phänomens reagiert?"
"Ich kann mich nicht daran erinnern, ob ich jemanden aus der Gruppe angerufen habe oder jemand mich angerufen und mir gesagt hat, dass mit ihm das gleiche passierte wie mit mir. Da begriff ich, dass es sich um etwas Teales handelte, nicht um eine Halluzination. Zudem war diese Person diejenige, die die Sekte am besten kannte. Wir konnten den Guru nicht erreichen. Er hatte kein Telefon. 1974 war es in Rio noch sehr schwierig, eines zu bekommen. Ich war vollkommen verwirrt und verschreckt. Ich versuchte zu reagieren und sagte mir: Ich muss das verdrängen, an etwas anderes denken, mich ablenken, damit die angst weggeht. Doch die Dunkelheit war immer noch da, sie verschwand nicht. Da habe ich mich in der Not darangemacht, die Schallplatten meiner Sammlung zu zählen und danach meine Bücher. Doch die Dunkelheit ging und ging nicht weg."
"Und als du damit durch warst, alles zu zählen, was du im Haus hattest, was hast du da gemacht?"
"Als Angst von mir Besitz ergriff, sagte ich mir, die einzige Lösung sei, in eine Kirche zu gehen, doch es war so, als hinderte mich eine Kraft daran, das Haus zu verlassen, und ich hatte ein ganz starkes Gefühl von Todesnähe. In dem Augenblick kam meine Frau, mit der ich damals zusammen war und die derselben Sekte angehörte wie ich. Und wir erfuhren allmählich, dass alle dasselbe Erlebnis durchmachten, auch Raúl. Ich spürte die Gegenwart des Bösen als etwas Sichtbares und Fühlbares. Es war, als würde das Böse zu mir sagen: "Ihr habt mich gerufen, hier bin ich.""
"Wie lange gehörtest du damals jener Sekte an?"
"Etwa zwei Jahre. Ich erinnerte mich daran, wie bei anderen Gelegenheiten, als meine Frau und ich auf Drogen waren, Milch trinken und das Gesicht nass machen geholfen hatte. Doch in dem Moment getrauten weder sie noch ich uns bis ins Badezimmer, weil wir diese grauenhafte Dunkelheit hätten durchqueren müssen. Schließlich haben wir es doch bis ins Bad geschafft, haben unsere Gesichter benetzt und uns danach etwas besser gefühlt. Wir haben uns sogar geduscht, aber als wir wieder herauskamen, war die bedrohliche, mysteriöse Dunkelheit immer noch da. Da ist mir die ganze Religiosität meiner Kindheit wieder eingefallen. Das Problem war nicht so sehr, zu wissen, dass ich sterben würde, sondern festzustellen, dass diese geheimnisvolle Energie existierte und dass sie real, sichtbar war."
"Wurde in bestimmten Ritualen dieser Geheimgesellschaft das Böse angerufen?"
"Immer wieder, aber dabei verstand ich unter dem Bösen die große Rebellion, nicht das Böse an sich."
"Handelte es sich um eine Art satanische Gesellschaft?"
"Im Vergleich zu dem, was man dort erlebte, waren satanische Rituale, die ich sehr gut kannte, gar nichts. Das war viel gefährlicher."
"Gefährlicher als die Kirche Satans"
"Sehr viel gefährlicher, weil es sich um eine philsophischere, strukturiertere, in ihren Wurzeln viel gefährlichere Sekte handelte. Wir führten alle konventionellen Rituale der Magie durch, doch es war das reich der puren Macht. Manchmal erzielten wir durch die Anrufung des Bösen sehr konkrete Ergebnisse, doch niemals ein so sichtbares Phänomen wie diese Dunkelheit, die meine Wohnung erfüllte."
"Wem gegenüber verpflichtet ihr euch durch diese Rituale und diese Anrufungen?"
"Niemandem und nichts. Wir hatten alle Macht: Das Spiel des Teufels besteht wie das des Kokains darin, dich glauben zu machen, du hättest alle Macht. Daher stelle ich das Kokain mit diesen Praktiken gleich, weil dir das Kokain die gleichen Gefühle von Herrschertum, vollkommener Sicherheit vorspiegelt. In Wahrheit bist du selbst der Sklave."
"Kehren wir zu dieser Erfahrung zurück. Wie hat sie geendet?"
"Es war Samstag gegen zehn Uhr morgens. Ich habe schließlich die Bibel zur Hand genommen, sie irgendwo aufgeschlagen und bin auf eine Stelle des Evangelium gestoßen, an der Jesus jemanden fragt, ob er glaube. Der andere antwortet ihm: "Ja, ich glaube, doch mit Hilfe meiner Ungläubigkeit." Ich habe diesen Abschnitt gelesen und einen Schwur getan, ähnlich dem, den ich kurz darauf in bezug auf die Drogen tat. Ich habe mir gesagt: "Für mich ist für immer Schluss mit dieser Sekte." Und da ist alles verschwunden.
Ich habe später mit meinen anderen Freunden aus der Geheimgesellschaft gesprochen, und alle hatten das gleiche Erlebnis gehabt."
(Ein Guru erklärte ihm später angesichts seines Austrittsgesuches, dass es sich um ein Initiationsritual gehandelt habe.)
Ich hoff ich hab beim Abschreiben nicht zuviele Tippfehler eingebaut.
Jedenfalls heftig, was ein Bestseller Autor, dessen Bücher Millionen von Menschen teilweise sehr stark beeinflussen, im Gespräch mit einem spanischen Journalisten so alles erzählt, was meint ihr?