@indigoo "NDR, 14.11.2011
Hilfe für Kinder psychisch kranker Eltern
von Stefanie Lambernd
Schätzungen zufolge leben in Deutschland etwa 3,5 Millionen Kinder, deren Eltern psychisch krank sind. Flächendeckende Hilfsangebote gibt es für sie nicht - dabei sind sie stärker gefährdet als andere Kinder, selbst psychisch zu erkranken. Der Grund dafür sei, dass die betroffenen Kinder im Alltag starken Belastungen ausgesetzt seien, sagt Dr. Silke Wiegand-Grefe von der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE). Die Kinder wüssten das Verhalten ihrer Eltern nicht richtig einzuschätzen, fühlten sich oft schuldig an der Situation und schämten sich. Dazu komme oft noch Armut, viele der Betroffenen seien Trennungskinder. Nach Aussage von Wiegand-Grefe ist das Erkrankungsrisiko von Kindern psychisch kranker Eltern drei bis vier Mal höher als das von Kindern gesunder Eltern. Dazu komme oft auch eine genetische Prädisposition, vor allem bei Krankheiten wie Schizophrenie.
In einer Spezialsprechstunde für die Kinder mit psychisch kranken Eltern versucht die Kinder- und Jugendpsychiatrie am UKE besonders diesem Umstand Rechnung zu tragen. Neben dem Gespräch mit den Eltern und den Kindern hat dabei eine gründliche Diagnostik hohen Stellenwert. Etwa 30 bis 50 Prozent der Kinder psychisch kranker Eltern hätten selbst schon behandlungsbedürftige Erkrankungen, sagt Wiegand-Grefe. Reine Prävention reiche daher nicht aus. In der Spezialsprechstunde werde individuell geschaut, was die Familie brauche, von der Psychotherapie bis hin zu Familienhelfern.
Bundesweite Beratung für betroffene Familien, aber auch für Fachkräfte leistet die Initiative Netz und Boden in Berlin. Nach Aussage von Leiterin Katja Beeck hängt es von vielen verschiedenen Faktoren ab, wie stark ein Kind und eine Familie unter der psychischen Erkrankung eines Elternteils leiden. Dabei gehe es unter anderem darum, welche konkreten Symptome der Erkrankte zeige, ob die Krankheit einmalig oder schubweise/chronisch verläuft und ob der Patient krankheitseinsichtig sei. Zudem müsse geschaut werden, ob es in der Familien eine gesunde Bezugsperson für das Kind gibt, die es auffängt, wenn das erkrankte Elternteil ausfällt.
Für ein Kind mit psychisch kranken Eltern sei es am wichtigsten, einen Menschen zu haben, der auf seine Bedürfnisse angemessen eingeht, der es stützt und im Notfall auch ganz praktisch versorgt, betont Beeck. Denn wenn der erkrankte Elternteil ausfällt, müssten die Kinder die Rolle des Elternteils übernehmen und den Alltag selbst bewältigen. Zudem benötigten die Kinder einen Austausch mit Gleichgesinnten, damit sie sehen, dass sie nicht alleine und ausgegrenzt sind. Und es sei wichtig, dass die Kinder ins Gespräch über ihre familiäre Situation kommen. Dabei reiche nicht aus, ihnen zu erklären, welche Erkrankung Mama oder Papa hat, sagt Beeck. Im Mittelpunkt müssten die Bedürfnisse und Sorgen des Kindes stehen.
Ehrenamtliche Paten als feste Bezugsperson
Gibt es innerhalb der Familie niemanden, der das Kind auffangen kann, können Patenschaften ein wichtiges Hilfsangebot sein. Beeck leitet neben ihrer Beratungstätigkeit bei Netz und Boden das Berliner Angebot "Patenschaften für Kinder psychisch erkrankter Eltern" der Ambulanten Sozialpädagogik Charlottenburg e. V. (Amsoc). Es vermittelt ehrenamtliche Paten, die sich regelmäßig um das betroffene Kind kümmern und es im Notfall aufnehmen können, wenn der erkrankte Elternteil ausfällt. Weitere Patenschaftsmodelle gibt es unter anderem in Hamburg und Bremen."
Ich würde Dir raten, mal im Internet nach selbsthilfe/Hilfe für Kinder psychisch kranker Eltern zu suchen. Vielleicht gibt es ja etwas vor Ort bei Dir. Oder wende Dich an eine lokale Jugend- oder Familienberatungsstelle.
Dort wirst Du kompetenteren Rat finden als in diesem Mystery-Forum.
Viel Glück!