Fankultur = Gewaltkultur ?!
13.01.2006 um 16:02Fankultur = Gewaltkultur ?!
Jedes Wochenende besuchen Hunderttausende fußballinteressierte Menschen (jung und alt) die Fußballstadien um "ihre" Mannschaft zu unterstützen, die Atmosphäre im Stadion zu genießen, sich einfach mit Freunden und Gleichgesinnten zu treffen und zusammen den Sieg "ihrer" Mannschaft zu feiern, beziehungsweise die Niederlage zu diskutieren. Die Fußball-Fanszene ist eine "eigene" Freizeitkultur.
Im weiteren will ich die verschiedenen "Arten" von Fußballfans/interessierten in einem kurzen Abriss näher beleuchten. Das Ganze vor dem Hintergrund der These: "Fankultur = Gewaltkultur ?!".
1. Die "echten" Fans:
Das Leben dieser Fans dreht sich in erster Linie um den Fußball. Der Fußball ist für sie Lebensmittelpunkt. Sie besuchen möglichst jedes Spiel ihres Vereins, unterstützen und identifizieren sich mit diesem auch nach außen sichtbar durch zum Beispiel Vereins-Schals, Mützen, Fahnen, Wimpeln, Trikots etc. (oftmals auch als sog. Kuttenfans bezeichnet) ! Viele Fans gehören organisierten Fan-Clubs an. Zum Gewaltpotenzial ist zu sagen, das diese Fans, in Verbindung mit Alkohol zu gewalttätigen Aktionen neigen, das heißt das hier zumindest von einer latenten Gewaltbereitschaft auszugehen ist. Größtenteils äußert sich dies jedoch in verbalen Attacken, hervorgerufen durch beispielsweise "Fehlentscheidungen des Schiedsrichters" "Provokationen durch gegnerische Fans" oder "ungünstiger Spielverlauf der eigenen Mannschaft". Hierbei handelt es sich also meistens um situationsbedingte Aggressionen, die nur sehr selten in gewalttätigen Aktionen enden.
2. Die "Gelegenheit"- oder "Mode"- Fans:
Dies sind Stadionbesucher, die zum Beispiel nur bei Spitzenspielen im Stadion anzutreffen sind. Allerdings ist in den meisten Fällen auch eine "emotionale Bindung" zum Verein vorhanden. Für diese Gelegenheit - Fans steht die "Fußballshow" im Vordergrund, welche aber auch durch andere Freizeitbeschäftigungen zum Beispiel durch Theater, Kino oder Konzerte ersetzbar ist. Der Fußball ist kein Dauerthema sondern nur eines von vielen und wird somit nur als Nebensache eingestuft.
Empirische Daten oder Analysen zur Gewaltbereitschaft dieser Gruppe liegen nicht vor
3. . Groundhopper:
Groundhopping findet seinen Ursprung in England und gilt im allgemeinen als Hobby von "Fußballverrückten" im positiven Sinne. Es handelt sich dabei um Fußballfans, die sich zum Ziel gesetzt haben, möglichst viele "Grounds" (engl. für Fußballplätze/Stadien) im In- und Ausland zu besuchen. Ihre Erlebnisse schildern sie oftmals in den sogenannten Fan-Zines (Fan-Zeitschriften) um ihre Erlebnisse in den verschiedenen Stadien zu dokumentieren. Vielfach werden Erlebnisse und Erfahrungen aus anderen Stadien auch im Internet dokumentiert (ausführliche Darstellung: siehe auch auf der Startseite bei "Groundhopping").
Gewalttätigkeiten sind grundsätzlich nicht vorzufinden.
4. Ultras "extreme Fans":
"Ultra" heißt soviel wie "extrem", Ultras sind also die "extremen" Fans. Ultras wollen in die Stadien ein besonderes Flair bringen, unter anderem mit individuellen Dauergesängen (evtl. auch durch Megaphone, mit dem "Anführer", der Gesänge anstimmt und die Menge zum "Singen/Schreien" auffordert), mit Pyrotechnik (Vulkane, Fackeln, Bengalische Feuer, Rauch etc.) und mit jeglicher erdenkbaren Art von Choreographien (Schwenkfahnen, Papptafeln, Doppelhaltern, WC-Rollen, ähnliche Farbbänder, Blockfahnen, Zaunfahnen, Transparenten etc.). In Deutschland haben die meisten Ultras nichts mit Hooligans zu tun, Ausnahmen bestätigen natürlich wie immer die Regel. Ultras sind zum Teil sehr gut organisierte Fan-Zusammenschlüsse in denen (wie bei Fanclubs) feste Strukturen bestehen. Für Ultras zählt nicht nur vorrangig das Ergebnis oder die Liga, in welcher ihre Mannschaft spielt, sondern auch die Party vor, während und nach dem Spiel (womit keine Hooligan-Aktivitäten gemeint sind). Ultras sind oftmals sogenannte "Allesfahrer", die ihre Mannschaft egal wohin begleiten und oftmals ihren letzten Cent dafür ausgeben würden. Sie wehren sich, so gut es geht, gegen die Kommerzialisierung des Fußballs. Ultras könnte man auch als Selbstdarsteller im positiven Sinne bezeichnen. Sie heben sich aus der "Einöde" heraus, zeigen wo und wer sie sind (auch der gegenüber der Vereinsführung). Die Zahl der Ultras steigt enorm. Ultras müssen nicht unbedingt Umbro/Lonsdale-Shirt und Balken-Schal tragen, sie können durchaus auch, mit einem Trikot bekleidet sein. Die Ultra-Bewegung scheint im Moment eines der einzigen, wirklich belebenden Elemente im, beziehungsweise beim Fußball zu sein, welches die Fan-Kultur am Leben hält und gegen die Verödung ankämpft.
Fußball und Gewalt. Ein altes Thema, welches auch die Ultras eingeholt hat. Nicht zuletzt durch partielle, personelle Vermischungen mit Hooligans, werden Ultras oftmals als gewalttätig eingestuft. Die latente Gefahr von Ausschreitungen aus dem Fanblock heraus läßt sich bis dato grundsätzlich nicht leugnen. Dies wird jedoch nicht durch die Ultras forciert, sondern vielmehr durch die Willkür der Ordnungskräfte, insbesondere bei Auswärtsspielen. Der Grundsatz von Spaß und die uneingeschränkte Unterstützung des Vereins, sind die Maxime der Ultrabewegungen. Unreflektierte Verallgemeinerung bringen keine Lösungen. Reizthema weiterhin der Einsatz von Pyro und Bengalos. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Fans und Ordnungskräften. Ein allgemeingültiges und akzeptiertes Agreement zwischen den Beteiligten scheint in weiter Ferne. Der Versuch von individuellen Lösungen wird oftmals von den Vereinen boykottiert. Die martialische Drohung mit Stadionverbot und Strafanzeigen kann nicht akzeptiert werden und läßt fragen, wie z.B. in Frankreich, Italien oder Schweiz mit diesem Thema umgegangen wird. Das es individuelle Lösungen geben kann zeigt z.B. das Thema "Versitzplatzung", wo in einem Stadion bei international Spielen nur Sitzplätze, aber national die traditionellen Stehplätze zur Verfügung stehen.
Ultramanifest (auf Grundlage des Ultramanifestes des AS Rom)
1. Keine Spielertransfers während der Saison
2. Freiheit der Spieler Ihrer Freude nach einem erzielten Tor Ausdruck geben zu können. Verlorene Zeit kann nachgespielt werden.
3. Förderung heimischer Spieler durch die Verbände.
4. Sperre für ein Jahr für Spieler, die Ihren Vertrag nicht erfüllen, weil ein anderer Verein mehr Geld geboten hat.
5. Hooligans:
5.1 Definition des Begriffes Hooligan
Der Ursprung dieses Wortes ist von einer irisch-stämmigen Arbeiterfamilie aus London abgeleitet, deren Mitglieder am Ende des neunzehnten Jahrhunderts für wüste Schlägereien bekannt waren. Man versteht unter Hooligans den körperlich gewalttätigen Teil der Fan-Szene der durch seine Aktionen fälschlicherweise das Bild des Fußballfans in der Öffentlichkeit prägt!
5.2 Historischer Hintergrund
Anfang der achtziger Jahre bildetet sich die Gruppe der Hooligans. Sie entwickelte sich aus der damaligen Gruppe der sogenannten Fußball-Rocker. Die Fußball-Rocker fielen durch Prügeleien in den Stadien auf. Sie kleideten sich wie viele andere Fans auch, mit Vereins-Schals, Mützen, Fahnen, Trikots und mit auffälligen Jeans-Kutten mit diversen Aufnähern auf denen die Freundschaft beziehungsweise Feindschaft zu anderen Clubs zur Geltung kam.
5.3 Äußerliches Erscheinungsbild
Die Polizei begann die sogenannten "Kutten-Fans" systematisch zu kontrollieren, in dem man vermehrt Personenkontrollen durchführte und auffällig gewordene Fans in einer sogenannten "Hooligan-Kartei" erfaßte. Es wurde eine Einteilung in A ( = gewaltlose Besucher ), B ( = latent gewaltbereite Fans ) und C (= gewalttätige Fans) vorgenommen.
Das führte zu einer ersten Spaltung der damaligen fast einheitlichen Fan-Szene. Die "Fans" die sich im Umfeld eines Stadions prügeln wollten, begannen die Vereins-"Klamotten" mehr und mehr abzulegen und sie durch sportliche Kleidung (Jogginghose, Turnschuhe, Bomberjacke später dann teure Markenkleidung) zu ersetzen. Fakt war nun also, das sie nicht mehr deutlich als "Fußballfans" erkenntlich waren und somit der polizeilichen und den ordnungsdienstlichen Kontrollen entgehen konnten. Es dauerte Jahre, bis die Polizei und die Öffentlichkeit dieser "Maskerade" auf die Schliche kamen. Dieses natürlich sehr zum Nachteil der "Kutten-Szene", da in deren Reihen noch lange die gewaltbereiten "Fans" vermutet wurden.
5.4 Verbreitung des Hooliganismus
Die Hooligans sind wohl mit Abstand die "problematischste" Fangruppe. Hooligans werden inzwischen (im Jahre 2002) von Expertenseite auf 2000-4000 in ganz Deutschland geschätzt. Hinzu kommen allerdings noch beträchtliche Mitläuferscharen, die von Spiel zu Spiel mehr oder weniger regelmäßig erscheinen, und eher für verbale Unterstützung sorgen als selbst handgreiflich zu werden.
Man kann sagen, das so gut wie alle 1. und 2. Ligavereine über eine mehr oder weniger große Szene an gewaltbereiten Hooligans hat. Aber auch Ausschreitungen im Amateurfußball, sprich Regionalliga und Oberliga sind durchaus keine Seltenheit mehr ( Lokale Vereinsebene und nationale Länderebene).
5.5 Motivation und Ehrenkodex
Hooligans suchen einen Ausgleich zum Alltagstrott. Springen manche Menschen zum Beispiel aus 50 Metern mit dem Bungeeseil in die Tiefe, um Adrenalin auszuschütten oder sich was zu beweisen, beziehungsweise den Kick zu geben, so ist es bei den Hooligans nicht anders. Sie wollen sich auch was beweisen, Aggressionen freilassen um angestautes (z.B. im Beruf oder Privatleben) rauszulassen. Niemand ist scharf darauf sich zusammenschlagen zu lassen, auch die Hooligans nicht. Aber sie stellen sich dieser Angst und begeben sich regelmäßig und vor allem freiwillig in solche Situationen. Für sie ist Gewalt zum Teil so, als wenn man sich etwas gutes tut. Ein befreiendes und befriedigendes Gefühl.
Der Fußballspieltag der Hooligans besteht meist aus einem Wettstreit mit der Polizei, die Aktionen gegen andere Hooligans im Wege steht. Kommt es dann zu einer
Auseinandersetzung, die manchmal unter Umständen sogar mit der Gegenseite vereinbart, weitab vom Stadion stattfindet, ist diese meist harmloser als es aussieht. Man beschränkt sich im Allgemeinen auf Fußtritte und Faustschläge. Die Hooligans lehnen den Einsatz von Waffen ab. Nach ihrer Selbsteinschätzung hat es ein Hooligan nicht nötig, sich mit Waffen zur Wehr zu setzten.
Der berühmte Ehrenkodex unter ihnen lautet: "Hooligan without weapons". Der waffenlose Kampf basiert auf dem Idealbild, dass bei Auseinandersetzungen nur die Kraft, die Durchtrainiertheit und vor allem aber der Mut der Kämpfenden entscheiden soll. Das heißt verdeutlicht: -Keine Waffen, -Wer auf dem Boden liegt, wird nicht mehr attakiert, -Unbeteiligte werden ignoriert, -Keine "Drogen" vor der Prügelei. Leider werden allerdings immer häufiger Waffen eingesetzt, wobei dann die Gewalt eskalieren und es zu Schwerverletzten und sogar Toten kommen kann. Ein Grund warum auch Waffen zum Einsatz kommen, ist die Unsicherheit im Vorfeld einer Auseinandersetzung. Gerüchte kursieren über die Stärke des Gegners, über eventuelle Allianzen mit anderen Hooligan-Gruppierungen, Skinheads etc., oder halt darüber ob der Gegner bewaffnet sein könnte oder nicht. So bewaffnet man sich in manchen Fällen eben selber, um auf eine eventuelle Bewaffnung des Gegners vorbereitet zu sein. Ein zusätzlicher Grund Waffen einzusetzen ist die große Präsenz der Polizei an Fußball-Spielen.
Die Hooligans sehen sich dadurch nun gezwungen ihr "Ritual" in möglichst sehr kurzer Zeit über die Bühne zu bringen, und dem Gegner möglichst schnell "großen Schaden" zuzufügen. Zudem garantiert die Polizei-Präsenz, dass im Notfall eine "Eingreif-Truppe" da ist, die das "schlimmste" verhindern kann. Die von den Hooligans selbstauferlegten Regeln werden dadurch dann überflüssig weil eine Regulation von Außen stattfindet.
5.6 Soziale Stellung in der Gesellschaft
Hooligans kommen nicht wie von den meisten angenommen aus sozial benachteiligten Schichten, sondern sie kommen aus allen sozialen Schichten aber seltener aus benachteiligter Schicht und Oberschicht. Man kann also somit sagen, das Hooliganismus in allen Schichten vertreten ist.
Die Hooligan-Szene brüstet sich sehr gerne mit den wenigen Hooligans aus der Oberschicht, um vom Bild der "Unterschicht-Hooligans" wegzukommen. Der Großteil der Szene stammt aber wie schon erwähnt aus der bürgerlichen Mittelschicht. Aber selbst unter den ganz Harten trifft man heute Lehrer, Verwaltungsangestellte, selbstständige Kleinunternehmer, ja sogar Polizeibeamte...
Sie ziehen dann vorm Spiel/Match ihre Designerjeans, -Schuhe und -Jacken an. Eines sind demnach Hooligans definitiv nicht, der Beweis für die These das Gewalt in unserer Gesellschaft von ökonomisch Benachteiligten ausgeht.
Die meisten Hooligans sind zwischen 25 und 30 Jahren alt. Die wenigsten unter 20 oder über 40 Jahre.
5.7 Politische Einstellung / Ausrichtung
Hooligans sind nicht generell rechtsradikal, wie von vielen vermutet. Allerdings versuchte beispielweise in England, die National Front Ende der 70er Jahre, die Fußballszene zu unterwandern und Mitglieder zu rekrutieren. Die Mehrheit der Hooligan-Szene ist zwar eher rechts orientiert, aber es gibt auch links eingestellte. Sicherlich sind auch politische Extremisten dabei, allerdings leben diese ihren Extremismus nicht in der Hooligan-Gruppe aus.
Fazit
Abschließend festzuhalten bleibt zunächst die Tatsache, dass die friedlich Fußballinteressierten den mit Abstand größten Teil der Stadionbesucher stellen (90-98%). Die Gewalt in und um die Stadien ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Oftmals hervorgerufen durch politische, soziale, gesellschaftliche Probleme, die ins Stadion "getragen" werden.
Gewalt ist dem Fußball immanent (da auch ein mit Körperkontakt geführtes Spiel).
Was meint IHR dazu?
Wie weit könn wir gehn für unser Ego???
Jedes Wochenende besuchen Hunderttausende fußballinteressierte Menschen (jung und alt) die Fußballstadien um "ihre" Mannschaft zu unterstützen, die Atmosphäre im Stadion zu genießen, sich einfach mit Freunden und Gleichgesinnten zu treffen und zusammen den Sieg "ihrer" Mannschaft zu feiern, beziehungsweise die Niederlage zu diskutieren. Die Fußball-Fanszene ist eine "eigene" Freizeitkultur.
Im weiteren will ich die verschiedenen "Arten" von Fußballfans/interessierten in einem kurzen Abriss näher beleuchten. Das Ganze vor dem Hintergrund der These: "Fankultur = Gewaltkultur ?!".
1. Die "echten" Fans:
Das Leben dieser Fans dreht sich in erster Linie um den Fußball. Der Fußball ist für sie Lebensmittelpunkt. Sie besuchen möglichst jedes Spiel ihres Vereins, unterstützen und identifizieren sich mit diesem auch nach außen sichtbar durch zum Beispiel Vereins-Schals, Mützen, Fahnen, Wimpeln, Trikots etc. (oftmals auch als sog. Kuttenfans bezeichnet) ! Viele Fans gehören organisierten Fan-Clubs an. Zum Gewaltpotenzial ist zu sagen, das diese Fans, in Verbindung mit Alkohol zu gewalttätigen Aktionen neigen, das heißt das hier zumindest von einer latenten Gewaltbereitschaft auszugehen ist. Größtenteils äußert sich dies jedoch in verbalen Attacken, hervorgerufen durch beispielsweise "Fehlentscheidungen des Schiedsrichters" "Provokationen durch gegnerische Fans" oder "ungünstiger Spielverlauf der eigenen Mannschaft". Hierbei handelt es sich also meistens um situationsbedingte Aggressionen, die nur sehr selten in gewalttätigen Aktionen enden.
2. Die "Gelegenheit"- oder "Mode"- Fans:
Dies sind Stadionbesucher, die zum Beispiel nur bei Spitzenspielen im Stadion anzutreffen sind. Allerdings ist in den meisten Fällen auch eine "emotionale Bindung" zum Verein vorhanden. Für diese Gelegenheit - Fans steht die "Fußballshow" im Vordergrund, welche aber auch durch andere Freizeitbeschäftigungen zum Beispiel durch Theater, Kino oder Konzerte ersetzbar ist. Der Fußball ist kein Dauerthema sondern nur eines von vielen und wird somit nur als Nebensache eingestuft.
Empirische Daten oder Analysen zur Gewaltbereitschaft dieser Gruppe liegen nicht vor
3. . Groundhopper:
Groundhopping findet seinen Ursprung in England und gilt im allgemeinen als Hobby von "Fußballverrückten" im positiven Sinne. Es handelt sich dabei um Fußballfans, die sich zum Ziel gesetzt haben, möglichst viele "Grounds" (engl. für Fußballplätze/Stadien) im In- und Ausland zu besuchen. Ihre Erlebnisse schildern sie oftmals in den sogenannten Fan-Zines (Fan-Zeitschriften) um ihre Erlebnisse in den verschiedenen Stadien zu dokumentieren. Vielfach werden Erlebnisse und Erfahrungen aus anderen Stadien auch im Internet dokumentiert (ausführliche Darstellung: siehe auch auf der Startseite bei "Groundhopping").
Gewalttätigkeiten sind grundsätzlich nicht vorzufinden.
4. Ultras "extreme Fans":
"Ultra" heißt soviel wie "extrem", Ultras sind also die "extremen" Fans. Ultras wollen in die Stadien ein besonderes Flair bringen, unter anderem mit individuellen Dauergesängen (evtl. auch durch Megaphone, mit dem "Anführer", der Gesänge anstimmt und die Menge zum "Singen/Schreien" auffordert), mit Pyrotechnik (Vulkane, Fackeln, Bengalische Feuer, Rauch etc.) und mit jeglicher erdenkbaren Art von Choreographien (Schwenkfahnen, Papptafeln, Doppelhaltern, WC-Rollen, ähnliche Farbbänder, Blockfahnen, Zaunfahnen, Transparenten etc.). In Deutschland haben die meisten Ultras nichts mit Hooligans zu tun, Ausnahmen bestätigen natürlich wie immer die Regel. Ultras sind zum Teil sehr gut organisierte Fan-Zusammenschlüsse in denen (wie bei Fanclubs) feste Strukturen bestehen. Für Ultras zählt nicht nur vorrangig das Ergebnis oder die Liga, in welcher ihre Mannschaft spielt, sondern auch die Party vor, während und nach dem Spiel (womit keine Hooligan-Aktivitäten gemeint sind). Ultras sind oftmals sogenannte "Allesfahrer", die ihre Mannschaft egal wohin begleiten und oftmals ihren letzten Cent dafür ausgeben würden. Sie wehren sich, so gut es geht, gegen die Kommerzialisierung des Fußballs. Ultras könnte man auch als Selbstdarsteller im positiven Sinne bezeichnen. Sie heben sich aus der "Einöde" heraus, zeigen wo und wer sie sind (auch der gegenüber der Vereinsführung). Die Zahl der Ultras steigt enorm. Ultras müssen nicht unbedingt Umbro/Lonsdale-Shirt und Balken-Schal tragen, sie können durchaus auch, mit einem Trikot bekleidet sein. Die Ultra-Bewegung scheint im Moment eines der einzigen, wirklich belebenden Elemente im, beziehungsweise beim Fußball zu sein, welches die Fan-Kultur am Leben hält und gegen die Verödung ankämpft.
Fußball und Gewalt. Ein altes Thema, welches auch die Ultras eingeholt hat. Nicht zuletzt durch partielle, personelle Vermischungen mit Hooligans, werden Ultras oftmals als gewalttätig eingestuft. Die latente Gefahr von Ausschreitungen aus dem Fanblock heraus läßt sich bis dato grundsätzlich nicht leugnen. Dies wird jedoch nicht durch die Ultras forciert, sondern vielmehr durch die Willkür der Ordnungskräfte, insbesondere bei Auswärtsspielen. Der Grundsatz von Spaß und die uneingeschränkte Unterstützung des Vereins, sind die Maxime der Ultrabewegungen. Unreflektierte Verallgemeinerung bringen keine Lösungen. Reizthema weiterhin der Einsatz von Pyro und Bengalos. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Fans und Ordnungskräften. Ein allgemeingültiges und akzeptiertes Agreement zwischen den Beteiligten scheint in weiter Ferne. Der Versuch von individuellen Lösungen wird oftmals von den Vereinen boykottiert. Die martialische Drohung mit Stadionverbot und Strafanzeigen kann nicht akzeptiert werden und läßt fragen, wie z.B. in Frankreich, Italien oder Schweiz mit diesem Thema umgegangen wird. Das es individuelle Lösungen geben kann zeigt z.B. das Thema "Versitzplatzung", wo in einem Stadion bei international Spielen nur Sitzplätze, aber national die traditionellen Stehplätze zur Verfügung stehen.
Ultramanifest (auf Grundlage des Ultramanifestes des AS Rom)
1. Keine Spielertransfers während der Saison
2. Freiheit der Spieler Ihrer Freude nach einem erzielten Tor Ausdruck geben zu können. Verlorene Zeit kann nachgespielt werden.
3. Förderung heimischer Spieler durch die Verbände.
4. Sperre für ein Jahr für Spieler, die Ihren Vertrag nicht erfüllen, weil ein anderer Verein mehr Geld geboten hat.
5. Hooligans:
5.1 Definition des Begriffes Hooligan
Der Ursprung dieses Wortes ist von einer irisch-stämmigen Arbeiterfamilie aus London abgeleitet, deren Mitglieder am Ende des neunzehnten Jahrhunderts für wüste Schlägereien bekannt waren. Man versteht unter Hooligans den körperlich gewalttätigen Teil der Fan-Szene der durch seine Aktionen fälschlicherweise das Bild des Fußballfans in der Öffentlichkeit prägt!
5.2 Historischer Hintergrund
Anfang der achtziger Jahre bildetet sich die Gruppe der Hooligans. Sie entwickelte sich aus der damaligen Gruppe der sogenannten Fußball-Rocker. Die Fußball-Rocker fielen durch Prügeleien in den Stadien auf. Sie kleideten sich wie viele andere Fans auch, mit Vereins-Schals, Mützen, Fahnen, Trikots und mit auffälligen Jeans-Kutten mit diversen Aufnähern auf denen die Freundschaft beziehungsweise Feindschaft zu anderen Clubs zur Geltung kam.
5.3 Äußerliches Erscheinungsbild
Die Polizei begann die sogenannten "Kutten-Fans" systematisch zu kontrollieren, in dem man vermehrt Personenkontrollen durchführte und auffällig gewordene Fans in einer sogenannten "Hooligan-Kartei" erfaßte. Es wurde eine Einteilung in A ( = gewaltlose Besucher ), B ( = latent gewaltbereite Fans ) und C (= gewalttätige Fans) vorgenommen.
Das führte zu einer ersten Spaltung der damaligen fast einheitlichen Fan-Szene. Die "Fans" die sich im Umfeld eines Stadions prügeln wollten, begannen die Vereins-"Klamotten" mehr und mehr abzulegen und sie durch sportliche Kleidung (Jogginghose, Turnschuhe, Bomberjacke später dann teure Markenkleidung) zu ersetzen. Fakt war nun also, das sie nicht mehr deutlich als "Fußballfans" erkenntlich waren und somit der polizeilichen und den ordnungsdienstlichen Kontrollen entgehen konnten. Es dauerte Jahre, bis die Polizei und die Öffentlichkeit dieser "Maskerade" auf die Schliche kamen. Dieses natürlich sehr zum Nachteil der "Kutten-Szene", da in deren Reihen noch lange die gewaltbereiten "Fans" vermutet wurden.
5.4 Verbreitung des Hooliganismus
Die Hooligans sind wohl mit Abstand die "problematischste" Fangruppe. Hooligans werden inzwischen (im Jahre 2002) von Expertenseite auf 2000-4000 in ganz Deutschland geschätzt. Hinzu kommen allerdings noch beträchtliche Mitläuferscharen, die von Spiel zu Spiel mehr oder weniger regelmäßig erscheinen, und eher für verbale Unterstützung sorgen als selbst handgreiflich zu werden.
Man kann sagen, das so gut wie alle 1. und 2. Ligavereine über eine mehr oder weniger große Szene an gewaltbereiten Hooligans hat. Aber auch Ausschreitungen im Amateurfußball, sprich Regionalliga und Oberliga sind durchaus keine Seltenheit mehr ( Lokale Vereinsebene und nationale Länderebene).
5.5 Motivation und Ehrenkodex
Hooligans suchen einen Ausgleich zum Alltagstrott. Springen manche Menschen zum Beispiel aus 50 Metern mit dem Bungeeseil in die Tiefe, um Adrenalin auszuschütten oder sich was zu beweisen, beziehungsweise den Kick zu geben, so ist es bei den Hooligans nicht anders. Sie wollen sich auch was beweisen, Aggressionen freilassen um angestautes (z.B. im Beruf oder Privatleben) rauszulassen. Niemand ist scharf darauf sich zusammenschlagen zu lassen, auch die Hooligans nicht. Aber sie stellen sich dieser Angst und begeben sich regelmäßig und vor allem freiwillig in solche Situationen. Für sie ist Gewalt zum Teil so, als wenn man sich etwas gutes tut. Ein befreiendes und befriedigendes Gefühl.
Der Fußballspieltag der Hooligans besteht meist aus einem Wettstreit mit der Polizei, die Aktionen gegen andere Hooligans im Wege steht. Kommt es dann zu einer
Auseinandersetzung, die manchmal unter Umständen sogar mit der Gegenseite vereinbart, weitab vom Stadion stattfindet, ist diese meist harmloser als es aussieht. Man beschränkt sich im Allgemeinen auf Fußtritte und Faustschläge. Die Hooligans lehnen den Einsatz von Waffen ab. Nach ihrer Selbsteinschätzung hat es ein Hooligan nicht nötig, sich mit Waffen zur Wehr zu setzten.
Der berühmte Ehrenkodex unter ihnen lautet: "Hooligan without weapons". Der waffenlose Kampf basiert auf dem Idealbild, dass bei Auseinandersetzungen nur die Kraft, die Durchtrainiertheit und vor allem aber der Mut der Kämpfenden entscheiden soll. Das heißt verdeutlicht: -Keine Waffen, -Wer auf dem Boden liegt, wird nicht mehr attakiert, -Unbeteiligte werden ignoriert, -Keine "Drogen" vor der Prügelei. Leider werden allerdings immer häufiger Waffen eingesetzt, wobei dann die Gewalt eskalieren und es zu Schwerverletzten und sogar Toten kommen kann. Ein Grund warum auch Waffen zum Einsatz kommen, ist die Unsicherheit im Vorfeld einer Auseinandersetzung. Gerüchte kursieren über die Stärke des Gegners, über eventuelle Allianzen mit anderen Hooligan-Gruppierungen, Skinheads etc., oder halt darüber ob der Gegner bewaffnet sein könnte oder nicht. So bewaffnet man sich in manchen Fällen eben selber, um auf eine eventuelle Bewaffnung des Gegners vorbereitet zu sein. Ein zusätzlicher Grund Waffen einzusetzen ist die große Präsenz der Polizei an Fußball-Spielen.
Die Hooligans sehen sich dadurch nun gezwungen ihr "Ritual" in möglichst sehr kurzer Zeit über die Bühne zu bringen, und dem Gegner möglichst schnell "großen Schaden" zuzufügen. Zudem garantiert die Polizei-Präsenz, dass im Notfall eine "Eingreif-Truppe" da ist, die das "schlimmste" verhindern kann. Die von den Hooligans selbstauferlegten Regeln werden dadurch dann überflüssig weil eine Regulation von Außen stattfindet.
5.6 Soziale Stellung in der Gesellschaft
Hooligans kommen nicht wie von den meisten angenommen aus sozial benachteiligten Schichten, sondern sie kommen aus allen sozialen Schichten aber seltener aus benachteiligter Schicht und Oberschicht. Man kann also somit sagen, das Hooliganismus in allen Schichten vertreten ist.
Die Hooligan-Szene brüstet sich sehr gerne mit den wenigen Hooligans aus der Oberschicht, um vom Bild der "Unterschicht-Hooligans" wegzukommen. Der Großteil der Szene stammt aber wie schon erwähnt aus der bürgerlichen Mittelschicht. Aber selbst unter den ganz Harten trifft man heute Lehrer, Verwaltungsangestellte, selbstständige Kleinunternehmer, ja sogar Polizeibeamte...
Sie ziehen dann vorm Spiel/Match ihre Designerjeans, -Schuhe und -Jacken an. Eines sind demnach Hooligans definitiv nicht, der Beweis für die These das Gewalt in unserer Gesellschaft von ökonomisch Benachteiligten ausgeht.
Die meisten Hooligans sind zwischen 25 und 30 Jahren alt. Die wenigsten unter 20 oder über 40 Jahre.
5.7 Politische Einstellung / Ausrichtung
Hooligans sind nicht generell rechtsradikal, wie von vielen vermutet. Allerdings versuchte beispielweise in England, die National Front Ende der 70er Jahre, die Fußballszene zu unterwandern und Mitglieder zu rekrutieren. Die Mehrheit der Hooligan-Szene ist zwar eher rechts orientiert, aber es gibt auch links eingestellte. Sicherlich sind auch politische Extremisten dabei, allerdings leben diese ihren Extremismus nicht in der Hooligan-Gruppe aus.
Fazit
Abschließend festzuhalten bleibt zunächst die Tatsache, dass die friedlich Fußballinteressierten den mit Abstand größten Teil der Stadionbesucher stellen (90-98%). Die Gewalt in und um die Stadien ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Oftmals hervorgerufen durch politische, soziale, gesellschaftliche Probleme, die ins Stadion "getragen" werden.
Gewalt ist dem Fußball immanent (da auch ein mit Körperkontakt geführtes Spiel).
Was meint IHR dazu?
Wie weit könn wir gehn für unser Ego???