Sie steht im Nationalmuseum
Tötete diese Guillotine die Geschwister Scholl?
München - Sie galt lange Zeit als verschollen - nun ist die Guillotine, mit der zwischen 1933 und 1945 hunderte Häftlinge und vermutlich auch die Geschwister Scholl hingerichtet wurden, wieder aufgetaucht.
Experten wussten lange Bescheid, die breite Öffentlichkeit nicht: Die Guillotine, mit der die Geschwister Scholl ermordet wurden, steht wahrscheinlich seit 40 Jahren im Bayerischen Nationalmuseum in München.
Wie der Bayerische Rundfunk berichtet, lagert sie dort seit Jahrzehnten weitgehend unbeachtet im Depot. Eine Sprecherin des Nationalmuseums sagte am Freitag: „Es gibt dieses Fallbeil, und es ist auch durchaus wahrscheinlich, dass es die Guillotine ist, mit der die Geschwister Scholl getötet wurden.“ Geheim gehalten habe das Museum das nie, betonte sie.
Der großen Öffentlichkeit aber war dies bislang nicht bekannt. Viele hielten die Tötungsmaschine für verschwunden. Auch die Weiße-Rose-Stiftung, die sich dem Andenken an die Widerstandsgruppe um die Geschwister Scholl widmet, wusste nach Angaben einer Sprecherin nichts davon. Inzwischen gibt es nach Museumsangaben Überlegungen, die Guillotine auszustellen.
Spaenle: Guillotine darf nicht Teil „beliebiger Ausstellung“ werden
Doch nach Ansicht von Bayerns Kunstminister Ludwig Spaenle (CSU) darf sie nicht Teil einer „beliebigen Ausstellung“ werden. „Dieses Fallbeil ist ein Fund von singulärer Bedeutung für die deutsche Geschichte“, sagte er am Freitag der Nachrichtenagentur dpa in München. „Es ist kein Exponat, das beliebig in einer Ausstellung zu sehen sein sollte.“ Seiner Ansicht nach sollten sich Historiker, Ethiker, Politikwissenschaftler und die Weiße Rose Stiftung gründlich mit der Frage auseinandersetzen.
Gegen Pläne des Bayerischen Nationalmuseums, wo die Guillotine seit Jahrzehnten im Depot lagert, sie möglicherweise im neuen Museum der bayerischen Geschichte in Regensburg zu zeigen, wandte sich der Minister entschieden: „Das ist eine Ansicht, die ich zu diesem Zeitpunkt in keiner Weise teile.“ Das Thema erfordere „Sensibilität und Pietät“. Dass das Fallbeil einst - mit Stoffpuppen - in einer Ausstellung über Karl Valentin zu sehen war, sei „makaber genug“.
Die Geschwister Scholl waren am 22. Februar 1943 gemeinsam mit ihrem Mitstreiter Christoph Probst zum Tod durch die Guillotine verurteilt worden. Das Urteil wurde noch am gleichen Tag in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim vollstreckt.
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