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Reisen als Behinderter

23 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Reisen, Behindert ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Reisen als Behinderter

26.07.2012 um 16:40
Ich habe mir eben folgende Frage gestellt:

In Deutschland ist es ja so, dass man als ein behinderter Mensch relativ problemlos reisen kann.
Kann man seine Gehhilfe zum Beispiel irgendwo nicht hochbekommen, dann finden sich nach meiner Beobachtung meistens Leute, die von selbst mit anpacken.

Oder aber wenn man taub ist, gibt es trotzdem Verständigungsmöglichkeiten, schriftlich oder per Zeichen etwa. Mir scheint, die Leute sind in diesem Land relativ aufgeschlossen, also ich wurde jedenfalls noch nie dumm angemacht wegen meiner Schwerhörigkeit, im Gegenteil, häufiger entschuldigten sich Leute sogar, die blöde Sprüche bringen wollten.

Sicherlich ist es auch ein Unterschied, inwiefern sich die Behinderung jeweils äußert und an welche Personen man gerät.


Mich würde ja mal interessieren:

Wie sieht das eigentlich als Reisender mit einer Behinderung in anderen Ländern aus?

Angenommen, jemand ist taub und kann das auch glaubhaft entsprechend vermitteln, benimmt sich sonst korrekt, normal, respektvoll und so weiter.

Hat man dann trotzdem als Reisender größere Schwierigkeiten in anderen Ländern, sowohl Europa als auch außerhalb Europas? Kann da jemand was zu sagen? Wird man da ,,schiefer" angeschaut oder gar angefeindet, wird man freundlicher behandelt, wird Rücksicht genommen, wenn man etwas nicht gleich versteht/begreift?
Ist es gefährlicher oder weniger gefährlich, mit einer jetzt nicht geistig einschränkenden oder stark körperlich einschränkenden Behinderung zu reisen?


Natürlich ist mir bewusst, dass es auch immer abhängig davon ist, an welche Person man gerät, in welcher Situation man landet oder welche Behinderung man hat.

Trotzdem würde mich mal interessieren, ob jemand etwas zu Erfahrungen und allgemeinen Situationen in anderen Ländern sagen kann?


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Reisen als Behinderter

26.07.2012 um 16:50
Wer körperlich behindert ist, der reist doch meist in Begleitung. Ungefähr so:

littlebritain


Insofern sind Behinderte nicht direkt auf Hilfe im Gastland angewiesen und erfahren dementsprechend (wahrscheinlich) auch keine Anfeindungen.

Finde mal in Italien jemanden, der Englisch kann. Da hast Du schnell den Eindruck, Du hättest es mit lauter Behinderten zu tun.
Zitat von KcKc schrieb:also ich wurde jedenfalls noch nie dumm angemacht wegen meiner Schwerhörigkeit
Verdammt, der Nächste im Mod-Team.


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Reisen als Behinderter

26.07.2012 um 16:55
@niurick

:D

Naja dass man es als Rollstuhlfahrer etwas schwer hat, kann ich mir schon vorstellen.
Aber es geht ja nicht nur um Hilfen, für die man eventuell eine Begleitperson braucht, sondern eher um die generelle Einstellung im anderen Land.

Jetzt mal bei deinem Italien: Kann ich da auch in ein Restaurant oder einkaufen gehen, auch wenn ich nicht höre, was die anderen mir sagen? Verhandeln nur mit Zeichen und so oder verlieren die schneller die Geduld? Aufpassen, dass man nicht über den Tisch gezogen wird, muss man natürlich, das ist klar.


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Reisen als Behinderter

26.07.2012 um 16:55
Verdammt, der Nächste im Mod-Team.

Quote :D :D :D


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Reisen als Behinderter

26.07.2012 um 17:00
@Kc

In Italien, auf den Seychellen, in Spanien oder Frankreich konnte ich bisher immer einkaufen, ohne auch nur ein Wort verlieren zu müssen. Ich erkundige mich vorher, was "Hallo" in der jeweiligen Landessprache bedeutet - dann ist es für den Rest des Einkaufs kein Spießroutenlauf.
Ich spreche fließend Französisch, Englisch, mein Italienisch könnte besser sein. Trotzdem gebe ich mir im Urlaub keine Mühe. Es liegt einfach an meinem Wunsch, im Urlaub die Klappe zu halten. Das ist im Urlaub hierzulande nicht anders. Bisher bin ich damit noch nie angeeckt. Im Gegenteil, die Einheimischen sagen auch keinen Ton. Da bringe ich Händler gar nicht erst auf die Idee, mich übers Ohr zu hauen. (Die Anspielung wollte ich mir nicht nehmen lassen.)


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Reisen als Behinderter

26.07.2012 um 17:09
@niurick

Das klingt ja ganz gut. Hätte tatsächlich gedacht, dass man da ein schwierigeres Standing hätte.

@GilbMLRS

Unsere Einäugigen-Quote ist aber noch nicht erfüllt, vielleicht willst du ja mitmachen :D


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Reisen als Behinderter

26.07.2012 um 17:11
@Kc

Nee lass ma ich hab Hintergrund-Infos mir reicht der Hintenrum-Hühnerstall auf Arbeit :D


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Reisen als Behinderter

26.07.2012 um 17:14
ich habe oft den Eindruck, dass es in manchen Ländern - wenn denn erstmal klar ist, dass eine mögliche Behinderung vorliegt - besser behandelt wird als in Deutschland......was jetzt nicht automatisch bedeutet, dass man hier schlecht behandelt wird, aber im Grunde genommen kann man doch schon das soziale Verhalten oft daran erkennen, wie mit alten Menschen oder z.B. Kindern umgegangen wird.........werden die gut behandelt, dann werden in der regel alle, die auf Hilfe angewiesen sein könnten, gut behandelt


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Reisen als Behinderter

26.07.2012 um 17:16
@Kc

Du bist ein intelligenter, selbstbewusster Kerl - und das bist Du auch im Urlaub! Mehr kann ich Dir dazu nicht sagen. Du machst nicht den Eindruck, tatsächlich hilfebedürftig zu sein.

Frag fregman, ob er Dir sein Allmy-T-Shirt leiht und trag es im Urlaub. Das ist überall bekannt und öffnet Dir sämtliche Türen. Ganz in echt!


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Reisen als Behinderter

26.07.2012 um 17:22
@niurick

Ich glaub, fregs Sachen passen mir nicht wirklich :D

Aber gut, es ist ja ganz interessant, zu sehen, dass die Leute doch auch in ferneren Ländern ganz okay sind, hätte tatsächlich, jetzt ohne negative Vorurteile, sondern einfach aus Unwissen gedacht, dass man es da schwieriger hätte.


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Reisen als Behinderter

26.07.2012 um 19:18
Wie gut man als Behinderter reisen kann, hängt doch von der Art der Behinderung ab. Jemand im Rollstuhl hat natürlich ganz andere Probleme als z.B. ein Blinder.

Der öffentliche Verkehr in der Schweiz ist ziemlich gut ausgebaut und theoretisch kann auch ein Rollstuhlfahrer mit (fast) sämtlichen öffentlichen Verkehrsmitteln reisen. In der Realität ist er dabei aber meistens auf Hilfe angewiesen, weil auf vielen Strecken noch älteres Rollmaterial im Einsatz ist und man als Rollstuhlfahrer solch einen Zug nur mit einer Hebebühne betreten und verlassen kann. Reisen im Rollstuhl ist also sicher eine eher anstrengende Angelegenheit.

Emodul


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Reisen als Behinderter

26.07.2012 um 19:21
Ich denke die meisten Probleme wird man erst sehen, wenn man das selbst ausprobiert.

Klar gibt es sehr viele Rampen, Aufzüge, ect, aber wenn ich mir vorstellen nie aufstehen zu können und mich nur mit dem Rollstuhl fortbewegen zu können, denke ich nicht dass man ohne Hilfe auskommt.


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Reisen als Behinderter

26.07.2012 um 21:21
Zitat von insidemaninsideman schrieb:aber wenn ich mir vorstellen nie aufstehen zu können und mich nur mit dem Rollstuhl fortbewegen zu können
In Schulzeiten habe ich das über Monate ausprobieren können. Einer der Lehrer veranstaltete nach der Schule Rollstuhlbasketball. Das war im Rahmen einer Begegnung mit tatsächlich Behinderten, um die er sich ehrenamtlich kümmerte.
Die Klinikpatienten hatten eine Abwechslung, wir konnten unser Privileg als Gesunde buchstäblich erfahren. Doch das Programm war nicht auf die Turnhalle beschränkt. Wir waren damit nachmittags auch mal in der Innenstadt unterwegs, haben die Hürden eines Rollstuhlfahrers kennen gelernt, mussten Scheu ablegen, um um Hilfe zu bitten.
Die Rollstühle waren aber keine handelsüblichen, sondern eine spezielle Sportvariante. In etwa so:

sopur-neon

Natürlich habe ich nur wenige Stunden darin verbracht. Mich hat gerettet, dass die Zeit befristet war, Verbitterung und Depressionen konnten sich zum Glück nicht einstellen. Aber ich war doch über die einfache Handhabe der Geräte erstaunt.

P.S.: Damals wollte ich mir schon Spinergys einsetzen. Du als (ehemaliger) Radsportler kennst sie sicher.


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Reisen als Behinderter

26.07.2012 um 21:25
Zitat von niurickniurick schrieb:Wer körperlich behindert ist, der reist doch meist in Begleitung.
Das stimmt :vv:

Ich denke mal im europäischen Ausland ist das alles kein Problem, die Leute sind dort wohl mindestens so tolerant wie hier (und so tolerant und hilfsbereit sind die Deutschen nicht, im Gegenteil ;) ). Genau wissen tu ich es aber nicht, da wir mit den Klienten eigentlich nur innerhalb Deutschlands verreisen...


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Reisen als Behinderter

26.07.2012 um 21:31
@miku

Siehst Du, so unterschiedlich können unsere Erfahrungen sein. Ich habe hierzulande immer eine enorme Hilfsbereitschaft festgestellt. Und ich wohne nicht in einem 3-Seelen-Dorf. Ich habe im Ruhrpott und in Berlin gelebt.
Ich sehe sogar oft eine aufdringliche Hilfe. Hilfe, die Menschen mit Krücken beim Einstieg in die Bahn angeboten, aber nicht angenommen wird. Scham und falsch verstandenen Stolz wiegen in meinen Augen schwerer als fehlende Hilfe.


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Reisen als Behinderter

26.07.2012 um 21:34
@niurick
Echt? Das find ich gut, sowas hab ich aber leider noch nie mitbekommen. Das Einzige was wir (also ich + Klient) bekommen sind dumme Blicke und teilweise schon dreistes Starren. Hilfe hab ich bis jetzt immer nur bekommen, wenn ich direkt danach gefragt hab.


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Reisen als Behinderter

26.07.2012 um 21:37
@miku

Mütter mit Kinderwagen, Menschen mit Krücken oder gar im Rollstuhl - allen wird Hilfe angeboten. Aber alle lehnen fast schon unfreundlich mit einem knurrigen "Danke, das kann ich schon selbst!" ab.
Ich habe noch nie eine Situation miterlebt, in der jemand hätte bitten müssen.


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Reisen als Behinderter

26.07.2012 um 21:38
@miku

Ich kann mich auch nicht über fehlende Hilfe beschweren, nach nem Fahrradunfall hat sogar eine Passantin noch nen "Behördengang" für mich erledigt (bzw. dort mein Nichterscheinen mitgeteilt, weil ich per RTW ins Krankenhaus kam) weil es auf ihrem Weg lag. Ne Ladenbesitzerin hat mir nen Stuhl in den Laden gestellt, wo ich mich erstmal setzen konnte und ein weiterer Autofahrer hat den Notarzt gerufen. Ich wurde von allen Seiten umsorgt^^

Auch erlebe ich es als nicht Betroffener oft, dass sehr bereitwillig Hilfe angeboten wird, teilweise sogar als Selbstverständlichkeit, wo es keinerlei Worte bedarf bis zugepackt wird.


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Reisen als Behinderter

26.07.2012 um 21:41
@niurick
Hm, also ich bin hauptsächlich mit Leuten unterwegs, die im Rollstuhl sitzen und auch gar nicht alleine unterwegs sein dürfen bzw können. Und wenn diese dann noch andere Auffälligkeiten Zeigen (zB nen Epilepsiehelm o.Ä.) wird eher ein Bogen um einen gemacht anstatt zu helfen.

@GilbMLRS
Find ich gut, dass du solche Hilfsbereitschaft erlebt hast. Vielleicht ist es wirklich regional unterschiedlich, denn ich habe zumindest im Bezug auf stark behinderte Menschen noch nie solche Hilfsbereitschaft erlebt.


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Reisen als Behinderter

26.07.2012 um 21:50
@miku
Zitat von mikumiku schrieb:wird eher ein Bogen um einen gemacht anstatt zu helfen.
Das erlebst Du im Zusammenhang mit komischen Blicken, oder? Dann kann es natürlich sein, dass es sich dabei um Ablehnung handelt. Das weiß ich nicht.
Aber nicht jeder davon wird unfreundlich sein. Es ist auch Unbeholfenheit und Unsicherheit im Umgang.

Ein Beispiel: Auf der oben erwähnten Schule waren Zwillingsbrüder. Beide hatten von Geburt an derart kaputte Beine, dass ich mich wundern musste, wie sie ihren Alltag bewältigen können. Sogenannte X-Beine sind nichts im Vergleich zu dem, womit die armen Kerle ihr Leben meistern.
Als ich neu auf der Schule war (wir haben ja oben gesehen, wie oft ich umgezogen bin), habe ich ein einziges Mal den Fehler gemacht, ihnen Hilfe anzubieten. Ich wollte zumindest die Schultasche hochtragen. An einen ähnlich zornigen Wutanfall kann ich mich seitdem nicht erinnern.

Damit will ich sagen: Das können auch andere Menschen erfahren haben, die nun Angst haben, ihre Hilfe anzubieten.


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