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Bible John, ungeklärter Serienmord Glasgow 1968/69

28 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Serienmord Glasgow ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Bible John, ungeklärter Serienmord Glasgow 1968/69

21.02.2022 um 15:09
Noch ergänzend zum Beitrag darüber eine weitere Gemeinsamkeit von " Bible John/ Tobin":

8.) Peter Tobin hat seine erste Ehefrau im "Barrowland Ballroom" kennengelernt.

Habe mir auch noch mal den Wiki - Beitrag im Schnelldurchgang zu Gemüte geführt: dort wird erwähnt, daß " John" zwar fleissig aus der Bibel zitierte, aber seine Konfession nicht genannt haben soll. Ich finde die Quelle ad hoc nicht, wo der Katholizismus als weiteres Bindeglied zu Tobin genannt wird. Wie dem auch sei.


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Bible John, ungeklärter Serienmord Glasgow 1968/69

21.02.2022 um 19:07
Hier noch ein paar persönliche Gedanken zu diesem Fall.

In diesen beiden Links aus den frühen 70ern...

https://news.google.com/newspapers?id=yQUrAAAAIBAJ&sjid=EJgFAAAAIBAJ&pg=3386,3743142&dq

....und späten 80er Jahren....

https://news.google.com/newspapers?id=v-NAAAAAIBAJ&sjid=3KYMAAAAIBAJ&pg=1709,2603592&dq

wird der Fall "Bible John" m.E. schön zusammengefasst.

Was bei mir direkt hängen geblieben ist: der Typ passte gar nicht ins "Barrowland" im rauhen Glasgower East-End.

Er trug einen teuren Anzug, sprach Glasgower Dialekt (kam also aus der Gegend), konnte sich aber gewählt ausdrücken , von mehreren Zeugen wurden seine "gepflegten Hände und Nägel" beschrieben, total auffällig in einem Bezirk, wo man üblicherweise "mit den Händen arbeitet".

Ich glaube, dass der Täter aus einem der besseren Viertel der Stadt kam und sich bewusst "nicht Standesgemäss" einen Ort auswählte, um Frauen "abzuschleppen", weil er sich hier wegen Auftreten/Aussehen bessere Chancen dazu ausrechnete.
Vielleicht galt er unter Seinesgleichen ein wenig als "Sonderling", dieser Bibel-Tick sagt ja einiges über ihn aus.

Eventuell war er in den immerhin zwischen den drei Morden liegenden 20 Monaten mehrfach erfolgreich und bekam von diesen Frauen, was er wollte.

Er fragte natürlich nicht, wie von einem anderen User angenommen, bereits im Vorfeld nach "der roten Woche".
Alle drei Opfer wurden in unmittelbarer Nähe ihrer Wohnung tot aufgefunden. Es ist naheliegend, daß er sie in der Absicht auf einen ONS nach Hause begleitet hat. Die Polizei nimmt an, daß ihn genau diese drei Frauen abgewiesen haben, weil ihnen Verkehr mit einem Fremden während der Menstruation unangenehm war. Zurückweisungen, hier noch in Kombination mit einem alttestamentarischen Frauenbild, sind seit Menschengedenken ein Grund für Femizide gewesen.

Zwei Fragen bleiben offen:

warum haben sich trotz der bis dahin " größten Fahndung der schottischen Kriminalgeschichte" mit Phantombildern in den Medien und an Verkehrsknotenpunkten so wenig Zeugen gemeldet?

Meine Vermutungen: im East-End , wo man den Mann eh nicht kannte, war die Kooperationsbereitschaft gegenüber der Polizei generell nicht so hoch und in den besseren Vierteln der Stadt konnte man sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass der kultivierte, rothaarige Nachbar sich nachts in den Arbeitervierteln herumtreibt und zur Bestie wird. Die Puttock/Langford-Schwestern haben den Mordabend übrigens zur Viert verbracht. Auch Jean Langford hatte beim Tanzen einen Mann namens John kennengelernt. Vor dem Ausgang trennte sich die Truppe : während Helen und Jean mit " Bible John" in das Taxi stiegen, verabschiedete sich der andere John und nahm den Bus. Die Polizei hat ihn händeringend als Zeugen gesucht, selbst er hat sich nie gemeldet! Ein weiterer, wichtiger Punkt: es könnte sein, daß sich zu einer Zeit, in der Frauen deutlich abhängiger von Männern waren als heute , einige der überlebenden Opfer des Killers aus Scham nicht aus der Deckung kamen, weil sie in einer Partnerschaft lebten. Opfer "Eins" und "Drei", Patricia Docker und Helen Puttock, waren jedenfalls verheiratet! Beide Ehemänner waren Soldaten und befanden sich in ihrer Kaserne. Ob die beiden in den jeweiligen Mordnächten John rein gebeten hätten, wenn sie keine Regelblutung gehabt hätten? Wären beide deswegen noch am Leben?

Warum ist die Serie nach drei Opfern geendet?

Zunächst das Übliche: Täter verzogen, gestorben, wegen anderer Delikte eingelocht...
Aber noch wahrscheinlicher erscheint mir, daß er, offenbar gebildet und vermeintlich "kultiviert", schlau genug war, die Kiste im East-End zu beenden, weil es ihm wegen des Fahndungsdrucks ganz einfach zu heiß wurde. Wenn weiterhin der Drang bestand, Frauen mit dem Tod zu bestrafen, von denen er nicht bekam, was er wollte, wird er seinen MO so verändert haben, daß weitere Taten nicht mehr mit " Bible John" in Verbindung gebracht wurden.
Aber auch eine letzte Möglichkeit würde ich nicht ausschliessen wollen: wenn der Kerl wirklich so zwanghaft in Bezug auf seine Religion war, wird ihm irgendwann gedämmert haben, daß die Morde vielleicht doch nicht so im Sinne seines Gottes waren. Eventuell hat er sich in dieser inneren Zerissenheit mit dem Drang zu töten einerseits und dem Wunsch nach einem gottgefälligen Leben andererseits sogar suizidiert.


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Bible John, ungeklärter Serienmord Glasgow 1968/69

21.02.2022 um 20:14
Zu den "persönlichen Gedanken" abschließend noch zwei Dinge:

ich bin geflasht, wie aufmerksam die Polizei Glasgows reagiert hat.

Aus dem Artikel von 1972, zu einer Zeit, als es das Wort "Serienmörder" noch gar nicht gab, man geschweige denn wußte, wie solche Spezies ticken, geht schon hervor , daß die Polizei die beiden ersten immerhin anderthalb Jahre auseinanderliegenden Taten bereits in einen Zusammenhang brachte und davon ausging, es mit einem " Wiederholungstäter" zu tun zu haben, der "wieder zuschlagen könnte".

Man ging mehrfach gezielt in den "Barrowland Ballroom", ließ die Musik unterbrechen und warnte die anwesenden Frauen vor dem Täter.
Jean Langford, die Schwester des Mordopfers Helen Puttock, sagt, daß beide Frauen sich der Gefahr bewusst waren , als sie an betreffendem Abend losgezogen sind, aber dachte, zu zweit unverwundbar zu sein.

Der hohe Fahndungsdruck wird die Serie letztlich beendet haben, auch wenn der Killer nie gefasst wurde. Da war offenbar die "lokale Erfahrung" der Polizei in der zweitgrößten Stadt des U.K. hilfreich. In der Provinz hätte der Mann möglicherweise zunächst mal ungestört weiter machen können.

und zweitens:

der Umstand, daß sich " Bible John" an diesem Abend ungezwungen in einer Vierer-Gruppe bewegte, sich der Schwester des späteren Opfers und "dem anderen John" präsentierte, dazu im Taxi ziemlich viel von sich preisgab ( die Polizei checkte letztlich umsonst alle Golf-Clubs in Glasgow und Umgebung wegen des "angeblichen Freundes", btw.: wer im East-End soll damals Golf gespielt haben?) , deutet m.E. darauf hin, daß der Kerl an diesem Abend nicht mit Vorsatz zu töten losgezogen ist.
Der dachte, er kommt auf regulärem Wege zum Schuß. Die "rote Woche" hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht und Mrs. Puttock wohl das Leben gekostet.


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Bible John, ungeklärter Serienmord Glasgow 1968/69

23.02.2022 um 12:41
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:1.) Tobin hatte in den 1960ern eine gewisse Ähnlichkeit zu den Phantombildern
Wobei gewisse Ähnlichkeit meines Erachtens wohl noch untertrieben ist: links der junge Tobin, rechts das in "old school"-Manier "zusammengesteckte", nicht ganz so bekannte Phantombild des "Bible John"

bible-john

Und dann gibt´s noch das deutlich bekanntere, in Farbe gezeichnete zweite Phantombild, zu dem es eine fast schon komische Anekdote gibt: auf die Haarfarbe des Täters angesprochen sagte ein Zeuge, daß diese dem Fell eines Hundes ähneln würde, der "manchmal durch eine bestimmte Straße Glasgows streunt".Die Polizei hat sich auf die Lauer gelegt, den Hund gekascht und dem Zeichner präsentiert, damit der Farbton besser einfangen konnte!

Man hat sich schon Mühe gegeben damals...

1 GP19140706


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Bible John, ungeklärter Serienmord Glasgow 1968/69

23.02.2022 um 15:05
Gerade erst in diesem Januar erschien in der BBC eine fast zweistündige, neue Doku zu diesem Fall....

https://www.bbc.co.uk/iplayer/episode/m0011xrm/the-hunt-for-bible-john-series-1-episode-1

...die derzeit leider nur im UK angeschaut werden kann. Einige Zeitungen aus dem U.K. rezensierten die Dokumentation als "die beste True Crime-Doku seit Langem". (btw: wenn einer einen Tipp hat, wo oder wie man sie vielleicht trotzdem gucken kann, bin ich natürlich über eine PM sehr dankbar ;-)

Auf Youtube gibt über den Kanal "BBC Scotland" zumindest die ersten vier Minuten. Dort wird direkt eingangs erwähnt, wie zudem unschwer auf "Google Maps" und "Street-view" zu erkennen, daß Milieu und Opfer "Working Class" waren.

----In jedem Artikel oder Filmbeitrag entdecke ich irgendwas, daß mir noch unbekannt war. Die Frage, die ich allerdings in der Regel überall vermisse , ist folgende:

Warum hat der Killer, der durch seine Kleidung, Sprachschatz, kultiviertem Auftreten und mit seinen gepflegte Händen/Nägeln dort sofort auffiel, ausgerechnet das East-End und den " Barrowland Ballroom" gewählt ?

Sicher, heute ist der Schuppen eine Legende, z.B. von Amy MacDonald besungen. Damals, zu Zeiten der "Dance Hall Days" dürfte es viele dieser Lokalitäten in der zweitgrößten Stadt des U.K. gegeben haben. Das erste Opfer ,Patricia Docker, startete ihren Tanzabend z.B. zunächst im " Majestic Ballroom", bevor sie ins " Barrowland" weiterzog.

Warum hat der Killer, offenbar nicht aus dem beschriebenen Milieu kommend, extra diesen Weg auf sich genommen, obwohl er sich wahrscheinlich auch in einer näher gelegenen Lokalität und bekannteren Umgebung hätte austoben können?

Dafür gibt es imo zwei Erklärungen: wenn der Täter sich in den Mordnächten bereits mit dem "Vorsatz zu Töten" auf den Weg machte, könnte er spekuliert haben, daß eine Mordserie begangen an "East End Girls" weniger Wellen in einer Stadt verursacht, die seit je her für hohe Kriminaltäts-und Mordraten bekannt ist, als eine Serie an jungen Frauen in den bürgerlichen Vierteln. In dieser Hinsicht hätte er sich allerdings verspekuliert.

Wahrscheinlicher ist meines Erachtens aber: es muß irgendeinen Grund gegeben haben, daß der Mann bei Frauen seines etwas gehobeneren (Bildungs)Niveaus nicht landen konnte! Seine Frontzähne sollen etwas gewöhnungsbedürftig ausgesehen haben...

tooth

...aber offenbar nicht so ausgeprägt, daß die Zeugen ihn direkt darauf diesen Makel reduziert hätten. Ich glaube, daß er auf irgendeine Art und Weise auf Frauen seines eigenen Milieus "creepy" gewirkt hat, diese Bibel-Zitate liefern da bereits einen Anhaltspunkt. Und dieses auf Frauen abschreckend Wirkende bei den " working class girls" , für die "Männer mit Manieren" oder "guter Kleidung" zumindest nicht alltäglich waren, eine unbedeutendere Rolle gespielt hat.

Und ich glaube, daß hier auch das Motiv der Serie zu finden ist: wenn im klassenbewussten U.K. der 60er er, der aus zumindest besseren Verhältnissen kommende, mit mehr Bildung und Manieren ausgestattete junge Mann sich schon dahin "hinablässt" , diesen
"Prolo-Schlampen" den ganzen Abend Drinks zu spendieren und ihnen "sicheres Geleit nach Hause" anbietet, will er Bitteschön auch eine Gegenleistung haben. Ich vermute, daß er die auch von mehreren, von ihm zunächst beeindruckten jungen Frauen, bekommen haben könnte.

Dreimal allerdings in einem Zeitraum von 20 Monaten zwischen den Taten bekam er keine Gegenleistung : der Zufall wollte es, daß Docker, MacDonald und Puttock an jenen Abenden, als sie auf " Bible John" trafen, menstruierten. Die ahnten wahrscheinlich die Absicht ihres Begleiters, nahmen aber fälschlicherweise an, daß "dieser höfliche Mann", der anders als viele Männer ihres eigenen Umfelds zu sein schien, Verständnis für ihre gegenwärtige Situation haben würde. Was sich tragischerweise als tödlicher Trugschluss herausstellte.


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Bible John, ungeklärter Serienmord Glasgow 1968/69

26.02.2022 um 10:26
Zur Menstruation fällt mir ein, dass manche Menschen die aus irgendwelchen Gründen riechen können. Ich hatte mal einen Freund, der das auf 1,5 Meter Abstand wahrgenommen hat. Ich weiß allerdings nicht wie weit das verbreitet ist.


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Bible John, ungeklärter Serienmord Glasgow 1968/69

26.02.2022 um 14:38
Zitat von angellostangellost schrieb:Zur Menstruation fällt mir ein, dass manche Menschen die aus irgendwelchen Gründen riechen können. Ich hatte mal einen Freund, der das auf 1,5 Meter Abstand wahrgenommen hat. Ich weiß allerdings nicht wie weit das verbreitet ist.
Das klingt schräg, es scheint aber was dran zu sein:

https://www.stern.de/panorama/wissen/mensch/verhaltensforschung-der-duft-der-frauen-3496850.html

Ausreichende Tuchfühlung war beim Tanzen ja jedenfalls definitiv vorhanden


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Bible John, ungeklärter Serienmord Glasgow 1968/69

13.10.2023 um 23:24
Scheinbar gibt es zu jedem legendenumrankten Serienkiller eine Hoax-Theorie...

Hier ein interessanter Artikel zum Thema vom "Cold Case Experten" Nate Campbell - seiner Ansicht nach hat es nie einen "Bible John" gegeben.

https://www.scottishdailyexpress.co.uk/comment/no-person-bible-john-patricia-29177436

"Der Ermittlungsleiter Joe Beattie habe in einem Interview vor seinem Tod gesagt, man sei nie davon ausgegangen, daß alle drei Frauen von ein und demselben Täter ermordet wurden"

"Die Zeugen , die das erste Opfer Patricia Docker im "Majestic" bzw. "Barrowland Ballroom" gesehen haben wollen, seien von der Polizei als "Zeitverschwendung" abgetan worden"

"Docker habe an diesem Abend geflunkert und nie vorgehabt, tanzen zu gehen, sondern habe in Wirklichkeit ein Date gehabt, was in den späten Sechzigern für alleinerziehende, noch nicht geschiedene und bei den Eltern lebenden Frauen als unangemessen angesehen wurde".

"Er glaubt, daß Docker dem schottischen Serienmörder Angus Sinclair zum Opfer fiel, dessen Schwiegereltern direkt auf der anderen Straßenseite lebten und bei denen Sinclair häufiger Zeit verbrachte. Der Mord an Patricia entspräche genau seinem M.O und er haben ähnlich Ted Bundy durchaus anziehend auf Frauen gewirkt".

"Die einzige Beschreibung vom rothaarigen, Bibelzitate produzierenden Serienkiller mit Stil kam von Jean Langford . Sie war die Schwester des dritten Opfers Helen Puttock, die den Mordabend zu viert zusammen mit Helen , dem späteren Killer und "einem anderen John" ,der später nicht mit ins Taxi stieg, sondern den Bus genommen haben soll, verbracht haben will. Langford sei aber an diesem Abend viel zu besoffen ("heavily intoxicated") gewesen, um die Geschichte so detailliert erzählen zu können, wie sie es letztlich getan hat."

"Den Taxifahrer hat man ( genau wie "den anderen John") nie gefunden".

"Bible John was a media invention. Police encouraged the fiction because they knew it was a reliable way of maintaining public interest in three unsolved murders, at least in the short term, even if they also knew that a psychopathic toff stalking Glasgow dancehalls was preposterous."


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