@Anagnorisi Vielleicht täte Dir als Gegengewicht
Umberto Eco "Das foucaultsche Pendel" ganz gut, da wird beschrieben was passiert wenn man sich zu sehr in Wahnwelten verliert.
Ein dehrcaufschlussreiches Interview mit Umberto Eco, zum Erscheinen seines "Pendels", über die Verbreitung von Verschwörungstheorien, das obsessive Herstellen von Verbindungen mit geistigem Krebs gleich zu setzen halte ich da für ein gutes Bild.
SPIEGEL: Und ist es richtig, im "Pendel des Foucault", mit seiner fundierten Kenntnis von Geheimgesellschaften, Magie, Kabbala, Alchimie, sinistren Verschwörungen, eine Enzyklopädie des immerwährenden Okkultismus zu sehen?
ECO: Eigentlich schon. Oder, anders gesagt: "Der Name der Rose" war eine Enzyklopädie des besseren Mittelalters, "Das Pendel des Foucault" ist eine Enzyklopädie des schlimmsten 20. Jahrhunderts.
SPIEGEL: Der Okkultist decodiert, wie der rationalistische Semiotiker, auch Zeichen, Signale, Spuren. _(Mit Sean Connery (l.) als William von ) _(Baskerville. )
ECO: Ja, aber er schaut immer in die falsche Richtung. Meiner Meinung nach ist es eine kranke Lektüre der Zeichen. Lassen Sie mich ein Beispiel geben: Im "Namen der Rose" erblickt William von Baskerville ...
SPIEGEL: ... der Detektiv und Semiotiker im Mönchsgewand ...
ECO: ... Spuren im Schnee und schließt daraus auf eine bestimmte Art von Pferd. Der Okkultist gibt den Spuren sofort eine falsche Deutung und macht damit endlos weiter, eine Art Neubildung von Zellen in falscher Richtung, ein geistiger Krebs, ein Krebs der unkontrollierten Interpretation.
SPIEGEL: Magie funktioniert nicht ohne Geheimnis ...
ECO: ... und Geheimnis nicht ohne Verschwörung. Die Verbindung von geistigem Krebs, Geheimnis und Verschwörung - das ist die Botschaft meines Buches, davon handelt es. Denn wenn man vorgibt, ein Geheimnis zu haben, dann besitzt man die Macht; wenn aber dieses Geheimnis zufällig enthüllt wird, verliert man jede Macht. Damit ein Geheimnis Macht verleiht und nicht enthüllt werden kann, muß es ein leeres Geheimnis sein. All dies trifft auch auf viele Aspekte des politischen Lebens zu.
SPIEGEL: Die Botschaft ist klar, aber die Story Ihres Buches, vielfältig verschachtelt und zeitlich gestaffelt, läßt sich schwer nacherzählen. Können Sie uns helfen?