Link: www.blick.ch (extern) (Archiv-Version vom 13.06.2008)Bald ist ANNA GÖLDIN keine HEXE mehr.
GLARUS – Als letzte «Hexe» Europas beförderten die Glarner 1782 Anna Göldi aufs Schafott. Um diesen «Justizmord» zu sühnen, will der Regierungsrat das Opfer rehabilitieren.
Die Hinrichtung von Anna Göldi ist ein Schandfleck in der Glarner Geschichte. Nach 226 Jahren will der Regierungsrat nicht mehr länger damit leben und beantragt dem Parlament, die Magd zu rehabilitieren und sie vom Tatbestand der «Vergiftung» zu entlasten. Es soll auch festhalten, dass Göldi im Juni 1782 Opfer eines «Justizmordes» wurde.
Die Regierung verlangt explizit mehr als eine einfache Unschuldsbestätigung: Ein unverständlicher und ungerechter staatlicher Akt, krasses Unrecht und ein gravierendes Fehlurteil sollen beseitigt werden.
Die Rehabilitation Anna Göldis hatte das Glarner Parlament, der Landrat, im November letzten Jahres in die Wege geleitet. Im Bericht an das Parlament rekapituliert die Kantonsregierung die leidvolle Lebensgeschichte der angeblichen Hexe Anna Göldi.
Das Todesurteil habe eine nicht zuständige Instanz gefällt. Sie habe an ihrer Kompetenz festgehalten und den Schuldspruch festgelegt, obschon die damalige Rechtsordnung kein Todesurteil zugelassen und keinen solchen Tatbestand gekannt habe.
Noch unverständlicher sei die Tatsache, dass der ganze Prozess vom 16. Juni 1782 in die Zeit der Aufklärung gefallen sei und die Urteilenden sich als gebildete Leute betrachtet hätten.
Der Begriff «Justizmord» ist laut der Glarner Regierung die Umschreibung für die Hinrichtung einer unschuldigen Person durch ein Organ der Justiz und macht die Tragweite des damaligen Urteils «erschreckend deutlich».
Rehabilitation bedeute nicht Schlussstrich, so die Glarner Regierung. Als zusätzliches Zeichen unterstütze der Regierungsrat vorerst das kommende Festspiel «Anna Göldi» mit 120´000 Franken, je die Hälfte davon stammen aus dem Lotteriefonds und der Hans Streiff-Stiftung. (SDA/hhs)