Wenn wir schon bei Literaturempfehlungen zum Thema sind, möchte ich auch auf das Buch von Dr. rer.nat., Dr. phil. Heiner Schwenke hinweisen: „Transzendente Begegnungen: Phänomenologie und Metakritik“, Basel: Schwabe, 2014 (318 S.). Leider mit 59 Euro ziemlich teuer.
Hier die Inhaltsbeschreibung vom Verlag:
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Transzendente Begegnungen wurden von der Wissenschaft bisher weitgehend ignoriert oder als illusionär und irreal betrachtet. Die Zeugnisse nachhaltiger biographischer Wirkungen von Begegnungen mit Personen aus anderen Welten, wie etwa verstorbenen Menschen oder Engeln, verweisen aber auf die unbezweifelbare Bedeutung dieser Erfahrungen. Das Buch bietet eine umfassende Phänomenologie transzendenter Begegnungen, die auf eine Untersuchung zahlreicher Erlebnisberichte gründet.
Schwenke erörtert die Kritik dieser Erfahrungsform durch Wissenschaft und Religion und kommt zum Ergebnis, dass Wissenschaft die Realität transzendenter Begegnungen weder widerlegen noch beweisen kann. Der klassisch beweisorientierte Ansatz ist verfehlt. Die betroffene Person darf und muss sich auf ihr eigenes Erfahrungsurteil verlassen.
Die pauschale Pathologisierung ihrer Erfahrungen beruht nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern auf fragwürdigen weltanschaulichphilosophischen Grundannahmen und ist daher unbegründet.
Von religiöser Seite werden transzendente Begegnungen häufig als Illusionen angesehen, die nicht nur unwahr, sondern auch schlechten, ja teuflischen Ursprungs sind. Die religiöse Abwertung von Erlebnissen dieser Art scheint weniger durch sachliche Gründe motiviert zu sein als durch das Bestreben, ein Monopol der eigenen Religion, insbesondere ihrer Amtsträger, auf den Zugang zur Transzendenz zu etablieren und aufrechtzuerhalten.
Abschliessend werden einige Vorschläge zum philosophischen Verständnis transzendenter Begegnungen auf der Grundlage der Erlebnisberichte gemacht."
@Tajna Schon die 1882 gegründe Society for Psychical Research (SPR), einer der ältesten Vereine zur parapsychologischen Forschung, hat sich ausführlich mit „Krisenerscheinungen“ beschäftigt. (Ich glaube, die waren auch diejenigen, welche den Begriff „crisis apparition“ geprägt haben.) Der Klassiker ist hier natürlich die Sammlung „Phantasms of the Living“, also so viel wie „Erscheinungen Lebender“.
Ich zitier mich mal der Einfachheit selber aus einem anderen Thread:
Das zweibändige Werk wurde 1886 von der SPR (Society of Psychical Research) herausgegeben und ist im Hauptteil von Edmund Gurney verfasst worden. Darin werden über 702 Berichte von Personen zitiert und analysiert, die angaben, Erscheinungen und Visionen von Sterbenden (engl. „crisis apparitions“) oder kürzlich Verstorbenen gehabt zu haben. Bei der Materialsammlung, die Gurney und einige Mitarbeiter persönlich vornahmen, wofür sie im ganzen Königreich hin und her reisen mussten, wurden etliche Qualitätsstandards berücksichtigt. So wurden etwa nur Berichte aus erster Hand aufgenommen (also nichts vom „Hörensagen“ oder vom „Freund einer Freundin“), und zusätzlich Zeugen befragt und/oder unabhängige Zeugnisse des berichteten Geschehens und seines zeitlichen Ablaufs gesucht – etwa Sterbeurkunden, Gerichtsakten oder Zeitungsberichte. Es war also ein ziemlicher Rechercheaufwand.
In dem Buch geht es, wie gesagt, vor allem um sogenannte „Crisis apparitions“ („Krisenerscheinungen“), also Erscheinungen entfernter Personen, die zu dem Zeitpunkt, zu dem sie von anderen gesehen werden, in einer lebensbedrohlichen Krise sind, bzw. gerade sterben. Gurney ging davon aus, dass in solchen Fällen ein Zusammenspiel von Telepathie und Eidetik stattfindet, also von „Gedankenübertragung“ und der Fähigkeit ein mentales Bild quasi wie real zu „sehen“. Der Sterbende sendet sozusagen ein telepathisches „Signal“ - und zwar während er noch lebt - daher „Phantasms of the Living“ -, das im Unterbewusstsein des „Empfängers“ ankommt und dort eine Halluzination des „Senders“ erzeugt. (Ganz verkürzt ausgedrückt.)
Das ganze Buch mit seinen zwei Bänden und den über 700 Einzelberichten kann man online lesen!:
https://www.esalen.org/ctr-archive/book-phantasms.html (Archiv-Version vom 19.08.2017)