Puschelhasi schrieb:Wer nichts verbotenes tut, hat ja auch nichts zu verbergen.
Nein... selbst das bravste, eifrigste und folgsamste Kind mit Bestnoten kann Eltern haben die jeden Schritt, jeden Handgriff und jede freie Minute kontrollieren und lenken.
Es heißt zwar "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" - aber dieser Spruch lässt sich allenfalls zu 100 Prozent anwenden auf beispielsweise Rechnungen, Buchführungen und ähnliches.
Vertrauen lernen bedeutet das man jemandem zugesteht zu lernen eigene Entscheidungen zu treffen.
Manchen Eltern fällt dies enorm schwer, sie sehen in ihren erwachsenen Kindern noch immer die unselbständigen Kleinkinder von einst.
Aber in der Regel lernen Eltern bei jedem einzelnen Entwicklungsschritt ihrer Kinder (also von Anfang an) sich mit zu entwickeln und auf die Fähigkeitenentwicklung (und später die Entscheidungen) ihrer Kinder zu vertrauen. Das ist extrem schwer, aber auch extrem wichtig.
Beispiel:
Situation Winter...
Teenager sagt: "Ach, die Sonne scheint, ich trage den neuen tollen Pulli und meine Haare liegen heute so schick, ich zieh doch keine Mütze an und die dicke unförmige warme Winterjacke verdeckt doch nur den Pulli... Deshalb lasse ich die Mütze weg und ziehe die figurbetonte neuere Jacke an unter der man den Pulli sehen kann. Wird schon nicht so kalt werden".
Lerneffekt (wenn man den Teenager lässt): "Bäh, das war scheißkalt heute und einen Schnupfen bekomme ich nun auch noch. War vielleicht doch eine schlechte Idee".
Lerneffekt (wenn die Eltern übertrieben betüddeln und dem Teen alles hinterher tragen): "Bissle kühl war es schon, aber die Alten waren dann ja da und brachten mir Mütze und Winterjacke in die Schule... blöde Alten, ich wollte doch schick sein heute".
Beispiel 2:
Situation Finanzen:
Teenager bekommt von einem Verwandten zum Geburtstag 100 Euro geschenkt.
Möglichkeit 1: Die Eltern nehmen das Geld an sich "weil das Kind doch noch nicht mit Geld umgehen kann".
Möglichkeit 2: Die Eltern lassen dem Jugendlichen sein Geldgeschenk und mischen sich auch nicht wirklich in das kommende Kaufverhalten ein. Sie wissen das der Jugendliche schon selbst merken wird (durch Erfahrungsgewinnung) wie er das Geld sinnvoller nutzen kann. Gut, dann wurde eben die fünfte Teeniezeitschrift gekauft, der 20ste Lipgloss, das Restgeld wurde komplett nur in Fastfood umgesetzt... Okay, aber sobald das Geld weg ist wird der Teenager merken wie er es verschleudert hat (spätestens wenn er nach 1 Woche um Taschengeldvorschuss bitten muss weil die Clique ins Kino möchte).
Frage:
Welcher Lerneffekt ist besser für das Heranreifen des Teenagers?
Ist es wirklich besser wenn sich Eltern konsequent in wirklich jede Lebensminute des Nachwuchses einmischen - ohne Freiraum zur persönlichen Entwicklung zu geben?