seli schrieb am 28.01.2016:Hier einmal ein Bericht, wieviele (wohl auch nur die Dunkelziffer) Flüchtlingskinder vermisst werden
http://www.welt.de/politik/deutschland/article149815580/Die-verschwundenen-Kinder-des-Krieges.html (Archiv-Version vom 30.11.2020)
Menschenhandel? Zwangsprostitution? Islamisten? Man muss ja schon sehr große Scheuklappen anlegen, um einen solchen Artikel zu schreiben. Fakt ist: Wenn ein Migrant in Deutschland einreist und sagt, minderjährig zu sein und keine Papiere zu besitzen, dann wird das vielerorts ohne weiteres akzeptiert. Beispiel:
https://www.echo-online.de/politik/hessen/warum-minderjahrige-fluchtlinge-aus-ihren-wohngruppen-verschwinden_16652823#
Viele haben keine Papiere. Ob sie wirklich 17, wie von ihnen angegeben, oder tatsächlich 27 Jahre alt sind, wird hier durch Inaugenscheinnahme bestimmt. "Wir entscheiden im Zweifel für die Minderjährigkeit", sagt Amtsleiterin Enders.
Und als minderjähriger unbegleiteter Flüchtling hat man den Vorteil, dass man auf jeden Fall geduldet wird, selbst wenn der Asylantrag abgelehnt wird oder man gar nicht erst einen gestellt hat. Eine Überprüfung der Identität ist schwierig bis unmöglich, eine Altersfeststellung wird entweder nicht sofort oder aber überhaupt nicht gemacht.
Es liegt auf der Hand, dass viele erwachsene Migranten behaupten, minderjährig zu sein, um sich diese Vorteile zu verschaffen. Dies führte dazu, dass laut Angaben des Bundesfamilienministeriums zeitweise 43 Prozent der angeblichen „Minderjährigen“ effektiv schon volljährig waren. Und dies sind dann auch nur die tatsächlich überprüften Fälle.
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/fluechtlinge-viele-angeblich-minderjaehrige-sind-ueber-18-jahre-15305789.htmlDazu kommt dann noch: Es war lange Zeit praktisch unmöglich und ist heute auch nicht überall so leicht, die Identität eines bereits in Deutschland registrierten Asylbewerbers festzustellen, und so Mehrfachregistrierungen zu unterbinden:
https://www.welt.de/politik/deutschland/article176623392/Fluechtlingskrise-Viele-Behoerden-koennen-keine-Fingerabdruecke-ueberpruefen.htmlhttps://www.zeit.de/2015/38/fluechtlinge-asyl-syrer-ausweise-faelschungenhttps://www.tagesspiegel.de/politik/asylverfahren-in-deutschland-wie-konnte-anis-amri-14-identitaeten-haben/19252998.htmlDiese Handhabung kann zu folgender Situation führen:
Wenn an Ort A ein fünfundzwanzigjähriger Marokkaner anreist und sagt, er sei ein 17-jähriger Syrer; dann aber zu Ort B weiterreist, weil ihm seine zugewiesene Unterkunft in der Provinz von Ort A nicht behagt, und sich dann unter anderem Namen als 16-jähriger Afghane ausgibt; aber vor der Altersfeststellung zu Ort C weiterreist, wo er dasselbe nochmals macht, bis er dann in Frankreich aufgegriffen, als Marokkaner identifiziert und abgeschoben wird:
Dann haben wir in Deutschland drei minderjährige unbegleitete Flüchtlinge in der Statistik, die spurlos verschwunden sind. De facto hat es aber keinen dieser minderjährigen Flüchtlinge jemals gegeben.
Während ich natürlich nicht weiß, auf wieviele Prozent dieser verschwundenen Flüchtlinge eine solche oder ähnliche Situation zutrifft, ist es doch sehr merkwürdig, wenn ein Artikel auf diese allgemein bekannten Tatsachen überhaupt nicht eingeht, und stattdessen ohne jede Belege seine Informanten Bedrohungsszenarien von Menschenhandel, Prostitution, Islamisten und Zwangskriminalität entwerfen lässt. Als ob dies die realistischste Annahme für das spurlose Verschwinden dieser Migranten sei.
Für den konkreten Fall des verschwundenen Mustafa A. muß das alles natürlich nichts heißen. Insbesondere will ich ihm natürlich nicht irgendeinen Betrug unterstellen; es soll sich ja auch seine Familie in Dannenberg befunden haben. Aber ich wollte mal klarstellen, dass man bei einem verschwundenen Flüchtlingskind nicht davon ausgehen muss, dass dahinter jemand oder gar ein organisiertes Netzwerk steckt, welches auf irgendeine Art Kinder ausbeutet. Das dürfte da auch nicht wesentlich häufiger sein als bei in Deutschland geborenen Kindern, und falls doch, sollten diese „Experten“ Konkretes liefern, anstatt nebulös herumzuraunen.