@Benno_Y So, diesmal von einem PC ohne Umlaute :-D noch eine Geschichte, die mir vor zwei, drei Jahren oder so passiert ist. Und ich bin ueber vierzig - du wirst merken, dass das Alter nicht unbedingt davor schuetzt, manchmal etwas verwirrt zu sein...
Sie ist deiner nicht ganz unaehnlich - daher ist das, was ich schrieb auch nicht von oben herab gemeint, sondern einfach Erfahrung...
So, und jetzt weiss ich nicht, wie ich anfangen soll, da die Geschichte eine Vorgeschichte hat - ohne die aufzuschreiben das Ganze eigentlich keinen Sinn ergibt. Wenn du so willst, reicht es naemlich zurueck ins Jahr 1978, als meine Altersgenossen und ich noch mit Karoschlaghosen und Rollkragenpullovern, oder knielangen Roecken und Kniestruempfen in den Kindergarten geschickt wurden.
In meiner Kindergartengruppe war ein Junge, nennen wir ihn einfach mal Hubert. Hubert war ein paar Jahre spaeter an der gleichen weiterfuehrenden Schule wie ich - und dort ist er dann offenbar irgendwann fuer mich entflammt. Zumindest wirkte es so auf mich, er machte mir jedes Mal, wenn er mich sah, deutlich den Hof. Da er jedoch anderthalb Jahre juenger ist als ich ging das natuerlich gar nicht. Du weisst, Pubertaet und so - da geht es ja gar nicht, wenn "Frau" von einem Jungspund verehrt wird.
Irgendwann haben wir uns dann - aus welchen Gruenden auch immer - wieder aus den Augen verloren und ich lief ihm just ueber den Weg, als ich mit Anfang zwanzig frisch von meinem ersten (langjaehrigen) Freund getrennt war. Hubert war in der Tat lecker, und ich verfuhr nach dem Motto "Der beste Weg ueber einen Mann wegzukommen ist unter einen anderen zu geraten". *husthust* Wir waren dann ein paar Wochen zusammen, aber es passte vieles hinten und vorne nicht. Wie bereits gesagt, er war juenger als ich, hatte scheinbar kaum Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht - und konnte mit mir, die gewisse Erwartungen an einen moeglichen Partner hatte, nicht viel anfangen. Und umgekehrt galt es natuerlich auch: er sprach nach zwei Wochen bereits von baldiger Heirat, war in vielen Dingen jedoch total unreif - und ich wollte jemanden, auf den ich mich hundertprozentig verlassen kann, aber heiraten wollte ich dann doch in den naechsten Tagen definitiv nicht... :-D
Irgendwann gab es einen Krach, ich hab mich daraufhin bei ihm nicht mehr gemeldet - und das war's dann fuer mich.
Ich bin beruflich irgendwann aus meinem Heimatort weggegangen, habe mit mehrjaehrigem Abstand zwei Kinder bekommen (geheiratet habe ich uebrigens nie und bin inzwischen ueberzeugte Singlin), und bin irgendwann wieder in die Heimat zurueckgekehrt - an Hubert dachte ich all die Jahre eigentlich nicht...
So, und jetzt kommen wir zu der eigentlichen Geschichte: vor laengerem schon bekamen er und ich via Internet wieder Kontakt. Ich glaube, zunaechst ueber wer kennt wen (das war in unserer Gegend hier ziemlich populaer), ich glaube, ich hab ihn sogar angeklickt, nachdem er mir zum fuenftausendsten mal in den Kontaktvorschlaegen ("Vielleicht kennst du ...?") praesentiert wurde. Und spaeter dann auf Facebook.
Aber wir hatten da keinerlei direkten Kontakt (dh. wir tauschten keine Nachrichten oder so, hatten den jeweils anderen halt nur in der Liste). Bis er mir eines Tages voellig unvermittelt und ueberraschend schrieb. Ich war erstaunt und etwas reserviert (man erinnere sich, die letzte Begegnung endete nicht in aller Freundschaft), aber das Eis war schnell gebrochen, die Differenzen von damals spielten keine Rolle mehr. Auch wenn ich oben gesagt habe, dass es zwischen uns beziehungsmaessig nie passte, konnten wir rein freundschaftlich eigentlich schon immer gut miteinander (kann man verstehen, wie ich das meine?) und so gingen ploetzlich die Nachrichten hin und her. Er lebt inzwischen im europaeischen Ausland, damals noch mit Ehefrau #1, aber angeblich voellig ungluecklich. Nach einigen Wochen, in denen wir taeglich schrieben, sprach er davon, dass er sich verliebt haette, mit mir zusammen sein und schnellstmoeglich heiraten wolle - und ich solle doch mitsamt Kind und Kegel zu ihm ziehen. Dass er verheiratet war und eigentlich erst mal seinen Beziehungsmist aufraeumen sollte, hat er dabei voellig ausgeblendet. Ebenso, dass ich hier eine Existenz und einen festen Job habe, dass meine Kinder hier verwurzelt sind und dass eigentlich niemand von uns daran Interesse hatte, hier weg zu gehen... Ausserdem wollte er unbedingt heiraten und noch mindestens ein Kind - ich definitiv beides nicht... Und das habe ich ihm auch vermittelt.
Nach einiger Zeit drehten sich unsere Gespraeche eigentlich nur noch darum, wie ungluecklich er mit Frau #1 ist, nicht weiss, wie er die Situation aendern solle, und dass wir eine Loesung fingen muessten... Irgendwann kam er dann wirklich mal zu Besuch hierher (er hat im Nachbarort noch Eltern und Geschwister) und wir haben uns zum Kaffee getroffen. Ich wusste da sofort, dass es mit uns wohl nie etwas werden wuerde: wir sind gute Freunde, koennen gut miteinander, aber es war einfach kein Funke da.
Trotzdem haben wir weiter miteinander geschrieben.
Bei seinem naechsten Besuch ein halbes Jahr spaeter haben wir uns mehrmals getroffen und sind gemeinsam laufen gegangen.
Ein paar Monate danach wurde der Kontakt peu a peu weniger. In der Zwischenzeit bahnte sich bei mir eine Beziehung zu jemand hier vor Ort an (Nebenbei: der Versuch ist aber dann auch klaeglich gescheitert, daran hatte ich dann ziemlich zu knabbern) und ich wusste nicht, wie ich es Hubert beibringen sollte, also liess ich den Kontakt zu ihm erst mal schleifen...
Als ich dann irgendwann bei Facebook meinen Status von 'Single' in 'Vergeben' aenderte, wusste er natuerlich Bescheid. Anschliessend gelang es mir auch, es ihm zu erklaeren. Und es stellte sich heraus, dass es sich ebenfalls in eine andere Frau verliebt hatte (da ging es ploetzlich sehr schnell. Er war innerhalb kuerzester Zeit geschieden, die neue Frau, die auch von hier stammt, durch halb Europa zu ihm gezogen - und man hat nach wenigen Monaten geheiratet. Er hat also all das, was ich nicht bereit war zu tun..)...
Trotzdem war es zunaechst nicht ganz einfach fuer mich: Durch die zunaechst taeglichen Gespraeche hatte ich das Gefuehl, dass da jemand ist, mit dem ich meine Gedanken und Erlebnisse teilen kann, auch wenn er nicht da ist. Dann war da natuerlich auch erst mal ein Stueck weit Hoffnung, es haette ja auch was werden koennen mit uns beiden... Und eine Zeit lang war da natuerlich auch die Illusion, dass man sich ineinander verlieben koennte... Auch wenn es sich letztendlich nicht bewahrheitet hat.
Wir haben uns irgendwann ausgesprochen, werden fuer immer freundschaftlich verbunden bleiben. Immerhin kennen wir uns fast unser ganzes Leben, da ist das auch keine leere Floskel. Ab und an schreiben wir auch miteinander - und finden es beide gut so, wie es gekommen ist...
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Du siehst, auch in fortgeschrittenem Alter ist man vor Wirrungen nicht gefeit... Du bist halt wirklich noch sehr jung, da hast du selbst noch viele Erfahrungen (hoffentlich nur gute!) vor dir...
Du wirst sicher auch bald feststellen, dass dir so eine unverbindliche 'Beziehung' via Internet nicht genuegt, das ist mehr Illusion als alles andere. Man muss ja nicht 24/7 aufeinander kleben, aber den Alltag miteinander teilen ist etwas anderes als jemandem in der Ferne ueber den Alltag zu schreiben. Er erlebt es ja nicht mit... Und irgendwann stellt man fest, dass der Mann vor Ort, der Spinnen killen, Reifen wechseln und tropfende Wasserhaehne reparieren kann, mehr wert ist als jemand in Timbuktu, der tausendmal am Tag 'I love you' schreibt... :-)