Satan
03.03.2006 um 16:40
Judentum/Christentum: Hebräische Bibel
Der Teufel ist in der hebräischen Bibel derVersucher der Menschen. Die hebräische Bezeichnung "Satan" (שטן,Sin-Teth-Nun) bedeutet soviel wie "Widerstandleistender" oder "der Ankläger". Sie kannauch für Engel oder Menschen verwendet werden (Numeri / 4. Mose 22,22.32; 1. Samuel 29,4;1. Könige 5,18; 11,14.23.25; Psalm 109,6; als Verben im Sinne von anfeinden in Psalm38,21; 71,13; 109,4.20.29)
In den außerbiblischen Legenden des Judentumserscheint Satan manchmal als Engel, der von Gott verstoßen worden ist, weil er sichselbst über Gott stellte. Er gilt als Prinzip des Bösen.
Satan schüttetdie Plagen über Hiob aus (William Blake)Die ausführlichste Darstellung des Satan findetsich im Buch Hiob des Alten Testaments. Aufgrund seines Einwandes, der fromme Hiob halteGott nur deshalb die Treue, weil Gott um ihn herum kein Unglück zulasse, gestattet GottSatan, Hiobs Glauben auf die Probe zu stellen. Trotz der Unglücke, die den nichtsahnendenHiob daraufhin in Form der sprichwörtlichen Hiobsbotschaften ereilen und der bösartigenKrankheit, mit der Satan ihn peinigt, akzeptiert Hiob sein trauriges Los und fluchtseinem Gott nicht. Damit wird Satans Zweifel widerlegt, es gebe keinen Menschen, der Gottin jeder Situation treu bliebe.
In zwei weiteren Fällen tritt der Satan alsVersucher (1. Buch der Chronik 21,1) oder Ankläger (Sacharja 3,1) des sündigen Menschenauf.
Teilweise werden aber auch Menschen in der hebräischen Bibel allgemein alsWidersacher bezeichnet. Das hebräische Wort wird dann im Allgemeinen ohne den bestimmtenArtikel benutzt.
Bei Jesaja 14 findet sich ein Spottlied auf den König vonBabel, von dem eine Stelle später auf den Satan bezogen wurde, ursprünglich aber eineAnspielung auf die Gestalt Helel des babylonischen Mythos ist, das Gegenstück zumgriechischen Helios.
Der Bezug auf den König wird schon anfänglich klargemacht:
4 da wirst du dieses Spottlied anstimmen über den König von Babel und sagen: Wiehat aufgehört der Unterdrücker, aufgehört das Anstürmen!
Die Stelle selbst lautet:
12 Wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte! Wie bistdu zu Boden geschmettert, Überwältiger der Nationen! 13 Und du, du sagtest in deinemHerzen: »Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über den Sternen Gottes meinen Thronaufrichten und mich niedersetzen auf den Versammlungsberg im äußersten Norden. 14 Ichwill hinaufsteigen auf Wolkenhöhen, dem Höchsten mich gleichmachen.« - 15 Doch in denScheol wirst du hinabgestürzt, in die tiefste Grube.
(Zitiert nach revidierterElberfelder Übersetzung)
Die christlichen Kirchenväter sahen in dem zuletztzitierten Text eine Parallele auf den in Lukas 10,18 beschriebenen Fall Satans (»Ich sahSatan vom Himmel fallen wie einen Blitz«). Eine theologische Begründung für dieGleichsetzung besteht darin, dass die Stadt Babylon in der Offenbarung mit dem Teufel amjüngsten Tag gemeinsam von Gott vernichtet werde. Andere wenden dagegen ein, dass einegleichzeitige Vernichtung keine Identität bedeute.
Auf ähnliche Weise wurdenauch Teile von Ezechiel 28 auf den Fall des Satans bezogen. Dort spricht der Prophet vomEnde des Königs von Tyrus, der wegen seines Hochmuts, in dem er sich für einen Gott hält,angeklagt wird. In den Versen 14-15 heißt es dann an den König gerichtet: "Du warst einmit ausgebreiteten [Flügeln] schirmender Cherub, und ich hatte dich [dazu] gemacht; duwarst auf Gottes heiligem Berg, mitten unter feurigen Steinen gingst du einher.Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tag an, als du geschaffen wurdest, bis sichUnrecht an dir fand." (Ebenfalls zitiert nach der revidierten Elberfelder Übersetzung.Modernere Übersetzungen sprechen aber nur davon, dass der König einem Cherub beigeselltwurde.)
Christentum: Christliche Bibel
Satan, gemalt von GustaveDore, in John Milton's Paradise LostIm Neuen Testament wird Satan als "Der große Drache,die uralte Schlange, die Widerwirker und Satan heißt" (Offenbarung 12,7) und "Fürst desVollmachtsgebiets der Luft" (Epheser 2,2) vorgestellt. Nirgends im Neuen Testament istdavon die Rede, dass Satan ein gefallener Engel gewesen wäre. Einige Textstellen desNeuen Testaments scheinen dieser Vorstellung sogar direkt zu widersprechen. So heißt es:"der Widerwirker sündigte von Anfang an" (1. Johannes 3,8). Und außerdem war er "einMenschentöter von Anfang an und hat nicht in der Wahrheit gestanden, weil keine Wahrheitin ihm ist" (Johannes 8,44). Allerdings ließe sich die Legende von Satan als einemgefallenen Engel noch damit verteidigen, dass der Engel erst durch seine Auflehnung zumTeufel wurde. Daher hätte er als Teufel von Anfang an gesündigt.
In denEvangelien tritt der Teufel in der Rolle des Versuchers auf, der Jesus zu einemMissbrauch seiner göttlichen Macht verleiten will.
Vor dem Tausendjährigen Reichgibt es (nach der Offenbarung des Johannes) einen Kampf zwischen den Kräften des Guten(Michael und seine Engel) und Satan, der damit endet, dass der Teufel und seine Anhängerauf die Erde geworfen werden (Offenbarung 12). Für die Dauer des 1000-jährigen Reichswird er aber wieder gefesselt (Offb 20, Verse 1-3), um danach wieder kurz freigelassen zuwerden (Offb 20, Vers 7). Er verführt dann für eine gewisse Zeit Menschen, ehe er ineinem Feuersee landet (Offb 20, Vers 11).
In der Frühen Neuzeit, genauer etwaseit dem Ende des 15. Jahrhunderts bis weit ins 18. Jahrhundert hinein, trug derchristliche Glaube an die Existenz des Teufels wesentlich zur damaligen Hexenverfolgungbei. Der Hauptvorwurf, der den Hexen bzw. Hexenmeistern damals gemacht wurde, war, dasssie einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hätten und darüber hinaus mit ihmGeschlechtsverkehr (die so genannte Teufelsbuhlschaft) betreiben würden.
Deraußerdem oft verwendete Begriff Luzifer ist nichtchristlichen Ursprungs: In der Antikewar Luzifer der Name für den Planeten Venus; im antiken Babylon wurde die Venus als"Tagesstern, Sohn der Morgendämmerung" oder auch "Morgenstern" oder "Abendstern"bezeichnet. Die römische Mythologie kennt Luzifer als Sohn der Aurora, der Göttin derMorgenröte. In der griechischen Mythologie ist die Göttin Eosphorus bzw. Eos dasGegenstück zu der römischen Aurora. Und auch hier hatte diese Göttin einen Sohn, welcherPhosphoros (griech. "Lichtbringer") hieß. Dieser entspricht also dem römischen Lucifer(lat. "Lichtbringer"). Da in Jesaja 14,12 ein aus den Himmeln hinabstürzender „Engel(eigentlich Cherub, s.u.) der Morgenröte“ Erwähnung findet, konstruierten dieKirchenväter eine Parallele zu der römischen Gottheit und gaben diesem ebenfalls denNamen Luzifer. Hier allerdings wurde das "c" durch ein "z" ersetzt. In der Bibel tauchtder Begriff "Luzifer" im Gegensatz zu dem des "Satans" nicht auf.
Islam
Im Islam ist Schaitan (bedeutungs- und herkunftsgleich mit hebräischשטן = "Satan") oder Iblis (arabisch) der Widersacher der Menschen. Nachislamischer Lehre ist Schaitan nur ein Geschöpf Allahs.
Im Islam ist der Teufeldurch Allah zum Anführer der Engel ernannt worden, als Geschenk für seine guten Taten. Erselbst ist jedoch kein Engel, sondern ein Dschinn. Deshalb weigerte er sich aus Hochmut,sich vor Adam auf den Befehls Allahs niederzuwerfen, da er (Iblis) aus rauchlosem Feuergeschaffen ist und den Menschen (aus Lehm geschaffen) als minderwertiger betrachtet. Ausdiesem Grund erkannte Allah ihm die Führerrolle ab und verdammte ihn dazu, bis zumjüngsten Tag den Menschen zu verführen und vom rechten Weg abzubringen.
Esgehört zu den Prüfungen der Menschheit, sich zu entscheiden, d.h. für Allah oder fürSchaitan. Somit ist Schaitan, ob er es will oder nicht, Gottesdiener, weil auch er nurWerkzeug des Planes von Allah ist, dem er sich nicht entziehen kann. Und am Tag desGerichts wird er seine Strafe bekommen. Dem Islam ist die Vorstellung, dass SchaitanWidersacher Gottes oder eine Art Kräfte-Gegenpol ist, fremd. Das Prinzip Gut gegen Böseals Gegenkräfte ist hier nicht anwendbar. Denn nur Allah ist der absolut Mächtige,Schaitan ist dagegen lediglich Versucher der Menschen, dem Allah eine Frist gesetzt hat.Schaitan ist nicht allmächtig - aber gefährlich für die Menschen, solange sie wanken undsich Allah nicht völlig ergeben.
Jesidentum
Im Jesidentum existiert dieGestalt des Bösen nicht. Die jesidische Vorstellung ist, dass Gott allmächtig ist undneben Gott auch keine zweite Kraft existieren kann, die ohne seine Fürsprache, ohne seinDazutun etwas Böses verrichten kann. Die Jesiden sprechen auch nicht das Wort des Bösenaus, weil allein der Ausspruch dieses Wortes die Anzweiflung der Einzigartigkeit Gottessei. Nach Jesidischer Vorstellung wäre Gott schwach, wenn er noch eine zweite Kraft nebensich existieren lassen würde. Diese Vorstellung wäre mit der Allmacht Gottes nichtvereinbar.
Zarathustrismus
Die Religion Zarathustras, derZarathustrismus, ist dualistisch geprägt: »Und im Anbeginn waren diese beiden Geister,die Zwillinge, die nach ihrem eigenen Worte das Gute und das Böse im Denken, Reden undTun heißen. Zwischen ihnen haben die Guthandelnden richtig gewählt.« Speziell dieBegriffe Himmel und Hölle waren im alten Judentum nicht bekannt. Gerald Messadié siehtden Wandel Satans vom Ankläger in Gottes Rat zum Gegenspieler Gottes als Übernahme desAhriman aus dem Zoroastrismus an; dort sind der böse Welterschaffer und der gute GottOrmuzd in der Tat Gegenspieler.
Im Zarathustrismus (auch Zoroastrismus) gelangendie Seelen nach dem Tod über die Činvat-Brücke. Hier wird Gericht gehalten: Für denrechtschaffenen Menschen ist die Brücke breit wie ein Pfad, für den anderen schmal wieeine Messerspitze. Die Guten gelangen in die seligen Gefilde des Paradieses Garodemäna(später Garotman), des »Orts der Lobgesänge«; die Seele des Bösen aber kommt an den»schlechtesten Ort«, d. h. in die Hölle. Die Dämonen des Zoroastrismus werden Daeva,Drudsch und Pairikas (Peri) genannt und teils als Unholdinnen gedacht, die mit bösenMenschen in fleischlichem Verkehr stehen und die guten zu verführen trachten, teils alstückische Dämonen, welche Trockenheit, Missernten, Seuchen und andere Plagen über dieWelt verhängen.
Die Schöpfungsgeschichte des Zarathustrismus besagt, das AhuraMazdā (Gott) in den ersten 3000 Jahren durch einen langherrschenden Windhauch zuerstden eiförmigen Himmel und daraufhin die Erde und die Pflanzen erschuf. Im zweiten Zyklusvon 3000 Jahren entstanden die Urstiere und danach der Urmensch. Danach erfolgte derEinbruch des Anramainyu (der "Teufel"), welcher den Urmenschen und den Urstier tötet undeine Periode des Kampfes eröffnet, die ihr Ende erst mit der Geburt des Zarathustraerreicht. Dieses Ereignis fällt in das 31. Jahr der Regierung des Königs Vistaspa. Undvon da an werden wieder 3000 Jahre vergehen, bis der Heiland Saoschjant geboren wird,welcher die bösen Geister vernichten und eine neue, unvergängliche Welt herbeiführenwird; auch die Toten sollen dann auferstehen. Statt des einen Messias werden an anderenStellen deren drei genannt, wodurch sich also diese Lehre von der entsprechenden desAlten Testaments unterscheidet. Dagegen stimmt die Lehre von der Auferstehung sogar inDetails mit der christlichen überein, so dass die Annahme einer Entlehnung der letzterenaus der Religion der den Hebräern benachbarten Zarathustristen eine gewisseWahrscheinlichkeit für sich hat.
Darstellung im Volksglauben, Heidentum
Skulptur des Pan (Athen, 2. Jahrhundert v. Chr.)Die volkstümliche Darstellungdes christlichen Teufels leitet sich oft auf ursprünglich heidnische Götter zurück. Esbesteht eine weitgehende äußere Übereinstimmung mit dem griechischen Gott Pan. Der Teufelwird meist schwarz und behaart, mit Bocks- oder Pferdefüßen, Hörnern, einem Schwanz,hässlichem Gesicht und langer Habichtsnase dargestellt. Bei seinem Verschwindenhinterlässt er demnach einen argen Gestank. Der angebliche Wohnort des oder der Teufelist die Hölle. Der Begriff Hölle wiederum ist von dem Namen der germanischen UnterweltHel abgeleitet (die Herrscherin über diese Unterwelt trägt ebenfalls den Namen Hel).Manchmal wird der Teufel auch gedeutet als der Archetypus des lüsternen und potentenMannes sowie ein Symbol für die inneren Triebe und Kräfte, die in den Menschen ruhen.
Totgeburt
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