Habe einen interessanten link zum Thema gefunden, dass Einblicke in die Welt eines Komapatienten gibt:
http://bidok.uibk.ac.at/library/beh6-98-grenze.htmlWahrnehmen und Erleben im Koma
Der Medizinpsychologe Hannich, der lange Jahre auf einer Intensivstation in Münster mit Bewußtlosen gearbeitet hat, berichtete von einem 50jährigen Patienten, der nach einem Schädel-Hirntrauma bewußtlos war und beatmet wurde
(Dieser Patient berichtete später von einer Wahrnehmung im Koma: Er schilderte eine mittelalterliche Schlachtfeldszene. Alles was sich noch bewegte, wurde von marodierenden Rittern erstochen. Er stellte sich wie tot. (Alle Handlungen des Pflegepersonals fühlte er als bedrohlich und gegen sich gerichtet, weshalb er sich auf sein Innerstes zurückzog und regunglos erstarrte). Eines Tages erreichte ihn eine schöne helle Stimme. Als die Stimme ein zweites Mal kam, öffente er die Augen und erblickte eine wunderschöne Frau im weißen Gewande (die Musiktherapeutin), und nach und nach gelang es ihm, sich aus seiner Abgeschiedenheit zu lösen.
Ein zweites Bild:
Menschen im Wachkoma leben in anderen Räumen: in den Wahrnehmungsräumen einer Art "Körperhintergrundempfinden" und in den gleichsam unendlichen raumlosen Zeiträumen einer bewußtseinsfernen "ozeanischen" Existenz, in den unendlich langsamen Wogen und seismischer Rhythmen, einer schwebenden Kapsel gleich, ohne Anfang und Ende, im "Niemandsland" zwischen Leben und Tod.
Menschen im Wachkoma sind leidenschaftslose Betrachter einer leeren Bühne am Boden eines Ozeans. Die Last der gesamen Schwerkraft macht Atmung und Glieder schwer, machen ihre Körper grenzenlos und beinahe vergessen, wenn nicht immer wieder einschießende spastische Schmerzen sie an ihre Existenz erinnern liessen.
Nur selten gelangt der Klang von Musik oder menschlicher Stimmen in die lautlos-dröhnende Tiefe, nur selten fällt ein Lichtstrahl in die dunkle Einöde. Sehen wie durch trübes, dichtes Wasser. Hören wie durch dicke, verzerrte Polster. Vertraute Stimmen und warmes Licht werden lauter und heller beim Aufsteigen an die Oberfläche, doch bleibt der äußere Klang verwaschen und der Blick trübe gleich einer Eisdecke von unten oder einer Milchglasscheibe. Hörbar in diesen Augenblicken des "auftauchenden Bewußtseins" und "inselförmigen Erwachens" ist das Rasseln der Atmung, das Pochen des Herzschlags und das Glucksen von Darm und Magen. Und nur manchmal tauchen aus dem Nebel der Umgebung schemenhaft Gestalten und Gesichter auf. Alle Wahrnehmungen und Bewegungen vollziehen sich im Schneckentempo: gedehntes Sein und Werden in Zeitlupe oder die Entdeckung der Langsamkeit.
"In Verhältnissen, die sich eigentlich nicht ausdrücken lassen, in Räumen ohne Himmel, Erde, Fußböden, Decken oder Wände verweilte ich, wie eingeschrumpft oder eingekerkert in einer Substanz, die mir äußerlich fremd war, so, als wäre mir der ganze Körper hineingewachsen, oder eher, als wäre ich er selbst und ohne Körper... Rings um mich wartete etwas auf Genehmigung, auf mein Einverständnis... Ich wartete... daß diese Empfindung der Ungewißheit, der Schwebe, des Augenblicks hervorgerufen wurde durch jene auf keine andere Weise spürbare... alle Räumlichkeiten ... erfüllende Präsenz.
Aus dem rosigen Nebel, der mich umgab, tauchte die erste Berührung hervor, und ich, unbeweglich wie ein Klotz, irgendwo tief drinnen feststeckend in dem, was mich gleichsam einsperrte, konnte weder zurückweichen, noch mich rühren, und das andere untersuchte meinen Kerker durch blinde und zugleich sehende Berührungen, und schon war das gleichsam eine Hand, die mich schuf; bis dahin hatte ich nicht einmal das Augenlicht gehabt, und nun sah ich;
Unter Fingern, die tastend mein Gesicht entlangwanderten, tauchten aus dem Nichts meine Lippen, meine Wangen hervor, und in dem Grad, wie sich diese in unendlich kleine Bruchteile zerlegte Berührung ausweitete, hatte ich schon Gesicht und atmenden Oberkörper, alles ins Dasein gerufen durch diesen - symmetrischen - Schöpfungsakt: denn auch ich im geschaffen werden, schuf meinerseits, und es erschien ein Gesicht, wie ich es nie gesehen hatte, fremd, bekannt, ich suchte ihm in die Augen zu schauen, aber das konnte ich nicht..., weil es hier keine Regungen gab, und nur in einer Art inbrünstigem Schweigen entdeckten wir einander und wurden, welchselweise, und ich war schon ich in voller Lebendigkeit... ... dann breitete ich mich nach allen Richtungen auf einmal aus und schwoll an... über alles Wachsein hinaus...