@jayjaypg jayjaypg schrieb:Man lernt den Wert von Etwas oder Jemanden erst schätzen, wenn man es verloren hat.
Diese Aussage kann man ja einmal im Kontext von Gewohnheiten betrachten:
Man kann ja einmal überlegen, was man den Tag über so alles nahezu automatisch macht bzw. welches Verhalten so oft wiederholt wurde, dass es einfach zur Routine geworden ist.
Viele haben ein halbwegs standardisierten Ablauf nach dem Aufstehen, beim Weg zur Arbeit, in vielerlei Hinsicht beim Umgang mit Mitmenschen und Familienmitgliedern, usw.
Aber was passiert jetzt, wenn man diese ganzen Abläufe etwas durcheinander bringt?
Da ist plötzlich die Zahnpastatube leer oder man wird davon überrascht, dass kein trockenes und sauberes Shirt mehr im Schrank liegt oder da kommt der Bus, den man wie jeden Morgen um 6:46 Uhr erwartet, plötzlich erst 6:53 Uhr.
Weiterhin erscheint es so manchem unangenehm zu sein, wenn man in einem Wartezimmer sitzt und ein wildfremder hereinkommt und in die Runde grüßt. Trotzdem ist man es irgendwie gewohnt, so dass jemand, der schweigt und sich einfach hinsetzt, sogar mehr hervorstechen kann.
Von meinen Großeltern gab es schon so manche Rüge, weil ich im Gegensatz zu ihnen keinen Kalender mit allen Geburtstagen von Verwandten und Freunden besitze und jedes Geburtstagskind am jeweiligen Tag anrufe oder eine Karte schicke. Wenn man das aber erst einmal etliche Jahrzehnte trainiert hat, dann kann ich ihnen kaum einen Vorwurf machen, dass dann einfach eine gewisse Erwartungshaltung in ihrem Kopf herumgeistert.
Es muss also nicht unbedingt so bitter formuliert sein, dass man gleich etwas Geliebtes auf tragische Weise verloren hat. Aber Automatisierung ist eine Größe, mit der man bei menschlichen Verhaltensweisen einfach rechnen muss.
Eine Diskussion ist an sich auch nichts anderes als der Versuch die anfänglichen Denkschemata der Mitdiskutanten etwas durcheinanderzubringen. Dass das nun nicht jeder will bzw. nicht alle damit gleichermaßen zurechtkommen, kann man sich ja immer wieder anschauen, kurz bevor die Moderatoren zur Tat schreiten müssen.