Unordnung zu Hause
02.10.2016 um 20:35Die Ausgangssituation:
Jemand wuchs in den 70er Jahren als Einzelkind bei einer allein erziehenden Mutter auf - der Vater hat die kleine Familie sitzenlassen, als das Kind im Kindergartenalter war.
Für die Mutter brach eine Welt zusammen, welche Schande! Aber von da an entwickelte sie das zwanghafte Verhalten die heile Welt nach außen hin, also den Schein aufrecht zu erhalten. Sie brachte Beruf, Haushalt und Kind problemlos unter einen Hut, war immer top gestylt und lächelte pausenlos.
Unnötig zu erwähnen, das dieses Lächeln nur aufgesetzt war und es innen ganz anders in ihr aussah. Und dass es ihr überhaupt nicht möglich war, emotional auf das Kind und seine Bedürfnisse (und später die des Jugendlichen) einzugehen.
Alles musste perfekt sein, was die Nachbarn denken könnten, war das Wichtigste und das Kind wurde ständig wegen jeder Kleinigkeit kontrolliert und kritisiert - ob es nun die Gabel nicht parallel zur Tischkante ablegte oder ob ein Eselsohr im Schulheft war.
Die Beziehung der Beiden war oberflächlich und kühl - und von Seiten des (später auch älteren) Kindes von Angst, Mitleid und Wut geprägt.
Diese Mutter hat ihr Kind auf ihre Weise schon geliebt, konnte es aber nicht zeigen und keine wirklich Beziehung aufbauen.
Das 'Kind' ist schließlich direkt mit 18 Jahren ausgezogen.
Heute ist diese Person natürlich längst erwachsen und hat selber eine Familie mit zwei erwachsenen Kindern (zu denen übrigens ein herzlicher und enger Kontakt besteht.) Und die Mutter ist bereits verstorben.
Aber: Noch immer leidet diese Person unter einigen Besonderheiten: Sie vermeidet jede Art von Kontrolle, also kontrolliert zu werden und bei Kritik zieht sie sich sofort zurück.
Das ist für mich soweit auch verständlich.
Das größte Problem für diese Person selber besteht jedoch in der Unfähigkeit Ordnung zu halten.
Es geht hier nicht um einen Messi!
Das Haus dieser Person ist lediglich chronisch unordentlich und voller buntem Leben.
Die Kinder durften dort toben und matschen, der Hund tapst fröhlich mit nassen Regenpfoten umher und in der Küche stehen neben dem frisch gekochten, wirklich leckeren Essen, noch die Kochutensilien des vorigen Abendessens.
Es ist nicht dreckig und siffig, sondern einfach wirklich sehr bewohnt und unordentlich. Es fehlt einfach so richtig ein System.
Und wenn mal so richtig geputzt wird - weil sich beispielsweise der Schornsteinfeger angemeldet hat - sieht es für Außenstehende so aus, als müsste mal wieder ein wenig aufgeräumt werden.
Ich bin gerne dort und kann das so voll akzeptieren.
Es ist so herzlich und locker dort. Kann sein, dass ich mir erst einen Sitzplatz freiräumen muss, dass auf der Toilette Wäsche und Handtücher auf dem Boden liegen und dass der Haustürschlüssel erst mal gesucht wird, ehe wir irgendwohin losgehen können. Aber was soll`s?
Aber leider können das viele andere Menschen nicht so akzeptieren und diese Person hat dadurch teils einige Probleme.
Diese Person ist ängstlich bemüht niemanden ins Haus blicken zu lassen, obwohl sie eigentlich total offenherzig ist und gerne Besuch hätte. Aber sie hat einfach keinen Blick dafür und eine absolute Aversion vor dem Thema Ordnung. Ein Kindheitstrauma sozusagen.
Es ist scheinbar wirklich tief verankert.
Woanders dagegen - also auf Besuchen, im Restaurant oder ähnlichem fällt diese Person übrigens nicht durch irgendein komisches Verhalten auf.
Nun meine Frage:
Von der 'Gesellschaft' wird Ordnung erwartet und ein 'Putzfimmel' akzeptiert. Das Gegenteil, was diese Person scheinbar hat - ohne ein Messi zu sein - ist scheinbar problematisch.
Warum?
Und könnte diese Person es mit dieser 'Vorgeschichte' überhaupt alleine schaffen das auf die Reihe zu bekommen? Oder ist dafür eine Therapie wichtig?
Und ist es überhaupt nötig, das 'Unordnungsproblem' in den Griff zu bekommen, wenn diese Person und ihre Familie damit gut leben? Das Problem sind ja die Reaktionen der anderen Menschen. Zählt Unordnung vielleicht ähnlich wie der Kleidungsstil zur Persönlichkeit oder zum privaten Teil des Lebens, der niemanden etwas angeht?
Ups, das ist lang geworden - danke für euer Interesse an meinem Anliegen.
Jemand wuchs in den 70er Jahren als Einzelkind bei einer allein erziehenden Mutter auf - der Vater hat die kleine Familie sitzenlassen, als das Kind im Kindergartenalter war.
Für die Mutter brach eine Welt zusammen, welche Schande! Aber von da an entwickelte sie das zwanghafte Verhalten die heile Welt nach außen hin, also den Schein aufrecht zu erhalten. Sie brachte Beruf, Haushalt und Kind problemlos unter einen Hut, war immer top gestylt und lächelte pausenlos.
Unnötig zu erwähnen, das dieses Lächeln nur aufgesetzt war und es innen ganz anders in ihr aussah. Und dass es ihr überhaupt nicht möglich war, emotional auf das Kind und seine Bedürfnisse (und später die des Jugendlichen) einzugehen.
Alles musste perfekt sein, was die Nachbarn denken könnten, war das Wichtigste und das Kind wurde ständig wegen jeder Kleinigkeit kontrolliert und kritisiert - ob es nun die Gabel nicht parallel zur Tischkante ablegte oder ob ein Eselsohr im Schulheft war.
Die Beziehung der Beiden war oberflächlich und kühl - und von Seiten des (später auch älteren) Kindes von Angst, Mitleid und Wut geprägt.
Diese Mutter hat ihr Kind auf ihre Weise schon geliebt, konnte es aber nicht zeigen und keine wirklich Beziehung aufbauen.
Das 'Kind' ist schließlich direkt mit 18 Jahren ausgezogen.
Heute ist diese Person natürlich längst erwachsen und hat selber eine Familie mit zwei erwachsenen Kindern (zu denen übrigens ein herzlicher und enger Kontakt besteht.) Und die Mutter ist bereits verstorben.
Aber: Noch immer leidet diese Person unter einigen Besonderheiten: Sie vermeidet jede Art von Kontrolle, also kontrolliert zu werden und bei Kritik zieht sie sich sofort zurück.
Das ist für mich soweit auch verständlich.
Das größte Problem für diese Person selber besteht jedoch in der Unfähigkeit Ordnung zu halten.
Es geht hier nicht um einen Messi!
Das Haus dieser Person ist lediglich chronisch unordentlich und voller buntem Leben.
Die Kinder durften dort toben und matschen, der Hund tapst fröhlich mit nassen Regenpfoten umher und in der Küche stehen neben dem frisch gekochten, wirklich leckeren Essen, noch die Kochutensilien des vorigen Abendessens.
Es ist nicht dreckig und siffig, sondern einfach wirklich sehr bewohnt und unordentlich. Es fehlt einfach so richtig ein System.
Und wenn mal so richtig geputzt wird - weil sich beispielsweise der Schornsteinfeger angemeldet hat - sieht es für Außenstehende so aus, als müsste mal wieder ein wenig aufgeräumt werden.
Ich bin gerne dort und kann das so voll akzeptieren.
Es ist so herzlich und locker dort. Kann sein, dass ich mir erst einen Sitzplatz freiräumen muss, dass auf der Toilette Wäsche und Handtücher auf dem Boden liegen und dass der Haustürschlüssel erst mal gesucht wird, ehe wir irgendwohin losgehen können. Aber was soll`s?
Aber leider können das viele andere Menschen nicht so akzeptieren und diese Person hat dadurch teils einige Probleme.
Diese Person ist ängstlich bemüht niemanden ins Haus blicken zu lassen, obwohl sie eigentlich total offenherzig ist und gerne Besuch hätte. Aber sie hat einfach keinen Blick dafür und eine absolute Aversion vor dem Thema Ordnung. Ein Kindheitstrauma sozusagen.
Es ist scheinbar wirklich tief verankert.
Woanders dagegen - also auf Besuchen, im Restaurant oder ähnlichem fällt diese Person übrigens nicht durch irgendein komisches Verhalten auf.
Nun meine Frage:
Von der 'Gesellschaft' wird Ordnung erwartet und ein 'Putzfimmel' akzeptiert. Das Gegenteil, was diese Person scheinbar hat - ohne ein Messi zu sein - ist scheinbar problematisch.
Warum?
Und könnte diese Person es mit dieser 'Vorgeschichte' überhaupt alleine schaffen das auf die Reihe zu bekommen? Oder ist dafür eine Therapie wichtig?
Und ist es überhaupt nötig, das 'Unordnungsproblem' in den Griff zu bekommen, wenn diese Person und ihre Familie damit gut leben? Das Problem sind ja die Reaktionen der anderen Menschen. Zählt Unordnung vielleicht ähnlich wie der Kleidungsstil zur Persönlichkeit oder zum privaten Teil des Lebens, der niemanden etwas angeht?
Ups, das ist lang geworden - danke für euer Interesse an meinem Anliegen.