Mangelnde Selbstreflexion

würd sagen wenn einer dies nicht kann oder macht läuft sein Leben so das er es auch nich braucht...

tic schrieb:würd sagen wenn einer dies nicht kann oder macht läuft sein Leben so das er es auch nich braucht...

Wenn einer nicht lesen und schreiben kann und sich trotzdem irgendwie durchs Leben schlägt, braucht er diese Fertigkeiten dann nicht?
Manchmal vermeidet man die Anstrengung des Lernens auch einfach nur aus reiner Faulheit und Selbstschutz, weil das Erlernen neuen Wissens gewisse bisherige Probleme lösen kann, aber eben auch ein Risiko besteht, dass ganz neue auftreten und dieses Risiko fürchten wohl einige - manchmal absichtlich, manchmal unabsichtlich.

Es gibt auf dieser Welt genug Soziopathen, die einfach nicht merken, was für ein saumäßiges Verhalten sie täglich an den Tag legen und eben weil sie es selbst noch nicht bemerkt haben, auch keinerlei Bedarf erkennen, diese Verhaltensweisen zu verändern und um dadurch eine ganz neue Lebensqualität zu erreichen.

Und genauso gibt es immer wieder Probleme, bei denen wir gedanklich steckenbleiben und keine Lösung finden, weil wir uns Selbst als Teilkomponente des Problems nicht objektiv wahrnehmen können. Und eben diese gewisse Objektivität uns selbst gegenüber kann dazu beitragen, Probleme auch ohne fremde Hilfe zu erkennen und im besten Fall sogar zu lösen.

Will man nun aber objektiv sich selbst gegenüber sein, dann muss man auch verdammt ehrlich mit sich selbst sein und das ist wohl der schwierigste Teil dabei.
Ehrlichkeit ist nur allzuoft verletztend und sich davor nicht zu verstecken und die Angst vor einer möglichen Verletzung zu überwinden kostet Zeit und bedarf auch einiger Selbstachtung.

BlackFlame schrieb:Wenn einer nicht lesen und schreiben kann und sich trotzdem irgendwie durchs Leben schlägt, braucht er diese Fertigkeiten dann nicht?

Lesen und schreiben is ja quasi was notwendiges, von daher nich so ganz passend als Beispiel denk ich ...

ich meinte das so:
Warum sollte sich zb einer mit viel Kohle versuchen zu ändern oder sich selbst zu erkennen um eventuelle Fehler zu beseitigen, er hat doch alles und is glücklich damit...

bei Soziopathen doch das gleiche...

@tic
Ich habe genügend "Glückliche" erlebt, die dauernd mit ihrem Umfeld aneinandergeraten und eben sich selbst als Problemursache nicht wahrnehmen und sich dadurch eben im Weg stehen.

Die allermeisten haben psychisch irgendwelche Leichen im Keller, deren zunehmender Gestank immer schwerer zu ignorieren wird.
So glücklich jemand in der Momentaufnahme auch sein mag, sollte einen das Leben doch irgendwann dazu zwingen die Kellertür einmal aufzumachen, dann wird das Aufräumen nach immer längerer Wartezeit auch immer schwieriger.

Mir wird privat viel vorgeworfen - aber das nicht. Das liegt an meiner sehr stark ausgeprägten Angewohnheit, mir zunächst an die eigene Nase zu fassen.

ok @BlackFlame nur wenn einer immer mit seim Umfeld aneinander gerät und ers nich Checkt das er selbst dran Schuld is hat er ja so gesehen kein Problem was ihn veranlassen sollte was zu ändern (die anderen sind ja schuld ;) ...
klar wäre es besser aber wenn er trotzdem glücklich is egal ...

@tic

tic schrieb:klar wäre es besser aber wenn er trotzdem glücklich is egal ...

Da bleibt die Frage offen, wie lange dieses Glück dann auch anhält.
Wer sein soziales Umfeld Stück für Stück vergrault und sich dann doch eines Tages allein und verlassen fühlt, der kann natürlich sein Leben lang immer allen anderen die Schuld dafür geben. Aber es gibt genügend Konfliktsituationen, die sich relativ leicht auflösen ließen, würde sich wirklich jeder zuerst einmal an die eigene Nase fassen.

In der Pubertät fangen ja viele Jugendliche an zu versuchen einen Platz für sich in der Welt zu finden und probieren sich aus und im Zuge des Reifungsprozesses müssen sie sich dann Stück für Stück auch hinterfragen lernen.
Nur allzuoft erlebe ich in meinem Umfeld spätpubertäre Anfang 20er, die zwar immerhin schon erkannt haben, welche Eigenschaften oder Verhaltensmuster an ihnen sie stören, jedoch fangen sie dann sehr oft überall nach Lösungen zu suchen, nur nicht bei sich selbst.

Man kann zwar viel über sich selbst lernen, wenn man andere beobachtet und analysiert, aber man kann auch verdammt viel über andere lernen, wenn man erst einmal sich selbst wirklich kennengelernt hat.
Eine gewisse Mischung aus beiden ist da aus meiner Sicht optimal.

Die Leute werden solange weitermachen bis sie damit nicht mehr weiterkommen. Im Grunde sind viele Egomanen und es ist halt einfacher immer die Schuld bei anderen zu suchen. Aufgrund meiner Probleme hab ich allerdings gelernt die Schuld eben nicht immer bei mir zu suchen.

ich stimm dir da ja schon zu @BlackFlame .... ich red nur von den die halt immer so weiter leben und es weil sie immer neue kennen lernen oder so es deshalb nich brauchen ...

@tic
Ja solche kenne ich auch, aber subjektiv bekam ich durch Beobachtung den Eindruck, dass bei den Anfang 20ern, die ich kenne, diejenigen einen deutlich erkennbaren Reifesprung machten, die irgendwann einmal ziemlich zusammengebrochen sind und dann viel Kraft aufwenden mussten wieder aufzustehen.
Sei es, dass sie begriffen, wo sie Prioritäten setzen wollten oder dass eine innerfamiliäre Entwicklung sie dazu zwang etwas an ihrem Leben drastisch zu ändern oder dergleichen.
Natürlich gibt es auch die, die ganz ohne solche Umbrüche bis ins hohe Alter kommen. Aber so zynisch das auch klingt, manchmal bin ich der Meinung, es fehlt jemanden eben genau solch ein tiefgreifender Umbruch auf sozialer oder psychischer Ebene, der dessen Reife ein ganzes Stück positiv voranbringen könnte.

Ich möchte nicht behaupten, dass es nicht auch gänzlich ohne Reflexionen geht, aber so unsicher wie das Leben nun einmal ist, kann ich von mir nur sagen, dass ich Recht froh bin, dies doch schon in einigermaßen jungen Jahren gelernt zu haben, eben weil man ja nie wissen kann, ob bzw. wann man genau diese Fertigkeit einmal gebrauchen könnte.

Ich denke nicht, dass es auch nur einen Menschen auf der Welt gibt, der nicht ab und an seine eigenen Fehler übersieht.

Also... die Fähigkeit zur Selbstreflexion haben fast alle Menschen, denke ich, und genauso hoch ist die Prozentzahl, die eigene Fehler mal übersieht oder nicht wahrhaben will.

Jemand, der überhaupt keine Einsicht hat, sich selber auch mal in einem schiefen Licht zu sehen, ist meiner Meinung nach 'n Fall für die Couch!