@snafu Deine Interpretation gefällt mir, unerwarterterweise, sehr gut. Ich werde hier noch längere Zeit darüber nachdenken müssen.
Ich beziehe zur Zeit noch diverse ergänzende Faktoren in meine Überlegungen:
Was bedeutet 'Ordo ab chao' für einen 'Magier', der auch ein Produkt des 'Urknalls' (was auch immer wir darunter uns vorstellen) ist?
In der Magie zwischen weiss und schwarz, gut und böse, zu unterscheiden ist - meines erachtens lediglich der sprachlich unglückliche Versuch zwei verschiedene Formen der magischen Energiearbeit zu bezeichnen. Wenn ich mich dem Aufbau einer Ordnung - in Zusammenarbeit mit dem kosmischen Bewusstsein - beteilige, so komme ich erst in zweiter Stufe der Magiewelt. An erster Stelle steht der 'Chaosmagier', der sich wieder zurück zum 'Nullpunkt' der Schöpfung bewegen will, damit er sich mit dem Ausgangspunkt und jener Kraft verschmelzen kann. So verstehe ich auch Crowley. Meine Tätigkeit würde ich symbolisch eher als Prometheus bezeichnen. Ist aber nur der schwache Versuch die Differenz aufzuzeigen.
Bruce Penigton (ich hoffe, dass ich den Namen aus meinem Gedächtnis richtig niedergeschreiben habe) hat als - an Dali orientierter Künstler - in einem Buch 'Eschatus' (Schau der letzten Dinge) die Prophezeihungen des Nostradamus teilweise in fantastische Bilder umgesetzt. Sein Titelblatt zeigt einen Chaosmagier, der begeistert das letzte Gericht (die Apokalypse) und das neue Chaos begrüsst.
Eine weitere Frage ist, wie weit man die klassischen Wissenshaften in der eigenen Arbeit berücksichtigen will?
Gershom Scholem ist der 'Papst' auf dem Sessel der Kabbalaforschung. Er schreibt über DIE Kabbala. Die meisten anderen Rabbis schreiben IHRE Kabbalainterpretation.
Gershom verurteilt die 'esoterische' Mischung von Kabbala, Magie usw. auf das schärfste. Die jüdische Mystik lässt sich, seiner Ansicht so nicht 'missbrauchen'. Aber auch 'Atma' macht diesen Mix in einer Art und Weise, die - für mich - sehr plausibel wirkt.
Das Kabbalistisches Vaterunser von Atma:
Om mani padme hum.
Oh Du schöpferisches Jod,
das Du bist in Ain-Suph,
Kether, Dein Wort werde geheiligt
Tiphereth, der Glanz Deines Reiches
Sende aus seinen Strahlen.
Jahwe, Dein zyklisches Gesetz regiere in Malchut,
wie es regiert in der Krone.
Gib der Neschamah täglich die Erleuchtung
Einer der 49 Pforten von Binah.
Und setze das unendliche Mitleid von Chesed dem Schatten entgegen, den ich schuf, als ich einen der der zweiunddreissig Wege der Chochmah missachtend, die Strenge des Ruach ausstrahlte gegen meine Mitgeschöpfe.
Denn Dein ist Resch, das Prinzip,
Tiphereth, der schöpferische Glanz,
und Jesod, das Herz der Matrone.
Ate Malchut, ve Gedullah, ve Gebura, ve Olam.
(Band I, S. 262)
Ich grüsse Dich!