FirstOrder schrieb: Buch ist aber toller.
Das sehe ich allerdings auch so.
Übrigens ist Reclam nicht die einzige Möglichkeit, wenn man günstig an die Texte in Buchform herankommen will:
Gerade Klassiker findet man oft sehr günstig in Antiquariaten.
Ich habe z.B. die Gemeinschaftsübersetzung von Konrad zu Putlitz, Emmi Schweitzer und Hertha Federmann in einer sehr eleganten in blutrotes Leinen gebundenen dreibändigen Dünndruckausgabe aus dem Verlag der Tempel-Klassiker (ca.1930).
Die Bücher sehen mit ihren makellosen Einbänden und weißen Seiten völlig neuwertig und ungelesen aus (was sie natürlich nicht sind). Bezahlt habe ich damals als Student bei einem Antiquariat in Göttingen DM 45,00 (ca. EUR 22,50). Günstig, wenn man bedenkt, dass die labbrige, klebegebundene und auf minderwertiges Papier gedruckte Ausgabe von Reclam schon EUR 15,00 kostet! Die rhythmischen Terzinen der Übersetzung lassen sich sehr gut lesen und man kann den zeilengleich parallel gedruckten italienischen Text immer sofort abgleichen, wenn man an der Übersetzung zweifelt oder Dinge unklar erscheinen. Dem kulturellen Unterschied zwischen Italien und Deutschland ist dadurch Rechnung getragen, daß der italienische Text in einer schönen Antiquaschrift gesetzt ist, der deutsche in einer modernen Fraktur (an die man sich beim Lesen schnell gewöhnt).
Andere Ausgaben des Textes, z.B. die von Karl Vossler, (die ich aus verschiedenen Gründen vielleicht für die beste halte), habe ich für EUR 1,00 im Bücherflohmarkt einer Bücherei gekauft.
(Von Vossler besitze ich zufällig sogar einen eigenhändigen handgeschriebenen Brief an einen unbekannten Empfänger, in dem er sich über sein Übersetzungsprojekt bzw. über Dantes Göttliche Komödie auslässt...Habe ich mal in einem Antiquariat als Lesezeichen in einem ganz anderen Buch gefunden...)
Die italienische Ausgabe mit deutschen Kommentaren von Leonardo Olschki von 1922 fand ich sogar zu meinem großen Entzücken in bester Erhaltung und völlig kostenlos in einem öffentlichen Bücherschrank...
Mir persönlich gefiel nicht so sehr die "Übersetzung" von Rudolf Borchardt. Sie ist nämlich nicht in einer Art "oberdeutscher Mundart des 13. Jahrhunderts" verfasst, sondern in einer Kunstsprache, die sich Rudolf Borchardt selbst ausgedacht hat und die mittelalterlich klingen soll! Völlig manieriert! Man muss tatsächlich den italienischen Text heranziehen, um die Übersetzung verstehen zu können!