"Die Sonnenwendfeiern finden nicht unbedingt zum astronomischen Zeitpunkt statt, vielfachsind sie mit den Feierlichkeiten der Johannisnacht zum 24. Juni, dem Festtag Johannes desTäufers, verbunden. Symbol des Johannistages ist eine teilweise geschälte, mit Blumenbekränzte Fichte. Um diesen Johannisbaum werden Reigen getanzt, immer linksherum, demLauf der Sonne entsprechend.
Andere Bräuche sind aus Eichenlaub geflochteneJohanniskronen an Türen und Dächer gebunden, ein Anklang an den Gott Donar (Thor), demdie Eiche heilig ist und der als Gewittergott das so geschmückte Bauwerk verschonensollte.
Die Sonnenwende markiert im Mythos einen Höhe- und Wendepunkt. Diegermanische Sage weiß von Siegfried zu berichten, der von Hagen zur Sonnenwende getötetwird. Siegfried ist der strahlende Sonnenheld, der tagsüber unüberwindlich ist. Mit derSonnenwende verliert er Macht und Leben.
Damit ist aber kein Tod im eigentlichenSinne gemeint, vielmehr darf auf eine Wiederkehr gehofft werden und tatsächlich zeigt derJahreslauf, daß dem Absterben im Herbst und der toten Zeit des Winters im Frühjahr neueFruchtbarkeit folgt, die sich im Sommer zur ganzen Pracht entfaltet und der Zyklusweitergeht.
Es ist dies die Vermählung der Erdgöttin in Heiliger Hochzeit mitdem Sonnenheros, wie es in Mythen vielfach überliefert ist, z. B. die Isis und dersterbende Osiris.
GRIMM führt die Mutmaßung an, an Stelle des nordischen GottesBaldur, dem die Mittsommerzeit heilig war, könne in christlicher Zeit der Johannesgetreten sein, die Johannesfeuer könnten an Baldurs Leichenbrand erinnern.
Brauchtum und Aberglaube zur Sommernachtgleiche
„wer eines montags drei stundennach sonnenaufgang zur zeit der sommernachtgleiche geboren ist, kann mit geisternumgehen.” (GRIMM, Dt. Myth., III., A. 810, S. 463)
Brauchtum undAberglaube zur Johannisnacht
Am Johannistag pflücken Jungfern stillschweigend in derStunde nach Mittag neunerlei Blumen, darunter Storchschnabel, Weide und Feldraute. Miteinem zu gleicher Stunde gesponnenen Faden wird daraus ein Kranz gebunden und rückwärtsin einen Baum geworfen. Soviele Würfe es bedarf, ehe der Kranz im Baum hängenbleibt,soviele Jahre wird es dauern, bis die Jungfer heiraten wird.
Mancherorts werdenin der Johannisnacht brennende Räder einen Hang herabgerollt, verbreitet sind auchFackelumzüge und der Tanz um das Johannisfeuer.
Ein Sprung über dasJohannisfeuer soll das Jahr über vor Fieber bewahren (GRIMM, 1992, Bd. III, S. 468, Nr.918), von Sünden reinigen und Schwangeren die Niederkunft erleichtern (WEHR, 1991, 135).
Die Asche des Johannisfeuers wird aufgehoben und unter der Türschwellevergraben, da ihr noch lange Zeit magische Kraft innewohne (WEHR, 1991, 135).
Aus Eiern sollen Hexen in der Johannisnacht die Zukunft vorausgesagt haben. DerZeitpunkt wird auch gern für einen Hexensabbat genutzt.
Wird beim Kräutersammelnin der Johannisnacht versehentlich ein Johanniskraut zertreten, so ist zu befürchten, daßplötzlich ein Pferd aus dem Boden steigt und den Unachtsamen in rasendem Ritt davonträgt.
Allgemein soll dieser Zeitpunkt für das Sammeln von Kräutern besonders günstigsein (Holunder, Johanniskraut).
Mädchen sollen in der Johannisnacht ihrenZukünftigen sehen, wenn sie zwischen 11 und 12 Uhr einen Kranz aus neunerlei Blumenwinden — so jedenfalls der im „Sechsten und siebenten Buch Mosis” enthaltene„Magisch-sympathetische Hausschatz” (n. BAUER, 1996, S. 135).
An gleicher Stelleheißt es, wenn das Mädchen einen Kranz aus Klebkraut windet und dabei dreimal ums Hausgeht, wobei es spricht: „Klebekranz ich winde dich, Schätzchen, empfinde mich”, dannerscheine ihr der Zukünftige im Traum. Wird der Kranz während der Umgänge allerdingsnicht fertig, so droht dem Mädchen Krankheit.
Wird eine Frau in derJohannisnacht schwanger, so soll das Kind später die Gabe des Bösen Blicks haben —vielleicht kirchliche Propaganda gegen allzu ausgelassene heidnische Festgebräuche."
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http://www.sungaya.de/schwarz/allmende/feste/sommersonnenwende.htm (Archiv-Version vom 19.07.2006))