Hikikomori - auch ein Phänomen in Deutschland?

Die Japaner gelten, auch wenn es etwas klischeehaft ist, wie viele andere Bewohner asiatischer Länder und Kulturen als sehr leistungsorientiert und arbeitsam. Ihre Arbeitsmoral wird gerne als vorbildlich zitiert. Der Erwartungsdruck von Gesellschaft, Familie, aber auch den Betreffenden selbst, gute Arbeit zu leisten und Karriere zu machen, ist äußerst hoch. Es existiert gar ein eigener Begriff für ,,Tod durch Überarbeitung".
Einige Leute schaffen es jedoch nicht, diesem Druck standzuhalten und werden zu Hikikomori.

Als Hikikomori werden Menschen bezeichnet, die aus der Gesellschaft insofern aussteigen, als sie sich praktisch nur noch zu Hause oder gar nur in einem einzelnen Zimmer aufhalten und die Räumlichkeiten nicht mehr verlassen. Gar über Jahre hinweg. Sie leben buchstäblich fast nur noch ein eigenes Leben, lesen, zocken am PC, surfen im Internet, haben aber im realen Leben nahezu keine Kontakte mehr zu anderen Menschen.

Hier noch ein Artikel:

http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/japan-hikikomori-mehr-als-600-000-menschen-ueber-40-sind-sozial-isoliert-a-1260359.html

Was denkt ihr, bestehen solche oder ähnliche Phänomene auch in Deutschland oder im deutschsprachigen Raum?
Könnten sie sich auch hier entwickeln, wenn der Leistungsdruck steigt?
Oder ist die dt. Gesellschaft dafür zu anders, ist die dt. Arbeitsbelastung beispielsweise noch weit entfernt v jener in Japan?

Kc schrieb:Ihre Arbeitsmoral wird gerne als vorbildlich zitiert.

Vielleicht ist so eine Arbeitsmoral aus sicht eines Chefs vorbildlich, gesund ist es gar nicht.

Kc schrieb:Es existiert gar ein eigener Begriff für ,,Tod durch Überarbeitung".

Das sagt alles.

Klingt nach Depressionen oder Nervenzusammenbruch. Wenn das als

Kc schrieb:vorbildlich

gilt, na dann danke.

Das es dann solche folgen hat wie sich

Kc schrieb:praktisch nur noch zu Hause oder gar nur in einem einzelnen Zimmer aufhalten und die Räumlichkeiten nicht mehr verlassen. Gar über Jahre hinweg. Sie leben buchstäblich fast nur noch ein eigenes Leben, lesen, zocken am PC, surfen im Internet, haben aber im realen Leben nahezu keine Kontakte mehr zu anderen Menschen.

ist mir irgendwie klar. Zuviel druck halten auch die standhaften Asiaten nicht aus.

Kc schrieb:Was denkt ihr, bestehen solche oder ähnliche Phänomene auch in Deutschland oder im deutschsprachigen Raum?

Klingt nach dem Japanischen pendant zum Nervenzusammenbruch.

Kc schrieb:Könnten sie sich auch hier entwickeln, wenn der Leistungsdruck steigt?

Ist doch in ansätzen bereits so, in manchen kreisen ist man doch niemand wenn man sich für den erfolg nicht ausbeutet.

Kc schrieb:Oder ist die dt. Gesellschaft dafür zu anders

Nein, so anders ist die deutsche Gesellschaft nicht.

Der größte Unterschied zwischen Japan und Deutschland ist dass wir am Verbrennungsmotor festhalten.😁

@Kc
Naja. Man hat das von uns deutschen auch in der Vergangenheit gesagt, dass wir sehr arbeitsorientiert, fleißig usw. sind.
Heute kann man das so nicht mehr sagen.
Die Japaner haben aber auch die schlechte angewohnheit, sich tot zu arbeiten.
https://www.youtube.com/watch?v=m554oC7b4Bg (Video: Japan: Tod durch zuviel Arbeit | ARTE Reportage)

Ich persönlich würde mich aber auch als sozial isoliert sehen. Jetzt wo ich dann nicht mehr im Kegelverein bin und eventuell nach München ziehen werde, dieses Jahr, werde auch so weiterleben, wie ich es bisher getan habe.
Aufstehen, Arbeiten gehen, nach Hause fahren, einkaufen, kochen, eventuell Spazieren gehen, Fernsehen/Computer, lernen, schlafen.

Soziale Bindungen habe ich in den Sinne nicht. Und was ist daran so schlimm? Aus eigener Sache kann ich dir sagen: man hat seine Gründe so zu leben.

@Niederbayern88
Könnte sich in der Großstadt ja ändern.

Kc schrieb:Oder ist die dt. Gesellschaft dafür zu anders, ist die dt. Arbeitsbelastung beispielsweise noch weit entfernt v jener in Japan?

Ich glaube, das Scham bei den Japanern eine grössere Rolle spielt als bei uns. In dieser Form wird das weniger vorkommen.