Geist in verlassenem Haus in Kassel
02.11.2012 um 16:40
Genau das wollte ich auch gerade fragen.
Es gibt ein Wohnhaus oberhalb dieses Geländes, das letzte Haus in der letzten Straße, die Kassel dort hat und tatsächlich ziemlich "das Ende der Welt" an dieser Stelle. Es gehört(e) Frau B., die einst mit ihrem Mann auf dem angrenzenden Gelände eine riesige Gärtnerei betrieb.
Beide Wohnungen in diesem Haus waren früher stets bewohnt, die obere von Frau B. selbst.
Ein zweites, kleineres Haus steht weiter unten vor den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden der Gärtnerei, direkt am Zugang und neben etwas, das eine Garage sein mochte - dies war gewissermaßen das Büro der Gärtnerei und vor zwei Jahren noch in sehr viel besserem Zustand, als das restliche Gelände. Laut Auskunft von Nachbarn und Passanten war es zeitweise ganz normal vermietet, an Studenten und einmal angeblich an "ein seltsames Paar".
Ich kenne dieses Gelände, weil ich mir vor einigen Jahren dort mal eine der beiden Wohnungen im oberen Haus angeschaut hatte - die untere mit großer Terrasse und der einzigen Stelle, von der aus man überhaupt die Gewächshäuser erkennen konnte. Obwohl ich nett mit Frau B. Kaffee getrunken hatte - eine höfliche, ganz liebe alte Dame - trat deren etwas stressige Tochter als Vermieterin auf. Zu den Gewächshäusern befragt, "Was ist das eigentlich für ein Gelände da unten?", tat sie, als wüsste sie darüber nichts. Das erschien mit später ziemlich seltsam; die Wohnung nahm ich aus anderen Gründen nicht, obwohl sie durchaus ihren Reiz hatte für jemanden, der gern irgendwo "weit draußen" und allein ist. Der damalige Bewohner, meiner Einschätzung nach irgendwo am Rand der rechten Szene einzuordnen und wegen Frau und Kind auf der Suche nach mehr Platz, hatte seine Terrasse und den Weg dorthin mit Bewegungsmeldern und mehreren leistungsstarken Strahlern "gesichert", was ich damals etwas befremdlich fand. Nun ja.
Die Gewächshäuser gingen mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf und vor zwei Jahren habe ich das Gelände schließlich von der anderen Seite aus betreten - von einer Gartenkolonie kommend. Auch aus dieser Richtung sah man die Gewächshäuser erst, wenn man schon direkt davor stand, musste jedoch noch einen kleinen Bach überqueren. Den schmalen, steilen Fußweg, der vom Wohnhaus der Frau B. direkt zur Gärtnerei ging, hatte ich bis dahin nicht bemerkt und auch auf Luftbildern nicht erkannt.
Ich trug damals übrigens einige "Aussteigergedanken" mit mir herum und hatte durchaus ins Auge gefasst, ein derartiges Gelände ggf. zusammen mit einigen Freunden zu kaufen und/oder wieder aufzubauen, um dort als teilweise Selbstversorger oder zumindest naturnah zu leben.
Wie üblich, habe ich das Gelände einfach mal betreten und anschließend bzw. vorher Passanten und Nachbarn angequatscht. Zu welchem Haus es gehörte und dass ich die Eigentümerin bereits "kannte". wusste ich schließlich nicht.
Die Gewächshäuser waren bereits 2010 größtenteils völlig verfallen, das Luftbild bei Google-Maps zeigte einen noch wesentlich besseren Zustand.
Drei der Gewächshäuser schienen neuer zu sein und wären im Ernstfall zu retten gewesen. Auf dem Gelände befanden sich einige gemauerte "Schuppen" mit großen Toren, dort waren wohl mal Werkzeuge und Geräte gelagert. Einer davon hatte einen hohen Schornstein und vermutlich mal ein weiteres Geschoss. Gleich an der Zufahrt stand ein kleines Wohngebäude (Hausnummer 20) in ordentlichem Zustand, dort gab es Gardinen und gepflegte Topfpflanzen, eine Klingel und eine notdürftig wirkende, nicht richtig passende Haustür. Direkt daneben befand sich eine gemauerte Garage mit Obergeschoss. Ansonsten überall Schilder "Betreten verboten" und "Bissiger Hund", der natürlich nicht kam.
Etwas nachdenklich machte mich ein alter, landwirtschaftlicher Anhänger auf einer kleinen Wiese am Rand des Geländes, noch vor den Schildern abgestellt und von irgendwem in großen Buchstaben mit irgendetwas wie "Mörder" oder "Murderer" beschmiert - was genau darauf stand, weiß ich leider heute nicht mehr und dachte damals an eine Art Abschreckung für Passanten oder einen Streich - vor dem Hintergrund der Knochenfunde wirkt das jetzt natürlich ziemlich seltsam.
Ein älteres Ehepaar, das in der Nähe spazieren ging, "wusste" etwas von einem Erbenstreit und einer Beschwerde der Stadt wegen der Verwahrlosung des Geländes, zu dem oberhalb noch ein Haus gehörte. Auch das komische Haus auf dem eigentlichen Gelände war demnach zeitweise vermietet. Im ersten Haus links über dem Gelände (18) könne man mir mehr dazu sagen.
Ich hatte dort eine sehr nette Frau Ende 40 rausgeklingelt und in etwa Folgendes erfahren: Das Gelände gehörte ihrer Vermieterin, Frau B., und es würden sich sicher einige Leute darüber freuen, wenn es wieder genutzt würde oder zumindest jemand verhindert, dass spielende Kinder und randalierende Jugendliche es immer weiter demolieren. Ich hatte erstmal Interesse an einer Begehung und vor allem an Fotografie vorgegeben, das Ganze hat wirklich was Morbides und lässt sich in der Dämmerung absolut gruselig in Szene setzen. Zu einem Termin mit Frau B. kam es dann irgendwie nicht mehr, weil sich unser Interesse schließlich auf ein anderes, viel besser erhaltenes Objekt konzentrierte (und irgendwann in Luft auflöste). Dass ich Frau B. bereits kannte und einige Jahre zuvor beinahe bei ihr eingezogen wäre, wurde mir da erst klar.
Ganz ehrlich: Wenn man irgendwo auf Kasseler Stadtgebiet spurlos verschwinden wollte, war dies definitiv der richtige Ort dafür.
Und wenn ich mich 2010 noch etwas weiter auf das Gelände gewagt hätte, wer weiß, wie die Sache ausgegangen wäre.
Hmm. Schon seltsam, manchmal.
Zu der ursprünglichen Geschichte hier:
Wenn irgendwann in oder vor 2010 jemand an dem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Gärtnerei angeklopft hat, dürften damals einfach dessen ganz offizielle Bewohner nachgeschaut haben, wer das war.