@james:
Andere Länder, andere Sitten,
andere Mädels, andere
Nasen:
Bei den Massai werden die Leichen von Männern mit dem Fett eines schwarzen Ochsen übergossen, mit angewinkelten Beinen auf eine Rinderhaut gelegt und aus dem Kral einige hundert Meter in die Steppe geschleift. Dort wir der Leichnam mit dem Gesicht nach Osten abgelegt und unter Trauerklagen mit Zweigen bedeckt, die mit einigen Steinen beschwert werden. Die Söhne sprechen ein kurzes Gebet und die Trauergäste werfen noch einige Steine auf den Leichnam. Wird der Tote schon in der ersten Nacht von Hyänen und Schakalen gefressen, so gilt dies als gutes Zeichen, andernfalls glaubt man, daß die Götter erzürnt sind und man muß weitere Opfer bringen, um sie gnädig zu
stimmen.
Frauenleichen werden ebenso behandelt nur werden sie statt mit dem Fett eines Ochsen mit dem eines schwarzen Schafbocks übergossen. Diese Rituale werden jedoch nur bei Verstorbenen durchgeführt, die Kinder hinterlassen, ansonsten werden sie ohne
jegliches Zeremoniell in die Steppe geschleift.
Stirbt jemand außerhalb seines Krals oder fällt er im Kampf, bleibt er ebenfalls ohne Zeremoniell an Ort und Stelle liegen.
(...)
Eine besonders auffallende Sitte sind Spiele mit und um die Leiche. Diese kommen wiederum vor allem in Zentralafrika vor und sind Zeichen einer Fortführung eines sogenannten ”joking relationships” über den Tod hinaus. Bei den Bakongo werfen die
den Toten tragenden Enkel, auf dem Weg zum Grab den Leichnam scherzend in die Luft, fangen in wieder auf, wirbeln ihn herum und singen und lachen dabei, während die übrigen Verwandten und Bekannten weinend hinterhergehen. Die jungen Männer, die immer zum Großvater zum Spielen gekommen sind, der ihnen auch lustige Geschichten erzählt hat, mit dem man mmer lachen konnten, zeigen damit, daß ihr scherzhaftes
Verhältnis zum Toten nicht beendet ist, sondern auch zu ihm als Ahnen weiter bestehen bleibt.
Die Azande der Nil-Kongo Wasserscheide praktizieren eine andere Form des ”Jux”- Begräbnisses. Während die Trauernden unter dem Speicherdach den aufgebahrten Leichnam beweinen, unermüdlich die Fliegen verjagen und den austretenden Schaum der in der Tropenhitze schnellen Verwesung vom Mund des Toten wischen, beginnen die Mädchen und jungen Frauen der angeheirateten Verwandtschaft des oder der Verstorbenen in unmittelbarer Nähe unter Gelächter und anzüglichen Anspielungen die Trauernden zu verspotten und nachzuäffen. Beschwingt vom reichlichen Genuß von Hirsebier und Maniokschnaps werden von ihnen Setzlinge von Nahrungspflanzen, wie etwa vom Maniok, von Bananen oder von der Ölpalme in Bündeln wie die Leiche auf einer kleinen Bambuspritsche aufgebahrt. Verjagen die Trauernden Fliegen vom
Kadaver, wedeln sie ebenso mit Fächern über diese die Leiche symbolisierenden Setzlinge; werden Trauerlieder gesungen, imitieren sie diese mit sexuell anzüglich verbalhorntem Text. Mit Zurufen wie: ”Kommt doch zu uns, wir sind jung, wir sind
schön, bei uns stinkt es nicht so wie bei euch, laßt diesen Kadaver doch verfaulen, wir sind hier und warten darauf von euch geliebt zu werden ”, versuchen sie, begleitet von lasziven Bewegungen, die Männer von den Trauernden wegzulocken. Die Teilnahme an diesen Jux-Begräbnissen sind für die ansonsten traditionell scheuen Mädchen die einzige Gelegenheit ganz offen ihre Vorliebe für diesen oder jenen Burschen zu zeigen. Sie
laufen hin, nehmen den Auserwählten an der Hand und versuchen ihn mit sich zu ziehen. Oft verschwinden sie gemeinsam in einer leerstehenden Hütte oder in den Wald. Wenn sie dann zurückkommen werden sie lauthals mit Gesang und schrillen Trillern von den übrigen Frauen wieder empfangen. Der verlegene Bursche mischt sich schnell wieder unter das Volk, während das Mädchen von ihren Kolleginnen kichernd und scherzend über das Abenteuer ausführlich befragt wird. Bevor der Leichnam in den Sarg gelegt wird, hüllt man ihn in Tücher. Jeder Trauernde hat ein Stück Stoff mitgebracht und der Leiter der Trauerfeier, immer ein männlicher Blutsverwandter des Toten, bestimmt in welcher Reihenfolge diese um den Körper gehüllt werden. Um so näher der Spender dem Verstorbenen stand um so früher wird sein Tuch um den Kadaver gewickelt. Ein kleines Stoffstück welches aus der angeheirateten Verwandtschaft stammen muß, wird dann den
Frauen mit den Setzlingen gegeben, die damit diese ebenso wie die Leiche wiederum unter Nachahmung der Trauernden einwickeln. Bei der darauffolgenden Beerdigung, die immer im Gehöftbereich stattfindet, reißen sich dann die Frauen die Kleider vom Leib, werfen sich neben dem Grab zu Boden, wälzen sich im Staub und spielen schreiend und lachend trauernde Witwen. Einige von ihnen pflanzen an dieser Stelle die Setzlinge ein,
wenn begonnen wird das Grab zuzuschütten. Etwa ein Jahr später werden die Früchte dieser Pflanzungen von den Hinterbliebenen, anläßlich des Festes zum Ende der Trauerzeit, verzehrt.
(Quelle: Prinz, siehe oben)