Mysteriöser Knall in Berlin
15.12.2014 um 02:22
Ist ja mal spannend :-)
Der breite Konsens scheint ja der zu sein, dass der Berliner Knall seit intensiverer Medienberichterstattung plötzlich aufgehört hat. Das lässt natürlich darauf schliessen, dass es sich um eine künstliche Ursache handelt und dass der Verursacher in Folge des Medieninteresses sein "Tun" eingestellt hat. Das müssen aber keine "Unholde" oder sonstige Spassvögel gewesen sein, ein industrieller Betrieb würde ähnlich handeln. So lange sich niemand an dem Knall in breiter Masse stört, würde ich als Betreiber eines Kraftswerks, Chemiekonzerns o.ä. auch keine Veranlassung sehen, etwas zu ändern das womöglich kostenintensiv und aufwendig wäre. Aber sobald Medien- und Bürgerinteresse geweckt wird, sieht das natürlich anders aus, denn faktisch handelt es sich dann plötzlich auch um nächtliche Ruhestörung respektive Lärmbelästigung. Da haben schon ganze Städte mit ihren Flughäfen gegen das Bürgerbegehren verloren. Warum sollte man als Betrieb das Risiko eingehen? Folglich stellte man die Ursache ab, bevor noch jemand auf den Verursacher stösst und es u.U. rechtliche Konsequenzen, definitiv aber negative PR hagelt.
Grundsätzlich finde ich die Ballontherie recht gut. Dagegen spräche für mich aber der kontinuierliche lange Zeitraum, über den das bereits beobachtet wurde (und wer weiß, wie lange das tatsächlich schon so ist - man wird in der lärmenden Großstadt gegenüber Geräuschen ja nicht zwingend sensibilisiert sondern gewöhnt sich eben einfach daran). So einen "Streich" spielt man vllt. ein paar Male, möglicherweise ein paar Wochen oder Monate, aber keine 3 Jahre oder länger. Selbst, wenn man gezielt und künstlich ein "Phänomen" genau für diese unsere Kreise hier generieren hätte wollen: Da jahrelang niemand darüber berichtete, hätte man schnell das Handtuch geworfen. Das hält so lange niemand durch, denke ich. Es bringt einem einfach keine Genugtuum über so langen Zeitraum. Dass sich den Beschreibungen nach scheinbar der Ursprung auf einen Stadtteil eingrenzen lassen könnte, würde wiederum auf die Theorie passen, da sich Schall ja kreisförmig ausbreitet, ergo berechenbare Stadtteile betroffen wären.
Aber: Das Tunnelsystem könnte das auch und da kann der Ursprung auch ganz wo anders liegen, je nach dem, wie das System verzweigt ist. Man darf ja auch nicht vergessen, dass neben dem aktiven Tunnelsystem noch zwei(?) weitere, alte Systeme parallel existieren, die nicht mehr genutzt werden, verteilt auf Kanalisation, Gasleitungen unter Tage etc... Die meisten davon groß genug, um begehbar zu sein. Schwer zu sagen, wie sich der Schall daexplizit ausbreiten würde. Der Ursprung könnte theoretisch also auch in einem ganz anderen Stadtteil liegen und es würde erklären, warum man berichtet, der Knall würde "wandern". Was Kanalisationssysteme skurriles anstellen könnten, erlebe ich hier vor der Haustüre. Der Abwassergulli klingt regelmässig so wie letztes Jahr zur großen Flut, also so, als würden tausende und abertausende Liter Wassermassen durchrauschen, mit einer Wucht, die man meterweit vom Gullideckel noch klar hören kann. Tatsächlich aber, fand ich eines Tages heraus, sind das die Schallwellen der nahe gelegenen Bahnstrecke, unter deren Schienen das Tunnelsystem ca. 800m weiter entfernt verläuft. Der Zug selbst ist meist kaum zu hören, aber das Geräusch, das er verursacht, wenn er über der Kanalisation vorüberzieht, kann man bis hier durch den Schacht laut und deutlich hören.
Bedenkt man jetzt, dass Berlin ein einziges großes Tunnelsystem ist, nebst Kanalisation und besagter mehrebiger Versorgungsschächte eben auch die Bunkeranlagen, U-Bahnen und Co., kann das eigentlich alles mögliche sein. Die Lautstärke würde durch den Tunnel natürlich drastisch verstärkt aber auch wieder gebrochen werden, quasi wie ein Dopplereffekt für Schall. Das eigentliche Geräusch muss also gar nicht dieses krasse Ausmass haben (sicher aber doch schon ziemlich derb).
Wer schon mal einen einfachen Chinaböller in den Gulli geworfen hat, weiß, wie laut das wird und auch, wie weit sich der Schall trägt. Wenn der Knall also wirklich erst seit 3-4 Jahren registriert wird (subjektive Wahrnehmung befragter "Zeugen", die sich eh schon an das Geräusch "gewöhnt" haben), wäre es vllt. sinnvoll, sich in der Umgebung mal nach neuen Anlagen umzusehen, die in dem Zeitraum entstanden sind. Das Geräusch könnte industriell in einer Anlage entstehen und unmittelbar im Umfeld gar nicht wahrgenommen werden, weil zu abgelegen oder gut isoliert, aber durch unterirdische Verbindung könnte der Knall dennoch ins System gelangen. Dazu bräuchte es streng genommen nicht einmal eine direkte Anbindung - die geografische Nähe zu einem Tunnelsystem würde bei entsprechend dimensionierter Lautstärke und/oder Schallentwicklung eigentlich schon ausreichen. Jedenfalls würde eine industrielle Anlage erklären, warum sich die Uhrzeiten meist recht decken und auch, dass es ein wiederkehrender Knall ist. Außerdem würde es erklären, dass er plötzlich aufgehört hat (man hatte ja jetzt genug Zeit, sich darum zu kümmern).
Nachdem ich jetzt alle Theorien hier durchgelesen habe, bin ich für meine ^^
Und dass das Phänomen jetzt auch anderswo berichtet wird, könnte an einer Übersensibilisierung der Forumteilnehmer für das Thema liegen. Unter Umständen existiert das Geräusch flächendeckend schon sehr lange und wurde einfach bislang als gegeben hingenommen. Das Prinzip der Schallverteilung wäre natürlich das gleiche.
Ein Sonic Boom ist eher auszuschließen, weil der eigentlich - meiner Erinnerung nach - eher einen peitschenden Knall verursacht. Und das ist noch keine 20-30 Jahre her sondern allenfalls 10, denn in den Niederlanden nahe der DE-Grenze sind derartige militärische Flugmanöver völlig normal und dort habe ich zuletzt Überschallflugzeuge erlebt. Böller, gerade über Tage, sind Quatsch, glaube ich - die Schallentwicklung durch die Häuserwände würde einen anderen Klang erzeugen und wäre deutlich heller im Ton. Unterirdisch hingegen könnte der Schall mit entsprechender Geschwindigkeit auf einen festen Körper stossend durchaus sogar knallen, ohne im Ursprung ein Knall gewesen zu sein. Schallbrechung oder so. Oder: Es könnte sich auch um zwei Quellen handeln, deren Schallwellen aufeinandertreffen. Das gibt dann richtig Bumms und würde erklären, warum die Abstände unregelmässig sind; weil beide Anlagen in unterschiedlichen Abständen etwas erzeugen und eben nur, wenn das zeitlich zusammenfällt, haben wir auch zwei kollidierende Schallwände.
Also ich denke, es ist sowohl künstlichen Ursprungs wie auch physikalisch begründbar und vermutlich sogar ziemlich trivial in der Sache, aber komplex in der Entstehung. Und durch den langen Zeitraum, über den das ging, das plötzliche Abebben nach Berichterstattung und natürlich durch die Natur der Mystizität des Unerklärlichen ... nunja: Ich hätte mich auch erschrocken und vermutlich sogar geängstigt.
PS: In jeder Industrie, in der viel Druck anfällt, bspw. der Metall- oder Chemieindustrie, muss auch Druck kontrolliert abgelassen werden. Der Vergleich mit dem Heizkraftwerk scheint mir daher ziemlich gut und logisch. Interessanter finde ich vielmehr, dass es behördlich keine offizielle Erkärung gab bzw. gibt. Aber ich nehme an, da stecken wirtschaftliche Interessen dahinter - sicher aber keine Verschwörung ^^