Weder Liebe noch Hass

@ matschepampe, du hast recht das ist gewiss noch schlimmer.

@püpi83
Zumindest ist es "schlimmer" und Kräftezehrender als in dem von dir geschilderten Fall.

Ich habe sehr sehr lange Zeit im Bereich der Behindertenpflege und Behindertenbetreuung gearbeitet. Dort habe ich alle möglichen Arten von Behinderungen erlebt und entsprechend auch die unterschiedlichen Ursachen erfahren.
Ich hab mit Menschen gearbeitet die nur ein klitzekleines bisschen behindert waren von Geburt an, die durch eine Krankheit / eine Erbkrankheit behindert wurden, schwere Behinderungen von Geburt an, leichte bis schwere Behinderungen nach einem Unfall...
Die meisten dieser Menschen waren glücklich. Glücklich am Leben zu sein, glücklich das beste aus ihrer persönlichen Situation machen zu können. Eigentlich war nur 1 einzige Person unter ihnen die ständig mit ihrem Schicksal haderte.

Deren Angehörigen haben die Behinderungen der Betroffenen angenommen (manche von Anfang an, manche mussten es erst lernen) und sie nehmen die Betroffenen so wie sie sind. Da wird nicht groß gehadert oder überlegt "was wäre wenn" oder "warum ausgerechnet wir" (wozu auch, dadurch ändert sich nix an der Situation).

@püpi83
Irgendwie faellt mir zu der Geschichte die Serie "Dexter" ein. Der kennt auch keine Gefuehle ausser dem Drang zu toeten, passt sich aber an indem er eben Gefuehle vortaeuscht. Vielleicht koennte sich das Opfer daran ein Beispiel nehmen - vielleicht nicht unbedingt an der Serienkiller-Sache. :)

@püpi83

völlig normale Schockreaktion, da muss man lange dran arbeiten das Erlebte aufzuarbeiten, solche Erlebnisse die können einen sehr nachhaltig emotional verstören!

@püpi83

zudem wie schwer war er am Kopf verletzt bzw wie war das mit dem Koma, mitunter bekommt das Hirn auch einen Traumaschaden, das kann sich ebenfalls auf die Emotionsfähigkeit bzw die Wahrnehmung von Gefühlen und Umwelt auswirken!

Es ist wohl wirklich ein Wunder , dass er überhaupt überlebt hat. Man hatte ihn wirklich schon aufgegeben damals. Die Ärzte im Krankenhaus haben noch weit schlimmeres voraus gesagt. Am Anfang habe sie gesagt, wenn er überhaupt überleben würde ,dann wäre er für immer ein Pflegefall. Das es dann doch anders gekommen ist, damit hätte niemand gerechnet. Wie gesagt er kann fast wieder ein normales Leben führen. Aber leider als Mensch ohne Emotionen.

Ich habe nach wie vor , noch nie von so einem ähnlichen Fall gehört.

@ matschepampe , ich habe großen Respekt vor Menschen , die in so einem Beruf arbeiten. Ich würde bestimmt alles emotional mit nach hause nehmen.

püpi83 schrieb:Der Bereich in seinem Gehirn, der dafür da ist Gefühle wie Hass und Liebe zu empfinden komplett zerstört wurde.

Der vordere Stirnlappen.

püpi83 schrieb:Er ist aber unfähig irgendwelche Gefühle zu empfinden, weder für seine Frau, seine Eltern oder sein Kind.

Er leidet unter denselben Symptomen, wie bei einer Lobotomie. Das war eine psychochirurgische Operation, die in den 30er- bis 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts durchgeführt wurde, um schwer gestörte Patienten dauerhaft ruhig zu stellen.

püpi83 schrieb:Auch wenn er ja nichts fühlen kann muss er aber doch wenigstens merken, dass sein Verhalten nicht richtig ist und er seine liebsten verletzt. Ich meine auch wenn er das Gefühl der Liebe nicht mehr hat muss er doch verstehen , dass er wenigstens sein Verhalten änderen muss.

Keine Chance. Er hat einen schlimmen Hirnschaden erlitten. Sein Urteilsvermögen ist schwer geschädigt. Er könnte sich nicht mehr ändern, selbst wenn er es wollte.

püpi83 schrieb:Hat jemand schon mal von etwas ähnlichen gehört?

Die zuvor genannte Lobotomie.

püpi83 schrieb:Und kann das Gehirn es vielleicht auf Dauer wieder teilweise neu erlernen zu lieben ?

Das ist eher unwahrscheinlich.

püpi83 schrieb:Hat jemand schon mal von etwas ähnlichen gehört?

Wikipedia: Phineas Gage

püpi83 schrieb:Und kann das Gehirn es vielleicht auf Dauer wieder teilweise neu erlernen zu lieben ?

Nein. Ausgeschlossen. Er wird für den Rest seines Lebens so bleiben.

Danke für eure aufschlussreichen Kommentare. Es ist schon schrecklich was einem alles so widerfahren kann.

Guck mal nach Phineas Gage, ein bekannter "Fall" einer Läsion des (prä)frontalem Kortex.

Zeo hat leider Recht. Teilweise, bei Schlaganfällen, funktioniert es recht gut, dass andere Hirnfunktionen die Funktion des zerstörten Areals übernehmen - bei Läsionen des präfrontalen Kortex oder des limbischen Systems ist es mir leider auch nicht bekannt.

Die Idee der Belohnung finde ich gut, aber die Erklärung wie bei dem Ampelbeispiel bleibt aus. Sie wäre ja unverständlich. Und ob es wirklich Sinn macht mit Belohnungen wie Keksen Emotionen zu erlernen?

Ich wünsche der Familie alles Gute :(