Ich halte den Hinweis von
@karinca mit der Halswirbelsäule für wichtig , wenn auch nicht für die einzige, richtige oder sinnvollste Erklärung von Tinnitus und "Bildstörungen". Dabei orientiere ich mich an eigenen Erfahrungen (nur sporadisch und kurzzeitig) und an denen eines alten Freundes, den es vergleichsweise schlimm erwischt hat.
Betrachtet man Verlauf und Austrittsstellen der Hirnnerven und Arterien an der Schädelbasis und den Einfluss des obersten Halswirbels (Atlas), kann man durchaus auf einen Zusammenhang kommen.
Bei mir selbst tritt Tinnitus immer nur sehr kurzzeitig und einseitig auf, oft zusammen mit Kopfschmerzen und heftigen Verspannungen im Nacken oder druckschmerzempfindlichen Stellen hinter/unter den Ohren und am hinteren, unteren Schädelrand. Heftiges Drücken mit den Fingern auf diese Stellen verursacht zwar manchmal höllische Schmerzen bis zum Augenflimmern, anschließend ist das Problem aber meistens erledigt. Das gilt auch für Strecken/Dehnen des Halses durch Ziehen am Kopf zur Seite oder schräg nach vorn und Halten für ca. 10-20 Sekunden; oft knackt und knistert es dabei auch deutlich. Manchmal reicht mir aber schon ein simpler Druckausgleich ("Durchpusten" der Ohren mit zugehaltener Nase), um das Geräusch loszuwerden. Mit Stress hat das bei mir nicht direkt was zu tun, eher mit körperlicher Überlastung oder Fehlhaltung, z.B. Schlafen mit seitlich abgewinkeltem Kopf.
Starke Dauerbelastung beim Sport führt bei mir gelegentlich zu "Sternchensehen" und flimmernden, bunten Flecken am Rand des Gesichtsfelds - interessanterweise nur beim Rennradfahren, also auch wieder mit seltsamer Kopfhaltung und ungewöhnlicher Anspannung der Nackenmuskulatur. Trainigsstand und Alter haben daran nie etwas geändert, es wurde in den letzten ca. 30 Jahren niemals besser oder schlechter und kommt halt ab und zu vor; ich habe mich irgendwie daran gewöhnt (und fahre einfach nicht mehr so lange in dieser Haltung).
Meinen Kumpel hat es vor einigen Jahren deutlich heftiger erwischt und sein Problem besteht bis heute. Auf einem Ohr hört er nicht mehr viel, weil der Tinnitus meistens im Vordergrund steht. Er hat das volle Programm durch, Krankenhaus, Infusionen, Druckkammer usw., alles mehrfach, es brachte nichts. Irgendwann hat er einen Zusammenhang hergestellt zwischen stärkeren Beschwerden und deutlichen Kieferverspannungen (Backenzähne passen nicht mehr aufeinander, Unterkiefer schief, oft auch ganzer Kopf seitlich schief) und ging damit erst zum Orthopäden (ergebnislos, "psychisches Problem"), dann zum Osteopath. Wie der Zusammenhang zwischen Ohrgeräusch und Muskelspannung auch sein mag: Entsprechende Behandlung lindert bei ihm immer beide Probleme. Der Tinnitus verschwindet dadurch allerdings nicht völlig; da spielt vermutlich nach längerer Zeit auch Gewöhnung eine Rolle (erwartetes Geräusch, eingebildetes Geräusch).
Vielleicht lohnt sich also der Besuch eines erfahrenen Osteopathen.
Wie gesagt: Nur als Anregung zu verstehen, nicht als falsche Hoffnung oder allein richtiges Allheilmittel.