Bewusstsein...
28.10.2005 um 23:45
Verändertes Bewusstsein
Schon seit jeher haben Menschen mit zum Teil gefährlichen Drogen experimentiert und dabei deren Wirkung sowohl positiv als auch negativ erfahren.
Der Amerikaner Trevor Maclnnes ist einer von vielen, der bewusst mit Drogen Versuche anstellt. In seiner New Yorker Wohnung tauchte er in völlig andere Bewusstseinsdimensionen ein: >> Ich bewegte mich auf eine Art Raumstation zu. Rechts und links von mir spürte ich zwei Wesen, die mich zu einer Plattform geleiteten. Im Inneren dieser Raumstation bemerkte ich weitere Gestalten, die etwa menschengroß waren und sich auf zwei Beinen fortbewegten <<, schildert er seine Erfahrungen.
,>>Zuerst dachte ich, es handle sich um Androiden --- menschenähnliche Maschinen ---, da sie wie eine Kreuzung zwischen Crashtest-Puppen und den Soldaten des Imperiums aus Krieg der Sterne aussahen. Doch es waren keine Roboter, sondern lebende Wesen. Sie verrichteten irgendwelche technischen Handgriffe und beachteten mich überhaupt nicht. Darüber hinaus spürte ich rings um mich herum eine unglaublich starke Kraft, die jedoch nicht bedrohlich war. Plötzlich sah ich eine Schar elfenartiger Kreaturen mit Gegenständen spielen, die wie kristallene Maschinen aussahen <<.
Neue Dimensionen
Dies klingt zunächst wie die klassische Beschreibung einer Entführung durch Aliens. Doch Trevor Mclnnes‘ Freunde, die die ganze Zeit über anwesend waren, versicherten, dass er niemals den Raum verlassen hatte. Mclnnes verdankte seine ungewöhnlichen Erlebnisse dem Halluzinogen N,N-Dimethyl-Tryptamin (DMT).
Mclnnes ist nur einer von tausenden von US-Bürgern, die mit dieser bewusstseinsverändernden Substanz experimentiert haben und dabei den verschiedensten Wesen begegnet sind --- darunter auch Außerirdischen, Engeln, Geistern und Göttern. Einige berichten von Nahtoderfahrungen, durch die sich die tief in ihnen verwurzelte Todesangst völlig auflöste und einer Art spiritueller Erleuchtung Platz machte. Bei vielen haben sich diese Erfahrungen tief eingeprägt und zu einer grundlegenden Veränderung ihres Lebens geführt.
Pflanzenhalluzinogene
Die Droge DMT unterscheidet sich von den meisten anderen vor allen Dingen dadurch, dass sie im menschlichen Körper selbst erzeugt werden kann. Neue Forschungen deuten darauf hin, dass die im Gehirn befindliche Epiphyse (Zirbeldrüse) für die Auslösung einer komplexen chemischen Kettenreaktion verantwortlich sein könnte, die zur Bildung von Tryptamin-Halluzinogenen führt. DMT gehört überdies zu den Hauptwirkstoffen einiger halluzinativer Pflanzen, die von verschiedenen südamerikanischen Volksstämmen zu kultischen Zwecken verwendet werden, so etwa Ayahuasca und Pilze wie der Psilocybe mexicana.
Die Droge Ayahuasca ist bei den Amazonasindianern weit verbreitet. Sie stammt aus einer Rankenart namens Banisteriopsis caapi und wird als Aufguss getrunken oder geschnupft. Banisteriopsis selbst --- auch caapi und yagé beziehungsweise yajé genannt --- enthält kein DMT Ihr Pflanzenwirkstoff ruft nur bläulich oder grau gefärbte Visionen hervor --- es sei denn, er wird mit DMT-haltigen Pflanzen vermischt.
In Verbindung mit DMT jedoch löst Banisteriopsis weitaus lebhaftere Farbvisionen aus und hat eine wesentlich stärkere halluzinative Wirkung. Ein Ayahuasca-Aufguss kann eine ganze Palette verschiedener Pflanzenzusätze enthalten. Er wird von den Indianern seit Generationen für Initiationsriten und zur Erlangung spiritueller Weisheit verwendet. Auch zum Weissagen, für Prophezeiungen sowie zum Durchführen von Astralreisen wird diese Droge verwendet. Dabei begeben sich die Betreffenden --- meist in Form eines Tieres --- zu fernen Orten, an denen sie bestimmte Ereignisse beobachten. Die hellseherischen Kräfte, die Ayahuasca verleihen soll, wurden bereits von vielen Menschen bestätigt, die diese Droge ausprobiert haben, so auch von dem Anthropologen Kenneth Kensinger.
Während einer Ayahuasca-Zeremonie bei den Cashinahua --- einem abgeschieden lebenden peruanischen Indianerstamm --- teilten sechs der neun Stammesangehörigen Kensinger mit, dass sie den Tod seines chai, des >> Vaters seiner Mutter <<, vorausgesehen hatten. Zwei Tage später erfuhr Kensinger per Funk vom Ableben seines Großvaters.
Magische Pilze
In vielen Teilen Südamerikas spielen auch >> heilige << oder >> magische << Pilze bei kultischen Handlungen eine sehr große Rolle. Die Verwendung dieser Halluzinogene lässt sich möglicherweise sogar bis in die Zeit um 1000 v. Chr. zurückverfolgen. Schriftlich wurde der Einsatz dieser Pilze erstmals Ende des 16.Jahrhunderts von dem spanischen Priester Bernardo Sahagún festgehalten. Der Geistliche berichtete in seiner Chronik einem Pilz, der den Azteken heilig war und den sie als Teonanácatl (>> Gottesfleisch <<) bezeichneten.
In den 30er-jahren stießen Ethnobiologen auf erste Hinweise, dass der Pilzkult bei einigen mexikanischen Indianerstämmen auch heute noch praktiziert wird. Dies wurde schließlich 1953 durch den ehemaligen Ban kier und Pilzexperten Gordon Wasson bestätigt.
Wasson und der Fotograf Allan Richardson sind bislang die einzigen bekannten Weißen, die jemals an einer Zauberpilzzeremonie teilnehmen durften. Nach dem Verzehr einiger Pilze hatte Wasson das Gefühl, als würde er aus seinem Körper hinausschweben. Richardson hatte die Vision von einem Zimmer in Mexico City das er erst Wochen später aufsuchte. Was er während der Vision sah, stimmte im kleinsten Detail mit der Wirklichkeit überein, wie er bei einem späteren Besuch in der Hauptstadt feststellte. Die Wirkung dieser magischen Pilze, die Bestandteile des DMT enthalten, tritt nur ganz langsam ein, hält dafür aber wesentlich länger an als bei reinem DMT, das oft schon Sekunden nach der Einnahme seine Wirkung entfaltet. Ein DMT-Rausch ist in der Regel nach etwa 15 Minuten vorüber, dafür sind die psychedelischen Wahrnehmungen intensiver als bei jeder anderen Droge.
Allein die Tatsache, dass DMT im Gehirngewebe von Menschen und Säugetieren produziert wird und möglicherweise zu außersinnlichen Wahrnehmungen führen kann, macht es zu einer besonderen Substanz. Faszinierend dabei ist auch, dass zahlreiche DMT-Konsumenten von Begegnungen mit Außerirdischen berichten.
In seinem Buch The Archaic Revival berichtet der Drogenexperte Terence McKenna, dass man in DMT-Trance >> Begegnungen mit seltsamen Wesen << hat. Er nennt sie >> Tryptamin-Munchkins << und beschreibt sie als >> Spiegelbilder eines verborgenen Teils der eigenen Psyche, der sich plötzlich verselbstständigt <<. Was McKenna (siehe Bild rechts) nach seinem ersten Test mit DMT besonders schockierte, war das Gefühl, dass >> im Hier und Jetzt, nur ein Quentchen von uns entfernt, ein tosendes Universum aktiver Intelligenzen existiert, das jenseits allem Menschlichen hyperdimensional und in allerhöchstem Grade fremdartig erscheint <<.
Neue Forschungen
Diese Halluzinationen sind jedoch nicht nur auf die subjektiven Erlebnisse einiger weniger moderner Wissenschaftler beschränkt, die mit DMT experimentierten. Die Bewohner von Hawaii beispielsweise haben schon früher DMT in Form von Piptadeniaperegrina-Samen eingenommen um mit ihren Göttern in Verbindung zu treten. DMT-Forscher Peter Meyer erachtet >> das Phänomen der Kontaktaufnahme mit Außerirdischen (unter DMT-Einfluss) für derart eindrucksvoll, dass es unbedingt gründlich erforscht werden sollte <<.
Aufgrund der strengen Betäubungsmittelgesetze konnte die Erforschung halluzinativer Drogen in den letzten zwei jahrzehnten nur unter starken Einschränkungen betrieben werden. In den 90er-jahren kam es jedoch zu einem Durchbruch, als die US-Regierung für einige Halluzinogene neue Forschungsprojekte bewilligte. Eines davon war ein Dreijahresprojekt zur Erforschung der Wirkung von DMT, das unter der Leitung des Psychiaters Dr. Rick Strassman an der Universität von New Mexico durchgeführt wurde. Strassman möchte vor allen Dingen herausfinden, warum der menschliche Körper DMT produziert. Auch er bestätigte, dass >> viele Versuchspersonen unter DMT-Einfluss die Anwesenheit anderer Intelligenzen verspürten <<.
Über diese Tryptamin-Wesen kursieren viele Theorien. Eine davon besagt, dass es sich dabei um interdimensionale Intelligenzen handelt, also Zeitreisende oder körperlose Geister, die nur auf einer bestimmten Bewusstseinsfrequenz --- die durch Tryptamin bereitgestellt wird --- mit Menschen kommunizieren können.
Mystische Visionen
Dr. Strassman verfolgt jedoch einen anderen Erklärungsansatz. Er sieht Parallelen zwischen den TryptaminWesen und den Visionen gottähnlicher Geschöpfe, wie sie aus den >> Erleuchtungserfahrungen << vieler religiöser und mystischer Traditionen her bekannt sind. Er glaubt, dass dies einen weit reichenden Einfluss auf unser Verständnis von Bewusstein und nicht materiellen Bereichen hat. Strassman sieht sogar Möglichkeiten, wie man religiöse Praktiken und Halluzinogene so miteinander verbinden könnte, dass sie unser aller Leben bereichern, wenn wir uns einer derartigen Erfahrung öffnen.
Strassmans Theorie wird untermauert von Dr. Charles Grob von der University of California in Los Angeles. Anfang der 90er-jahre erforschte Dr. Grob die Praktiken der >> Union de Vegetal << und der >> Santo Daime << --- zweier ländlicher Kirchen in Brasilien, deren Lehren auf dem Christentum basieren. Die Mitglieder dieser kirchlichen Gemeinschaften empfangen als Sakrament wöchentlich eine Hostie, der Ayahuasca beigemengt wird. Die Droge beschwört Visionen ihrer Götter herauf --- der so genannten >> Waldgeister <<. Dr. Grob entdeckte, dass die Droge zu keinerlei Vergiftungen oder Hirnschäden führte und dass Langzeitbenutzer ihren Alltag insgesamt besser zu meistern schienen. Aufgrund der Ergebnisse dieser Untersuchung wurde der Genuss von Ayahuasca --- wenn auch nur im Zusammenhang mit zeremoniellen Anwendungen --- 1992 von der brasilianischen Regierung legalisiert.
Was ist Realität ?
Dank der Forschungsprogramme, die sich derzeit mit DMT und anderen bewusstseinsverändernden Substanzen befassen, sind wir vielleicht schon bald in der Lage die Bedeutung der mysteriösen Wesen, die paranormalen Erlebnisse und viele andere Geheimnisse des menschlichen Geistes zu enträtseln. Einige Wissenschaftler vermuten nach diesen Erkenntnissen, dass wir den Begriff >> Realität << von Grund auf überdenken und vollkommen neu definieren müssen. Was uns bislang als real und völlig unverrückbar erschien, kann sich bald als ein nur vorübergehender Zustand erweisen, als >> Maya <<, als Schattenbild im ewigen Werden und Vergehen. Auch die moderne Physik liefert uns für dieses Phänomen der veränderlichen Realität zahlreiche Beispiele.
Was die UFO-Entführungen angeht, so wird sich vielleicht herausstellen, dass die Außerirdischen in Wirklichkeit nicht von fernen Galaxien stammen, sondern aus den unerschöpflichen Tiefen unseres >> inneren Universums <<, das im Unterbewusstsein eines jeden von uns verborgen liegt.
Zeuge
Peter Gorman
Gorman ist Chefredakteur des US-Magazins High Times und nimmt seit langem Ayahuasca und künstliches DMT ein. Faktor X fragte ihn, ob seine psychedelischen Erlebnisse dauerhafte Nachwirkungen haben:
Das Beindruckendste ist, dass unsere Bewusstseinsbarrieren gesprengt werden und das Ich mich auf einer tiefen, emotionalen Ebene allmählich auflöse. Egal, woran sie glauben --- die Droge ermöglicht Ihnen den Zugang zu unserem kollektiven Bewusstsein und die Erkenntnis, dass die Welt nicht so fest gefügt ist, wie es scheint. Auch sieht man sich selbst so, wie man wirklich ist. Wichtig ist, dass man wieder zu seinem eigenen Selbst zurückfindet, sonst kann es gefährlich werden. Ich habe durch die Drogen Visionen gehabt, die ich niemals vergessen werde.
Analyse
Die Chemie von Visionen
Banisteriopsis blockiert die Übertragung von Umweltreizen durch selektive Hemmung der Wirkung chemischer Botenstoffe im Gehirn. Dies verhindert den Abbau bestimmter dem Körper von außen zugeführter Substanzen, z. B. DMT. Aufgrund dieser Eigenschaft der Banisteriopsis-Ranke wird das in einem Ayahuasca-Gemisches enthaltene DMT im Körper lange genug gespeichert um Trugbilder hervorzurufen. Drogenforscher Dr. Rick Strassman glaubt, dass bei physischen oder psychischen Zuständen von der Epiphyse ( Abb. rechts) auf natürlichem Wege DMT-Moleküle ( Abb. links ) freigsetzt werden. Seiner Ansicht nach können durch DMT verursachte Bewusstseinszustände z. B. auch in tiefer Meditation, bei einer Nahtoderfahrung, während der Geburt oder bei hohem Fieber auftreten.
Standpunkt
Schwerelosigkeit
Dass Ayahuasca außerkörperliche Wahrnehmungen hervorrufen kann, beschrieb 1858 der ecuadorianische Geograf Manuel Villavicencio: >> Es scheint das Nervensystem zu stimulieren, die Sinneswahrnehmungen werden erhöht ... Schwindelgefühle und ein Schwirren im Kopf, dann das Gefühl vom Boden abzuheben <<. Ähnliche Wirkungen konstatierte der amerikanische Wissenschaftler Dr. Rick Strassmann ( Abb. links). In DMT-Experimenten hatten die Versuchspersonen häufig das Empfinden hoch oben in der Luft zu schweben --- und empfanden das als >> vollkommen real <<. Aufgrund dieser Versuche kam der deutsche Gelehrte Hans Peter Dürr zu dem Schluss, dass DMT >> eine Droge speziell zum fliegen << zu sein scheint.
Zusatzinfo
Gottesfleisch im Labor
Die magischen Pilze der südamerikanischen Indianerstämme wurden in den 50er-Jahren von Roger Heim botanisch bestimmt. Die meisten gehören der Gattung Psylocybe an. Heim sandte Pilzproben an Albert Hofmann ( Abb. rechts ), den Schweizer Chemiker, dem 1943 die Syntehese von LSD gelungen war. Hofmann erprobte die psychedelische Wirkung der Pilze im Selbstversuch und beschrieb sie als äußerst stark: >> Dreißig Minuten nach der Einnahme <<, erinnerte er sich später, >> nahm rings um mich alles einen mexikanischen Charakter an ... der Arzt, der das Experiment überwachte, verwandelte sich in einen aztekischen Priester <<. 1958 gelang es Hofmann schließlich aus den magischen Pilzen künstlich Psilocybin (4-Phosphoryloxy-DMT) herzustellen.
Archäologische Erkenntnisse
Einige >> Psychonauten << haben nach Abklingen einer DMT-Trance bis ins Detail riesige dreidimensionale Strukturen beschrieben. Angeblich sollen die Maya-Pyramiden nach Gebilden erbaut worden sein, die Menschen im Trancezustand >> gesehen << hatten. In Mittelamerika gefundene steinerne Pilzskulpturen --- die älteste ist fast 3000 Jahre alt --- bestätigen, dass die Maya halluzinative Pilze zu religiösen Zwecken verwendeten.
Quelle: Faktor X Heft-Nr.15
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