Können Tiere unfälle vorhersehen???
30.09.2005 um 19:35
Lucadou: Ein aktueller Fall im süddeutschen Raum: Ein Ehepaar hatte gerade seine Gaststätte renoviert, als der Spuk begann. Es rumpelte in der leeren Gaststube, im Keller rollten Bierfässer umher, obwohl niemand unten war. Vor den Augen entsetzter Gäste, die mir das später berichteten, schwebte ein Tablett mit Biergläsern in der Luft und wurde dann wie von Geisterhand in den Gastraum geschleudert. Die Polizei und Techniker waren vor Ort, Alarmanlagen wurden aufgestellt – nichts. Es blieb völlig rätselhaft. Dann wurde ich eingeschaltet, sprach lange mit den Eheleuten und merkte bald: Immer wenn es spukte, war die Frau zu Hause, ihr Mann aber nicht – er arbeitete tagsüber im Nachbardorf. Ich fragte die Ehefrau: Kann es sein, dass Sie mit dem ganzen Spuk Ihren Mann nach Hause holen wollen, damit Sie in der Gaststätte nicht mehr allein sind? Sie gestand ihren Frust und diesen geheimen Wunsch spontan ein. Der Mann kündigte daraufhin seinen Job, half fortan in der Gaststätte, und der Spuk hatte ein Ende. Für die Ehefrau steht im Rückblick bis heute fest: All die rätselhaften Ereignisse waren Aktionen ihres »Hausgeistes«, der ihnen damit den richtigen Weg weisen wollte.
P.M.: Und wenn die Frau das Ganze trickreich eingefädelt hat?
Lucadou: Eben nicht! Das war ihr rein körperlich gar nicht möglich, außerdem war sie definitiv nicht in der Nähe, als diese merkwürdigen Dinge passierten. Und die unbeteiligten Zeugen halte ich für glaubwürdig. Was hätte so eine aufwändige Inszenierung denn bewirken können – außer dass die schockierten Gäste wegbleiben und der Ruin droht? Das war dann übrigens auch der Fall.
P.M.: Also waren Geister im Haus, und die Frau hatte gar nichts damit zu tun?
Lucadou: Doch, sie war schon daran beteiligt, aber nicht im herkömmlichen Sinn. Hier passierte wohl etwas, was Psychologen als Externalisierung bezeichnen: Hat ein Mensch Probleme in Beruf oder Partnerschaft, fühlt er sich etwa missverstanden, vernachlässigt, so manifestiert sich dieser Psychostress oft in Kopfschmerzen, Magenleiden usw. Wird eine solche psychosomatische Reaktion jedoch aus dem Körper heraus nach außen verlagert, dann kann das zu Spuk-Phänomen führen. Manche Menschen haben diese besondere Veranlagung. Die Wirtsfrau gehört offenbar dazu.
P.M.: Sie meinen, es gibt Menschen, deren Probleme Bierfässer ins Rollen
bringen?
Lucadou: Nun, das ist sehr überspitzt formuliert. Aber hier könnten Zusammenhänge zwischen der Psyche und physikalischen Prozessen eine Rolle spielen, die wir noch nicht verstehen. Eines der dabei auftretenden paranormalen Symptome wäre die Psychokinese: die Fähigkeit eines Menschen, Dinge zu beeinflussen, zu bewegen. Es gibt solche anomalen Effekte, die in Experimenten belegt wurden: Da konnten Leute durch Willensanstrengung das zufällige Aufblinken einer Kontrolllampe beeinflussen.
P.M.: Traumhaft: Man
muss sich etwas nur intensiv genug wünschen, und schon passiert es?
Lucadou: Nein, nicht einfach im kausalen Sinne von Ursache und Wirkung, so nach dem Motto: Ich bediene den Lichtschalter, und die Lampe leuchtet. Es geht hier vielmehr um eine Art Zusammenspiel zwischen der Psyche bestimmter Menschen – meist kreative, extrovertierte Typen – und dem Zufall. Die Psyche bewirkt, dass der Zufall sich häuft – er clustert, sagen die Fachleute.
P.M.: Nun wird’s schwer verständlich!
Lucadou: In der Tat: Paranormale Fähigkeiten zu erklären, klappt nur mithilfe komplizierter Physik. Hierzu wurden das »Modell der pragmatischen Information« und die »Schwache Quantentheorie« entworfen – anerkannte wissenschaftliche Überlegungen, an denen ich mitgearbeitet habe. Daran ist absolut nichts Geheimnisvolles.
P.M.: Bitte unternehmen Sie einen Erklärungsversuch!
Lucadou: Die zentrale Aussage lautet vereinfacht: Menschen oder Dinge stehen miteinander dann in besonderer Verbindung, wenn sie füreinander irgendwie wichtig, also gegenseitig von Bedeutung sind. Zum Beispiel zwei Menschen, die sich lieben oder hassen, die viel miteinander erlebt haben: Sie fühlen oft, wie es gerade um den anderen bestellt ist. Sie stehen in Verbindung, ohne sich zu sehen, ohne Telefon, Internet oder andere Hilfsmittel. Als Wissenschaftler würde ich formulieren: Die beiden haben gemeinsame psychische Inhalte, also etwa Gedanken, Gefühle oder Eindrücke.
P.M.: Haben Sie Beispiele für diese magische Kommunikation?
Lucadou: Ich weiß von einer Krankenschwester mit solchen Fähigkeiten. Oft passiert es, dass sie an ihren freien Tagen in der Klinik anruft und ihren Kolleginnen sagt: Geht mal in dieses oder jenes Zimmer, dem Patienten dort geht es gerade schlecht. Und tatsächlich, so ist es dann auch. Oder die Schilderungen von Soldatenfrauen aus dem Zweiten Weltkrieg. Plötzlich wurde ihnen übel, oder sie spürten ein Stechen: Sie hatten, wie wir sagen, ein Ankündigungserlebnis. Später erfuhren sie, dass zur gleichen Zeit fern der Heimat ihr geliebter Mann gefallen war. Ein Ankündigungserlebnis ist es auch, wenn wir an jemanden denken, und kurz darauf treffen wir ihn scheinbar zufällig auf der Straße, oder er ruft an.
P.M.: Klappt das nur von Mensch zu Mensch oder auch zwischen Personen und Dingen?
Lucadou: Was ich beschreibe, funktioniert auch zwischen Menschen und Sachen bzw. Situationen. Beim Zöllner zum Beispiel, der 100 Autos passieren lässt und das 101. Fahrzeug kontrolliert – in dem er versteckte Zigarettenstangen findet. Im Volksmund heißt es: Der hatte den richtigen Riecher. Das physikalische Erklärungsmodell sagt dazu: Dinge, die füreinander Bedeutung haben, der Zöllner und die Schmuggelware, sind in einer eigenen Dimension einander zugeordnet – einer Dimension, die nicht unseren gängigen Vorstellungen von Raum und Zeit unterliegt. Füreinander bedeutungsvolle Ereignisse haben die Tendenz, gemeinsam aufzutreten, oft auch gleichzeitig. Denken Sie nur an die bekannte Situation: Man sitzt im Büro, und die dringend erwarteten Telefonanrufe bleiben aus. Doch plötzlich klingeln alle Apparate gleichzeitig, und vor der Tür wartet auch noch ein wichtiger Besucher. Das ist kein reiner Zufall mehr, sondern gehorcht einer physikalischen Logik.
Bei der Frau aus dem Wirtshaus treffen sozusagen zwei Effekte zusammen. Sie hat zum einen die Fähigkeit, Probleme nach außen zu verlagern. Zum anderen ist ihre direkte Umgebung, die Gaststube oder der Bierkeller, für sie von großer Bedeutung. Über diese Mechanismen kann es zu einer Art von Zusammenspiel zwischen ihr und den Gegenständen kommen. Zumindest was diesen Fall angeht, würde ich andere, konventionelle Erklärungen ausschließen.
P.M.: Offen gesagt: Für den Laien ist das immer noch schwer nachvollziehbar!
Lucadou: Zur Verdeutlichung hier ein weiterer wahrer Fall aus meiner Praxis: Ein Ehepaar ist im Auto unterwegs, plötzlich überkommt die Frau auf dem Beifahrersitz scheinbar ohne Grund ein starkes Angstgefühl. Sie beschwört ihren Mann, sofort langsamer zu fahren. Dann urplötzlich schießt von rechts aus einem Seitenweg ein Wagen auf die Straße, der zuvor nicht sichtbar war. Die latente Furcht der Frau vor möglichen Unfällen und die Gefährlichkeit der herannahenden Situation wurden also zueinander in Verbindung gesetzt: Sie haben sich gewissermaßen gegenseitig an-gezogen. Ohne die Vorahnung der Frau wäre ein verheerender Zusammenstoß unvermeidlich gewesen. Diese Begabung, aus einem Gefühl heraus auf künftige Ereignisse zu reagieren, sie vorauszuahnen, heißt in der Fachsprache Präkognition.
P.M.: Also gibt es Menschen, die in die Zukunft sehen können?
Lucadou: Nein, so einfach ist das nicht. Solche Personen können ihre besondere Veranlagung oder Disposition nicht bewusst einsetzen, etwa wie ein Talent. So etwas kann auch nicht antrainiert oder erlernt werden. Nur unter bestimmten Bedingungen – beim beschriebenen Zusammentreffen von gemeinsamen Bedeutungen – passiert es ihnen einfach. Und in der Regel begreifen sie erst hinterher, was das, was sie zuvor dachten oder träumten, zu bedeuten hatte. Zum Beispiel haben mir Menschen glaubhaft berichtet, sie hätten wenige Tage vor dem 11. September 2001 geträumt, dass Flugzeuge in hohe Wolkenkratzer stürzen. Die Experten bezeichnen dieses Phänomen als Wahrtraum.
P.M.: Sind Menschen mit paranormalen Fähigkeiten eher zu beneiden – oder
zu bedauern?
Lucadou: Ein echtes Problem. Oft trauen sich Betroffene gar nicht, mit irgendjemandem aus ihrer Umgebung darüber zu sprechen, und kommen deshalb zu uns. Denn mögliche para-normale Erlebnisse und Empfindungen sind in unserer Gesellschaft leider tabu, so wie früher das Thema Sex. Viele befürchten: Die anderen halten mich sicher für verrückt. Wer ein Problem hat, gilt bei uns schnell als psychisch krank. Doch Probleme zu haben, ist absolut normal.
P.M.: Wurden Sie persönlich schon mit einem
Psi-Erlebnis konfrontiert?
Lucadou: O ja! Seit zehn Jahren ist in meinem voll gestopften Büro ein Brief mit wissenschaftlichem Inhalt verschollen. Als ich die Informationen kürzlich dringend brauchte, stellte ich das Zimmer stundenlang auf den Kopf – umsonst. Die Anschrift der Absenderin stand nur auf dem Kuvert, sodass ich keine Chance hatte, mit ihr in Kontakt zu treten. Ich gab auf. Doch als ich am Abend jenes Tages meinen Briefkasten öffnete, traute ich meinen Augen nicht: ein neues Schreiben von eben jener Dame! Da-rin stand: »Ich weiß nicht, wa-rum ich Ihnen gerade jetzt schreibe. Aber ich habe das Gefühl, es könnte wichtig sein.« Diese Frau hat wohl einfach die Begabung, intuitiv das Richtige zu tun, ohne selbst zu wissen, warum. Die Sache ist für mich nicht konventionell erklärbar. Sie macht mich sprachlos – auch nach 40 jahren