p1r473w0rld schrieb:Musstest du dort auch verschleiert rumlaufen?
nein ... denn ich bin ein Mann ;-)
das Schleierverbot galt auch für westliche Frauen überhaupt nicht. Da waren ja viele Ehefrauen von ausländischen Professoren und Ingenieuren (auch viele Deutsche), die liefen ganz normal herum. In ihren Wohngegenden sowieso, und in der Stadt durften sie lediglich am Körper kein nacktes Fleisch zeigen.
p1r473w0rld schrieb:Also hegen dien Saudis doch schon eine Art Überlegenheitsgefühl, oder wie würdest Du das beschreiben.
nein, das Gegenteil. Sie fühlen sich unterlegen. Sie möchten ja mit aller Kraft neben uns ebenbürtig sein, anerkannt und geachtet. Und immer wieder läßt man sie (bewußt oder unbewußt sei jetzt dahingestellt) spüren, daß sie doch nur "Kameltreiber" sind.
Sie sehen es ja jeden Tag selber mit eigenen Augen: Sie stellen nichts her, restlos alles, was es dort gibt und was man um sich herum sieht und täglich verwendet, kommt aus dem Ausland. Jedes Auto, jeder Sack Zement, jeder Becher Yoghurt, ... alles made in irgendwo im Westen oder seit jüngerem natürlich auch China.
p1r473w0rld schrieb:Sind alle Saudis streng religiös und beten zu den Gebetszeiten?
ja. alle.
5 mal am Tag.
Wenn Gebetszeit ist, werden auch in den hypermodernsten Einkaufszentren die Rolläden heruntergelasssen und ganz Saudi Arabien steht stille.
Als Christ setzt du dich dann auf eine Bank irgendwo und wartest einfach ab, bis es wieder vorbei ist. Geht ja nicht lange.
p1r473w0rld schrieb:Gibt es dort überhaupt arme Leute oder bekommen die eine hohe Grundsicherung?
sicher gibt es dort auch arme Leute. Hunger glaube ich jetzt, nicht, die Regierung hat schon viele Projekte laufen, die bis ins letzte Wüstendorf reichen, denk ich mal. Aber es wohnt nicht jeder in einer Villa oder hat einen Straßenkreuzer. So ist es nun auch wieder nicht.
Aber Bettler auf den Straßen sieht man nirgends. (Ich weiß aber nicht, ob man solche sofort gewaltsam entfernt oder ob es das einfach nicht gibt.)
Unter "Grundsicherung" darf man das sicher nicht so vorstellen wie bei uns Hartz IV oder Mindetlohn und was weiß ich, wie das alles heißt heutzutage, - man darf nicht vergessen, trotz allem Glitzerprunk lebt Saudi Arabien immer noch in uralten Strukturen. Da sind auch Kinder ein Garant für eine gute Altersvorsorge.
p1r473w0rld schrieb:Müssen Christen Sondersteuer bezahlen?
nein. ganz sicher nicht. wofür denn?
Soweit ich weiß, gibt es in Saudi Arabien überhaupt keine Steuern, so wie wir sie kennen. Die Regierung ist doch reich genug mit dem ganzen Öl.
Obwohl: Fachauskpünfte zum saudischen Steuerrecht kann ich Dir natßürlich keine geben. Nicht meine Spielwiese. Meine Einkünfte dort waren auf jeden Fall angenehm steuerfrei :-)
p1r473w0rld schrieb:Ist das Bildungsniveua hoch?
nein. zu meiner Zeit wqar es sogar katastrophal. Heute mag sich einiges gebessert haben, da auch hier die Regierung große Anstrengungen unternommen hat, wie man liest. Und vermehrt werden junge Saudis ins Ausland geschickt zum studieren.
Aber damals war es so, daß ein saudischer Bürger, der Geld hatte, sich damit begnügte, das Geld zu verballern und es sich gut gehen zu lassen. Allgemeine Bildung für das Vok wurde da noch nicht so groß geschrieben.
Ich war ja an der Uni. Astronomische Fakultät. Was die vornehmlich interessierte, war eine absolut korrekte Messung der Mondphasen zwecks Bestimmung ihrer religiösen Feste. Geozentrischer Neumond ... ganz wichtig für den Fastenmonat Ramadan.
Das war wichtig! Astronomisch gesehen ist das ungefähr so anspruchsvoll und interessant wie der Sack Reis in China oder die Temperatur einer Tasse Kaffee, die schon zwei Stunden auf dem Tisch steht. War aber egal. Mond war wichtig.
p1r473w0rld schrieb:Wird Wissenschaft neben der Religion akzeptiert?
ja, man muß aber aufpassen, daß es nicht im Widerpspruch zu den Lehren des Propheten steht.
Im Prinzip kann man wissenschaftlich arbeiten, muß aber Anspielungen auf jegliches Religionsgut mit allen Mitteln vermeiden.
In der Praxis läuft die Sache so:
Man muß mit der Angelegenheit zu einem sogenannten "Faqih" oder "Mufti" gehen. Das ist immer der gelehrteste Mann und ein gründlicher Kenner aller Zweige der islamischen Jurisprudenz (der "fiqh", auf gut Arabisch).
Als Mufti ist er berechtigt, in allen das Gesetz betreffenden Fragen, wo Ungewißheit oder Zweideutigkeit herrschen, einen Erlaß, - eine sogenannte "fatwa", herauszugeben.
Für gewisse möglicherweise gewagte Erkenntnisse und Aussagen muß man eine solche "fatwa" haben, sonst wird das nix.
Das hört sich jetzt schrecklich archaisch an, aber wenn man das System kennt, ist das ganz einfach:
Beispiel:
Die hältst eine Vorlesung über Meteore interplanetaren Urpsrungs ... kannst auch sagen "Sternschnuppen".
Da muß man wissen, daß im islamischen Glauben die Erklärung diese ist, daß Allah diese Gestirnsbrocken (man nennt sie auf arabisch "niedere Sterne") benützt, um sie nach dem Teufel zu schmeißen, - sie also ein gutes Zeichen sind.
Auch wegen der Vorlesungen über Sternschnuppen bedurfte es natürlich einer Fatwa.
Da ich ganz in der Jugend lange im Libanon geweilt habe (allerdings aus ganz anderen Gründen), war ich als recht guter Kenner des Islams alsbald der Verbindungsmann von unserer Gruppe beim Mufti.
Und genauso, wie sich Christen oft mit Bibelzitaten überschütten, wenn sie streiten und argumentieren, so geht das auch im Islam zu. Das macht Spaß :-)
Der Mufti wollte zuerst natürlich nicht, aber mich mochte er mittlerweile: Ich sagte ihm: "Wir vertrauen bei unseren Vorlesungen auf Gott und nicht den gesteinigten Teufel." :-)
Das hat ihm gut gefallen - und damit war das erledigt.
Die wollen nur hören, daß man nichts bewußt Gottloses verkünden will. Solange sie sehen, daß man sich bemüht, das Thema einigermaßen in Einklang mit dem Islam zu bringen, kriegt man, was man will.
Und darin sind die Araber Spitze. Daher konnten sie in frühen Jahrhunderten ja auch beachtlichje Kenntnisse entwickeln (Mathematik, Chemie, Physik, Medizin - und natürlich auch Astronomie. Viele Sternennamen sind heute noch arabisch).
p1r473w0rld schrieb:Trinken elitäre Leute (heimlich) Alkohol?
ja, tun sie. Genauso, wie sie sich Prostituierte einfliegen lassen, meist aus Osteuropa.
aber das sind schon sehr elitäre Kreise ... mit allerbesten Beziehungen und Protektion. Die Crème de la Crème. Am besten direkt verwandt mit dem Königshaus.
Die "Ärmeren" müssen mit philippinischen Dienstmädchen vorlieb nehmen.
Mit dem Saufen und den Mädchen geht es aber erst richtig zur Sache, wenn sie im Ausland sind. Seit ja der Causeway nach Bahrain existiert, läuft da ein mords Sauf- u. Sextourismus.
Es ist halt ein Problem mit dieser religiösen Gesetzgebung.
Im christlichen Glauben kann Obrigkeit ausdrücklich auch von weltlichen Institutionen kommen.
Da heißt es ja im 1. Brief Petrus:
"Seid untertan aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen, es sei dem König als dem Obersten oder den Statthaltern als denen, die von ihm gesandt sind zur Bestrafung der Übeltäter."
Mohammed hat es anders gesehen. Der sagte:
"Die Gesetzgebung gebührt niemandem außer Allah!"
das muß man wissen, wenn man in solche Länder fährt.