Quelle: www.wikipedia.de

Als Boy in the Box (Junge im Karton) oder auch America’s unknown child (Amerikas unbekanntes Kind) wird das etwa 4 bis 6 Jahre alte Mordopfer bezeichnet, das am 25. Februar 1957 neben der Susquehanna Road in der Fox-Chase-Gegend in Nordost-Philadelphia (Pennsylvania) gefunden wurde und nie identifiziert werden konnte. Der Fall schockierte Philadelphia im Jahre 1957 und um die Identität des Jungen zu ermitteln, waren Flugblätter mit seinem Gesicht überall in der Gegend ausgehängt. Die Ermittlungen sind nach rund 50 Jahren noch immer nicht abgeschlossen.

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Das Opfer war ein bis heute nicht identifizierter weißer Junge im Alter zwischen vier und sechs Jahren, dessen nackter Körper in einem Feld neben einer Landstraße gefunden wurde. Der Körper war in eine billige Decke eingewickelt und lag mit dem Gesicht nach oben in einem großen Karton. Die Arme des Jungen waren sorgfältig über seinen Bauch verschränkt und der Körper war trocken und sauber. Die Finger- und Zehennägel waren vor kurzem geschnitten worden und machten einen sauberen Eindruck. Sein Haar wurde vor kurzem, sehr nahe beim Kopf und in einer groben und eiligen Art und Weise, geschnitten (möglicherweise um die Identität des Jungen zu verschleiern). Kleine Klumpen seines eigenen Haares wurden überall auf dem Körper des Jungen gefunden. Dies wird als möglicher Hinweis gewertet, dass jemand kurz vor oder gleich nach dem Tod des Jungen seine Haare abgeschnitten hat.
Überall auf dem Körper des Jungen waren blaue Flecken, die alle zur selben Zeit zugefügt worden sein dürften. Der Junge hatte sieben Narben auf seinem Körper, drei davon möglicherweise als Folge eines operativen Eingriffs. Die Fläche seiner rechten Hand und die Sohlen beider Füße waren grobhäutig und schrumpelig durch einen, wie die Polizei es nannte, „Waschfrauen-Effekt“. Dies deutet darauf hin, dass die rechte Hand und beide Füße kurz vor oder nach dem Tod des Jungen für eine längere Zeit im Wasser gelegen haben. Als ultraviolettes Licht auf das linke Auge des Jungen geleuchtet wurde, fluoreszierte es in blauer Farbe, was darauf hinweisen könnte, dass ein diagnostischer Spezialfarbstoff angewandt wurde, um möglicherweise ein chronisches Augenleiden zu behandeln. Die Obduktion ergab, dass der Junge in den letzten zwei oder drei Stunden vor seinem Tod nichts gegessen hatte. Röntgenaufnahmen zeigten keine aktuellen oder vergangenen Knochenbrüche. Das kühle Wetter machte es schwierig zu ermitteln, wie lange das Kind schon dort lag. Es könnten zwei bis drei Tage gewesen sein, aber auch zwei oder drei Wochen. Ein mysteriöser brauner Rückstand wurde im Magen des Jungen gefunden. Er konnte nicht identifiziert werden, aber es könnte darauf hindeuten, dass der Junge kurz vor seinem Tod erbrochen hatte. Fingerabdrücke und Fußabdrücke wurden gemacht und mit Krankenhaus-Akten aus der Umgebung verglichen, ohne Ergebnis.
Alle Kinder aus Pflegefamilien und Institutionen in der näheren Umgebung wurden gefunden und es wurde damit ausgeschlossen, dass der Junge aus einer dieser Pflegefamilien oder Institutionen gekommen sein könnte.
1998 wurde der Körper des Jungen exhumiert und trotz des fortgeschrittenen Stadiums der Verwesung konnte noch Mitochondrien-DNA aus den Zähnen des Jungen gewonnen werden. Diese kann benutzt werden, um eine mögliche Verwandtschaft festzustellen.

Die Kartonkiste, in der man den Jungen fand, wurde ursprünglich genutzt, um eine Baby-Wiege zu transportieren. Die Wiege, die in genau jenem Karton transportiert wurde, in welchem man auch den Jungen gefunden hatte, stammte aus einem Dutzend, welches am 27. November 1956 an eine J. C. Penney-Filiale geliefert und zwischen dem 3. Dezember 1956 und dem 16. Februar 1957 verkauft wurde. Es gab keine Geschäftsakten, aus denen die Identitäten der Käufer hervorgingen. Dennoch gelang es den Ermittlern, alle bis auf eine der Wiegen und ihre zugehörigen Kartons zu ermitteln. Der Karton, in dem der Junge gefunden wurde, war in relativ gutem Zustand und die Innenseite hatte weiße Farbstriche, was darauf hinwies, dass die Wiege, die damit transportiert wurde, auch weiß war. Es wurden keinerlei Fingerabdrücke auf dem Karton gefunden.

Eine blaue Männerkappe wurde in der Nähe des Tatorts gefunden. Ein Trampelpfad führte direkt vom Tatort zu der Kappe. Es stellte sich heraus, dass die Kappe eine von 12 war, die hergestellt wurden, und die Verkäuferin konnte sich aufgrund eines Sonderwunsches des Käufers noch an ihn erinnern. Ihrer Meinung nach sah er dem Kind ähnlich. Der Mann war alleine, trug Arbeiterkleidung, sprach keinen ausländischen Akzent, hatte blondes Haar und war möglicherweise Ende 20.

Zeugen:
Frederick J. Benonis: Ein 26 Jahre alter Student. Er rief am 26. Februar 1957 kurz nach 10 Uhr vormittags die Polizei und meldete, dass er am Vortag den Körper eines kleinen Jungen gefunden hatte. Er gab an, am Montagnachmittag gegen 15:15 Uhr entlang der Susquehanna Road gefahren zu sein. Er sah einen Hasen in das Unterholz springen, stoppte das Auto und folgte dem Tier. Er sah einige Bisamratten-Fallen und kam dann zu einer großen Kartonbox. Er sah hinein und fand etwas, das möglicherweise eine Puppe oder ein kleiner Junge sein könnte. Er entschied sich, den Vorfall nicht zu melden, revidierte seine Entscheidung aber am nächsten Tag. Die Polizei erfuhr später, dass Benonis die Angewohnheit hatte, junge Frauen in einer nahe gelegenen Schule auszuspionieren. Dies könnte eine Erklärung sein, warum Benonis nicht gleich die Polizei anrief. Benonis machte freiwillig einen Lügendetektor-Test und bestand ihn.
Im März 1957 meldete sich eine Amateurkünstlerin, die den Jungen als denselben identifizierte, den sie in einem Bus von Philadelphia ins südliche New Jersey gesehen hatte. Der Junge habe in den Armen eines Mannes geschlafen, mit dem er in Camden in den Bus eingestiegen sei. Die Frau übermittelte den Ermittlern eine Zeichnung vom Gesicht des Mannes, aber die Ermittler waren nicht in der Lage, ihre Geschichte zu verifizieren oder den Bus-Passagier zu identifizieren.
Im März 1957 meldete sich eine Kellnerin in Wilmington, Delaware, und identifizierte den Jungen als das Kind, das sie vor einigen Monaten mit einem Mann Hand in Hand an ihrem Arbeitsplatz vorbeigehen sah. Der Mann habe dabei darüber gesprochen, einen Zug nach Philadelphia erwischen zu müssen. Die Zeugenaussage der Frau konnte nicht erhärtet werden.
Kurz nachdem die Leiche des Jungen gefunden wurde, erzählte ein Mann der Polizei von einem seltsamen Vorfall am Sonntag, 24. Februar 1957, etwa 60 Meter von dem Platz entfernt, wo das Opfer gefunden wurde. Der Zeuge erklärte, er sei entlang der Verree Road gefahren, als er ein Auto sah, das entlang der Susquehanna Road geparkt hatte. Eine Frau und ein Junge standen beim Kofferraum des Autos. Die Frau schien nach irgendetwas im Kofferraum zu greifen. Jene Frau war zwischen 40 und 50 Jahren alt, von mittlerer Statur und Größe und trug einen karierten Wintermantel. Der Junge war etwa zwischen 12 und 14 Jahren alt und etwa genauso groß wie die Frau. Der Zeuge erklärte, er habe gedacht, die beiden hätten eine Reifenpanne. Deshalb sei er in die Susquehanna Road gefahren, habe sein Auto verlangsamt und gefragt, ob die beiden Hilfe bräuchten. Laut seiner Aussage drehten ihm beide den Rücken zu und verharrten still. Sie schienen dabei zu versuchen, das Autokennzeichen vor ihm zu verstecken. Der Mann fand dies seltsam, entschied aber, dass die beiden nicht von ihm gestört werden wollten, und fuhr wieder weiter.
Max Schellinger, ein Friseur aus Philadelphia, erzählte der Polizei, er sei sich „fast sicher“, dass er dem Jungen nur eine Woche vor dessen Auffindung die Haare geschnitten habe. Der Junge habe ihm erzählt, fünf Brüder und eine Schwester zu haben und in der Strawberry-Mansion-Gegend der Stadt nahe dem Schuylkill River zu leben. Zwei Ermittler begleiteten Schellinger in einer Haus-zu-Haus-Tour in der Gegend, um mögliche Zeugen zu ermitteln, die weitere Informationen über den Jungen und seine Familie geben könnten. Die Suche war ergebnislos.
John Powroznik war ein 18-jähriger Junge, welcher der Polizei erzählte, er habe die Leiche des ermordeten Jungen bereits am Wochenende des 22. bis 23. Februar 1957 gefunden, sei aber zu verängstigt gewesen, irgendjemandem davon zu erzählen. Sein Zuhause war in der Nähe des Tatortes und Powroznik war der Besitzer mehrerer Bisamratten-Fallen in der Nähe. Powroznik war über den exakten Tag des Auffindens der Box nicht sicher, sagte den Ermittlern aber, es habe zu dieser Zeit genieselt. Laut Wetterauskunft gab es am Samstag, dem 23. Februar um etwa 13 Uhr leichten Regen.

Die Pflegefamilie:
Eine damals in der Nähe wohnende Pflegefamilie wurde von dem privat ermittelnden Leichenbeschauer Remington Bristow verdächtigt, etwas mit dem Tod des Jungen zu tun zu haben. Bristow vermutete den Jungen als ein leibliches Kind der Pflegefamilie. Beim Verkauf des Hauses im Jahre 1961 sah Bristow sich darin um und fand sowohl einen Ententeich vor, von dem er vermutete, die Hand und die Füße des Jungen könnten darin gelegen haben, sowie eine Wiege der Bauart, wie sie in dem Karton transportiert worden war. 1988 fand Bristow in den Unterlagen den Namen eines Arztes, der die Kinder der Pflegefamilie betreut hatte und nie befragt worden war. Bristow vermutete die medizinischen Unterlagen des unbekannten Jungen im Besitz des Arztes. Er fand die Frau des Arztes, die ihm aber erzählte, alle Unterlagen ihres Mannes bei dessen Tod vor fünf Jahren vernichtet zu haben. Bristow hörte bis zu seinem Tod 1993 nie auf, die Pflegefamilie zu verdächtigen.
Die polizeilichen Ermittler aber verdächtigten die Pflegefamilie niemals, etwas mit dem Mord zu tun zu haben. Alle Pflegekinder, die unter der Obhut der Pflegefamilie standen, wurden aufgefunden und trotz mehrerer Verhöre der Pflegefamilie, darunter auch eines im Jahre 1984 und eines im Jahre 1998, wurde nie eine Spur gefunden, die die Pflegefamilie belasten könnte.

M's Geschichte:
Im Februar 2002 erklärte eine Frau, die nur durch den Buchstaben „M“ oder dem Namen „Martha“ bezeichnet wird, ihre Mutter habe den unbekannten Jungen im Jahre 1954 von seinen leiblichen Eltern adoptiert und anschließend im Keller gehalten. In der Folge sei der Junge, dessen Name „Jonathan“ gewesen sein soll, immer wieder Misshandlungen durch ihre Mutter ausgesetzt gewesen. Nach 2 1/2 Jahren habe sie ihn schließlich getötet, indem sie ihn zu Boden warf, nachdem er in die Badewanne erbrochen hätte (dazu passt der braune Rückstand im Magen). Daraufhin habe die Mutter ihm die langen Haare geschnitten, um die Identifikation zu erschweren, und sie und ihre Mutter hätten ihn dann in der Fox-Chase-Gegend in einer Kartonbox, die sie dort gefunden hatten, abgelegt. M erzählte auch, dass, gerade als sie und ihre Mutter den Körper des Jungen aus dem Kofferraum holen wollten, ein männlicher Autofahrer gestoppt habe und sie gefragt habe, ob sie Hilfe brauchen. Die beiden hätten dann ihre Rücken zu dem Mann gedreht und versucht, das Nummernschild zu verdecken. Nach ein paar Momenten fuhr der Mann wieder davon. Diese Aussage passt fast haargenau zu der 1989 noch geheim gehaltenen Aussage eines Mannes aus dem Jahre 1957. Diese Geschichte erzählte M, laut Aussage ihrer Psychiaterin, bereits 1989, verweigerte aber 13 Jahre lang, sie auch der Polizei zu erzählen.
Die Ermittler waren anfangs von der passenden Aussage Ms begeistert, wenn auch skeptisch. Zu ihrer Enttäuschung brachte eine Nachforschung keine Beweise für Ms Geschichte zu Tage. Die Nachbarn von Ms Mutter, die damals auch einen Schlüssel und damit Zugang zum Haus hatten, erklärten die Geschichte Ms als „lächerlich“ und wussten von keinem Jungen, der in dem Haus gewohnt hätte. Auch bei einer Suche im Keller des Hauses wurden keine Hinweise gefunden. Aufgrund fehlender Aufzeichnungen des Gespräches der Psychiaterin mit M aus dem Jahre 1989 kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass die Zeugenaussage im Laufe der Zeit verändert wurde oder überhaupt erst später erfunden wurde. Auch die jahrelangen psychischen Probleme von M untergraben die Glaubhaftigkeit der Geschichte. Festzuhalten ist, dass die Ermittler weder einen Beweis noch einen Gegenbeweis für die Geschichte Ms fanden.

Der Fall wurde 1998 wieder eröffnet. Immer noch gehen in unregelmäßigen Abständen Hinweise ein, auch wenn kaum einer davon viel Wert zu haben scheint. Zuletzt haben die Ermittler aber mit einer neuen Initiative begonnen. Sie versuchen das DNA-Profil des Jungen mit den DNA-Profilen in der nationalen Mitochondrien-DNA-Datenbank abzugleichen.

Fotos (mit englischem Begleittext) zum Mordfall: http://americasunknownchild.net/Pictures.htm

http://americasunknownchild.net/

http://www.vidocq.org/northeast/boybox.html