Berechenbar oder Unberechenbar?

Es gibt viele menschliche Züge, welche je nach gesellschaftlicher Norm positiv/negativ sind - um das auszugleichen gibt es immer einen gegenpart. Aber was ist bei der Verhaltensweise "berechenbar" und "unberechenbar" - beides werden eigentlich im negativen Zusammenhang benutzt und es ist negativ "berechenbar" zu sein, da dies ja einen für einen Gegner leichter zu entschlüssen ist, was in dem einen vorgeht. Ananasseits ist es auch nicht gut "unberechnbar" zu sein, weil das mitunter den Menschen verängstigt und viele es mit psychischer labilität vergleichen.

Meine Frage - was ist nun besser? Berechenbar oder Unberechenbar?
Um es in einer Situation einzuwerfen, welches der beiden Wörter sollte z.B. im Arbeitszeugnis oder Biografie fallen? Oder sind diese Wörter nur auslegungssache?

mir ist es eindeutig lieber wenn ich es mit berechenbaren menschen zu tun habe, mein ex z.b. hatte zuerst das verhalten eines lieben netten menschen dann ohne vorwarnung ist er zum A** mutiert. und das verhalten war am ende unlogischer als hes hätte je sein können.

je unberechenbarer wer ist, desto komplizierter die situation desto nervenaufreibender und anstrengender der mensch. und je nervenaufreibender der mensch desto mehr saugt der einem die energie aus, und desto mehr verliert man selbst das interesse weils einem einfach zu blöd wird.

nur in nem lebenslauf würd ichs nicht unbedingt einbaun den da klingt es etwas merkwürdig

RobbyRobbe schrieb:welches der beiden Wörter sollte z.B. im Arbeitszeugnis oder Biografie fallen?

Keines von beiden. Da beide Extreme beschreiben und wer will schon mit einem Extrem beschrieben werden?

RobbyRobbe schrieb:Ananasseits

Ist das Absicht oder glaubst du tatsächlich das Wort heißt so? :troll:

FrauLehrerin schrieb:Ist das Absicht oder glaubst du tatsächlich das Wort heißt so?

was ist daran falsch? Es gibt ja auch bananaseits.

@kleinundgrün
-.-

@Valkyre
@kleinundgrün
Das mit dem Arbeitszeugnis sollte nur ein Beispiel sein - natürlich kommt sowas nicht vor.
Denn sonst hätten alle gesagt "unberechbar" 1. cool 2. nützlich beim Pokern

@BarbieUndKen
Natürlich absicht - like a Willy Astor :ok:

@RobbyRobbe
Ich meine das auch nicht nur auf das Arbeitszugnis bezogen. Extreme Positionen haben eben neben extremen Vorteilen auch stets extreme Nachteile. In der Regel versuchen wir doch, eine gemäßigte Mitte zu finden und kommen mit extremen Wesenszügen an unseren Gegenübern eher nicht so gut klar.

@kleinundgrün
Wie würde aber dass denn heißen wenn man eine Person beschreiben soll und dabei die Mitte treffen soll? Oder kann man auf diesen Gebiet und kalt oder heiß wählen?

RobbyRobbe schrieb:Wie würde aber dass denn heißen wenn man eine Person beschreiben soll und dabei die Mitte treffen soll? Oder kann man auf diesen Gebiet und kalt oder heiß wählen?

na ja, mit einzelnen Begriffen lässt sich ein Mensch auch nicht beschreiben, ohne dass es plakativ wird.

Am ehesten muss man verschiedene Aspekte seiner Wesenszüge bewerten, so dass sich aus der Gesamtbeschreibung das Bild ergibt: eher berechenbar oder eher unberechenbar.

Letztlich kommt es auch auf den Zweck der Beschreibung an, ob ein eher berechenbarer oder ein eher unberechenbarer Charakter besser ankommt. Wenn der Adressat der Beschreibung abenteurlustig ist, wird ihm ein unberechenbarer Charakter eher gefallen. Wenn er durch sprunghaftes Verhalten schon schlechte Erfahrungen gesammelt hat, wird ihm ein berechenbarer Charakter symphatischer sein.

Daher solltest Du versuchen zu klären, wer übr diese Charakterzüge informiert werden soll und was diese Person für eine grundsätzliche Einstellung hat.

RobbyRobbe schrieb:Ananasseits

Super :D

Du hast das schon gut dargestellt berechnbar sein ist nicht viel besser oder schlechter als unberechnbar sein, beides wird oft nur im negativen Sinne ausgelegt.

Wobei ich es anstrengender finde, mich mit jemandem zu beschäftigen, der total unberechnbar handelt. Da weiß ich selber nicht, ob die Person mich einfach nur ärgern will oder mit sich selbst so im Unreinen ist, dass sie sich andauernd anders verhält.

Irgendwo hat ja jeder seine Denkweisen und Meinungen. Wenn man eine Person gut kennt kann man in bestimmten Situationen eben schon abschätzen, wie der wohl reagieren mag. Wer sich immer wie das Fähnchen im Wind verhält ist mir unsymphatisch.

Außerdem finde ich es schön, jemanden so gut zu kennen, dass ich oft weiß was er denkt oder wie er sich verhält :)

RobbyRobbe schrieb: Berechenbar oder Unberechenbar?

Ich versteh das nicht ganz.

Unberechenbar sein - also bewusst so tun und bewusst etwas vorspielen um nicht verstanden zu werden oder zu verwirren? Schauspielern?

Berechenbar sein - ehrlich und offen kommunizieren/handeln um verstanden zu werden?

Sind wir nicht alle irgendwie auf der Suche nach Jemanden der einen versteht? Warum soll man sich denn extra verstellen? Mal abgesehen davon, dass unsere menschlichen Emotionen und Hormone uns immer ziemlich unberechenbar machen, kann man doch gerade bei Menschen die in Beziehung zu einen stehen von Offenheit und Ehrlichkeit ausgehen. Bei dem Schauspiel in der Öffentlichkeit scheint das schon eine andere Problematik zu sein - da ist die Welt wirklich eine Bühne. So bin ich der Meinung sollte man bei deiner Fragestellung in Mikro- und Makrokosmos trennen - jeder spielt doch eine Rolle im Öffentlichen und zu Hause zieht man sein Kostüm aus :)

@kleinundgrün
Jemanden noch einen Standpunkt darzubieten ist eigentlich unnötig - es geht mehr um die eigene auffassung. Was würde man wohl eher sein, wenn man an einen der beiden worte gewungen ist oder was für ein Mensch wäre lieber. Da ist der eigene Standpunkt gefragt - aber halt wenn es beides sich in die extreme verläuft, bringt es nichts darüber zu philosophieren

@Soley
Ich denke keiner würde auf Dauer mit jemanden auskommen, der ständig sich um 180° dreht weil man dann nichtmal weiß welchen Standpunkt dieser vertritt.

Soley schrieb:Wenn man eine Person gut kennt kann man in bestimmten Situationen eben schon abschätzen, wie der wohl reagieren mag.

Wenn ich das lese, denke ich sofort an meine Freundin, da sie die einzige ist, welche vorausahnen kann, wie meine Reaktion zu etwas wäre und noch richtig liegt. Viele meiner bekannten sehen eher in mir ein Buch mit sieben Siegeln :D

@dioxidium
Ich meine mit berechenbar z.B. dass jeder der Schritte vorsehbar ist - diese Person nach einer Uhr gestellt werden könnte in bestimmten Situationen. Dieser wäre ja kein guter Geschäftsmann bzw. feilscher

Und mit unberechnbar einen Menschen der es mitunter unabsichtlich ist, ein Mensch denn man nicht entschlüssen kann und keiner seiner weiteren Schritte klar ist...

@RobbyRobbe

RobbyRobbe schrieb:Ich denke keiner würde auf Dauer mit jemanden auskommen, der ständig sich um 180° dreht weil man dann nichtmal weiß welchen Standpunkt dieser vertritt.

Richtig. Außer man steht auf so eine "Action"...manchen ist eben schnell langweilig ;) Nein angenehm ist so ein Umgang sicher nicht.

RobbyRobbe schrieb:Wenn ich das lese, denke ich sofort an meine Freundin, da sie die einzige ist, welche vorausahnen kann, wie meine Reaktion zu etwas wäre und noch richtig liegt. Viele meiner bekannten sehen eher in mir ein Buch mit sieben Siegeln :D

Naja für sowas muss man wohl auch auf einer gewissen Wellenlänge sein. Wenn ich jemanden absolut nicht ab kann oder auch sonst nicht verstehe, weiß ich wohl auch nicht wie berechnbar der Mensch ist.
Oder Feinfühligkeit. Sowas besitzen manche Menschen auch nicht, leider. Irgendwann hat man doch bei so ziemlich jedem irgendwelche "Macken" identifziert wo man dann weiß, wie der sich verhält.

@RobbyRobbe
Danke für die Erklärung...
Trotzdem bin ich der Meinung, dass man in solch einer Verhaltensweise schon unterscheiden muss in welchen Umstand derjenige so handelt. Mikro - Makrokosmos

Berechenbar sein und Unberechenbarsein - ich denke da denkst du zu mathematisch - ich bin nicht der Meinung, dass man einen Menschen berechnen kann. Dazu sind wir viel zu sehr von Emotionen und Hormonen abhängig. Aber versteh Einer mal die Menschen..

@Soley
Ob man unbedinngt Macken haben muss dafür, lässt sich streiten (und bestimmt ist auch der nicht im Spot). Aber die Kernaussage ist schon vielversprechend bzw. macht das plausibel - natürlich muss man schon den Menschen "gleichen" oder genügend Emphatie aufbringen - denn ein Psychologe kann sich auch in verschiedene Personen hineinversetzten ohne dass er groß mit den übereinstimmen muss

@dioxidium
Das kann sein - doch im gröbsten Verlauf gleicht der Mensch nicht groß von anderen. Es wurde ja auch nachgewiesen das politische Ausrichtungen genetisch verankert sind, welche auf bestimmte "eingebauten" Werten zurückzuführen ist. Das funktioniert aber auf einer ganz tiefen Ebene, jedoch lassen sich mit einem Blick ins Elternaus zu 60-70% die politische Ausrichtung der Kinder auslesen
Und somit sind Menschen schon etwas mathematisch zusammenfassender

@RobbyRobbe

Vielleicht hilft dir das weiter:

"Jene Aufgabe, ein Tier heranzuzüchten, das versprechen darf, schließt, wie wir bereits begriffen
haben, als Bedingung und Vorbereitung die nähere Aufgabe in sich, den Menschen zuerst bis zu
einem gewissen Grade notwendig, einförmig, gleich unter Gleichen, regelmäßig und folglich
berechenbar zu machen. Die ungeheure Arbeit dessen, was von mir "Sittlichkeit der Sitte"
genannt worden ist die eigentliche Arbeit des Menschen an sich selber in der längsten Zeitdauer
des Menschengeschlechts, seine ganze vorhistorische Arbeit hat hierin ihren Sinn, ihre große
Rechtfertigung, wieviel ihr auch von Härte, Tyrannei, Stumpfsinn und Idiotismus innewohnt: der
Mensch wurde mit Hilfe der "Sittlichkeit der Sitte" und der sozialen Zwangsjacke wirklich berechenbar gemacht." Nietzsche


"Aus dem Verkehr des praktischen Lebens entstehen aber auch selbständige Anforderungen zu Urteilen über Charakter und Fähigkeiten des einzelnen Menschen. Wir rechnen beständig mit Deutungen von einzelnen Gebärden, Mienen,Zweckhandlungen oder zusammengehörenden Gruppen von solchen; sie vollziehen sich in Schlüssen der Analogie; aber unser Verständnis führt weiter; Handel und Verkehr, gesellschaftliches Leben, Beruf und Familie weisen uns darauf hin, in das Innere der uns umgebenden Menschen Einblick zu gewinnen, um festzustellen, wie weit wir auf sie rechnen können. Dilthey (1979, 210f)

weil:
1) wir Menschen keine vollständig determinierten Wesen sind,
2) wir es nicht erkennen könnten, wenn wir es wären,
3) wir nicht erkennen können, daß wir frei sind,
4) wir denken müssen, wir seien frei - und unberechenbar.

Quelle: http://www.jp.philo.at/texte/KoehlerW1.pdf

@dioxidium
Danke werde mir mal durch den Kopf gehen lassen :)

Ich denke, es kommt auf die Menschenkentnis an.

Und ob man sich in jemanden hineinversetzen kann


Dann ist jeder Mensch irgendwann berechenbar

In Zeugnissen sollte das nicht stehen, es kommt nämlich nicht auf die Person an, sondern eher auf denjenigen, der den anderen durchschauen will

Jeder ist für irgendjemanden berechenbar, man muss ihn/sie nur lange und intensiv genug kennen. Unberechenbar in dem Sinne sind wohl nur psychisch Kranke, die ihren nächsten Schritt selbst noch nicht kennen. Ist es wirklich erstrebenswert, "berechenbar" zu sein, zu wissen dass andere Personen wissen was man in gewissen Situationen tut oder sagt?
Ich denke nicht, weder im Berufsleben noch im zwischenmenschlichen Bereich will ich berechenbar sein. Ich würde mich als unberechenbar einstufen, auf Grund meiner psychischen Disposition, die meine Gefühle und Launen im nächsten Augenblick komplett verändern kann und damit auch mein Verhalten.