Kann ein "böser" Mensch "gut" werden?
03.03.2013 um 05:23
ich glaub ja nicht, dass es "gute" oder "böse" menschen gibt. wir müssen unterscheiden zwischen dem was wir schreiben, reden und dem was wir tun. und nicht nur dass: wir müssen differenzieren, was wir vor den augen bestimmter leute tun und was hinter ihrem rücken. vor uns selbst können wir zwar nichts verbergen, aber wir können uns lustige rosarote brillen aufsetzen, wodurch alles okay aussieht.
an wieviel obdachlosen straßenbettlern sind wir heute wieder ignorant vorbeigegangen?
ob die einen für gut oder böse hielten?
"gut" und "böse" sind bewertungen, die sich menschen untereinander geben und das meistens leichtfertig.
in wahrheit sind wir meistens eher beides und manchmal sogar zur selben zeit. und manchmal sind wir auch einfach nur, ohne gut oder böse zu sein.
den wahn, uns als "gut" oder "böse" abzustempeln und unsere identitäten an unseren äusserungen und handlungen festzunageln, ja den wahn könnte man als "wider unserer natur" und "böse" bezeichnen.
manche dennoch lassen sich gerne auf klischees ein, möchten in schubladen wie "bad boy" reinpassen und vorgegebene ideale erfüllen. oder zumindest wollen sie, dass man solche bilder von ihnen hat.
ab wann ist eigentlich jemand für uns "böse"?
wenn er so guckt, so tut, so redet oder erst dann, wenn er entsprechende taten verübt?
weil das sind grundverschiedene dinge. die meisten leute denken, sie seien so, wie sie von sich denken und reden. sie seien ihre herkunft, ihre kleidung, ihr besitz, ihr aussehen und ihr name.
aber das ist nicht wahr. unser sein wird durch unsere taten bestimmt. wir können noch so verführerisch und unschuldigst aussehen und daherreden: all das ist nur schein in anbetracht unserer taten.
und weil das so selten vermittelt wird, stürzen viele menschen in identitätskrisen, werden süchtig nach menschen und dingen, die sie daran erinnern, wer sie sind oder sein wollten. selbst der spiegel verrät es nicht.
aber es gibt wohl leute, die nie einen handschlag tun und deren einzige taten ihre worte sind.
was ist, wenn diese "böses" geredet haben? können sie sich bessern?
den jargon vom straßenslang auf kinderzimmerniveau zu bessern ist eine kleine etappe in beinah jedermanns leben. wer jedoch stetig seinen geist dem lästern hingibt, dem ist nur schwer zu helfen.
lästern ist das üble reden. lästern ist böse. doch lästern befreit und schweisst zusammen.
wovon befreit es: von der last der eigenen sorge und selbstkritik. und weil deren unreflektion volkskrankheit ist, ist lästern auch volksport.
das lästern lässt sich überwinden, erkennt man dessen negatives prinzip und nimmt man den mut zusammen, sich selbst ins auge zu fassen.
wenn dir jemand seine sorgen erzählt, dann jammert er nicht: er vertraut dir.
was ist nun mit denen, die böses tun? können sie wieder gut werden?
nehmen wir gleich mal das extremste fallbeispiel das uns einfallen kann:
kann man hanibal lecter beruhigt eine kindertagesstätte leiten lassen?
ich würde es nicht ganz ausschliessen. aber die macht der therapie ist auch irgendwo begrenzt.
zunächst sollten wir genauer präzisieren, was "das böse" eigentlich ist.
1 böse ist das herfallen über andere.
2 böse ist oft gewalt.
3 böse ist freude an des anderen leid.
4 böse ist rücksichtslosigkeit und verachtung.
5 böse ist, täter gegenüber einem opfer zu sein.
im grunde basiert bosheit also auf egozentrik. außer punkt 3 können alle affektiv geschehen.
alle kommen auch zu genüge in der tierwelt vor; wobei sich hier der ursprung von punkt 3 auch offenbart: die katze spielt mit der maus, um zu lernen, wie sich das opfer verhält. wer "aus spaß" andere quält, will etwas erlernen, begreifen, erforschen: wie lang sein opfer braucht um die hoffnung aufzugeben, oder wie man aus der situation wieder halbwegs ethisch herauskommt... i'wie so. katze-maus haut schon i'wie hin.
stichwort ethik: was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu. (konfuzius)
kennen tiere und wütende kleine jungs nicht. und auch wütende jugendliche und erwachsene vergessen sich manchmal. und das ist es: je öfter sie sich vergessen, desto einfacher geschiehts nächstes mal. und je mehr man selber so behandelt wird, desto mehr schreit es in einem, sich auch so gegenüber jemanden aufzuführen.
wie besiegt man also diesen unruhigen geist? wie kriegt man die türen wieder zu? wie tritt man heraus aus der kette?
mit: der klügere gibt nach. mit einhalt und insichkehr. mit kompensation.
wichtig ist, dass man wut und gehässigkeit nicht runterschluckt. man braucht den s.g. ausgleich.
sport eignet sich dazu hervorragend. und was auch dagegen hilft, einen wieder sozial zu integrieren, ist lachen. davon gehen die türen der hemmung aber nicht zu, das stimmt.
wer sich dran gewöhnt hat, andere menschen zu behandeln, als wenn sie nicht von dieser welt wären, der muss sich wieder entwöhnen. und das kann lange dauern. und es hilft nichts, wenn er dann wieder unter die leute kommt, die ihm dann sein früheres ich vorhalten und sagen: aber du bist doch so und so. wir sollten alle kapieren, dass es möglich ist, dass man sich wirklich gravierend ändert.
was müsste man also mit hanibal lecter machen, damit man ihn beruhigt mit den kindern allein lassen kann? vermutlich müsste man ihn über einen parkour jagen, bei dem er sich alle gliedmaßen bricht und schwere verbrennungen zuzieht. das ganze programm, nur nicht so inzeniert wie bei saw.
er muss pflegebedürftig und auf andere angewiesen sein. und im stich gelassen, bis er sowas wie selbstmitleid entwickelt. und dann müssten die liebevollsten menschen kommen, die man sich vorstellen kann - in der einen schicht - und die herzlosesten rüpel in der anderen. hanibal würde in den monaten seiner genesung lernen, was der unterschied zwischen gutem und bösem verhalten ist und die rolle der ausgeliefertheit - der maus - kennenlernen. sicher müsste man danach testen, ob die therapie angeschlagen hat. vielleicht kann man bestimmten menschen auch kein mitgefühl beibringen.
die sind dann echt ein fall für den steinbruch. der kann aber auch alle reste von mitgefühl zerstören, wenn man den falschen hinschickt.
wir brauchen also nicht nur ein skandinavisches schul- sondern auch gefängnis-system.
das wärs soweit. ich kann abschliessend noch den film "instinct" empfehlen.