Suche nach psychologischen Fachbegriffen

Ich befinde mich öfter mal in der Situation, für bestimmte Verhaltensweisen und gruppendynamischen Prozesse einen passenden psychologischen Fachbegriff zu suchen. Da mich solche Fragen im unbeantworteten Zustand halb wahnsinnig machen und da sich hier auch viele mit einer fundierten psychologischen Fach und/oder einer breiten Allgemeinbildung tummeln, könnte das der richtige Ort sein um solche Fragen zu klären.

Hier meine erste Frage:

Ich beobachte des öfteren das Phänomen, dass Menschen frustriert sind aufgrund von Entscheidungen und Handlungen von (weitaus) mächtigeren Personen. Wenn nun die Frustrierten in einem direkten oder indirekten asymetrischen Abhängigkeitsverhältnis zu den Frustrationsauslösern stehen ist es ihnen häufig nicht möglich ihre Wut gegenüber den Auslösern direkt zum Ausdruck zu bringen, weil sie deutlich negative Konsequenzen befürchten müssen. In solchen Fällen suchen sich viele Frustrierte häufig einen Stellvertreter (Proxy) als Agressionsziel, der zwar die Frustration nicht verursacht hat, der sich aufgrund seines niedrigeren sozialen Ranges aber hervorragend als Südenbock eignet.

Beispiele:

- Ein Kind, dass nach einem Konflikt mit dem Vater den kleinen Bruder verschlägt, weil es nicht
direkt auf den Vater losgehen kann
- CDU-Politiker die wegen Merkels Politik um ihre Wiederwahl fürchten sich aber nicht trauen
Merkel zu kritisieren und stattdessen lieber auf AFD-Politikern herumhacken
- Schüler die einen schwächeren Schüler vermöbeln, weil sie selbst von einem stärkeren
vermöbelt wurden

Die Frage ist nun: Kennt jemand aus der Fachliteratur einen griffigen Begriff für dieses Phänomen? Irgendwas mit "Proxy" oder sowas?

@KonradTönz
Projektion?

@derMurphy

Danke, sehr gut! "Verschiebung" trifft es genau, wobei es doch recht allgemein ist, weil Verschiebung ja alles mögliche bedeuten kann. Gibt es nicht so etwas wie "Aggressions-" oder "Impulsverschiebung"? Und gibt es in der angelsächsischen Fachliteratur auch eine Entsprechung? Die haben meistens die treffenderen und schickeren Bezeichnungen.

@KonradTönz
Ich kenns auch noch unter der Bezeichnung 'Substitution', aber das ist halt sehr Psychoanalyse, ich weiß nicht inwieweit das noch aktuell ist. Hab da auch nur Schulwissen, keine Fachliteratur.

http://lexikon.stangl.eu/6614/substitution/

Und gleich die nächste Frage:

Wie nennt man das Phänomen wenn Leute bei einer eingetretenen Niederlage im Nachhinein, bzw. bei einer erwarteten Niederlage präventiv ihre Gegner "großreden" um ihre eigene Niederlage als weniger Schlimm erscheinen zu lassen?

Kann man häufig im Fußball beobachten, aber auch bei Schülern die ihre 5 im Matheabitur auf die Auswahl besonders schwieriger Fragen schieben.

Kompensation?

Mit Kompensation wird in der Psychologie eine Strategie bezeichnet, mit der bewusst oder unbewusst versucht wird, eine echte oder eingebildete Minderwertigkeit auszugleichen.

Wikipedia: Kompensation (Psychologie)

Ptoliporthos schrieb:Mit Kompensation wird in der Psychologie eine Strategie bezeichnet, mit der bewusst oder unbewusst versucht wird, eine echte oder eingebildete Minderwertigkeit auszugleichen.

Es gehört zu den Kompensationstechniken, bzw. kann sich damit überschneiden. Kompensation trifft es aber meiner Ansicht nach nicht ganz, bzw. nicht genau genug.

@KonradTönz

Es handelt sich um einen Abwehrmechanismus, der den Zweck hat einen innerpsychischen Konflikt mental so zu bewältigen, dass die eigene seelische Verfassung dadurch konfliktfreier wird. Dies erfolgt meist unbewusst.

Im vorliegenden Fall kommen zwei Abwehrmechanismen in Frage:

Verschiebung:

Aggressionen gegen den übermächtigen Vater werden z. B. an kleineren Geschwistern oder dem Haustier abgelassen.

Sündenbockfunktionsprinzip:

Die aus Frustration herrührende Aggression wird auf andere verschoben. Das kann vom Mobbing bis hin zur Fremdenfeindlichkeit gehen. Wenn sich in der aktuellen Diskussion z. B. jemand unablässig und im Übermaß an moslemischen Flüchtlingen „reibt“, liegt m. E. die Annahme nahe, dass dem Verhaltensmuster innerpsychische Konflikte zugrunde liegen und die aus ihnen entstandenen und verdrängten Aggressionen zumindest mit ursächlich für diese reaktive Abwehr sind. Nicht selten infolge negativer subjektiver Erfahrungen, wie z. B. einer gescheiterten Ehe. Nehmen wir als anderes Beispiel nur mal Männer, die sich als Betthupferl eine blutjunge Thailänderin haben einfliegen lassen, und, wenn sie verlassen werden, fortan alle Thailänderinnen als Nutten abqualifizieren. Gilt für das andere Geschlecht und im übertragenen Sinne auf dieses oder jenes genauso. :)

KonradTönz1 schrieb:Wie nennt man das Phänomen wenn Leute bei einer eingetretenen Niederlage im Nachhinein, bzw. bei einer erwarteten Niederlage präventiv ihre Gegner "großreden" um ihre eigene Niederlage als weniger Schlimm erscheinen zu lassen?

@KonradTönz

Kognitive Dissonanz.

Wir möchten uns (im nachhinein) die Welt schönreden. Falls nötig, ändern wir sogar unsere eigenen Überzeugungen und Werte, damit sich unser negativer Gefühlszustand bessert. Unfzufriedenheit wird auf diese Weise verdrängt.

Ein interessantes Thema. Weitere Infos kannst Du unter dem Schlüsselwort googeln.

callida schrieb:Kognitive Dissonanz.

Wir möchten uns (im nachhinein) die Welt schönreden. Falls nötig, ändern wir sogar unsere eigenen Überzeugungen und Werte, damit sich unser negativer Gefühlszustand bessert. Unfzufriedenheit wird auf diese Weise verdrängt.

Ein interessantes Thema. Weitere Infos kannst Du unter dem Schlüsselwort googeln.

danke. ist auch ein schöner Begriff, allerdings meiner ansicht nach kein geschlossener Begriff: denn worin besteht die Dissonanz? Zwischen dem was man sich einredet und der Wirklichkeit? Dieser aspekt wird von dem Begriff nicht präzise abgedeckt ... Kognitive Dissonanz könnte ja auch zwischen zwei widerstreitenden Gedanken in ein und derselben Birne bestehen.

Oder ist kognitive Dissonanz einfach die häufig zu beobachtende Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdbild, die heute so gerne und so kongenial von vielen Komikern thematisiert wird? (Stichwort "Stromberg-Syndrom")

Kognitive dissonanz bedeutet ein mentaler Status (wobei mental auch nicht ganz richtig ist), dass man zwei Kognitionen hat, die sich widersprechen
Z.B. Ich rauche, aber weiß, dass es schädlich für mich ist -> also sage ich mir:"mir passiert schon nichts"

@callida
Genau, das ist dann der kompensatorische Mechanismus.

@KonradTönz
Das ist wahrscheinlich die Reaktionsbildung

Für ein weiteres Fänomen das ich häufiger beobachte habe ich erstmal nur Beispiele parat, allerdings aktuelle:

- Menschen die sehr tolerant sind, solange sie nicht mit den Objekten ihrer Toleranz konfrontiert sind
(Beispiel: Ein Mensch unterstützt die Ausbreitung des Islam in Europa, beschwert sich dann aber sobald ein
Muezzin in seiner Nachbarschaft vom Turm schreit)
- Menschen die denkbar großzügig sind, solange diese Großzügigkeit durch andere finanziert wird
(Beispiel: Jemand der möglichst hohe Sozialleistungen fordert, sich dann aber beschwert wenn Sozialabgaben und Steuern
steigen)
- Ein amerikanischer Großschauspieler der Merkels Flüchtlingspolitik lobt, zugleich aber nicht den geringsten Beitrag zu
deren Finanzierung leistet.

Gemeinsam ist all diesen Verhaltensweisen, dass ein Mensch in seinen Äußerungen bestimmte sozial erwünschte Positionen vertritt die er aber selbst nicht umsetzt, bzw. mit deren Konsequenzen er nicht konfrontiert ist.

Ich bin mir absolut sicher, dass dieses Fänomen bereits von Sozialpsychologen ausgiebig erforscht wurde. Kennt jemand entsprechende Studien und Fachbegriffe?

@KonradTönz

Wenn bei vergleichsweisen Sachverhalten unterschiedlich bewertet bzw. reagiert wird, insbesondere wenn bei persönlicher Betroffenheit andere Bewertungsmaßstäbe verwendet werden als bei einem Geschehen welches sich in sicherer Entfernung zur eigenen Komforzone abspielt, spricht man von Doppelmoral.

Doppelmoral geht noch über Heuchelei hinaus, also dem Verhalten das eine Person von anderen einfordert und demjenigen, das sie selbst zeigt.

Liegt ein Widerspruch zwischen nach außen demonstrierter und tatsächlich befolgter Moral vor, wird stattdessen von Bigotterie gesprochen.

@KonradTönz
Das Symptom hat einen Namen

NIMBY

Versuche mal ein andern begriff zu finden vor das Wort mobbing.

Manchmal könnte ich den eindrück gewinnen es wird zu häufig falsch genutzt, von zu empfindliche personen.

Nenne ein beispiel.

Ein 'dumme' junge streich.

Ein junge der etwas empfindlich ist kommt in die Klasse, ein junge hat ihm mit eine flasche wasser eine pfütze unter den stuhl gemacht. Und lachte, sagte schaue mal Karl hat sich in die Hose gemacht.

Der junge ist peinlich betroffen, weil zurückhaltend, schämt sich, und wird stinkesauer und geht mit die fausten auf andere los.

Ein andere hatte gelacht, und sich ein andern streik ausgedacht.

Einzelkind alluren, ich weis es nicht genau? Er ist einzelkind.

Nur bei zuviel einmischung, besonders falsche einmischung kann an sich ein lustige gemeinte streich sich ausarten in eine mobbing geschichte.

Weil im grunde der die diesen streich ausgeführt hat, sich vollkommen falsch verstanden fühlt, es viel mehr ärger mit sich bringt wie im grund nötig.

Dann fangen beide parteien an sich gemobbt zu fühlen, eltern auf einander los, schule mischt sich ein,. ppfffftttttttttttttt riesen bombei, um eine geschichte die im grunde auch ganz anders hätte ausgehen können.

Mobben, zu schnell benutz.. abgenutzt!

Mit alle verständniss vor menschen mit empfindlich seele, habe selber auch eins.
Nur manchmal denke ich etwas abhärten ist immerhin noch gesunder, als zu verweichlichen.

Und wenn der bruder dann mal auf seine kleine bruder los geht, weil genervt, kann papa immer noch eingreifen und sagen, eh im grunde bist du wütend auf mich.

Die studie, die zeigt (rückwirkend) wieviele bruder sich mal gekloppt haben, und am ende doch ein gutes verständniss haben die, hätte mein interesse.

Auch geschwister dürfen grenzen zeigen, und da ihre wortwahl noch nicht so toll ist, machen sie es halt etwas anders.

Bleibe mal bitte auf den teppich.... das macht bald kein spaß mehr vor geschwister, weder vor eltern.

Eingreifen nur dann wenn wirklich gewalt ist, dauerende gewalt. Und keine gesunde mischung mehr besteht.

Vielleicht wie härtet mensch in gesunde milde form ab.

Ein ganz einfacher begriff ;)

Mir kam mal was zu ohren von ausländische jugendlichen, die gesprochen haben über ihren 'ältern' bruder.

Ob dies nur dort in muslimische welten zu finden ist kann ich nicht beurteilen.

Nur sie waren sich oft einig. Froh nicht erst geborene zu sein. Doch oft ein mamas kind der erst geborene. Und oft fühlte er sich viel zu sehr veantwortlich in seine rolle als verwöhnte liebling, kaum fähig sich selbst zu versorgen. Und übte mehr und schnell gewalt aus gegenüber seine brüder.

Denke schreibe es mal nieder. Vielleicht passt es mal hierher in diese zeiten ein auge drauf zu haben ;)