Selige Sehnsucht
Sagt es niemand, nur den Weisen,
weil die Menge gleich verhöhnet,
das Lebend'ge will ich preisen,
das nach Flammentod sich sehnet.
In der Liebesnächte Kühlung,
die dich zeugte, wo du zeugtest,
überfällt dich fremde Fühlung,
wenn die stille Kerze leuchtet.
Nicht mehr bleibest du umfangen
in der Finsternis Beschattung,
und dich reißet neu Verlangen
auf zu höherer Begattung.
Keine Ferne macht dich schwierig,
kommst geflogen und gebannt,
und zuletzt, des Lichts begierig,
bist du, Schmetterling, verbrannt.
Und so lang du das nicht hast,
dieses: Stirb und werde!
bist du nur ein trüber Gast
auf der dunklen Erde.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Ich habe drei Schätze, die ich hüte und hege. Der eine ist die
Liebe, der zweite ist die Genügsamkeit, der dritte ist die
Demut. Nur der Liebende ist mutig, nur der Genügsame ist
großzügig, nur der Demütige ist fähig zu herrschen.
Laotse (chin. Philosoph)
ca. 30oChr.
Ohne aus der Tür zu gehen,
kann man die Welt erkennen.
Ohne aus dem Fenster zu blicken,
kann man des Himmels Sinn erschauen.
Je weiter einer hinaus geht,
desto weniger wird sein Erkennen.
Also auch der Berufene: Er wandert nicht und kommt
doch ans Ziel.
Er sieht sich nicht um und vermag doch zu benennen.
Er handelt nicht und bringt doch zur Vollendung.
Laotse
Ich bin überzeugt, daß es von Gott nichts anderes zu
erkennen gibt als Liebe. Wer mehr oder anders erkennen
möchte, wird nur seinem zum Gott gemachten Selbst
begegnen. Rupert Lay
Die wirkliche Reise unseres Lebens, verläuft innen: Sie ist
eine Sache von Wachstum, Vertiefung und einer immer
größeren Hingabe an die schöpferische Liebe in uns.
Thomas Merton, amerik. Trappistenmönch
Alles Wissen geht aus einem Zweifel hervor und endigt in
einem Glauben. Marie v. Ebner-Eschenbach
Wenn ich hasse, so nehme ich mir etwas. Wenn ich liebe,
so werde ich reicher um das, was ich liebe.
Menschenhaß ist ein verlängerter Selbstmord; Egoismus
ist die höchste Armut eines erschaffenen Wesens.
Friedrich v. Schiller
Die Stimme des Gewissens ist so leise, daß man sie nicht
sofort hört. Aber sie ist laut genug, daß man sie nicht
überhören kann.
Germaine de Staël-Holstein (1766-1817)
