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Traurige Gedichte und Kurztexte

32 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: GIL ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Traurige Gedichte und Kurztexte

16.08.2017 um 23:47
Der Panther

Im Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.




Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris

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Traurige Gedichte und Kurztexte

15.05.2020 um 23:36
Du kommst nie mehr und deswegen vermiss ich dich,
Ich bin voller erinnerungen an die zeit mit dir,
Es hätte mehr sein können, doch ich war ein Idiot,
Am ende hatte ich keine Tränen, denn ich war ein Idiot.

Ich hab angefangen dich aufzunehmen als du gingst,
Ich war zu ignorant als du da warst,
Ich hab angefangen dich wahrzunehmen als du gingst,
Ich hatte nur mich im Kopf als du da warst.

Du bist für immer weg und das einzige was mir bleibt ist Vergangenheit,
Irgendwie tut mir das alles sehr leid,
Du kommst nie mehr zurück, alles was bleibt ist Vergangenheit,
Und ich bleib zurück mit dem ganzen leid.


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Traurige Gedichte und Kurztexte

09.07.2020 um 23:51
Ich tanze nicht mehr.
Hab ich eh nie gemacht, aber mit Dir hätte ich getanzt, wenn Du mich gefragt hättest.

Aber Du hast mich nie gefragt.


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Traurige Gedichte und Kurztexte

07.12.2020 um 10:42
Der Lacher

Innerhalb des Kellers wart gern gelacht
Bis wann einer einen Fehler macht.
Dann stoppt das Lachen.
Denn man darf ja keine Fehler machen.
Doch einer nahm sich heraus,
Und lachte zu Tode dieses Haus.
Das Haus schlug zurück
Und lachte laut,
Auch ohne Kellermaut.
Das Schallende Gelächter,
War einst der Wächter,
Der das Lachen bewahrte,
Und nie daran sparte.
Doch eines Tages, da sah das Haus Rot,
Und gab dem Lacher Lachverbot.


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Payn ehemaliges Mitglied

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Traurige Gedichte und Kurztexte

12.12.2020 um 18:52
Erinnerungen sind wichtig, denn manchmal bleibt einem nichts Anderes mehr.


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Payn ehemaliges Mitglied

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Traurige Gedichte und Kurztexte

13.12.2020 um 09:30
Angst

Bin ich bei Bewusstsein,
So vertreibe ich sie allein.
Doch schließ ich meine Augen
Wird es mir die Seele rauben.
Kann nicht fassen
was alles geschah
Kann nicht fassen
wie hilflos ich war.
So schließ ich meine Augen wird es mir die Seele rauben.

Mein Atem geht schnell,
wie unerbittliche Wellen.
Der Alptraum mag nicht enden
wird er mich verblenden?
Mein Schrei hallt laut
von Ängsten erbaut.
Und ich ertrinke...


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Traurige Gedichte und Kurztexte

02.03.2021 um 21:54
Nicht alles was kaputt geht, zerspringt mit einem Knall in 1000 Teile.
Manchmal bröckelt es Stück für Stück aus der Fassade;
und lässt porös zurück, was nicht zu kleben ist.


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Traurige Gedichte und Kurztexte

28.02.2022 um 10:46
... ein sehr trauriges, wie ich finde.
Du hast das Recht, nicht mehr zu warten.

Wie lange hast du schon gewartet?
Und es hat sich nichts geändert, du bist vertröstet worden.
Du hast viel versucht, aber es ist nicht weitergegangen.
Man hat die Geduld als hohe Tugend angepriesen
und du hast dich in Geduld geübt und viel gelernt.
Du hast Entwicklungsschritte einkalkuliert,
aber die Entwicklung ist nicht erfolgt.
Jetzt fällt dir auf, dass dein Leben an dir vorbeizieht
und du darin kaum vorkommst.

Du hast ein Recht
auf deinen Wunsch nach Klarheit in deinem Leben,
weil du willst, dass es weitergeht.
Zu kostbar ist jeder Tag, jeder Monat.
Es gibt ein Verwarten und Vertagen des eigenen Lebens,
an dem du deine Energie verblutest
und deine Freude verlierst.

Du hast das Recht auf das Ende deiner Geduld.
Haben die anderen nicht deine Geduld ausgenutzt?
Haben sie nicht immer wieder kalkulierend gesagt:
Er wird es nicht tun! Sie wird nicht gehen!
So haben sie deine Unentschiedenheit ausgenutzt,
dich gefangen gesetzt in deiner Geduld
und dir dein Leben genommen.
Aber du hast dich ihnen mit deiner Geduld auch ausgeliefert,
du hast dich nach ihnen gerichtet
und bist dir untreu geworden.
Nimm dein Leben zurück, besitze es wieder.

Es gibt Momente, da ist es wichtig,
etwas zu beenden, einen Schlussstrich zu ziehen,
Brücken zu verbrennen, auf und davon zu gehen.

© Ulrich Schaffer (*1942), Fotograf und Schriftsteller


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Doors ehemaliges Mitglied

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Traurige Gedichte und Kurztexte

21.10.2023 um 23:27
Mal was von mir in Prosa. Gedichte sind nicht so sehr mein Fach:

Einmal zu oft in Hamburg

Editorische Notiz: Diese Geschichte schieb ich Anfang der 1990er, zufällig fand ich sie wieder, habe sie eingescannt und leicht überarbeitet.


London. Wieder mal Regen. Vier Grad. Vorweihnachtszeit. An diesem ekligen Dezembertag rettet in den Docklands kein Drei-Wetter-Taft mehr die Frisur. Eileen träumt von einer Karriere als Fotografin. Seit den Morgenstunden kurven und latschen wir durch die Baustellen des ehemaligen Hafengebietes, das jetzt in eine schicke neue City verwandelt wird. Madame erspäht die Motive, ich trotte als Packesel und Gerätewart hinterher. Stative, Objektive im Gesamtgewicht einer Lokomotive. Ein Rucksack, zwei schwere tropensichere Alukoffer. Zwischendurch Anweisungen der Künstlerin: "Kamera drei, Objektiv sechs!" "Bitteschön." "Das ist nicht die sechs, das ist die neun!" Weil ich weder von der Hardware noch von den erforderlichen Utensilien Ahnung habe, ich bin eben ein Mann des Wortes, nicht des Bildes, haben wir alle Teile sorgsam nummeriert. Eine Digitalkamera, zwei analoge, davon eine mit Farbfilm, die andere mit Schwarzweiss bestückt.

Warum haben Hafenstädte eigentlich immer so ein widerliches Wetter? Das zumindest haben London und Hamburg gemein. "Diese Stimmungen! Dieses Licht!" sagt die Künstlerin. Meine Stimmung ist unter null und ich bin bereit, jedem das Licht auszublasen. Unsere Parkas sind durchgeweicht, Eileen sieht aus, als hätte ihr jemand einen Topf Spaghetti über den Kopf geschüttet. Soviel zum Thema Frisur. Mir tropft das Wasser aus dem Bart. Baustellen-Absperrungen überwinden bzw. wegschieben, Sandberge rauf, Sandberge runter. Was fotografiert sie eigentlich? Baugerüste, Kräne, Bagger, Sand- und Steinhaufen und immer wieder die verrottenden Überreste der ehemaligen Docks. Ein überwuchertes Autowrack, eine tote Katze im Hafenbecken. Ich fühle mich wie diese: Nass, kalt und tot.

Erlösung naht. Der Künstlerin reicht das Licht nicht mehr aus. Wir schleppen uns und das Equipment zu unserem von einer Freundin geliehenen Ford Fiesta. Fiasko wäre hinsichtlich des Fahrzeugzustandes die angemessenere Bezeichnung. Aussen verbeult, innen vermüllt. Die Karre riecht nach alten Kippen und Katzenpisse. Aber darin ist es wenigstens trocken.

"Und nun?" "Suchen wir uns einen Pub und trinken was. Ich brauche dringend ein Bier. Komm, wir losen aus, wer von uns nachher fährt." Das ist so eine Art Proforma-Demokratie. Dabei ist klar: Wenn Eileen Bier will, und das heisst: Viel Bier, dann muss ich hinterher fahren. Ich habe allerdings keine Ahnung, wo wir hier sind und wo wir hin müssen. Navigationssysteme? Noch nicht erfunden. Mal sehen, ob uns der Stadtplan aus Queen Victorias Zeiten eine Hilfe sein kann. Zumindest finden wir am Rand der Grossbaustelle eine intakte Häuserzeile mit einem Pub. Das quietschende Schild neben der Tür, das in Regen und Wind schaukelt, erinnert mich an das Jamaica Inn von Daphne du Maurier. Aber der Laden heisst irgendwas mit Lion and Unicorn. Und er ist rappelvoll. Wo kommen die alle her? Was wollen die alle hier?

Alte englische Pubs zeichnen sich durch einen eklatanten Mangel an Sitzgelegenheiten aus. Man steht dicht gedrängt, auch wenn es hier nicht Sardinen in Öl, sondern Männer in Bier sind. Diese Methode hat den Vorteil, dass Besoffene nicht umfallen können. Ausserdem geht bei Auseinandersetzungen weniger Mobiliar kaputt. Wer hinten steht, brüllt seine Bestellung zum Tresen hinüber und bekommt dann sein Getränk durchgereicht. Mit Glück ist sogar noch etwas im Glas drin.

"Was möchtest Du trinken?" fragt mich meine Begleiterin. Normalerweise kann ich Kakao seit Kindertagen nicht ausstehen. Aber wenn ich hungrig und durchgefroren bin, kann ich schon mal eine Ausnahme machen. So wie vor ein paar Tagen, als wir schon einmal so eine Tour gemacht hatten. Als ich einen Kakao orderte, guckte mich die Fachkraft für Alkoholisierung am Zapfhahn an, als hätte ich angeboten, einen Körperteil von mir in eine seiner Körperöffnungen einzuführen. Als er mir den Kakao servierte, fragte er mich, ob ich ein Spielzeug dazu haben möchte. Der weltberühmte britische Sense of Humour eben.

"Ich nehme einen Tee", sage ich, um Komplikationen zu vermeiden.

"Sie fangen an!" ruft einer aus der Menge. Daraufhin strömt alles in einen Nebenraum, wo es offenbar einen Fernseher gibt, in dem irgendein Sportereignis übertragen wird. Urplötzlich ist der Schankraum fast leer. Bis auf ein paar offensichtlich unsportliche Frauen, deren Job vermutlich darin besteht, später ihre besoffenen Kerle heimwärts zu transportieren. An einem Ecktisch sitzt ein älterer, kleiner Mann. Vor sich auf dem Tisch seinen Hut und ein halbvolles Glas Bier. Er hat gerade die Brille abgenommen und putzt sie. Offenbar kann er die plötzliche Leere nicht so recht glauben.

Wir fragen, ob wir uns zu ihm setzen dürfen. Er bejaht. Wir hängen unsere tropfnassen Parkas weg und hocken uns hin. Üblicherweise unterhalten wir uns in der Landessprache, um nicht als Touristen aufzufallen. Ausserdem sind wir noch nicht so lange ein Paar, so dass sich Eileens Deutschkenntnisse noch auf einem mittleren Niveau bewegen. Ich breche die Regeln und fluche: "Nee, wat'n Schietwetter wedder, nee!" Das war der Standardausruf meiner Mutter, wenn sie morgens bei Schmuddelwetter aus dem Haus musste.

"Oh, Sie sind Deutsche? Aus Hamburg, vermute ich." Der alte Herr reagiert lebhaft, spricht Deutsch mit britischem Akzent. "I'm Irish! You... AU!" Eileens Nationalstolz kann, vor allem in England, schon mal zu höchst unangenehmen Situationen führen. Vor allem, wenn sich an die Aussage, Irin zu sein, noch allerlei Verbalinjurien gegen Engländer anschliessen. IRA auf Auslandsmission. Diplomat, der ich bin, berühre ich dann mit meiner Fussspitze sanft ihre Knöchel oder was sonst gerade in der Richtung eines heftigen Trittes liegt.

Dem kleinen alten Mann ist die Reaktion nicht verborgen geblieben. "Entschuldigen Sie bitte, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Greendale. David Greendale. Eigentlich David Grünenthal. Geboren 1922 in Hamburg-Barmbek. Aber mein Geburtsname war zu deutsch für England - und nicht deutsch genug für Deutschland."

Ich nenne unsere Namen und füge hinzu "Barmbek basch!", während Eileen verstohlen ihren Knöchel reibt. Mr. Greendale lächelt versonnen: "Den, wie sagt man, Schnack, habe ich nun schon ewig nicht mehr gehört."

"Haben Sie Verwandte in Deutschland?" frage ich. "Weniger in Deutschland. In Polen. Auschwitz-Birkenau, Majdanek. Ich denke, die Ortsnamen sagen Ihnen etwas. Dort sind sie alle geblieben." Er guckt mich genau an, beobachtet wohl meine Reaktion.

Ich kaue ein wenig an meinen Worten herum. "Wie ist es Ihnen gelungen, zu überleben?" frage ich schliesslich.

"Meine Eltern hatten ein Herrenausstatter-Geschäft. Als die Nazis an die Macht kamen, mussten mein Bruder Jakob und ich unsere Schulen verlassen. Vor dem Geschäft standen SA-Männer und liessen keine Kunden mehr rein. Meine Eltern ahnten, was kommen könnte. Sie hatten Verwandte in England. Einen Bruder meiner Mutter. Aber wir hatten kaum Geld. Nur einer von uns Kindern konnte ausser Landes gebracht werden. Also haben wir gelost. Ich habe das Leben gezogen. Mein kleiner Bruder den Tod. Es gab Leute, die im Untergrund gearbeitet haben. Sie brachten Menschen ausser Landes. Ich kam im Januar 34 auf einen kleinen englischen Frachter. Sie haben mich versteckt, bis wir die Hoheitsgewässer verlassen hatten. So kam ich nach England. Meine Eltern und mein Bruder, die ganze Familie musste bleiben. 1938 hörte ich zuletzt von ihnen. Meine Mutter schrieb mir, dass die Nazis am 9. November das Geschäft plünderten und zerstörten, meinen Vater zusammenschlugen. Danach hörte ich nichts mehr von meiner Familie."

"Was haben sie dann gemacht?" frage ich Herrn Grünenthal.

"Als ich 18 war, meldete ich mich freiwillig zur Royal Airforce. Sie nahmen mich an. 1940 brauchte England jeden, der bereit war, gegen die Nazis zu kämpfen. Und ich war bereit. Weiss Gott, mehr als bereit! Ich wurde Bombenschütze in einer Lancaster. Das wird Ihnen nichts sagen."

"Oh doch. Avro Lancaster. Schwerer britischer Bomber. Vier Rolls-Royce Merlin Motoren, rund sechs Tonnen Bombenlast, acht MG, ..."

"Sie kennen sich aus. Für jemanden, der den Krieg nicht mitgemacht hat, erstaunlich gut."

"Ich interessiere mich für Luftfahrtgeschichte, schreibe gelegentlich für britische und deutsche Zeitschriften darüber."

"Als wir im Juli 43 erfuhren, dass unser Angriffsziel Hamburg sein würde, war ich, ich schäme mich fast, es zu sagen, begeistert. Wissen Sie, es gab Gerüchte darüber, was mit den deutschen Juden geschehen war. Schlimme Gerüchte. Schlimmste. Ich war damals ein junger Mann. Jung und wütend. Sehr, sehr wütend. Ich hoffe, Sie können mich verstehen."

"Ja, das kann ich."

"Ich wollte diese Verbrecher brennen sehen. Und ich sah sie brennen. Zumindest die Stadt. Ich wollte Rache. Wir liessen Feuer regnen auf meine Heimatstadt, die nun nicht mehr meine Heimat war, sondern die von Mördern. Ich habe alle drei grossen Angriffe mitgeflogen. Ich hoffe, Sie haben keine Verwandten verloren, oder? Wenn doch, so tut es mir heute leid."

"Ich verlor einen Onkel, den ich daher nie kennen lernen konnte. Nur aus Erzählungen seiner Schwester, meiner Mutter. Er hat im Hafen gearbeitet, hiess Karl und war, wie seine Frau auch, Mitglied der KPD. Darum haben ihn die Nazis 1933 auch gleich abgeholt und in Fuhlsbüttel zum Krüppel geschlagen. Er konnte nur noch an Krücken gehen. Die Kniescheiben haben sie ihm zertrümmert. Arbeiten konnte er nicht mehr. Aber er hatte Kontakte. Illegale KPD-Zellen sorgten dafür, dass verfolgte Menschen auf ausländischen Schiffen den Hafen verlassen konnten. Das ging wohl noch bis Kriegsbeginn so. Er ist 1943 in Rothenburgsort verbrannt. Auch seine Frau und die beiden Töchter."

Unsere Blicke trafen sich. Wir schwiegen lange.

"Ich wohne in der Nähe von Hamburg. Wenn Sie vielleicht Ihre Geburtsstadt noch einmal besuchen wollen - ich lade Sie herzlich dazu ein." unterbrach ich das lastende Schweigen.

Herr Grünenthal/Mr. Greendale griff nach seinem Hut. "Ich glaube, ich muss Ihr Angebot leider ausschlagen. Ich habe grosse Angst, dass ich bereits einmal zu oft in Hamburg gewesen sein könnte."

Er nickte uns zu und ging hinaus in den Regen.

***

Mehr Texte in meinem Blog.


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Traurige Gedichte und Kurztexte

05.11.2023 um 06:56
Traurigkeit, die jeder kennt

Erich Kästner



Man weiß von vornherein, wie es verläuft.
Vor morgen früh wird man bestimmt nicht munter.
Und wenn man sich auch noch so sehr besäuft:
Die Bitterkeit, die spült man nicht hinunter.

Die Trauer kommt und geht ganz ohne Grund.
Und angefüllt ist man mit nichts als Leere.
Man ist nicht krank. Und ist auch nicht gesund.
Es ist, als ob die Seele unwohl wäre.

Man will allein sein. Und auch wieder nicht.
Man hebt die Hand und möchte sich verprügeln.
Vorm Spiegel denkt man: "Das ist dein Gesicht?"
Ach, solch Falten kann kein Schneider bügeln!

Vielleicht hat man sich das Gemüt verrenkt?
Die Sterne ähneln plötzlich Sommersprossen.
Man ist nicht krank. Man fühlt sich nur gekränkt.
Und hält, was es auch sei, für ausgeschlossen.

Man möchte fort und findet kein Versteck.
Es wäre denn, man ließe sich begraben.
Wohin man blickt, entsteht ein dunkler Fleck.
Man möchte tot sein. Oder Gründe haben.

Man weiß, die Trauer ist sehr bald behoben.
Sie schwand noch jedes Mal, so oft sie kam.
Mal ist man unten, und mal ist man oben.
Die Seelen werden immer wieder zahm.

Der eine nickt und sagt: "So ist das Leben."
Der andre schüttelt seinen Kopf und weint.
Wer traurig ist, sei's ohne Widerstreben!
Soll das ein Trost sein? So war's nicht gemeint.

https://www.deutschelyrik.de/traurigkeit-die-jeder-kennt.html


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Traurige Gedichte und Kurztexte

16.12.2023 um 10:01

O lieb', solang du lieben kannst!
O lieb', solang du lieben kannst!
O lieb', solang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
wo du an Gräbern stehst und klagst!

Und sorge, dass dein Herze glüht
und Liebe hegt und Liebe trägt,
solang ihm noch ein ander Herz
in Liebe warm entgegenschlägt!

Und wer dir seine Brust erschließt,
o tu ihm, was du kannst, zulieb!
Und mach ihm jede Stunde froh,
und mach ihm keine Stunde trüb!

Und hüte deine Zunge wohl,
bald ist ein böses Wort gesagt!
O Gott, es war nicht bös gemeint, –
der andre aber geht und klagt.

O lieb', solang du lieben kannst!
O lieb', solang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
wo du an Gräbern stehst und klagst!

Dann kniest du nieder an der Gruft
und birgst die Augen, trüb und nass,
– sie sehn den andern nimmermehr –
ins lange, feuchte Kirchhofsgras.

Und sprichst: O schau auf mich herab,
der hier an deinem Grabe weint!
Vergib, dass ich gekränkt dich hab!
O Gott, es war nicht bös gemeint!

Er aber sieht und hört dich nicht,
kommt nicht, daß du ihn froh umfängst;
der Mund, der oft dich küsste, spricht
nie wieder: Ich vergab dir längst!

Er tat’s, vergab dir lange schon,
doch manche heiße Träne fiel
um dich und um dein herbes Wort –
Doch still – er ruht, er ist am Ziel!

O lieb', solang du lieben kannst!
O lieb', solang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
wo du an Gräbern stehst und klagst!


Ferdinand Freiligrath (1810 –1876)




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Traurige Gedichte und Kurztexte

31.12.2023 um 08:19

Das Auge voll Thränen.


Das Auge voll Tränen, das Herz voller Weh,
Nur Schmerz, keine Freude, wohin ich auch seh’;
Verlassen und einsam – den Freund ich verlor
Und die Stimme des Trostes klingt nie in mein Ohr.


O Lieb’, Du hast Wonnen – tief hab’ ich geliebt!

O Lieb’, Du hast Schmerzen, die tief mich betrübt,
Nun will mir verbluten das Herz in der Brust,
Es ist sich des baldigen Endes bewußt.

O, wär’ ich doch dort, wo die Blumen mir blüh’n,

Am murmelnden Bach mit den Ufern so grün;

Dort ist ja mein Schatz und dort seh’ ich ihn geh’n –
Würd’ bald mir vom Auge wegküssen die Trän’.



Robert Burns (1759 - 1796), schottischer Dichter

burns




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