Gerade erst in diesem Januar erschien in der BBC eine fast zweistündige, neue Doku zu diesem Fall....
https://www.bbc.co.uk/iplayer/episode/m0011xrm/the-hunt-for-bible-john-series-1-episode-1...die derzeit leider nur im UK angeschaut werden kann. Einige Zeitungen aus dem U.K. rezensierten die Dokumentation als "die beste True Crime-Doku seit Langem". (btw: wenn einer einen Tipp hat, wo oder wie man sie vielleicht trotzdem gucken kann, bin ich natürlich über eine PM sehr dankbar ;-)
Auf Youtube gibt über den Kanal "BBC Scotland" zumindest die ersten vier Minuten. Dort wird direkt eingangs erwähnt, wie zudem unschwer auf "Google Maps" und "Street-view" zu erkennen, daß Milieu und Opfer "Working Class" waren.
----In jedem Artikel oder Filmbeitrag entdecke ich irgendwas, daß mir noch unbekannt war. Die Frage, die ich allerdings in der Regel überall vermisse , ist folgende:
Warum hat der Killer, der durch seine Kleidung, Sprachschatz, kultiviertem Auftreten und mit seinen gepflegte Händen/Nägeln dort sofort auffiel, ausgerechnet das East-End und den " Barrowland Ballroom" gewählt ?
Sicher, heute ist der Schuppen eine Legende, z.B. von Amy MacDonald besungen. Damals, zu Zeiten der "Dance Hall Days" dürfte es viele dieser Lokalitäten in der zweitgrößten Stadt des U.K. gegeben haben. Das erste Opfer ,Patricia Docker, startete ihren Tanzabend z.B. zunächst im " Majestic Ballroom", bevor sie ins " Barrowland" weiterzog.
Warum hat der Killer, offenbar nicht aus dem beschriebenen Milieu kommend, extra diesen Weg auf sich genommen, obwohl er sich wahrscheinlich auch in einer näher gelegenen Lokalität und bekannteren Umgebung hätte austoben können?
Dafür gibt es imo zwei Erklärungen: wenn der Täter sich in den Mordnächten bereits mit dem "Vorsatz zu Töten" auf den Weg machte, könnte er spekuliert haben, daß eine Mordserie begangen an "East End Girls" weniger Wellen in einer Stadt verursacht, die seit je her für hohe Kriminaltäts-und Mordraten bekannt ist, als eine Serie an jungen Frauen in den bürgerlichen Vierteln. In dieser Hinsicht hätte er sich allerdings
verspekuliert.
Wahrscheinlicher ist meines Erachtens aber: es muß irgendeinen Grund gegeben haben, daß der Mann bei Frauen seines etwas gehobeneren (Bildungs)Niveaus nicht landen konnte! Seine Frontzähne sollen etwas gewöhnungsbedürftig ausgesehen haben...
...aber offenbar nicht so ausgeprägt, daß die Zeugen ihn direkt darauf diesen Makel reduziert hätten. Ich glaube, daß er auf irgendeine Art und Weise auf Frauen seines eigenen Milieus "creepy" gewirkt hat, diese Bibel-Zitate liefern da bereits einen Anhaltspunkt. Und dieses auf Frauen abschreckend Wirkende bei den " working class girls" , für die "Männer mit Manieren" oder "guter Kleidung" zumindest nicht alltäglich waren, eine unbedeutendere Rolle gespielt hat.
Und ich glaube, daß hier auch das Motiv der Serie zu finden ist: wenn im klassenbewussten U.K. der 60er
er, der aus zumindest besseren Verhältnissen kommende, mit mehr Bildung und Manieren ausgestattete junge Mann sich schon dahin "hinablässt" , diesen
"Prolo-Schlampen" den ganzen Abend Drinks zu spendieren und ihnen "sicheres Geleit nach Hause" anbietet, will er Bitteschön auch eine Gegenleistung haben. Ich vermute, daß er die auch von mehreren, von ihm zunächst beeindruckten jungen Frauen, bekommen haben könnte.
Dreimal allerdings in einem Zeitraum von 20 Monaten zwischen den Taten bekam er keine Gegenleistung : der Zufall wollte es, daß Docker, MacDonald und Puttock an jenen Abenden, als sie auf " Bible John" trafen, menstruierten. Die ahnten wahrscheinlich die Absicht ihres Begleiters, nahmen aber fälschlicherweise an, daß "dieser höfliche Mann", der anders als viele Männer ihres eigenen Umfelds zu sein schien, Verständnis für ihre gegenwärtige Situation haben würde. Was sich tragischerweise als tödlicher Trugschluss herausstellte.