Schneeballsysteme, MLM etc...
01.06.2005 um 15:11
http://www.cockeyed.com/citizen/provida.html
Hmmm, wie es aussieht, sind die Drahtzieher dieser Spiele tatsächlich dieselben.
Ich zitiere noch mal aus der Morgenpost:
( Ist zufällig eine ergiebige Quelle, gibt aber auch andere ! )
MISTER X | 02.04.2003
Die Rückkehr des Pyramidenspiels
Gehirnwäsche wie in einer Sekte - Mister X schleuste sich mit falschem Namen ein
Sollten Sie in diesen Tagen einen Anruf von einem guten Freund erhalten, der Ihnen etwas von einem tollen Nebenjob erzählt, Ihnen nicht verrät, um was es geht, Sie aber unbedingt mitnehmen will zu einer Veranstaltung - dann seien Sie vorsichtig. Denn sie sind wieder aktiv: Andreas M. und Darius K., zwei Herren, die stets in dunklen Anzügen auftauchen und, wie damals bei »Titan«, nur eines wollen: Ihr Geld!
Werner A. ist einer von denen, die solch einen Anruf bereits erhielten. Harald W., sein Arbeitskollege, kam aus dem Schwärmen über "Provida" gar nicht mehr raus, weigerte sich aber standhaft, Einzelheiten zu berichten. "Nein, das musst du dir selbst anhören", sagte er. "Sonnabend ist wieder Präsentation. Da kommst du einfach mit. Sei kein Frosch!"
Werner A. ließ sich breitschlagen - und war ein anderer, als er spät abends wieder nach Hause kam. Seine Lebensgefährtin erkannte ihn kaum wieder. Eine Woche drauf schrieb sie an Mister X. "Er hat an diesem Abend einen Vertrag unterschrieben. Er ist jetzt Clubmitglied und wirbt neue Mitglieder. Dafür hat er 2690 Euro gezahlt - geliehenes Geld! Er ist seitdem nur noch ,motiviert', hat ,Ziele', ist völlig euphorisch."
Die "Sekte", der Werner A. in die Hände gefallen ist, betet nur den einen Gott an: Mammon! Der Oberguru heißt Andreas M. (35). In den 90er Jahren soll der Lamborghini-Fahrer mit den Pyramidenspielen "Jump" und "Titan" 15 Millionen Euro gescheffelt haben. 3000 Euro mussten die Mitspieler damals zahlen und unter ihren Freunden und Verwandten die Werbetrommel rühren. Je mehr einstiegen, desto mehr Provision erhielt der Spieler und erklomm so die Karriereleiter. Wenigstens in der Theorie.
Die Realität sah anders aus: Rund 100 000 Deutsche sollen M. und seinen Helfershelfern auf den Leim gegangen sein. Die meisten verloren ihr Geld - einfach deshalb, weil sich irgendwann nicht mehr genug Opfer fanden. Wie immer bei Schneeballsystemen wurden nur ganz wenige reich: Vor allem Andreas M. Und wohl auch Darius K., der schon damals einer seiner Schergen war.
Nun sind beide wieder da. Sie ziehen die Fäden bei der Hamburger Firma "Provida". Das Urteil eines Insiders: "Alter Wein in neuen Schläuchen!"
Ortstermin: ein Hotel in Bad Bramstedt. Mister X mischt sich unter die Gäste. Die "Provida"-Präsentation ist in vollem Gange. Laute Musik ertönt. Das ist das Zeichen: Herren in schwarzen Anzügen springen plötzlich auf, klatschen, tragen gute Laune zur Schau. Die "Neuen", die zum ersten Mal dabei sind, klatschen nur zögerlich mit.
Der Mann, der auf die Bühne tritt, ist eine Mischung aus "Herrn Kaiser" von der Hamburg-Mannheimer und Aale-Dieter vom Fischmarkt. Er verspricht den Zuhörern, dass sie diesen Tag nie vergessen werden. Er erzählt ihnen, dass sie Auserwählte seien. Weil sie - anders als diese "geistigen Rentner" - bereit wären, etwas in ihrem Leben zu verändern. Er prophezeit: "Am Ende dieser Veranstaltung werden sich uns 90 Prozent von Ihnen anschließen ..."
Dann wieder laute Musik. Frenetischer Applaus.
So werden die Zuhörer vier Stunden weichgekocht, bevor sie erfahren, worums geht: um die "Economy Card", ein im Grunde überflüssiges Produkt. Wer sie hat, kommt bei Autohäusern, Sportgeschäften, Hotels etc. in den Genuss von Rabatten. Mal zehn, mal 15 Prozent, mal auch mehr.
Aber kann ich solche Rabatte nicht auch ohne Karte bekommen?
Diese Frage stellen sich die Anwesenden nicht einmal. Die Karte ist bald Nebensache. Denn nun rechnet der Mann auf der Bühne vor, wie ein Mitarbeiter von "Provida" ganz schnell reich werde: Jeder Mitarbeiter müsse Monat für Monat nur einen Neuen mitbringen, der dann wiederum einen Neuen ranschleppt (und so weiter). Dann sei schon nach neun Monaten eine Provision von 18 850 Euro fällig.
Bei so viel Geld schaltet offenbar der Verstand aus.
So wie Werner M. unterschreiben Wochenende für Wochenende etliche den Vertrag. 2690 Euro muss der neue Mitarbeiter blechen. Dass er dafür 100 "Economy-Cards" als Gegenleistung erhält, macht das Geschäft möglicherweise sogar legal.
Andreas M. hat eben dazu gelernt.
Bei Werner A. dauerte es ein paar Wochen, bis ihm klar wurde, worauf er sich da eingelassen hatte. Um seinen Verlust wettzumachen, versuchte er eine Weile, Andere für "Provida" zu begeistern. Sogar seine Tochter zog er mit rein. So hat er doppelt verloren. 5300 Euro - einfach futsch! Er sagt: "Es war wie Gehirnwäsche!"
NICHTS lebt ewig !