June und Jennifer Gibbons - Die stummen Zwillinge

Da die Suchfunktion nichts hierzu ausgespuckt hat und ich den Fall dennoch sehr mysteriös und interessant finde, erschien es mir klug, eine neue Diskussion zu erstellen. Kommen wir also zur Sache.

Die Zwillinge June und Jennifer Gibbons wurden am 11. April 1963 geboren, als Töchter eines Immigranten aus Barbados. Kurz nach ihrer Geburt siedelte die Familie nach Wales um.
Eine Eigenheit der beiden Mädchen war, dass sie ungemein schnell sprachen, sodass kaum jemand sie verstehen konnte. Mit dem Alter wurde dies immer schlimmer, sodass June und Jennifer nur noch miteinander sprachen.

Dies und die Tatsache, dass die Mädchen die einzigen Dunkelhäutigen in der Gemeinde waren, machte ihnen das Leben sehr schwer. June und Jennifer wurden zu mehreren Therapeuten geschickt, die erfolglos versuchten, sie wieder zum Sprechen zu kriegen. Auch auf Internate wurden die beiden verlegt, doch wenn man sie voneinander trennte, wurden sie erst recht katatonisch.

Nachdem im jungen Erwachsenenalter der beiden Frauen ihre Autorenkarrieren fehlschlugen, wandten sie sich kriminellen Aktivitäten zu und wurden für vierzehn Jahre in eine Psychiatrie eingewiesen, wo sie zum ersten Mal über ein Abkommen sprachen, das sie miteinander hatten: Wenn eine von ihnen stirbt, so wird die Andere ein normales Leben führen.

Jennifer willigte ein, diejenige zu sein, die sich für ihre Schwester opfert. Als die Geschwister wenige Tage später in ein anderes Krankenhaus eingewiesen wurden, erkrankte Jennifer plötzlich an einer Herzmuskelentzündung und verstarb. In ihrem Blut wurden weder Medikamente noch Drogen festgestellt und ihr plötzlicher Tod ist bis heute ein Rätsel.

Noch rätselhafter jedoch ist, dass Junes Verhalten sich durch Jennifers Tod extrem änderte. Sie sagte: "Endlich bin ich frei, Jennifer hat mich befreit." June war als Mensch wie ausgewechselt und wurde aus dem Krankenhaus entlassen.

Heute lebt June ein ruhiges, unabhängiges Leben ohne psychiatrische Beeinträchtigungen oder ähnliche Probleme.

http://www.zeit.de/1987/45/schweigen-zu-zweit-schreiben-allein
http://soovi.net/june-und-jennifer-gibbons-die-stillen-zwillinge/ (Archiv-Version vom 24.03.2015)

Eure Meinungen zu diesem rätselhaften Fall würden mich sehr interessieren. Wie kann es sein, dass June durch Jennifers Tod plötzlich beschwerdefrei war? Wieso musste Jennifer überhaupt sterben? Was hat ihren Tod ausgelöst? War es purer Zufall?

GLG

Das ganze klingt wohl gruseliger als es ist. :D

Jeder Mensch kann krank werden. Mancher auch obwohl bis dahin alles in Ordnung zu sein scheint. Also ist Jeniffers Erkrankung wohl eher ein Zufall. Das es natürlich kurz nach ihrem "Pakt" geschah macht das ganze zwar interessanter aber auch nicht gruseliger. Hat es diese Übereinkunft denn überhaupt gegeben? Oder hat June diese nur erfunden um das ganze etwas spooky erscheinen zu lassen?

Die Aussage das sie sich befreit fühlt passt auch dazu. Alles etwas gruselig wirken lassen vielleicht bringts ja Geld..... Ich denke da ist nichts besonderes dabei und auch keine besonders interessante Geschichte.

@5ting
Ich denke, dass es keinen Grund für June gibt, das ganze spooky erscheinen zu lassen. Was hätte sie davon? Geld ist ja nicht wirklich dabei rausgesprungen. Außerdem müssten sie in dem Falle ja all das von Kindesbeinen an geplant haben.
Und ja, den Quellen zufolge gab es diesen Pakt wirklich.

Auch die Tatsache, dass die beiden sich erst nach 14 (!) Jahren zu sowas entschließen... na ja, es macht mich doch stutzig, weil es für mich keinen großen Sinn ergibt.

Ich glaube das Zwillinge einfach ein wahnsinnig enges Band haben können.
Ich musste bei dem Text an die 17 jährigen Zwillinge eines Freundes denken.
Die beiden sind einerseits sehr unterschiedlich. Die eine ist schon immer sehr sozial. Die andere wahnsinnig egoistisch.
Trotzdem waren sie ein verschworenes Team wenn es darum geht zusammen zu halten und gegen andere zu sein und das war schon immer so.
Wenn die eine als Kind Ärger mit den Eltern hatte, so ist die andere mitgezogen und es gab damals eine Zeit in der beide etwa 3 Wochen lang ihre Eltern angeschwiegen und nur untereinander gesprochen haben.
Heute haben sie sich durch den Egoismus der einen sehr auseinander gelebt und würden sich nicht mehr in jeder Situation für die jeweils andere einsetzen.

Die egoistische war immer der Kopf dieser Gemeinschaft und hatte das sagen. Ich glaube schon dass sowas einen ganz heftigen Druck auf den anderen Part auswirken kann.

Und ich glaube auch dass, wenn diese treibende Kraft geht, in dem Fall stirbt, dass die andere dann Freiheit erlangen kann auf die sie innerlich vielleicht lange gewartet hat trotz all der Liebe zu ihrer Schwester.

Die Herzmuskelentzündung ist für mich in diesem Fall einfach Zufall.

Ich glaube da an keine mysteriösen Umstände.

MissAtropine schrieb:Was hätte sie davon? Geld ist ja nicht wirklich dabei rausgesprungen.

Sie konnten vorher nicht wissen wieviel Geld sie damit machen oder eben nicht. Also bleibt der Grund bestehen.

MissAtropine schrieb:Und ja, den Quellen zufolge gab es diesen Pakt wirklich.

Vielleicht habe ich es ja übersehen dann kannst du es gern nochmal zitieren. Aber außer dem was June sagt gibt es keine Belege. Erzählen kann man hinterher vieles....irgendwer wirds schon glauben.

MissAtropine schrieb:Auch die Tatsache, dass die beiden sich erst nach 14 (!) Jahren zu sowas entschließen... na ja, es macht mich doch stutzig, weil es für mich keinen großen Sinn ergibt.

Auch da ist wieder nur das was sie erzählt. Im übrigen waren sie da nicht mehr so klein und wussten was Geld alles tolles mit sich bringt. :D

@Midnightsecret
@5ting

Wie kann es aber dann sein, dass June so plötzlich beschwerdefrei war? Sie kann nicht ihr ganzes Leben lang von Kindesbeinen an diese psychischen Probleme gespielt haben, zumal sie durch die Ausgrenzung, weil sie eben schwarze waren, unter akuten Druck litt.

@MissAtropine

Welcher Druck? In dieser Situation reagieren Kinder natürlich sehr extrem. Aber wenn man älter wird lernt man auch besser mit Situationen umzugehen.

Die ärztlichen Befunde wären da sehr interessant. Denn die würden Aufschluss üben den Verlauf geben. Gibts die nicht ist es alles natürlich ganz plötzlich anders. Passt halt gut in die Geschichte.

@MissAtropine
Erklärt sich für mich von selbst.
Der Druck geht (durch den tot der Schwester) und damit auch die Beschwerden.
Es sagt keiner was davon dass sie gespielt hat, ich gebe nur zu bedenken dass die Beschwerden vielleicht andere Gründe haben als man dachte.

Ich habe einige "Schwarze" Freunde. Alle sind sehr gebildet, wunderbare, selbstbewusste, tolle Menschen. Keine Menschen von denen man erwarten würde dass sie etwas wie ihre Hautfarbe aus der Bahn werfen würde.
Aber jede/r einzelne hat schon negative Erfahrungen machen müssen und an jedem hat es genagt.
Der Druck ist also nichts außergewöhnliches oder nur etwas was psychisch labile Menschen beschäftigt ...

@5ting
In den Fünfzigern war die Rassentrennung noch Gang und Gebe. Natürlich ist das ein großer Druck.
Es scheint Zeugenaussagen zu geben, ist alles jedoch auf Englisch. Auf Deutsch gibt's leider nur wenige brauchbare Arikel.
In die ärztlichen Befunde selbst wird man wohl leider nicht einsehen dürfen...

MissAtropine schrieb:In den Fünfzigern war die Rassentrennung noch Gang und Gebe. Natürlich ist das ein großer Druck.

Nochmal! Welcher Druck?
Für Kinder ist das etwas anderes als für Erwachsene. Was bei Erkrankungen und deren Behandlung auch Unterschiede macht.

MissAtropine schrieb:Es scheint Zeugenaussagen zu geben, ist alles jedoch auf Englisch.

Wenn es denn Zeugen gibt kannst du sicher hier etwas dazu verlinken. Dann könnte man vielleicht auch sehen in welchem Zusammenhang sie tatsächlich standen.

Ohne echte Beweise ist das ganze nur eine Geschichte.

@5ting
Ganz ruhig, ich such ne geeignete Website. :D

Und wegen des Drucks, lass mich Wikipedia zitieren:

As the only black children in the community, they were ostracized at school. This proved traumatic for the twins, eventually causing their school administrators to dismiss them early each day so that they might avoid bullying.

@MissAtropine

Du verstehst mich offenbar nicht. Du musst Unterschiede machen. Es kommt auch auf das Alter an den Krankheitsverlauf usw. Mit 18 gehst du mit sowas anders um als mit 8.

@5ting
Natürlich, aber ich zweifle keinen Moment daran, dass es in jedem Alter seine Schäden hinterlässt.

@MissAtropine

Selbstverständlich!

Aber trotz allem sollte man da in so einem Fall keine Rücksicht nehmen. Zumindest in einer Diskussion muss die Möglichkeit das alles mit einer gewissen Planung geschah und der Tod zufällig dazu kam auch besprochen werden.

@5ting
Natürlich, aber es erscheint mir nach wie vor relativ unwahrscheinlich, dadurch, dass sich diese psychischen Probleme scheinbar wie ein roter Faden durch das Leben der Zwillinge ziehen und mit dem Tod der einen plötzlich aufhören.

Wieso? Der Zwang, ständig zusammenhocken und -halten zu müssen, weil die Schwester seit frühester Kindheit wohl die einzige Gleichaltrige war, die einen nicht ausgrenzte, sondern verstand, und die wohl auch als einzige Spielgefährtin zur Verfügung stand, war mit dem Tod einer von ihnen aufgehoben. Denn die überlebende Schwester brauchte nicht mehr auf die andere Rücksicht zu nehmen bzw. deren psychischen Zusammenbruch zu befürchten, wenn sie ihrem natürlichen Wunsch nach einem eigenständigen Leben nachgab.

Hier handelt es sich nicht um etwas Paranormales, sondern um eine Notgemeinschaft zweier von Anfang an diskriminierter Kinder, die wohl nur beieinander Halt finden konnnte. Dieser Halt war aber dafür umso intensiver, weil beide in haargenau der gleichen Situation waren und haargenau die gleichen Probleme hatten. Probleme, die in beider Augen wohl niemand sonst haben konnte, denn die Eltern waren ja erwachsen, und andere schwarze Kinder gab es in der Gegend anscheinend nicht.

In einem solchen Fall konnte eine Trennung die Symptome natürlich nur verschlimmern (wie es ja wohl auch der Fall war), da man den Schwestern dadurch den einzigen Halt nahm. Es ist traurig, dass es der damaligen Umwelt nicht gelungen ist (ja vielleicht gar nicht gelingen KONNTE), die beiden normal zu integrieren. Traurig, aber nicht verwunderlich, und erst recht nicht mysteriös.

@AlteTante
Dann ist es aber für mich verwunderlich, dass diese Geschichte es tatsächlich einmal um die ganze Welt geschafft hat und nicht einmal sonderlich unbekannt ist.

@Midnightsecret

Hi zusammen :)
Das könnten ich und meine zwillngsschwester sein,
Ich die soziale und zuvorkommende und meine 5 Minuten jüngere Schwester die egoistische'. Wir gehen zwar innerlich auch komplett Auseinander aber sind uns trotzdem noch die nächsten.

MissAtropine schrieb am 18.05.2015:Eine Eigenheit der beiden Mädchen war, dass sie ungemein schnell sprachen, sodass kaum jemand sie verstehen konnte. Mit dem Alter wurde dies immer schlimmer, sodass June und Jennifer nur noch miteinander sprachen.

Aber die Integration scheiterte, weil sie als einzige Schwarz waren..., aha.
Wer die Kommunikation mit den Eingesessenen verweigert, braucht sich nicht darüber zu beschweren, daß er nicht integriert wird.
Es gibt keinen Anspruch auf Integration, der Zugezogene muß in Vorleistung treten und zeigen, daß er willens und bereit zu einer Integration und der Mühe wert ist. Alles andere ist theoretische Traumtänzerei.
Willentliche Kommunikationsverweigerung ist da eher kontraproduktiv. Quasi ein Ausschlußkriterium.

Das Verhältnis der Schwestern untereinander ist allerdings nachvollziehbar. Wir haben u.a. zweieiige Zwillinge. 4 Minuten auseinander, charakterlich und optisch komplett unterschiedlich. Aber unzertrennlich. Wenn sie kurz getrennt werden oder eine die andere im Garten nicht sieht, steigert sich die Reaktion bis zu panischem Schreien und Weinen (sind noch keine zwei Jahre alt).
Die ältere Schwester und der noch ältere Bub (jetzt fast volljährig) konnten auch deutlich früher gut sprechen.
Aber das sagte uns vorher schon der Kinderarzt: Bei Zwillingen ist der Druck, Sprechen zu lernen, geringer als bei Einzelkindern. Sie verstehen sich ja detailliert untereinander.
Eine Geste, ein gemurmeltes: "Blabda" und die andere rennt los und holt ein bestimmtes Buch, den Trinkbecher oder was auch immer. Eine von Verhaltensforschern und Kommunikationsexperten anerkannte "Geheimsprache". Leider noch unentschlüsselt. Meine Frau findet es manchmal etwas "gruselig", wenn sie in ihren Bettchen liegen und sich tatsächlich wie bei einem Dialog unterhalten und dann immer wieder gemeinsam lachen oder kichern.
Die Zwillinge aus dem Bericht hatten sich wahrscheinlich daraus eine schnelle "Stenosprache" angewöhnt. Für Außenstehende natürlich unverständlich.
Wie sollen da andere Kinder in diesem Alter wohl drauf reagieren, wenn nicht mit Ablehnung?
Völlig schnuppe, ob die Mädchen Schwarz, Rot, Weiß, Gelb oder Grün waren. In diesem Alter braucht da kein Mädchen bei diesem Verhalten Toleranz erwarten. Vielleicht noch unverständlich schnattern, ein anderes Kind ansehen und dann gemeinsam lachen...und das in diesem Zickenalter, was sich bei Mädchen ja relativ lange hält.
;)
Jungens könnten über sowas bei anderen Jungen locker hinwegsehen, wenn die Zwillinge zB gut im Fußball gewesen wären, aber Mädchen sind da unerbittlich, die brauchen die Sprache täglich ausgiebig zum Einschwingen auf der gemeinsamen "Welle". Und wenn zwei nicht mitplappern....dann schwingen sie nicht in der richtigen Frequenz.

Der "Pakt" kann ein Kindheitsversprechen gewesen sein, aus dem Gefühl heraus geschlossen, von anderen nicht akzeptiert zu werden. Der Tod der einen Schwester war sicherlich zufällig, aber der Anstoß für die überlebende Schwester, ein neues Leben anzufangen.
Bei Geschwistern ist immer ein Kind etwas rabiater und das andere etwas sensitiver. Ein Kind profitiert oft von den Eigenschaften des anderen und umgekehrt. Aber manchmal entstehen unsymetrische Abhängigkeitsverhältnisse, die für beide Geschwister, manchmal auch nur für eines, destruktiv sind. Das gibt es allerdings auch ohne Verwandschaftsverhältnis.