Die legende von der Lorelei
26.04.2006 um 19:11
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Clemens Brentano
Lore Lay
Zu Bacharach am Rheine
Wohnt’ eineZauberin,
Sie war so schön und feine
Und riß viel Herzen hin.
Undbrachte viel zu Schanden
Der Männer ringsumher,
Aus ihren Liebesbanden
War keine Rettung mehr.
Der Bischof ließ sie laden
Vor geistlicheGewalt –
Und mußte sie begnaden,
So schön war ihr’ Gestalt.
Ersprach zu ihr gerühret:
„Du arme Lore Lay!
Wer hat dich denn verführet
Zu böser Zauberei“
„Herr Bischof, laßt mich sterben!
Ich bin desLebens müd,
Weil jeder muß verderben,
Der meine Augen sieht.
DieAugen sind zwei Flammen,
Mein Arm ein Zauberstab –
O schickt mich in dieFlammen!
O brechet mir den Stab!“
„Ich kann dich nicht verdammen,
Bis du mir erst bekennt,
Warum in deinen Flammen
Mein eignes Herz schonbrennt.
Den Stab kann ich nicht brechen
Du schöne Lore Lay!
Ichmüßte dann zerbrechen
Mein eigen Herz entzwei.“
„Herr Bischof, mit mirArmen
Treibt nicht so bösen Spott,
Und bittet um Erbarmen,
Für mich denlieben Gott!
Ich darf nicht länger leben,
Ich lieb kein Leben mehr –
Den Tod sollt Ihr mir geben,
Drum kam ich zu Euch her! –
Mein Schatzhat mich betrogen,
Hat sich von mir gewandt,
Ist fort von hier gezogen,
Fort in ein fremdes Land.
Die Augen sanft und wilde,
Die Wangen rotund weiß,
Die Worte still und milde,
Die sind mein Zauberkreis.
Ich selbst muß drin verderben,
Das Herz tut mir so weh –
Vor Jammernmöcht’ ich sterben,
Wenn ich zum Spiegel seh’.
Drum laßt mein Recht michfinden,
Mich sterben wie ein Christ,
Denn alles muß verschwinden,
Weiler mir treulos ist."
Drei Ritter läßt er holen:
„Bringt sie ins Klosterhin!
Geh, Lore! – Gott befohlen
Sei dein berückter Sinn!
Du sollstein Nönnchen werden,
Ein Nönnchen schwarz und weiß,
Bereite dich auf Erden
Zum Tod mit Gottes Preis´“
Zum Kloster sie nun ritten,
Die Ritteralle drei,
Und traurig in der Mitten
Die schöne Lore Lay.
„ORitter, laßt mich gehen
Auf diesen Felsen groß,
Ich will noch einmal sehen
Nach meines Lieben Schloß.
Ich will noch einmal sehen
Wohl in dentiefen Rhein,
Und dann ins Kloster gehen
Und Gottes Jungfrau sein.“
Der Felsen ist so jähe,
So steil ist seine Wand,
Sie klimmen in die Höhe,
Da tritt sie an den Rand.
Die Jungfrau sprach: „Da gehet
EinSchifflein auf dem Rhein –
Der in dem Schifflein stehet,
Der soll meinLiebster sein!
Mein Herz wird mir so munter,
Er muß mein Liebster sein!“–
Da lehnt sie sich hinunter
Und stürzet in den Rhein.
Es fuhr mitKreuz und Fahne
Das Schifflein an das Land,
Der Bischof saß im Kahne,
Sie hat ihn wohl erkannt.
Daß er das Schwert gelassen,
Dem Zauberzu entgehn,
Daß er zum Kreuz tät fassen,
Das konnt sie nicht verstehn.
Wer hat dies Lied gesungen?
Ein Priester auf dem Rhein,
Und immerhat's geklungen
Vom hohen Felsenstein
Lore Lay!
Lore Lay!
Lore Lay!
Als wären es meiner drei!
(entstanden 1800)
und ein bildchen von der süssen