@joules joules schrieb:Joa, wenn man nicht experimentieren, schocken und Grenzen einreißen würde, müsste man wahrscheinlich in jedem Gemälde eine Frau mit einem Feigenblatt malen. Alles andere wäre zu recht verpönt, weil unschön, unsittlich oder sonst was.^^
Das Problem, das ich sehe, ist ja, dass eben NUR noch oder VORWIEGEND geschockt wird und ,,Grenzen eingerissen" werden.
In Ermangelung echter Innovationen. ,,Schockierend" wäre es heute schon fast, wenn mal
nicht irgendwer strippt, nicht rumgeschrien oder sich gegenseitig gefoltert wird
:DMeine kritische Frage lautet: Wozu dieses ausgelutschte, inhaltsleere Schocken?
Ich hab nichts gegen eine moderne Inszenierung eines klassischen Stücks an sich.
Baz Luhrmanns ,,Romeo and Juliet" fand ich ziemlich cool. Der Versatz des Stückes in die Moderne, aufgemotzte Revolver und Pistolen statt Kutschen, ein Polizeichef als Prinz von Verona - alles irgendwie nice.
Und zwar nicht, weil es meinen persönlichen Geschmack getroffen hatte, sondern weil Sinnhaftigkeit gegeben war.
Revolver und Pistolen als Säbel und Degen und Rapier der Moderne. Autos statt Kutschen. Der Polizeichef als Prince.
Reiche Wirtschaftsmagnaten als die ,,two houses".
Und weil der Inhalt, eine dramatische Liebesgeschichte, eben nicht verfälscht wurde.
Aber Shakespeare hat nun einmal keine Story geschrieben, in der Verona von Marsmenschen invasiert wird, wobei Romeo gekidnappt und deshalb von Juliet unter Zusammenarbeit der Häuser Montague und Capulet in einer epischen und blutigen Weltraumschlacht mit Laserschwertern gerettet werden muss
:DIst das dann noch ,,Grenzen einreissen" und ,,eine neue Sichtweise auf das Originalwerk produzieren"?
Ich denke nicht
:DSpecial effects, neue Ideen, schön und gut, aber es muss irgendwie passen. Wenn ich Romeo und Julia sehen will, dann will ich keine Weltraumschlacht ala Star Wars und auch keine halbe Snuff-Aufführung auf der Bühne.
Was ich persönlich übrigens nicht mehr gelten lasse, ist die Aussage, dass irgendwie alles Kunst sei.
Das ist pure Bequemlichkeit zur Vermeidung einer tatsächlichen Auseinandersetzung und Festlegung auf die Frage:,,Was ist Kunst."
Nein, es ist nicht alles Kunst! Und nein, ab einem bestimmten Punkt lässt sich über Kunst nicht mehr streiten, es sei denn, man will sich einem pseudointellektuellen Selbstbetrug hingeben.
Es muss auch bei innovativen Theaterstücken eine Message, ein Inhalt im Sinne oder wenigstens in einem denkbaren Sinne des Autors des Originalwerks sein.