Interpretation bis zum Tod

Kennt ihr das nicht auch, leute die zwanghaft in jeden text eine oder mehrere botschaften reininterpretieren und damit den text kaputt machen
sie analysieren und interpretieren bis der text sein leben aushaucht und er seinem zweck, zu unterhalten, nichtmehr nachkommen kann.
Meist wird es bei klassischen texten durchexerziert bis der text krepiert. Was wollen die damit erreichen. Selbst bei texten, zu denen der autor gesagt hat, das es da nix zu interpretieren und zu analysieren gibt, wie bei herr der ringe, wurde das abgewandt
Wenn man der einen interpretation glaubt, ist es eine versinnbildlichung der weltkriege, andererseits soll es nationalsozialistische propaganda sein, von wegen numenorer

Naja, erstmal genug aufgeregt
was meint ihr dazu

Texte sind nicht immer nur zur Unterhaltung da.
Naja, klingt wie jeder Deutschunterricht. Geht vorbei.

Nicht nur stimmt aber aus prosatexten kann man, wenn man gewillt oder bekifft genug ist mehr rauslesen als aus nem sachtext

Also praktisch zuviel interpretieren? ;)

Dann sollte man es lassen, Rezensionen zu lesen oder auch Buchbesprechungen. Hier wird ja auch allerhand über einige Bücher diskutiert..bis zum totalen Zerfleddern aller hübschen Illusion, die man sich ja beim Lesen hart erarbeitet hat. :D

Ich glaube der TE meint so Dinge wie als mein Deutschlehrer (back 2 school zum Abi nachholen, yay) mir neulich groß und breit erklärte, dass die Sonne untergeht in dem Text, nicht weil es Abend ist, sondern weil "bedrohliche Stimmung aufzieht". De facto bleibt es jedoch dabei, dass der Autor nicht deswegen die Sonne untergehen lässt, damit der Leser denkt "Uiuiui, Stimmung" sondern weil es wirklich verschissen noch mal Abend wird und genau das auch die Stimmung des Textes und den inhaltlichen Schwerpunkt ausmacht.

Ich führe ein kleines Kulturmagazin und bin seit Jahren als Texter und Autor hauptberuflich tätig und ich kann dem geneigten Leser versichern - ich denke mir selten so viel bei meinen Formulierungen, wie die Leser es mir später auf Lesungen erzählen. Ich saß mal mit zwei Kollegen und drei Lesern zusammen und die Leser erzählten uns so vor sich hin, wie welcher Handlungsstrang gemeint war und bei dem einen Kollegen klärten sie einen Mordfall auf, bei dem er sich innerhalb der Geschichte gar nix gedacht hatte. Das ist auch wirklich schön, wenn der Leser eine eigene kleine Fantasiewelt um den Roman herum erschafft - aber mit der Intention des Autors hat das in den seltensten Fällen etwas gemein.

Pantheratigris schrieb:Das ist auch wirklich schön, wenn der Leser eine eigene kleine Fantasiewelt um den Roman herum erschafft - aber mit der Intention des Autors hat das in den seltensten Fällen etwas gemein.

Und?
Anscheindend ist es aber genau die Intention des Lesers, sich für das Buch zu begeistern.
Information ist immer auch fehlerhaft in Bezug auf die Interpretation und unvermeidbar.
Ist doch gut zu wissen, dass es eben so viele unterschiedliche Perspektiven gibt.

blutfeder schrieb am 02.10.2013:Kennt ihr das nicht auch, leute die zwanghaft in jeden text eine oder mehrere botschaften reininterpretieren und damit den text kaputt machen
sie analysieren und interpretieren bis der text sein leben aushaucht und er seinem zweck, zu unterhalten, nichtmehr nachkommen kann.
Meist wird es bei klassischen texten durchexerziert bis der text krepiert. Was wollen die damit erreichen. Selbst bei texten, zu denen der autor gesagt hat, das es da nix zu interpretieren und zu analysieren gibt, wie bei herr der ringe, wurde das abgewandt
Wenn man der einen interpretation glaubt, ist es eine versinnbildlichung der weltkriege, andererseits soll es nationalsozialistische propaganda sein, von wegen numenorer

Naja, erstmal genug aufgeregt
was meint ihr dazu

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Diese Diskussion musste ja zwangsläufig irgendwann kommen. :D

Wie du weißt, bin ich einer jener Gesellen, weswegen ich mich nur allzu gern äußern möchte. Wenigstens ist es mir - im Gegensatz zu oben Besungenen - noch möglich, zwischen einem Text zu unterscheiden, der eine Deutung wert ist & einem, bei dem sie keinen Sinn macht.

Wer bei Iny Lorentz nach der versteckten Moral sucht, wird zwangsläufig enttäuscht werden. ...

Ist es nicht einfach ein wesentlicher Bestandteil des Lesens, zu interpretieren ? Geht es ja nicht nur darum, verborgene Parallelen zu bspw historischen Figuren, Monarchien oder Diktaturen zu ziehen, sondern auch darum Situationen zu deuten, die ansonsten einfach an einem vorbeiziehen, als wären sie nicht geschehen ...

Da das sehr pathetisch klang, hier ein Beispiel. Ich versuche es kurz zu halten:

In einer American Dad - Folge befinden sich Stan & Francine in einem Fahrgeschäft eines Vergnügungsparks: Sie sitzen in einer Art phallischem Boot & fahren einen scheinbar dem Valentinstag huldigenden Fluss, der aus Schokolade zu bestehen scheint & in einen Tunnel der Liebe mündet, hinab.

In der Situation sagt F. sinngemäß Folgendes: Erst hatte ich Angst vor der Fahrt, aber als ich mich dann entspannt habe, hat es Spaß gemacht.

Uninterpretiert geschieht die Situation einfach & der Beobachter versteht den - mehr oder weniger - subtilen Witz nicht.

@kbvor4

In einer American Dad - Folge befinden sich Stan & Francine in einem Fahrgeschäft eines Vergnügungsparks: Sie sitzen in einer Art phallischem Boot & fahren einen scheinbar dem Valentinstag huldigenden Fluss, der aus Schokolade zu bestehen scheint & in einen Tunnel der Liebe mündet, hinab.

In der Situation sagt F. sinngemäß Folgendes: Erst hatte ich Angst vor der Fahrt, aber als ich mich dann entspannt habe, hat es Spaß gemacht.

Uninterpretiert geschieht die Situation einfach & der Beobachter versteht den - mehr oder weniger -subtilen Witz nicht.

Sowas läuft automatisch ab, oder sollte es
Aber es gibt leute, die durchforsten n buch nach jeder möglichen oder unmöglichen metapher
Da kann dann was rauskommen wie bei den simpsons:

Lisa ist auf ner buchmesse und lobt ne autorin für irgendeinen überragenden subtext, wird aber daraufhin von der autorin zusammengestaucht, da lisa da was reininterpretiert hat, was garnicht drin steht

@blutfeder

blutfeder schrieb:Sowas läuft automatisch ab, oder sollte es

Sollte es.
Für alle anderen bleibt ja noch Lorentz.

Ja, dieses zwanghafte Sinnverleihen ist mir auch zuwider ... Ich schrieb einst wortwörtlich in einem Essay (oder habe ich es gesagt ? Keine Ahnung) "Das ist die Metapher für Nichts", um ausdrücklich davon abzuraten, mir irgendwelche Gedankengänge zu unterstellen & krude Botschaften zu deuteln.

Die Weisheit des Zeichentrick ... :D

Hanif Kureishi schreibt am Anfang von In fremder Haut auch darüber, aber ich hab das grad nicht parat ...

Jetzt, da ich das erneut lese, habe ich den perfekten Impuls, mich daran zu erinnern.

Jedoch weiß ich jetzt nicht mehr, welche fantastische Textstelle ich meinte.