Halloween
26.10.2004 um 01:27
Immer wieder ist jemand so neugierig und will ein lustiges Gläserrücken-Spielchen machen... Wie oft wurde hier schon eindringlich davor gewarnt, dass dies alles andere als ein Spielchen ist...
Zu Samhain:
Der Vorläufer von Halloween wurde auf Irland schon vor 5000 Jahren gefeiert und zählt somit zu den ältesten Festtagen der Menschheit.
Tatsächlich markierte der (heutige) 31. Oktober einen starken Einschnitt: Das Ende des Jahres.
Samhain (ausgesprochen etwa wie 'Sa-un' oder Sa-u-in ) soll sich in einerDeutung von 'sam-fuin' ableiten und das heisst Sommers-Ende).
Das keltische Jahr beschränkte sich auf die Jahreszeiten Sommer und Winter und zu Samhain endete das alte und begann das neue Jahr. Deshalb kommt Samhain auch mehr Bedeutung zu, als dem Sommeranfang (Beltane, das nächstwichtige Fest).Zum Zeitpunkt Samhain sollte alles abgeschlossen sein, was es an Aktivitäten in der Landwirtschaft gegeben hat. Und es war auch der Abend, an dem die häusliche Gemeinschaft der Großfamilie wieder komplett zusammensitzen konnte. Nicht zuletzt dieses Beisammensein war Anstoß für eine Feier und für zahlreiches Zeremoniell.
Samhain stand aber nebst mehr oder weniger spielerischem Brauchtum noch unter einem zweiten Zeichen: Einem gewissen Bruch im Zeitengefüge.
Dem (ein halbes Jahr dauernden) Tag sollte nun die Periode der Nacht folgen. Und da waren die Wände zu anderen Welten besonders dünn, weil das alte Jahr zu Einbruch der Dunkelheit endete und das neue mit dem nächsten Tagesanbruch begann - die dazwischen liegende Nacht war somit ein Freiraum.
Man glaubte, dass die Toten an diesem Abend die Erlaubnis hätten, an den Ort ihres früheren Lebens zurückzukehren. Und da es sich aufgrunddessen natürlich größtenteils um hochverehrte Ahnen handelte, standen die Lebenden dem Ereignis mit etwas gemischten Gefühlen gegenüber - mit Achtung und mit Scheu. Grundsätzlich hatten die Kelten ein recht unbefangenes Verhältnis zum Tod - man fürchtete weder das Sterben noch die Verstorbenen, aber da viel Unerklärliches damit verbunden war, blieb doch eine gewisse Scheu.
Eine bisweilen vertretene andere Meinung besagt, Samhain sei der Herr der Toten, der seinen Schäfchen zu Sommersende eine Nacht freigibt, um sich zu vergnügen (was eben Tote so drunter verstehen...). Nun ist es jedoch so, dass es für die Iren überhaupt keinen Herrn der Toten gab und umliegende Völker hatte nachgewiesenermaßen welche mit anderen Namen als Samhain.
So gerne wir sonst eigentlich zweite Meinungen mögen, werden wir diese Götter-Theorie also verwerfen. Es ist anzunehmen, dass sie vom Christentum verbreitet wurde, um das (in der Bevölkerung nicht auszurottende) 'heidnische' Fest Samhain in Misskredit zu bringen.
Ebenso als falsch anzunehmen ist der Erklärungsversuch, warum man sich zu Halloween verkleidet.
Die Behauptung, zu Samhain zurückkehrende Tote wären auf der Suche nach Lebenden, um in deren Körper zu schlüpfen (weswegen man sie mit Verkleidungen täuschen müsse), ist schlichtweg falsch. Im Grunde kann man von einer gewissen gegenseitigen Achtung der Lebenden und Toten füreinander ausgehen (es sind schließlich zumeist Verwandte), auch wenn ein Zusammentreffen vermieden wurde.
Für das Verkleiden gibt es wesentlich einfachere Erklärungen, vor allem diejenige, dass man weniger Scheu vor etwas haben muss, in dessen Haut man schon einmal gesteckt hat bzw. erfolgt durch das Nachmachen auch eine gewisse Verniedlichung. In jedem Fall steckt im Verkleiden sicherlich mehr Offensiv-Strategie als blanke Angst.
Darüber hinaus waren in der Nacht zu Samhain aus rein praktischen Gründen zahlreiche Bedürftige unterwegs - und denen fiel es aufgrund zerlumpter Kleidung nicht schwer, 'geisterhaft' zu wirken.
Halloween - Hallowe'en - All Hallowed Evening
Lange noch bevor im 16. Jahrhundert die Eroberung des amerikanischen Kontinents im Namen der Kirche mit barbarischer Gewalt und unter Ausrottung bodenständigen religiösen Brauchtums vollzogen wurde, befleissigten sich die geistlichen Würdenträger schlauerer Methoden, um die Christianisierung voranzutreiben:
Da es nahezu unmöglich war, die Menschen, die zwar grundsätzlich geneigt waren, den neuen Glauben (mehr oder weniger) freiwillig anzunehmen, auch davon zu überzeugen, von ihren alten heidnischen Bräuchen zu lassen, wurden alle wesentlichen Feste des Jahres ganz einfach auf christlich umgepolt.
Papst Gregor IV verfügte bereits im Jahre 837, dass in Umwandlung von Samhain (unter Berücksichtigung des originalen Anlasses) ebenfalls Tote geehrt werden sollten und setzte für den 1. November Allerheiligen an (gefolgt von Allerseelen am 2.). Solcherart wurde Samhain als Vorabend zu Allerheiligen und weil Allerseelen ohnedies dem alten Fest noch näher stand, der Wind aus den Segeln genommen und die Menschen mussten sich nicht allzusehr in ihren Feieraktivitäten umstellen (im Grunde überhaupt nicht).
Doch die Toleranz gegenüber dem Althergebrachten (weil Heidnischem) hielt nicht an und weil sich der Samhain-Gedanke partout nicht zurückdrängen lassen wollte, führten die Protestanten, in deren Herrschaftsgebiet die keltischen Bräuche fielen, im 16. Jahrhundert All Hallowed Evening (verkürzt Hallowe'en ) als christliche Feier ein.
Jedoch auch dieser Versuch scheiterte auf Dauer, zumindest im Gebiet der heutigen USA. Der Herrschaft der Anglikanischen Kirche Entronnene (vorwiegend Iren) kehrten sukzessive zum alten Brauchtum zurück und haben es lediglich erheblich modernisiert und das heutige Halloween in den USA daraus gemacht: Ein durchaus nicht christliches Fest.
Jedenfalls entspricht die geradezu gigantische Feststimmung zu Halloween wohl kaum christlichen Vorstellungen, aber wer kann es den US-Amerikanern verdenken: Mangels eines Karnevals oder Faschings müssen die Amerikaner ihre Ausgelassenheit und ihr närrisches Treiben in eine einzige Nacht verpacken - in Halloween eben.
Es ist schon ein wenig amüsant (eigentlich sogar rührend), par distance zu beobachten, wie verschiedene christliche Gemeinschaften und Kirchen der USA bemüht sind, wenigstens noch etwas zu retten ohne gegen die übermächtigen Wölfe zu heulen und darum kämpfen, wenigstens den Jack O'Latern, den durch und durch heidnischen Halloween-Kürbis, zu einem christlichen Symbol umzugestalten und den Kürbis mit ausgeschnitztem Kreuz zu propagieren.
Das müsste erstmal reichen...
Greets,
Sidhe
Wer nur Stroh im Kopf hat, sollte sich vor dem Funken der Wahrheit in Acht nehmen.
Ihr perfekter Ideen-Geber für unvergessliche Rede-Auftritte 2005.