@Lasker Lasker schrieb:Natürlich gibt es in jedem Leben signifikante Fehler, die man sich geleistet hat und die offenkundig nicht mit gesellschaftlichen Regeln und auch nicht mit der eigenen Natur im Einklang stehen. Es macht aber keinen Sinn sich deswegen selbst zu verurteilen, die Erkenntnis fehlgehandelt zu haben reicht völlig aus. Da bedarf es keines Beichtstuhls oder dergleichen. Einfach die Selbsterkenntnis gewinnen, das reicht völlig aus. Und es in Zukunft besser machen!
Signifikante Fehler? Erzähl mal - das wäre nämlich jetzt tatsächlich interessanter, als ü b e r "Fehlhandlungen" zu theoretisieren...
Aus meiner eigenen fast 70jährigen Erfahrung heraus plus einer ungezählten Menge von gesellschafts- bzw. kirchenfeindlichen "Fehlhandlungen" (Sünden) muss ich dir in diesem Punkt widersprechen: Es gibt keine "Fehlhandlungen" , ausser du du identifizierst die gesellschaftliche Konditionierung als die "Fehlhaltung" par excellence...
Ich habe erkannt, dass ich niemals etwas falsch gemacht habe, dass alles, was als "Fehlhaltung/-handlung" aus gesellschaftlicher Sicht heraus als solche gedeutet werden kann, weit mehr meiner "wahren Natur" entsprach.
Der permanente Selbstverrat findet nämlich in der Maske dieser RollenKonditionierung statt. (Siehe auch Arno Gruen: Der WAhnsinn der Normalität)....
Wenn du sagst, es bedarf keines Beichtstuhls, muss ich ebenfalls widersprechen. Im Ich-Du-Raum des dualistischen Ich-Bewusstseins ist es für viele Menschen - und war es streckenweise auch für mich - von grosser Bedeutung, ein Ohr zu finden für meine vermeintlichen Sündenbekenntnisse. Nachdem ich die Folter plus anschliessende Erleichterung des katholischen Beichtstuhls viele Jahre "geniessen" durfte, schwor ich dieser christl. Einrichtung im ganzen ab und "sündigte", was das Zeug hielt... lach...
Selbsterkenntnis konnte ich - und das lässt sich ohne weiteres verallgemeinern - nur gewinnen im Austausch mit dem "Du" der anderen. Ebenso konnte ich soziale und andere Ängste nur in Begegnungen mit anderen Menschen überwinden, indem ich meine zwanghaft-ängstliche Zurückhaltung aufgab und mich selbst o f f e n b a r t e ("beichtete").
"Einfach die Selbsterkenntnis gewinnen und in Zukunft besser machen" ist so einfach nicht...ein langer und beschwerlicher Weg ist es dahin...
Der moderne Beichtstuhl ist übrigens der Psychotherapeut. Kann ich jedem Menschen nur empfehlen!
Und wenn man auf allzu feuchtfröhliche Weise "gesündigt" - sich "fehlverhalten" hat, empfehle ich jedem gerne die Anonymen Alkoholiker: Ein tolles Ambiente/Beichtstuhl, um Ängste zu überwinden, Selbstoffenbarung zu erlernen und zu praktizieren. usw... eine Gruppe ist oftmals der bessere Therapeut.
(Wie immer spreche ich auch hier aus eigener Erfahrung.)
PS Im Zusammenhang mit dem Thema wäre noch zu erwähnen, dass wir unbewusst dem Schicksal unserer Eltern nacheifern. Ich habe punktgenau den Lebensweg meiner Mutter nachgezeichnet/-gelebt. Als mir dieses in der Mitte meines Lebens bewusst wurde, konnte ich mich endlich mit ihr - und im gleichen Zuge mit mir selbst - aussöhnen.
:)