@kamehl:
Moin! ist ein regional in Norddeutschland und dem Süden Dänemarks(Südjütland) verbreiteter Gruß, der zu jeder Tages- und Nachtzeit verwendet werden kann.Er wird auch in anderen Teilen des deutschen Sprachraums benutzt, wenn dort auchvorwiegend nur am Morgen und am Vormittag.
Die meisten Linguisten nehmen an,dass Moin! dem Angeredeten sprachökonomisch „einen Guten“ (moien) wünscht, was dannwiederum erklärt, dass Moin! zu jeder Tageszeit gebraucht wird.
Gegen dieHerleitung von Moin aus dem ostfriesisch-niederdeutschen mōj spricht allerdings dieTatsache, dass Moin das einzige Wort dieser Sprache ist, das den kurzen oi-Diphthongaufweist, der aufgrund phonologischer Gesetzmäßigkeiten nicht aus -ōj- hergeleitetwerden kann. Im Übrigen scheint Moin eine relativ junge Sprachschöpfung zu sein, undmanches spricht für die Annahme, dass es sich hier um die Übernahme und spätereigenwillige Umformung eines Morjen (Guten Morgen!) preußischer Verwaltungsbeamter inOstfriesland handelt.
Für eine Herkunft aus dem Friesischen spricht hingegen dieTatsache, dass Moin Moin als Grußformel bis in die 1970er Jahre nur in Ostfriesland, demEmsland, Hamburg, im Oldenburgischen und in den nordfriesischen RegionenSchleswig-Holsteins sowie in Flensburg verbreitet war, während in den anderen RegionenSchleswig-Holsteins die übliche informelle Grußformel „Tach!“ verwendet wurde.
Moin, Moin! ist vielleicht direkt aus dem friesischen moi morn entstanden. Der letzteTeil morn (Morgen) bekommt in dieser Verwendung dann also die Bedeutung Tag, oder wie derNorddeutsche gerne zu grüßen pflegt: Tach!. Vielfach wird wie gesagt argumentiert, dass -anders als viele zunächst vermuten - das Wort nicht von Morgen oder Guten Morgenabstamme, es wird aber von Nicht-Friesen meist als Bildung aus Guten Morgen (> Morgen> Morjen > Mojen > Mojn > Moin) empfunden.
Die meisten (älteren)Ostfriesen selbst sind jedoch von folgender Variante überzeugt: "Moin" ist die abgekürztebzw. zusammengezogene Form von dem Gruß: „Moi’n Dag!“ = „Schönen/guten Tag!“ , zumal das„Moi“, für: schön bzw. gut („Dat is moi“) - ein oft und gern gebrauchtes Wort imostfriesischem Platt ist und mit derselben Bedeutung auch in den Niederlanden gebrauchtwird, mit deren Sprache - zumal im Groningerland - zumindest das ostfriesische Platt sehreng verbunden ist.
Im Gegensatz zum niederdeutschen goden Morgen wird Moinin den meisten Regionen Norddeutschlands den ganzen Tag über verwendet, selbst umMitternacht, in anderen aber wiederum nur am (frühen) Morgen.
Inzwischen wirdumgangssprachlich auch Moinsen! verwendet. Die Herkunft ist unklar. Möglicherweiseentstand Moinsen durch Anhängen des dänischen Namenszusatzes -sen (für Sohn des[Vorgenannten]), wie er sich auch in üblichen norddeutschen Familiennamen wiederfindet,und bei dem Versuch, eine Verkleinerungsform wie Tach - Tachchen zu finden. Vielleichtklingt Moinsen "origineller", "besser" und "nordischer" als Moinchen. Möglich ist auchdie Zusammenführung aus dem hier landschaftlich oft gehörten Gruß Morgens! [mo'gä:ns]anstelle von: Guten Morgen mit Moin.
Moinsen scheint sich in der Verwendung vonMoin abzuheben, wenn
mehrere Leute auf einmal angesprochen werden (Moinsenals Kurzform für "Moin zusammen")
das Moin besonders betont werden soll ("ichgrüße Dich besonders herzlich")
auf ein Moin geantwortet wird ("Moin zurück").
Wahrscheinlich von gleicher Herkunft wie Moin ist das Luxemburgische Moien alsBegrüßung, das ebenfalls nicht nur "guten Morgen" heißt, sondern im ganzen Tagesverlaufverwendbar ist.
Moin und Moinmoin sind international im gesamten friesischenSprachraum verbreitet: Auch im Osten der Niederlande, ausgehend von Westfriesland, und imSüden Dänemarks, ausgehend von Nordfriesland (Mojn) werden sie benutzt. Mojn steht jedochnicht im dänischen Wörterbuch und ist regional auf das deutsch-dänische Grenzgebiet(Nordschleswig) begrenzt. Hier wird Mojn auch zur Verabschiedung genutzt. InNorddeutschland wird in einigen Gegenden "Moin" und "Moin Moin" analog dazu ebenfallsauch zur Verabschiedung benutzt. Die Begrüßung "Moinsen" hingegen wird vor allem unterder jugendlichen Bevölkerung verwendet.
Moin ist auch in der Deutschen Marineals halbformelle Grußformel anerkannt. So kann man häufig anstatt des oft als sperrigempfundenen Guten Morgen/Tag/Abend, Herr... ein Moin, Herr ... hören. UnterMarinesoldaten verbreitet ist die Meinung, dass gerade dies zu einer weniger gespanntenAtmosphäre in der Marine führt, und den Kameradschaftsgeist stärkt.
In manchenTeilen Norddeutschlands wird den Begriffen Moin und Moinmoin weiterhin eineunterschiedliche Bedeutung zugesprochen; Während Moin lediglich als Grußformel betrachtetwird, enthält Moinmoin zusätzlich eine gesprächsanbahnende Komponente, sozusagen eineAufforderung zum Smalltalk oder Norddeutsch Klönschnack.
Sprachgeschichtlichverwandt ist der norwegische Gruß morn, der nach Ansicht vieler Skandinavisten aus demMittelniederdeutsch der Hanse stammt. Im Gegensatz zu god morn oder god morgen (gutenMorgen), das nur vormittags angebracht ist, ist morn informeller und kann den ganzen Tagbis in die Nacht (z.B: statt god aften: guten Abend) verwendet werden.
InFinnland sagt man moi bzw. moi moi, das aber ein stark umgangssprachliches Begrüßungswortist.
Im Rheiderland gibt es häufig sowohl bei Älteren als auch unterJugendlichen die Variante "Mui", die sich unter Einfluss der niederdeutschen Variante ausden angrenzenden Niederlanden entwickelt hat. Diese Form gibt es vereinzelt auch als"moi" (wie in den Niederlanden und Finnland), "mai" oder "mäi".
Um das Wort'Moin' im deutschen Sprachgebrauch zu erhalten hat der private Bremer Radiosender EnergyBremen eine Wortpatenschaft beim "Verein deutsche Sprache" für das Wort 'Moin'übernommen. Die Morgenshow des Senders wurde im August 2006 in 'MOIN!' umbenannt.
Weitere Abwandlungen: Moiner, Moiners, Moinsen
Moin war zunächst nurbei den Friesen und dann in Südschleswig bis zur Ostseeküste in Angeln und Flensburg(dort hatten sich im 18. Jahrhundert viele Nordfriesen niedergelassen) üblich. WährendMoin also im mehrsprachigen Flensburg schon sehr lange fest eingebürgert ist, findet essich im übrigen niederdeutschen Sprachraum als neue Sprachform in der Umgangssprachejüngerer Leute. Beispielsweise gehört es nicht zum niederdeutschen Dialekt in Holsteinund wird dort von den älteren Einheimischen zwar verstanden, aber eben als eine ArtMorjen (berlinerisch) und nicht zu einer anderen Tageszeit als morgens erwartet, wieTach.
Regional unterschiedlich ist die Verwendung nach Tageszeit, die aber auchbei den weit südwestlich der Nordfriesen ansässigen Ostfriesen von jeher rund um die Uhrerfolgt. In zwischen- und drumherumliegenden Stämmen erfolgt der Gruß teilweise nurmorgens oder tagsüber und wird mit Einbruch der Dunkelheit z. B. durch N'ohmt ersetzt.
Inzwischen wird der Gruß von fast allen Deutschen verstanden. Auch beiFührungskräften aus Wirtschaft und Politik wird der Gruß benutzt. Der frühereschleswig-holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm bezeichnete Moin als "diegenialste Wortschöpfung aller Zeiten", auch die ehemalige Landesmutter Heide Simonisverwendet den Gruß auffallend oft, so Sprachforscher. Auch im Duden ist er inzwischen zufinden. Im Süden des deutschen Sprachgebiets jedoch (zumal größtenteils in der Schweizund in ganz Österreich) wird Moin höchstens passiv verstanden.
In Teilen derdeutschsprachigen Südostschweiz (im Kanton Graubünden), verwendet man in derUmgangssprache das Wort Moi, um eine Einzelperson zu begrüßen oder sich von ihr zuverabschieden. Für mehrere Personen benützt man die Zusammensetzung Moi-zäme, wobei derWortteil zäme Dialekt ist und ins Hochdeutsche übertragen zusammen heißt. Moins ist eineAbleitung von Moi und bedeutet, dass man mehrere Personen anspricht, also eine weitereVariante der Mehrzahlform.
Allns klor?