Dürfen Pazifisten Star Wars gucken?

Nerok schrieb:Du scheinst ein echtes Problem mit der Differenzierung zwischen Realität und Fiktion zu haben.

Wieso spielt das eine so große Rolle?
Angenommen ich spreche mich für ein keuscheres Leben aus, wäre es damit konform, würde ich regelmäßig Pornos konsumieren?

vincent schrieb:Angenommen ich spreche mich für ein keuscheres Leben aus, wäre es damit konform, würde ich regelmäßig Pornos konsumieren?

Warum nicht?

Solange du dir dann keinen von der Palme wedelst oder vögelst kannst doch gucken worauf du bock hast ohne deine Keuschheit zu brechen?

@Nerok
Okay, ich finde es moralisch widersprüchlich, ob man sich nun einen von der Palme wedelt oder nicht.. beim Star Wars schauen muss man ja auch nicht mit dem Laserschwert auf seinen Filmnachbar kloppen, um Gefallen an Gewalt zu finden. Das ist mMn auch der Knackpunkt an der Sache, wenn das Genießen und indirekte Verbreiten von Gewalt in jeglicher Form auf eine pazifistischen Grundhaltung stößt.

@vincent

hm, aber gewalt gibts ja vielerorts, in der bibel, mythologie, literatur und noch und noch.

denkst du jetzt, der pazifist müsste den einsatz und die darstellung von gewalt grundsätzlich ablehnen oder jeweils hinterfragen?

@Kc
Darf man um 12:35 Uhr schon betrunken sein?

Interessante Frage.
Kann man als Pazifist überhaupt Anhänger des christlichen Gottes sein?
Kann man als Pazifist die Bibel lesen ohne Schnappatmung zu bekommen?
Bevor da Unklarheiten aufkommen, zur Bibel gehören AT und NT.
Der Gott des AT ist auch der des NT.
Oder nehmen wir Christus.
Kann man den als Pazifist verehren (mal ganz abgesehen dreigeteilten Gott der doch Eins ist aber dessen Teile je nach Gutdünken verwurstet werden)?
Funzt auch nicht.
Er rät den Jüngern zum Schwerterkauf und treibt die Händler mit der Peitsche aus dem Tempel.
Man kann als Pazifist also kein Christ sein (Ähnliches lässt sich wahrscheinlich für die meisten anderen Religionen auch finden)
Steile Hypothese von mir: Wenn man Realität und Fiktion trennen kann, kann man auch als Pazifist Heldensagen lesen, Grimms Märchen schmökern, Star Wars und Wile.E. Coyote schauen ect. ohne ernsthaft Schaden zu nehmen.

Dogmatix schrieb:ob der pazifist da nicht eine neutrale position jenseits dieser machtfrage einnehmen sollte

Was bleibt dann noch in SW? Ewok? Nööööö, die Fressen sogar Menschen!
Gungan vielleicht noch denn die Verteidigen sich ja nur? :Y:
Aber eben mit Gewalt..Ok, Jar Jar Kämpft eher gegen sich selbst und die Gewalt was er dann doch gegen die Droiden anwendet is eher vom Zufall geprägt als das man ihm da Vorsatz andichten kann. :D
Hmmmmmm, ja dann bleiben dem Pazifisten eben nur noch die .... :X Porg :X
Oder die "Nonnen" von Anch To? :troll:

Ha, der Bazifist kann es wegen der Protokolldroiden gucken!

Ob Pazifisten Star Wars gucken dürfen hört sich nach jene Frage an: ob Heterosexuelle Männer sich bei einen Schwulen Porno einen Runter holen dürfen.
Beides kann man mit Ja beantworten ABER sie werden es wahrscheinlich nicht tun.

Wobei Pazifisten nicht automatisch Gewalt ablehnen, Pazifisten lehnen Kriege ab. Gibt auch Pazifisten die zu Gewalt neigen.

Kc schrieb:Na ich denke mir: entweder ist man Pazifist oder nicht und lehnt Gewalt ganz ab oder gar nicht.
Es erscheint mir nicht konsistent, einerseits im realen, eigenen Leben Gewalt strikt abzulehnen, sich aber in einer virtuellen Welt mit gewaltsamen Lösungen und Handlungen zu identifizieren.

Erstens ist es Fiktion und zweitens bist du dir hoffentlich bewusst dass einen Film zu gucken nicht aussagt auf wessen Seite ich bin oder was ich über die Hauptcharaktere denke.
Wenn ich SAW mag heißt das nicht dass ich es gern wie Jigsaw handhaben würde. Man kann Filme auch einfach nur wegen der Spannung schauen, Atmosphäre oder sonstwas.

Sixtus66 schrieb:Wenn ich SAW mag heißt das nicht dass ich es gern wie Jigsaw handhaben würde. Man kann Filme auch einfach nur wegen der Spannung schauen, Atmosphäre oder sonstwas.

ja, aber mit horrorfilmen ist das wieder so ne sache.

wie stehst du da zb zu augen der angst (peeping tom)?

Wikipedia: Augen der Angst

„Krankhaft, abwegig und peinlich geschmacklos“, so urteilte der Katholische Filmdienst bei der Erstaufführung. Das deutsche Kinopublikum wurde zum ersten Mal mit der Lust an Gewalt konfrontiert und protestierte heftig. Auch im Ausland waren die Kritiken vernichtend.

Michael Powell fand nach dem Skandal, den der Film auslöste, lange Zeit keine Geldgeber mehr für seine Projekte. Und auch die Karriere von Karlheinz Böhm erlitt einen Einbruch. Niemand, zumindest in Deutschland nicht, wollte den Traumprinzen von Sissi als „Peeping Tom“, als einen perversen Spanner und Frauenmörder sehen.

Heute zählt der Film zu Powells Meisterwerken. Gelobt werden das klare und logische Drehbuch von Leo Marks, die Beleuchtung, die Farbgestaltung und die detailverliebte Ausstattung.

das lexikon des internationalen films urteilt:

„Doppelbödiger Thriller, der zu seiner Entstehungszeit einen Skandal auslöste und die Karrieren von Karlheinz Böhm und Regisseur Powell schlagartig beendete. Rückblickend gesehen ein erstaunlich moderner Film über den Zusammenhang von Schaulust, Todessehnsucht und sexueller Neurose.“

filme, die den voyeurismus des zuschauers thematisieren wäre auch n interessantes thema :)

@Dogmatix
Hab den Film nicht geguckt aber diese Empörwellen finde ich immer recht dämlich und Jahre später ists dann sowieso kein Ding mehr.
Man denke an diese harmlose Vatikanparodie von Extra 3, damals ein Sakrileg, heute, nur ein paar Jahrzehnte später, völlig harmlos aber witzig neutral, jedenfalls bei denen die da Zielgruppe sind.

Ich denk es gibt zu viele zu unterschiedliche Gründe wieso jemand was guckt und mag. Als ich klein war schaute ich zB Horrorfilme eher weil ich mich bedrängt und unsicher fühlte, daher wollte ich Gefahren virtuell erleben und mir vorstellen, da irgendwie rauszukommen wenns mir passiert oder einfach alles zu gucken weil mit der Kenntnis von etwas auch immer automatisch die Angst weggeht. Dann gibts Horrorfilme die ich einfach schaute weil ich Satan cool fand, andere hatten ne nette Spannungskurve, viele hatten im Gegensatz zu den Mainstreamfilmen überraschende Enden oder originelle Thematiken, weil man nicht wie bei Blockbustern gezwungen ist ein Happy End und massentaugliche Moral oder Plotidee reinzubringen. Wieder andere waren auf irgendeine Weise ästhetisch und/oder hatten eine coole Atmo (zB Argentofilme). Und andere hatten einfach Charaktere die ich gut fand - zB Pricefilme aus dieser Corman Poereihe, auch wenns eher alter Grusel denn Horror ist. Ich fand diese älteren einsamen und gebrochenen Männer die Price verkörperte einfach immer interessant und konnte mich in die oft gut hineinversetzen (Alter und Geschlecht spielen da bei mir selten eine Rolle), während ich mit Hollywoodhelden nie was anfangen konnte.

Dazu gibts dann natürlich das Setting, ich schaue zB schnell Filme die im Cyber- oder Steampunk angesiedelt sind usw usw. Andere gucken was wegen Schauspielern, dann wieder weil man irgendwas am Charakter in sich selbst erkennt. Das kann dann auch irgendein außerirdischer Despot sein, dennoch kann er irgendwas mit einem gemein haben, obs nun bestimmte Ticks sind, die Vergangenheit, soziale Stellung vor der Machtübernahme oder sonstwas.

Deswegen halte ich diese Pauschalurteile wie das was die Katholis da vielleicht implizierten für naive oder böswillige Schlussfolgerungen. Nicht jeder der einen Splatter guckt ist Sadist, nicht jeder der einen Film über Rebellen oder Terroristen guckt ein Terrorist und nicht jeder der etwas schaut das eine sonstwie anrüchige Szenen enthält pornosüchtig oder ein potentieller Vergewaltiger. Filme und ihre Charaktere, Settings, Geschichten usw. bestehen aus zig Einzelteilen und ebenso vielfältig sind die Gründe fürs Schauen und Mögen oder Hassen.

@Sixtus66

interessant.

Sixtus66 schrieb:Hab den Film nicht geguckt aber diese Empörwellen finde ich immer recht dämlich und Jahre später ists dann sowieso kein Ding mehr.

andererseits machts wohl auch n unterschied, ob n film zuerst rauskommt oder ob er jahre später betrachtet wird.

"peeping tom" kam im selben jahr früher raus wie "psycho", und dass n regisseur wie hitchcock den star und die hauptdarstellerin schon nach 20 minuten abmurksen lässt, das hatte es glaub damals noch nicht gegeben, das kann man sich heute wohl nicht mehr so richtig vorstellen, den effekt :) und auch das genre des slasher-films gabs damals glaub noch nicht so richtig.

was ich auch oft interessant finde, ist dass auch bei guten filmen sie in den werbetrailern oft gewalttätiger wirken als sie es oft schlussendlich sind.

Was isn das für eine Frage ?
Wenn sie es wollen, dann dürfen sie es gucken, ob sie damit ein ambivalentes Verhalten an den Tag legen oder auch nicht, ist doch in diesem Zusammenhang eine frage, die sich jeder für sich selber beantworten kann oder nicht.

Dogmatix schrieb:andererseits machts wohl auch n unterschied, ob n film zuerst rauskommt oder ob er jahre später betrachtet wird.

Ne, für mein Urteil nicht. Der Satz da war etwas unglücklich weil teilweise anderes Thema. Ging da darum dass diese Medienempörungen bei sowas immer recht hohl sind, also nicht nur falsch weil Beschuldigend sondern auch hohl, weil sich nach einer Weile immer rausstellt, dass es nur krass wirkte weils neu ist. Es ist halt immernoch Fiktion und die Leute erkennen es als solche.

Sixtus66 schrieb:Es ist halt immernoch Fiktion und die Leute erkennen es als solche.

natürlich ists fiktion. aber ich denke, die ersten reaktionen und auch die sog. medienempörungen können mitunter interesssant sein.

gut, das hat jetzt weniger mit star wars zu tun; da bekam ich spätestens mit die rache der sith iwie den eindruck, dass lucas selbst iwie den überblick verloren hatte :)

@Kc

Wenn ich mir einen Film mit hackfleischhackenden Zombie-Armeen angucke, dann muss das noch lange nicht heissen, dass ich diese Form der Zubereitung von Mahlzeiten gut heisse oder dass ich fürderhin den Metzgerberuf ergreifen möchte. Auch beim Tatort steht mir der Sinn weder nach einer Mörder- noch einer Polizeikarriere. Und selbst nach einem Kriegsfilm betanke ich nicht meinen Panzer, um eine Polenreise anzutreten.

Film ist Film - und Leben ist Leben.



PS: Der Zeichentrick-Klassiker "Bambi" kommt jetzt als Veganer-Version in die Kinos. "Bambus".

Wie schon mehrere geschrieben haben besteht ein riesen Unterschied zwischen einer fiktiven Geschichte wie Star Wars und der Realität. Ein normal intelligenter Mensch begreift, dass das was in Star Wars gezeigt wird nicht real ist und das niemand wirklich stirbt oder verletzt wird.

Im Übrigen ist Star Wars auch nicht gerade ein Film, der für seine extrem brutalen Kampfszenen bekannt ist. Die Star Wars Filme wurden soweit ich mich erinnere alle mit FSK 12 eingestuft.

Ein Pazifist kann doch die Anwendung von Gewalt ablehnen und sich trotzdem einen Film wie Star Wars anschauen. Wo soll da ein Widerspruch sein? Der Zuschauer wendet selbst keine Gewalt an und nur weil er zuschaut, bedeutet es ja noch lange nicht das er der Anwendung von Gewalt zustimmt.

Meiner Meinung nach dürfen sie schauen, was auch immer sie wollen. Der entscheidende Punkt ist ja, wie sie mit dem gesehenen
umgehen. Das Filme etc. uns beeinflussen, sehe ich auch so, aber wenn man über das Gesehene nachdenkt, dann erkennt man
ja, was man befürwortet und was nicht.

Finde auch nicht, dass man unbedingt mit den Charakteren sympathisieren muss bzw. was sie tun. Ich schaue mir auch gerne Filme an, bei denen ich niemanden mag, aber die Story unterhält mich, ich finde es spannend oder sonst ein anderer Grund bewegt mich dazu, es zu sehen.
Zum Beispiel habe ich vor einiger Zeit den kontroversen Film "Ex Drummer" gesehen. Da fand ich niemanden sympathisch, auch gefällt mir die Wortwahl und so manche Ansichten einiger Figuren nicht, aber der Film hat mich in den Bann gezogen und war ein besonderes Erlebnis, das ich nicht missen möchte, wenn auch kein angenehmes.

Darf jemand, der selbst nie morden würde, einen Film schauen wo ein Mörder drin vorkommt?

Eben.

Die interessantere Frage ist doch:

Darf ein Pazifist die von den Jedis genutzten Methoden GUT FINDEN und sich trotzdem noch Pazifist nennen? ^^

Vielleicht mal in Betracht ziehen, dass der Mensch voller Widersprüche steckt und die Welt nicht nur schwarz und weiss ist.
Immer muss alles genormt werden, damit man es kategorisieren kann... wann ist ein Mann ein Mann?