Satanismus und warum Aleister Crowley keiner war
06.11.2005 um 12:23
Satanismus
Der Satan (hebräisch: Widersacher) ist in alten Testament zunächst einfach der Gegner ganz allgemein(z.B. im Krieg), der Ankläger vor Gericht und schließlich auch der Ankläger vor dem göttlichen Gericht. Erst später werden dem Satan Untertanen, nämlich Dämonen, zugeschrieben. Diese wiederum sind als nachkommen verbotenen sexuellen Beziehungen zwischen Engeln und Menschen entsprungen. Damit wird der Satan zur Verkörperung des Bösen, zum Gegenspieler Gottes. Nach christlichem Glauben hat der Satan durch das Wirken von Jesus Christus seine Macht grundsätzlich eingebüßt. Vernichtet werden wird er erst am Ende der Welt. In der Geschichte war die christliche Kirche mit dem Vorwurf des Satankultes nicht eben sparsam. Der Satan wurde nicht als Symbol des Bösen gesehen, sondern als wirklich existierende Macht, mit der ,,Abtrünnige“ einen Pakt eingingen. Der Verfolgung und Ermordung von Hunderttausenden von Hexen wurde mit deren Bund mit dem Satan begründet. Satan, nach christlicher Ansicht ein gefallener Engel, war stets auch von literarischen Interesse. Barockdramen beschäftigen sich mit der Gestalt des Bösen . Der Pakt, den Faust in Goethes Drama mit Mephisto ( also dem Satan) schließt, brachte in der Nachfolge eine Fülle ,, satanischer“ Literatur hervor. Im ausgehenden 19. Jahrhundert war ein Teil des Bürgertums und Intellektuellen in Europa geprägt von mystischen orientierter Sinnsuche. Die Industrialisierung, der sich andeutende endgültige Untergang der Monarchien, das Erstarken der Arbeiterbewerbung, der Verlust von Privilegien brachten eine tiefe Verunsicherung mit sich. Während manche Künstlerinnen und Künstler die Fesseln des Althergebrachten abstreifen und die Moderne mit Begeisterung begrüßten, während ein relativ kleiner Teil des Bürgertums sich den demokratischen Bewegungen anschloss , wandten sich andere dem Okkulten zu. Spiritistische Sitzungen mit Tischrücken, Pendeln und Geisterbefragungen waren mehr als nur ein Gänsehaut hervorrufendes Gesellschaftsspiel. Geistererscheinungen, angebliche Mitteilungen Verstorbener über Medien und andere geheimnisvolle Erscheinungen lösten ein breites Echo aus. In dieser Grundstimmung fanden Gemeinschaften, die sich mit Kräften außerhalb dieser(für viele nicht mehr zu verstehenden)Welt beschäftigten, großen Zulauf. Elitäres Bewusstsein und romantisierende Vorstellungen brachten verschiedene Arten von Orden, Geheimgesellschaften und Logen hervor. In denen nur Eingeweihte das ,,Wissen“ um das Wirken der Kräfte des Kosmos hatten Der Brite Aleister Crowley(1875-1947), der als Vater des Satanismus im 20. Jahrhunderts gilt, arbeitete genau in diesem Umfeld. Er wuchs in einem streng christlichen Elternhaus auf, gegen das er bald rebellierte. In seiner Studienzeit in Cambridge verfasste er Schriften, die auch heute noch als pornographisch gelten. Überhaupt gebärdete sich Crowley gerne sehr provozierend. So trat er während des ersten Weltkrieges als Führsprecher der Deutschen auf, gerade zu unglaublich für die damalige Zeit. Crowley fühlte sich vom-Okkultismus( von lat. occuItus= ,,verborgen“, der, ursprünglich Lehre von den verborgenen Dingen; heute zusammenfassende Bezeichnung für alle geheimniswissenschaftlichen Disziplinen wie auch für die außersinnlichen Wahrnehmungen und Erscheinungen, die von der Parapsychologie wissenschaftlich erforscht werden. Zu den okkulten Phänomenen gehören Erscheinungen, die sich bislang nicht durch die Naturgesetze erklären lassen z.B. –Telepathie, Telekinese, Präkognition, Spuk)angezogen und fand bald Kontakt zum führenden Okkultisten Alan Bennett. Er trat dessen ,,Hermetic Order of the Golden Dawn“(Hermetischer Orden der Goldenen Dämmerung)bei. Als es dem ehrgeizigen Crowley nicht gelang, die Führung der Gemeinschaft zu übernehmen, verließ er den Orden wieder und reiste mir seiner Frau nach Indien und Ceylon. Bei einer Zwischenstation in Kairo erschien 1904 das Geistwesen Aiwaz in seinem Hotelzimmer und ,, diktierte“ ihm innerhalb drei Tagen das Buch ,, Liber Al vel Legis“(Buch des Gesetzes), das bis heute als wichtiges Werk des modernen Satanismus gilt. Crowley
Garnierte Aussagen, die sich gegen die strenge Moral seiner Zeit richten( genieße alles Sinnliche und Wollüstige und fürchte dich nicht, dass Gott dich dafür strafe...“), mit allerlei Zutaten aus der indischen und altägyptischen Mystik, die er auf seinen Reisen kennen gelernt hatte. Den esoterischen Charakter seines Buches unterstrich er durch die Aufforderung an die Leserinnen und Leser :,, Es zeugt von Weisheit, wenn dieses Buch nach dem ersten Lesen zerstört wird.“1912 trat Crowley dem – OrdoTempli Orientis(O.T.O.) bei, dessen Führung der 1922 übernahm In Cefalu(Sizilien)errichtete er schließlich seine Abtei ,,Thelema“. Als Mussolini1923 an die Macht kam, verließ er Italien. Dabei hatte er weder mit dem italienischen Faschismus noch mit dem deutschen irgendwelche Schwierigkeiten. Im Gegenteil: der okkultistische Thule-Orden, in dem sich –Neugermanen zusammengefunden hatten, von denen einige später prominente Vertreter des Nazi- Regimes wurden, war von Crowleys O.T.O beeinflusst. Corwley ging nach Weida in Thüringen, wo er sich 1925 von seinen Anhängern als ,, Weltheiland“ ausrufen ließ. Crowley starb 1947 in Großbritannien. Der Satanismus der Gegenwart beruft sich vorwiegend auf die Schriften und auf das Wirken von
Aleister Crowley. In der kalifornischen Gegenkultur-Szene der 60er Jahre waren die Bücher der Anti- Bürgers aufgetaucht und von einigen der ,,Blumenkindern“ begeistert aufgenommen worden. In den 50er Jahren bereits hatte der ehemalige Tierbändiger und Illusionist Howard Levy, der sich später La Vey nannte, den Okkultismus für sich entdeckt und in seiner Wohnung spiritistische Sitzungen abgehalten. Nach Presseberichten soll dabei auch ein in Brandy gekochter menschlicher Arm verspeist worden sein. Diese und andere Berichte erregten die Aufmerksamkeit des Filmregisseurs Kenneth Anger, der bereits einen den Vorstellungen Corwleys nahekommenden Underground-Film (,, Inauguration of the Pleasure Dome“) gedreht hatte. Dieser Film und sein Nachfolger ,, Lucifer Rising“ wurden von Kinoliebhabern sehr geschätzt, da mit ihnen das unabhängige Kino freier Filmemacher begründet wurde. In Hollywood war Anger zu einiger Berühmtheit auch durch sein Buch ,,Hollywood Babylon“ gekommen, das ganz genau die Skandale der großen und kleine Stars der Filmstadt auflistet und mancherlei mysteriöse Vorfälle schildert. Als Motto stellte Anger dem Buch( das auch in deutscher Übersetzung erschien) einen Satz von Aleister Crowley voran: ,, Jedermann und jede Frau ist ein Star“ La Vey und Anger taten sich zusammen und gründeten zunächst einen,, Magic Circle“, aus dem in der Walpurgisnacht 1966 die ,, Church of Satan“(Satanskirche) entstand. Die Anhänger dieser ,,Satanskirche“ standen in deutlichem Wiederspruch zur Gesellschaft. Sie verstanden sich als Teil einer- auch kulturellen- Gegenbewegung zum Bürgertum. Aber auch manche Prominente aus dem Show-Business Hollywoods bekannten sich zur Satanskirche: Sammy Davis z.B. oder Jane Mansfield. Zu einer frühen Fassung von Angers Film ,,Lucifer Rising“ schrieb Mick Jagger die Musik. Unabhängig von der kalifornischen Satanskirche, sich aber ebenfalls auf Crowley berufend, entstand die Final Church von Charles Manson. Er hielt sich für Satan und Christus zugleich und verehrte Hitler. Von Mansons Gruppe wurden 1969 neun Menschen ermordet, unter ihnen die Schauspielerin Sharon Tate. Nach Europa kam die kalifornische Satanskirche über Amsterdam. Dort hatte 1972 der Schauspieler Martin Lammers eine der ältesten protestantischen Kirchen der Niederlande gekauft und einen Satanstempel errichtet. La Veys Tochter Karla half beim Aufbau einer Satansgemeinschaft, und eine Zeitlang wurde überlegt, ob das Zentrum von Los Angeles nach Holland verlegt werden solle. In den folgenden Jahren nahm das Interesse am Satanskult immer mehr ab. Die Mode des ,,Bösen“ fand unter jungen Leuten nur noch wenige Anhänger. Einen gewissen Aufschwung nahm die Bewegung ausgerechnet durch die christliche Fundamentalisten in den Vereinigten Staaten. Für sie ist der Satan eine Macht, die stets aufs neue versucht, Gewalt über die Menschen zu erringen. Einen wahrhaft teuflischen Plan verwirklichte der Satan nach fundamentalistischer Ansicht, als einige Rockgruppen aus der Heavy-Metal-Szene begannen mit ,, satanischen“ Symbolen und manchmal auch ketzerischen Texten zu kokettieren Jugendliche, die diese Musik hörten, würden so zu Satanisten gemacht. Besonders schlaue Fundamentalisten glaubten gar herausgefunden zu haben, dass auf etlichen Schallplatten die satanische Botschaft nur dann zu hören wenn man sie rückwärts abspiele. Über das Unterbewusste würden die Hörer auch dann der Gefährdung durch den Satan ausgesetzt, wenn sie die Platte oder Kassetten ganz normal hörten. Besorgte Pädagogen, Kirchenmitarbeiter und Eltern auch in Europa begannen die Plattencover zu studieren und mühten sich verzweifelt, Tonträger rückwärts abzuhören, um mit den Jugendlichen über die Gefährdung durch den Teufel diskutieren zu können. Diese wohl gutgemeinte Verhalten erst machte die ,,satanische Gefahr“ bekannt. Schulpsychologen berichten, dass Kinder aufgrund dessen starke Ängste, sie könnten unbewusst vom Bösen, vom Teufel beeinflusst werden, entwickelt hätten. In der Bundesrepublik wurde verstärkt über satanistische Gruppen diskutiert, als 1993 im thüringischen Sondershausen der 15jährige Schüler Sandro Beyer von drei 17jährigen Mitschülern, die sich als Satanisten bezeichneten ,ermordet wurde .Die Berliner Journalisten Liane von Billerbeck und Frank Nordhausen leuchteten den Hintergrund aus und fanden erstaunliche Querverbindungen zwischen satanischen und faschistischen Gruppen. Das Zentrum dieser kleinen, aber offensichtlich sehr gewalttätigen Bewegung liegt demnach in Norwegen. Einer der Anführer ist Varg Vikernes, der sich Count Grisshnackh nennt. Er ist Mitglied der Gruppe ,, Hvit Arisk Motstand“ ( Weißer arischer Widerstand), die auch Verbindungen zum rassistischen Ku-Klux-Clan in den USA haben soll. Vikernes wurde in Norwegen wegen Mordes an dem Sänger und selbsternannten Satanistenführer Oystein Araseth, alias ,,Euronymus“, zu 21 Jahren Gefängnis verurteilt. Einer der Wortführer für die norwegischen Satans-Faschisten in der Bundesrepublik ist ,,Leichenschrei“ der Chef der Band ,,Opferblut“, deren Kassette ,,Recreate Auschwitz“ heißt. Als Sprachrohr für die mordende Szene wirkt auch ein Mann namens Hellsturm, der den faschistischen Norweger preist:,, Wenn er jemals die Chance hat, wird er der Führer des Nordlandes, denn er ist stark genug dafür... Hail to you, Count Grishnackh.” Hinter dem Pseudonym Hellsturm verbirgt sich Roland M., der Bruder von Hendrick M., einem der Mörder von Sondershausen. Auszug aus einem Interview, das Hellsturm mit Leichenschrei führte:,, Waren die Nazis Okkultisten? Was hältst du von den Ideen der arischen Rasse?“ Leichenschrei:,, Gute Idee, das Reich von all dem Abschaum zu säubern, der unser weißes und arisches Land mit seinem dreckigen Blut überflutet... Die arische Rasse ist die einzig wahre, die Creme der Menschheit.“ Verbindungen der Satanisten nach Norwegen sind um so bedeutsamer als sich dort, abgeschirmt von der internationalen Öffentlichkeit, eine neue Nazi-Szene zu organisieren scheint. Über satanistische Praktiken gibt es die unterschiedlichsten Berichte. Den Anhängerinnen und Anhängern von Satans-Gruppen kommt das gelegen, da sie sich als außerhalb der Gesellschaft stehend betrachten und jeder Hinweis, der in der Öffentlichkeit Abscheu hervorruft, als Beleg für die eigene Anti-Bürgerlichkeit genommen wird. Meist aber ist die Satanshandlung eine bloße Umkehr einer katholischen Messe-Satansdienst statt Gottesdienst. Die Satanskirche aus Kalifornien hat am ehesten festgelegte Rituale. Im Verlauf einer ,,Schwarzen Messe“ wird, nachdem eine Vielzahl von Schmähungen gegen Jesus Christus ausgebracht wurde, eine Hostie entweiht. Dies geschieht, indem die Oblate (besonders begehrt sind solche, die in Kirchen entwendet wurden) zunächst mit dem Körper einer nackten Frau in Berührung gebracht und dann vom Zeremonienmeister zertreten wird. Mit Ausnahme der Satanistinnen und Satanisten, die sich in der kalifornischen Satanskirche zugehörig fühlen, und den o.g. satanischen Faschisten sind die Teufels-Verehrer nicht organisiert. Meist werden ,,Schwarze Messen“ in kleinen Zirkeln zelebriert. Bei Jugendlichen ist oftmals die Mutprobe, sich nachts auf einem Friedhof aufzuhalten, interessanter als die Inhalte der Teufelsfeier.
hallo
hab euch alle ganz doll lieb^^